klausreichenbach
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Erstellt: 04.12.06, 11:36 Betreff: Geschichten aus dem Beerenwald
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Geschichten aus dem Beerenwald Es war einmal… so fangen sie alle an, die alten Geschichten und Märchen. Ganz so alt ist unsere Geschichte längst nicht, aber ihre Wurzeln reichen weit in die Vergangenheit zurück.
Im deutschen Wald lebten viele Bären, und sie waren eigentlich ganz zufrieden. Bis – ja bis ihnen an vielen Stellen in ihrem großem Wald die leckeren Beeren ausgingen.
Früher hatten die Braunbären, die Eisbären, die Waschbären, die Grizzly’s und ein paar Eisbären immer genug Beeren gefunden. Weiße, rote oder schwarze Johannisbeeren, Heidelbeeren, Erdbeeren, Himbeeren, Schlehen, Holunderbeeren und was sonst noch alles so an Beeren da war.
Klar, als Bär hatte man es nicht leicht. Denn wenn man am liebsten Erdbeeren essen wollte, fand man natürlich ausgerechnet Heidelbeeren oder Schlehen. Als dann auch noch die Ernte immer schlechter wurde, trafen sich die vielen verschiedenen Bären zu einem großen Treffen auf der großen Lichtung mitten im Wald. Die wenigen Eisbären ließen sich da schon von ihrem Obereisbär vertreten. Der fand das alles spannend und richtig, obwohl – Eisbären eigentlich eher Fisch mögen.
"Wir müssen eine einfache Lösung finden, damit wir alle genug zu essen haben und am besten auch unsere Lieblingsbeeren bekommen“, sagte der alte und einsam lebende Eisbär. „Wir können ja Beeren tauschen, einfach und ohne Geld“, erklärte der beinahe genauso alte Grizzly. „Klar, und alle werden einfach wissen, wie das funktioniert?“ fragte der manchmal etwas skeptische Waschbär. Der wollte immer alles ganz genau wissen. „Ist doch einfach. Wir wissen doch, wie lange wir brauchen, bis wir einen Korb voller Beeren zusammen gesucht haben“, so der alte Grizzly. So viel Zeit, so viele Beeren, das war sein scheinbar einfacher Vorschlag. „Hätt’ste wohl gerne“, stänkerte der Eisbär gleich los. Dann bekommen die alten und langsamen auch noch besonders viele Beeren als Belohnung, weil sie so alt und langsam sind. Nö, denn sie sind doch genauso schnell, weil sie ja viel mehr Erfahrung haben wie die schnelleren Jungbären, warf der Waschbär ein. Ich finde, dass muss auch aufgeschrieben werden, meinte da der clevere Braunbär. Schließlich könnte es ja sein, dass er kurz vor Winterschlaf noch viele Schlehen finde und die eintausche. Aber wenn er dann Erdbeeren dafür haben wolle, müsste er ja bis zum Frühjahr oder Sommer warten. Und dann muss das jemand aufschreiben.
So diskutieren sie noch eine Weile. Am Ende wollen die Braunbären alles mit Zeit verrechnen und das auch genau aufschreiben, die Grizzly’s wollen auch alles aufschreiben, aber sie führen auch Buch, wie alt und schlau denn der sammelnde Bär ist. So rechnen sie also mit Zeit und Sammlererfahrung. Beide fanden, es sei so einfach genug und bringe auch noch die Bärenfamilien wieder in Kontakt. Also sei der Beerentausch nicht nur gut für’s Überleben, sondern auch für ihre Stämme. Die Waschbären, die schon immer von allem etwas naschten, dachten sich: gut, nehmen wir beide Systeme. Aber wenn wir das aufschreiben, ist es ja fast wie Geld. Na ja, halt ein Geld, dass nur in unserem Waldgebiet gilt, aber irgendwie doch auch Geld. Wir nennen es mal Waschregionengeld. So begannen sie auch mit dem Beerentausch, aber weil Waschbären ja auch gerne mal ein Ei essen, wurden die anderen Leckereien (außer den Beeren) einfach mit dem neuen Waschregionengeld bezahlt.
Der Eisbär saß ziemlich alleine in seiner Denkhöhle und beobachtete einfach, was da so passierte.
Ab und zu veröffentlichte er mal eine Denkschrift. Die waren aber meist recht lang und es fehlte ihnen natürlich immer so ein bisschen die praktische Anbindung. So kam es, dass die anderen Bären seine Denkschriften entweder nicht verstanden, falsch verstanden oder einfach gar nicht lesen mochten.
So ging es eine Weile nebeneinander her, jede Bärenfamilie fand, sein System sei das Beste. Aber schon im ersten Sommer kam der Braunbärenchef auf eine schlaue Idee. „Wir Bären sollten uns mal alle treffen und einander erzählen, wie wir das nun wirklich so machen, den Beerentausch“, sprach’s und schickte allen einen Brief.
Er glaubte nicht, dass viele kommen würden. Aber da hatte er falsch gedacht. Das Beerentauschen war mittlerweile im ganzen deutschen Wald so verbreitet, dass ganz viele Bären zum Treffen kamen. Vor allem: nun kamen auch Bären, von denen der Braunbär nie gehört hatte. Wer hatte denn je von den Koalas gehört? Vor allem: die wollten gar keine Beeren tauschen, denn sie wollten immer nur Eukalyptus Blätter. Die musste man aber von weit her holen.
Da kam also schon der nächste Ansatz. Macht ja nichts, meinte der Koala Chef, dann tauschen wir halt mit den Bären aus dem Austrowald, denn wo steht denn geschrieben, dass wir nur im deutschen Wald tauschen dürfen?
Der einsame Eisbär, der ja eigentlich nur für den klaren, kalten Fisch war, war sich wieder nicht so ganz sicher, ob das immer noch den Tauschregeln entsprach, aber er hatte ja viel Zeit und so dachte er sich das ErrTErr aus und das bot er dann allen Bären, egal ob Wasch-, Braun-, oder Koalabären an, damit sie miteinander tauschen konnten.
So trennten sie sich, verabredeten aber, sich nun jedes Jahr auf einer anderen Lichtung zu treffen.
Was in dem Jahr dazwischen alles so passierte, dass erfuhren die meisten Bären meist gar nicht. Na ja, so musste das alles jedes Mal wieder neu auf den jährlichen Treffen erzählt werden.
Der Eisbär rief deshalb mal beim Braunbär an und schlug vor, dass sich doch die Bärenchefs zum Wohle aller Bären zwischen den Jahrestreffen öfters treffen sollten. Außerdem könnten sie sich dann ja auch gleich noch überlegen, wie sie sich gegen die Regierungsbären wehren könnten. Denn denen (eine ganz besondere Bärenrasse) waren die verschiedenen Tauschbären ein Dorn im Auge. Die anderen Bären fanden das gar nicht so dumm, also begannen sie sich zu treffen. Was als gute Idee begann, erwies sich schnell als schwierig. Denn der alte schlaue Eisbär hatte so seine ganz eigenen Vorstellungen, während der Braunbär wieder andere wie der Waschbär hatte. Außerdem mochten ja alle auch noch ganz verschiedene Beeren zum Essen. Und dann hatte der Waschbär ja auch noch sein Waschregionengeld und der Koala tauschte einfach mit allen Bären, aber er wollte immer nur Eukalyptus eintauschen.
Also diskutierten sie wild herum und kamen oft nicht so recht voran. Wenn sie sich aber mal einig waren, dann wollten die Mitglieder der einzelnen Bärenfamilien nicht mehr mitmachen, weil, sie waren irgendwie gar nicht gefragt worden.
Die Regierungsbären fanden die Treffen der Tauschbärenchefs gar nicht so schlecht, jetzt mussten sie nicht mehr mit all den einzelnen Bärenfamilienmitgliedern reden, sondern nur noch mit den Bärenchefs. Die Jahrestreffen fanden weiter statt, aber mit der Chefgruppe lief’s dann doch nicht mehr. Der alte Eisbär hatte mittlerweile so viele Denkschriften veröffentlicht, dass ihm keiner mehr richtig folgen mochte, ja sogar das Diskutieren machte den anderen Bären keinen Spaß mehr. Und dann fand der alte Eisbär auch noch heraus, dass die Waschbären einfach alles mit allem tauschten und das auch noch mit ihrem Waschregionengeld vermischten. Na das ging aber doch zu weit. Er versuchte alle anderen Bären zu überzeugen, dass die Waschbären nun nicht mehr zur Beerentauschgruppe gehörten.
Darüber kam es dann zum Streit und die Gruppe mochte sich nicht mehr treffen. Und am Ende wollte auch kaum einer mehr mit dem alten Eisbär reden. Na ja, ein paar Sonderbärchen schon noch, aber irgendwie hatten die Waschbären sich mit den Koalas und den Braunbären ausgesprochen. Sie veranstalteten jetzt ganz andere Jahrestreffen, wo einfach alle Arten von Beerentauschereien veranstaltet wurden. Und das funktionierte auch noch. Plötzlich kamen aus den vielen Bärenfamilien wieder ganz viele zu den Jahrestreffen. Und die nahmen einfach all die neuen Ideen mit nach Hause und benutzten sie auch noch.
Der Eisbär war mittlerweile ganz allein in den Norden gezogen und grummelte, weil da einfach so viele verschiedene Beerentausche vermischt wurden.
Die anderen Bären aber fanden, sie sollten nun auch wieder zwischen den Jahrestreffen ihre besten Nachdenkerbären auf Treffen schicken. Die sollten aber auch alles, was sie sich ausdachten und miteinander besprachen, immer gleich allen Bären bekannt geben, egal aus welcher Familie sie kamen.
Na ja, war ja wieder mal was anderes, also gesagt getan. Die Nachdenkerbären dachten vor allem darüber nach, wie sie denn möglichst viele Bären zum nachdenken und zum mitmachen bringen könnten. Der alte Eisbär fand, da kommt nichts bei raus und es sei alles nur Geschwätz. Auf dem Jahrestreffen aber erklärten die Koalas, die Braunbären, die Waschbären und was sonst noch so brummte, dass die Nachdenkerbären eine Chance verdient haben. Und so schlugen sie vor, die könnten doch mal das nächste Treffen ausrichten. Nicht mehr eine Bärenfamilie macht das Treffen, sondern ganz viele aus allen Beerenwäldern wollen dabei mitarbeiten und auch Beeren zum essen mitbringen.
Nur der alte Eisbär, der hatte nun doch endgültig ein Problem. Er mochte nämlich eigentlich überhaupt keine Beeren, wirklich keine. Am liebsten aß er nämlich Fisch…
Klaus Reichenbach
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