FU-Aktionstag 31.1.2008

 
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FAQs zur Bibliothekszusammenlegung

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Beiträge: 9

New PostErstellt: 17.12.07, 14:04  Betreff: FAQs zur Bibliothekszusammenlegung  drucken  weiterempfehlen

Nochmal im öffentlichen Bereich:





 



Was passiert da mit den Bibliotheken?
Ist es nicht besser jeweils eine große FBbilbiothek mit längeren
Öffnungszeiten zu haben in der alle Bücher an einer Stelle sind?
Reicht nicht ein Exemplar pro Buch?
Was passiert mit den ausgesonderten Büchern?
Warum will das Präsidium das und wer will das noch?

Als offizielle Gründe nennt das Präsidium: die Studierenden
würden profitieren durch längere Öffnungszeiten und durch weniger Umherlaufen
bei der Suche nach Büchern. Es würde Geld gespart durch die Reduzierung der zu
verwaltenden Bücher und durch Entlassung von MitarbeiterInnen. Zudem würden
Räume frei für Veranstaltungen. Hinter dem Präsidium stehen noch die BibliotheksleiterInnen
der Institute sowie die Dekanin des Fachbereichs Barbara Riedmüller, die
geradeweg behauptet, bis 2010 seien ohnehin alle Bücher digitalisiert. Kurz:
alle hohen Positionen sind für die Zusammenlegung. Teils erbitterter Protest
regt sich an der Basis: im Bibliotheksrat sind außer den genannten
BibliotheksleiterInnen Alle gegen die Pläne des Präsidiums, der Institutsrat
der Ethnologie hat einen Protestbrief beschlossen und in studentischen
Politgruppen grassiert das Entsetzen. Die Basis wirft dem Präsidium vor,
Studien- und Forschungsbedingungen untragbar zu verschlechtern, öffentliches
Eigentum in Millionenhöhe zu verschleudern sowie sinnlose millionenschwere
Prestigebauten für Werbefotos einer vermeintlichen Elite-Uni zu errichten,
während andernorts an allen Ecken der Lehre und Forschung gespart wird. Zu
grundlegenderen Motiven: das Präsidium ist konservativ-neoliberal besetzt und
Präsident Lenzen ist Lobby-Sprecher des neoliberalen Think-Tanks
"Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" mit der üblichen Agenda der
Auflösung und Privatisierung öffentlichen Eigentums zur Verfügbarmachung für
den Markt. Die Reduzierung des frei verfügbaren öffentlichen Bestands dürfte
also ideologisch getragen sein. Was die BibliotheksleiterInnen zur Unterstützung
bewegt, könnte als internes Geschachere um Postensicherung vermutet werden: wer
sich jetzt opportun gibt, bekommt einen der reduzierten Arbeitsplätze in der
zentralisierten Fachbereichsbibliothek. Hier beginnt jedoch die Spekulation.

 
 

 

 


Was hat das alles mit der Umstrukturierung der Hochschulen zu tun? Was hat das alles mit Dieter Lenzen zu tun?

Ganz praktisch: die Zusammenlegung der Bibliotheken ist mit
hoher Wahrscheinlichkeit sein persönliches Projekt. Er kam persönlich zum
Bibliotheksrat, um die Zusammenlegung vorzustellen und sein Pressesprecher
versandte die Stellungnahme zu den Plänen. Davon ab entspricht dieses Projekt
seinem allgemeinen Profil: Dieter Lenzen ist Sprecher der "Initiative Neue
Soziale Marktwirtschaft" (INSM), ein neoliberaler Think-Tank des
Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall und eine mit jährlich 10 Millionen Euro
ausgestatte professionelle PR-Lobby für die Privatisierung öffentlichen
Eigentums. Konkreter ausgedrückt: Dieter Lenzen ist für die Einführung von
Studiengebühren, für die Überführung von öffentlichen Universitäten in
Stiftungsuniversitäten sowie für eine an der Wirtschaft ausgerichtete
Forschung, was eine ausgewiesene Gefahr für das hohe Gut der wissenschaftlichen
Autonomie darstellt. Die radikale Reduzierung des Bücherbestands als
öffentliches Eigentum bei gleichzeitigem Bau millionenschwerer Prestigeobjekte
dient seinem erklärten Ziel der Umwandlung der FU zu einem Unternehmen, zu
einer "Marke mit Strahlkraft". Mit der Verbesserung der Studien- und
Forschungsbedingungen hat das nichts zu tun, lediglich mit photogenen
werbewirksamen Fassaden. Diesen Umwandlungsprozess verfügt er 'top-down': 1998
wurde die sogenannte Erprobungsklausel ins Berliner Hochschulgesetzt
eingeführt, die wesentliche Paragraphen befristet außer Kraft setzt, um neue
Modelle der Leitung zu erproben. An allen drei großen Universitäten folgte
hierauf eine Entdemokratisierung der Entscheidungsprozesse durch
Befugniserweiterungen des Präsidiums. Beispiel Berufungsverfahren: der in den
Medien breit diskutierte "Fall Scharenberg" zeigte eine per
klassischem Hochschulgesetz illegitime Einmischung des Präsidiums in die
Berufung eines politisch unbequemen Dozenten zum Junioprofessor. Das Präsidium
verhinderte seine Ernennung mit nachweislich vorgeschobenen Gründen und bestand
auf die Neukonstituierung der Berufungskommission trotz des Protests von über
200 HochschullehrerInnen weltweit. Beispiel Exzellenzinitiative: der
akademische Senat als das Parlament der Universität hat über den Antrag des
Präsidiums bei der Exzellenzinitative abgestimmt ("Internationale
Netzwerkuniversität"), ohne im Vorfeld die Details des umfassenden Umbaus
der Universität zu kennen. Eine Diskussion über die referierte
Kurzsammenfassung des geheimgehaltenen Antrags, der unter anderem die weitere
Kompetenzverlagerung vom Akademischen Senat zum Präsidium vorsieht, wurde mit
einem schnellen Beschluss abgewürgt.

 

Kurz: Dieter Lenzen ist ein zentraler Akteur der
Umstruktierungen der Hochschulen und schaltet sich aktiv, medienwerksam und
lobbygestützt in den Ökonomisierungs- und Entdemokratisierungsprozess nicht nur
der Hochschulen ein.

 
 

 

 



Ich verbringe viel Zeit mit Studieren. Was bringt es mir, mich hierfür
einzusetzen?

Gerade die Bachelor-Generation ist in ihren studienbezogenen
Freiheiten stark eingeschränkt. Das betrifft sowohl das interessengeleitete
Studium als auch die eigene Zeiteinteilung beim Studieren. Den Bücherbestand
auf ein Exemplar je Ausgabe zu reduzieren, bedeutet hierin eine weitere
dramatische Verschlechterung: wenn Du Bücher für Hausarbeiten oder Referate
nicht mehr ausleihen kannst, weil sie entweder verliehen oder im Lesesaal von
jemand Anderem benötigt werden, wirst Du in weitere Zeitnot kommen - dann hast
Du die Wahl: entweder Du liest das Buch in der Bibliothek nachts um drei wegen
der verlängerten Öffnungszeiten oder Du musst es Dir kopieren oder kaufen, was
nichts Anderes darstellt als eine Kostenumverteilung von der Universität auf
Dich. Durch Seminare und Vorlesungen inspiriert nicht mehr in der Bibliothek
durch Bücher stöbern und sie anlesen zu können, bedeutet, Dich auf die
kanonisierten Reader zu beschränken und Dich lediglich im Horizont vorgegebener
Anforderungen zu bewegen. An dieser Stelle interessengeleitet Deinen Ideen
nachzukommen, kann dann an fehlenden Büchern und fehlendem Geld scheitern. Der
Bücherbestand sind die Möglichkeiten Deines Studiums, sie sind der Ideenfundus
aus Jahrtausenden des Nachdenkens und Forschens. Was hier auf dem Spiel steht,
ist nicht weniger als die Zugangsmöglichkeit zum Allgemeingut Wissen als
notwendige Voraussetzung für Selbstbestimmung.

 
 

 

 



Sind nicht die Gremien dafür zuständig?

Die Entscheidung über die Situation der Bibliotheken wird
natürlich in den zuständigen Gremien getroffen, allerdings brauchen die
EntscheidungsträgerInnen sowohl Hintergrund-Informationen, die sie sich wegen
zeitlicher Eingebundenheit oft nicht selbst beschaffen können, als auch vor
allem Rückendeckung durch studentischen Protest. Es ist ein offenes Geheimnis,
dass ProfessorInnen und Angestellte indirekt unter Druck gesetzt werden:
Hintertürgespräche, politische Opportunität und Sympathien sind inoffizielle
jedoch zentrale Vergabekriterien für Professuren, Gelder, Sachmittel und Räume
an der FU. Und studentische Mitbestimmung in den akademischen Gremien ist
marginalisiert: ProfessorInnen stellen in allen Gremien die absolute Mehrheit,
die anderen Statusgruppen (Wissenschaftliche MitarbeiterInnen, Sonstige
MitarbeiterInnen und Studierende) teilen sich die verbliebene Minderheit an
Sitzen paritätisch. Obwohl Studierende also die überwältigende Mehrheit der
Universitätsangehörigen stellen, liegt ihr Stimmanteil bei etwa 15%.
Studentische Positionen können somit zwar in den Gremien artikuliert werden,
umgesetzt wird in den meisten Fällen jedoch eine präsidiumsnahe Linie u.a.
aufgrund der genannten Furcht von Instituten, oppositionell zum nächsten
Kürzungs-Opfer zu werden. Studentische Gremien-Partizipation verkommt so zur
legitimierenden Farce professoraler präsidiumsnaher Entscheidungen, weshalb es
zur Durchsetzung studentischer Interessen einen Protest außerhalb der Gremien
bedarf.

 
 

 

 



Was kann ich dagegen tun?

Zunächst ganz einfach: informiere Dich weiter. Ende Januar
wird sowohl eine Vollversammlung der Studierenden zur Bibliothekszusammenlegung
einberufen als auch ein Informations- und Aktionstag stattfinden. Nimm Dir die
Zeit hierfür. Nimm Kontakt zu Deinen Fachschaftsinitiativen am Institut sowie
zu anderen engagierten hochschulpolitischen Gruppen auf. Informiere Deine
KommilitonInnen und besprich das Thema mit den studentischen
GremienvertreterInnen, mit DozentInnen und mit Deinen Profs. Artikuliere Deinen
Protest und denke Dir eigene Formen des Protests aus. Die Zeit eilt: es gibt
bereits Anweisungen, Bücher nicht mehr für den Online-Bestand zu katalogisieren,
das heißt, die Aussonderung der hunderttausenden von Büchern hat schon
begonnen.






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