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Wien der 3.Bezirk (Landstraße)

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Sindy

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New PostErstellt: 24.06.08, 12:40  Betreff: Wien der 3.Bezirk (Landstraße)  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Landstraße

III. Wiener Gemeindebezirk
WappenKarte
Name:Landstraße
Fläche:7,42 km²
Einwohner:84.360 (1. Jän. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte:11.383 Einwohner je km²
Postleitzahl:1030
Adresse des
Bezirksamtes:
Karl-Borromäus-Platz 3
1030 Wien
Offizielle Website:www.wien.gv.at/landstrasse
Politik
Bezirksvorsteher:Erich Hohenberger (SPÖ)
Bezirksvertretung
(54 Bezirksräte)
SPÖ 24, ÖVP 12, Grüne 11,
FPÖ 6, KPÖ 1

Landstraße ist der dritte Wiener Gemeindebezirk. Die Landstraße liegt als einziger Innenstadtbezirk sowohl innerhalb auch als außerhalb des Wiener Gürtels (= ehemaliger Linienwall). Der Bezirk wurde 1850 eingemeindet. In ihm findet man Sehenswürdigkeiten wie das Schloss Belvedere, das Hundertwasserhaus und das Arsenal sowie zahlreiche Botschaften.

Geographie

Lage

Die Landstraße ist im südöstlichen Zentrum der Stadt Wien situiert und nimmt eine Fläche von 7,42 km² bzw. 1,8 % der Wiener Stadtfläche ein. Damit liegt die Landstraße im Mittelfeld der Wiener Gemeindebezirke. Als Teil der „Inneren Bezirke“ verfügt der Bezirk über einen vergleichsweise hohen Anteil an Betriebsbaugebieten und Grünflächen. Der Bezirk liegt entlang mehrerer Terrassen der Donau, wobei der Donaukanal die östliche und die Wien die nordwestliche Grenze bildet. Im Süden des Bezirks grenzt der Laaer Berg an Landstraße.

Geologie

Das Bezirksgebiet der Landstraße wurde vor allem durch die Donau geformt, die im Laufe der Zeit mehrere Terrassen bildete. Insbesondere während der Eiszeit kam es durch Frost zur Bildung großer Schuttmassen, die von der Donau in das Wiener Becken verfrachtet wurden. In den warmzeitlichen Phasen schnitt sich in der Folge die Donau in den Schotterkörper und bildete Terrassen heraus, wobei die Terrassen mit zunehmender Entfernung zur Donau bzw. des Donaukanals immer älter werden. Auf dem Bezirksgebiet liegt drei Donauterrassen, deren Höhe ausgehend vom Donaukanal nach Westen ansteigt. Nahe am Donaukanal liegt die "Zone der rezenten Mäander", die Stadtterrasse (Risseiszeit) folgt auf der Höhe der Landstraßer Hauptstraße (172 Metern) und die Arsenalterrasse (Mindeleiszeit) auf dem Gelände des Arsenals. Der höchste Punkt wurde mit 193,1 Metern an der Kreuzung Landstraßer Gürtel/Kärchergasse (am Arsenal) gemessen.

Der Aufbau der Terrassen ist mit Ausnahme der jüngsten Terrasse (Zone der rezenten Mäander) immer gleich. Der Untergrund besteht überwiegend aus Tegel sowie teilweisen sandigen Ablagerungen aus dem Pannonium, darüber Kiesschichten die während der Eiszeiten aufgeschüttet wurden. Die oberste Schicht wird aus Löss gebildet, der aus dem Alpenvorland geweht wurde. Bei der jüngsten Terrasse liegen über der Kiesschicht hingegen Ausedimente wie Feinsande und Silite. Die Gesteine der Kiesschicht wurden überwiegend aus Abtragungen der Alpen und der Böhmischen Masse gebildet. An der Landstraßer Hauptstraße erreicht diese Kiesschicht eine Höhe von zwölf Metern. Bei den plattigen Steinen handelt es sich in der Regel um Sandstein aus dem nahe gelegenen Wienerwald. Die runden Gerölle bestehen zum Großteil aus kristallinen Gesteinen wie Granit, Gneis und Quarze. Die Granite stammen ebenso wie die schwarzen Amphibolite aus der Böhmischen Masse. Der graue bis grünliche Gneis wurde aus den Zentralalpen und der Böhmischen Masse abgetragen. Weitere runde bis ovale Kiese bestehen aus Kalk und stammen aus den Nördlichen Kalkalpen.

Flächennutzung

Die Baufläche der Landstraße umfasst 57,96 % (Wienweit 33,32 %) der Bezirksfläche, wobei dies der siebthöchste Wert eines Wiener Gemeindebezirks ist. Der Anteil von Wohnbaufläche am gesamten Bauland beträgt für Wien sehr niedrige 46,54 %. Weitere 25,85 % entfallen auf Betriebsbaugebiet und 22,33 % auf Flächen die dem kulturellen, religiösen, sportlichen oder öffentlichen Bereich gewidmet sind. Grünflächen nehmen in der Landstraße einen Gesamtanteil von 13,18 % ein, wobei die Landstraße im unteren Mittelfeld der Wiener Bezirke liegt. 73,82 % der Grünfläche entfallen auf Parkanlagen, 11,67 % auf Sport- und Freizeitflächen, der Rest auf Kleingärten, Wiesen und einen kleinen Rest landwirtschaftlicher Nutzfläche. Da der Bezirk kaum Anteile an Wienfluss und Donaukanal hat, entfallen nur 0,12 % der Bezirksfläche auf Gewässer. Der Anteil der Verkehrsflächen am Bezirksgebiet ist mit 28,74 % der siebthöchste Wert Wiens.

Flächennutzung in ha 2001
BauflächeGrünfläche
431,8898,21
WohnbauBetriebsgebietöffentliche EinrichtungenLandwirtschaftParksWälderWiesenKleingärtenFreizeit- Flächen
200,99111,6496,452,6272,5006,095,5411,64

GewässerVerkehrsflächen

0,93             214,14

Nachbarbezirke

Die Landstraße gehört zu den sogenannten „Inneren Bezirken“. Im Nordosten und Osten bildet das rechte Ufer des Donaukanals die Grenze zur Leopoldstadt. Die südliche Grenze verläuft im Zickzack durch das Betriebsbaugebiet der Bezirke Landstraße und Simmering. Im Südwesten grenzt Landstraße entlang der Arsenalstraße an den Bezirk Favoriten, im Westen bildet die Prinz-Eugen-Straße die Grenze zu Wieden. Im Norden trennt schließlich der Wienfluss die Landstraße von der Inneren Stadt.

Bezirksteile

Die Gemeinden des späteren Bezirks um 1850
Die Gemeinden des späteren Bezirks um 1850

Der Bezirk Landstraße besteht aus der gleichnamigen Katastralgemeinde sowie kleinen Anteilen an der Katastralgemeinde Simmering im Süden des Bezirksgebietes. Ursprünglich wurde das Bezirksgebiet jedoch aus aus den drei ehemals selbstständigen Gemeinden Weißgerber, Erdberg und Landstraße gebildet. Der Bezirksteil Weißgerber liegt im Norden des Bezirksgebietes und umfasst im Wesentlichen das Gebiet zwischen Donaukanal, Wienfluss und der Marxer Gasse. Das Gebiet ist großteils mit Wohnbauten (unter anderem dem Hundertwasserhaus) verbaut. Daneben haben sich Institutionen wie Statistik Austria, die Finanzlandesdirektion, das Justizzentrum Wien-Mitte und das KunstHausWien angesiedelt. Südöstlich des Bezirksteils Weißgerber liegt der namengebende Bezirksteil Landstraße. Der vielseitige Bezirksteil umfasst zahlreiche Botschaftsgebäude und Wohnanlagen mit einem höheren Grünflächenanteil. Neben mehreren Parks (Teile des Stadtparks, Arenbergpark, Botanischer Garten der Universität Wien) befinden sich auch mehrere Schlösser (Schwarzenberg, Schloss Belvedere) in diesem Bezirksteil. Auch die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, das Wiener Konzerthaus und die Münze Österreich befinden sich in der Landstraße. Südlich der Marxer Gasse und östlich der Landstraßer Hauptstraße liegt der Bezirksteil Erdberg. Neben Wohnbauten ist vor allem der Süden von Erdberg von Betriebsflächen dominiert. Auch ein großes Sportzentrum, das Postzentrum, die Zentrale der Wiener Linien und das Staatsarchiv liegen hier. 1939 wurden dem Bezirk auch das Gebiet des Arsenals und das südöstlich angrenzende Gebiet angeschlossen, das vom Bezirk Favoriten abgetrennt wurde. Neben den ursprünglichen Gemeinden gibt es im volkstümlichen Verständnis abgrenzbare Viertel, etwa das Fasanviertel um die Fasangasse oder Sankt Marx.

Geschichte

Bezirksgeschichte bis ins 20. Jahrhundert

Erste Besiedelungsspuren im heutigen dritten Bezirk stammen aus der Bronzezeit. Im 9. Jahrhundert v. Chr. wurde das Gebiet von den Kelten besiedelt, die die La Tène-Kultur verbreiteten. Die keltische Siedlung auf dem Gebiet zwischen dem heutigen Rennweg und dem oberen Schloss Belvedere dürfte bis zur Römerzeit bestanden haben. Mit der Eingliederung des Gebietes befand sich hier eine zum römischen Militärlager Vindobona gehörige Zivilstadt. Durch den Bezirk führten dabei die Munzipalstraße und die Limesstraße. Das Zentrum der Zivilstadt lag auf dem heutigen Gebiet des Aspangbahnhofes. Durch einen Einfall der Markomannen wurde sie um 395 zerstört.

1715 wurde das Krankenhaus St. Elisabeth in der Landstraßer Hauptstraße gegründet.

Staatskanzler Metternich, der bis 1848 amtierte, wird der Satz Der Balkan beginnt am Rennweg zugeschrieben. Auch der Name Ungargasse verweist darauf, dass hier die damaligen Fernverkehrsstraßen von Wien nach Ungarn und auf den Balkan begannen.

Der heutige Bezirk Landstraße entstand durch Eingemeindung mehrerer, im Mittelalter bzw. in der frühen Neuzeit entstandener Ortschaften. Mit einer Kundmachung vom 20. März 1850 wurden die Grenzen des neu zu bildenden 3. Bezirks Landstraße gezogen. Er wurde aus den Vorstädten Landstraße, Weißgerber und Erdberg gebildet. Hinzu kamen Gebiete zwischen dem Liniengraben und der Eisenbahn Wien - Bruck an der Leitha, Sankt Marx und das Flussbett der Wien vom Mondscheinsteg bis zur Mündung in den Donaukanal. Eine geringfügige Änderung der Grenzen gab es 1938, als in der Folge der Errichtung Groß-Wiens Gebiete um das Arsenal und die südöstlich davon gelegenen Gebiete des Bezirks Favoriten zum Bezirk Landstraße kamen.

Justizzentrum Wien-Mitte
Justizzentrum Wien-Mitte

Nach der Eingemeindung entwickelte sich der Bezirk in vielerlei Hinsicht. Um die heutige Reisnerstraße siedelten sich zahlreiche Botschaften an. Mitte des 19. Jahrhunderts entstand das Fasanviertel zwischen Rennweg und Landstraßer Gürtel. In Erdberg siedelte sich der Zentralviehmarkt mit seinen Stallungen an und das bestehende Schlachthaus wurde ausgebaut (vgl. Fleischversorgung von Wien).

Noch bis ins 20. Jahrhundert war der Bezirk vor allem Heimat der mittleren Bevölkerungsschichten, durch den Aufstieg von Handel und Industrie entwickelte er sich aber immer mehr zum Arbeiterbezirk. Deshalb erfolgte in der Zwischenkriegszeit auch ein starker Ausbau des kommunalen Wohnbaus. Ein wichtiges Beispiel dafür ist der Rabenhof zwischen Hainburger Straße und Baumgasse.

Der letzte Bundeskanzler der Ersten Republik, Kurt Schuschnigg, wohnte bis 1938 im Schloss Belvedere. Während des Zweiten Weltkrieges erfolgte vom heute nicht mehr bestehenden Aspangbahnhof die Deportation Tausender jüdischer Bürger in die Vernichtungslager. Daran erinnert der Platz der Opfer der Deportation. Im Arenbergpark wurden zwei Flaktürme zur Abwehr feindlicher Flugzeuge und als Luftschutzbunker errichtet; einer der beiden wird als Contemporary Art Tower vom MAK genützt.

Seit Beginn der 1990er-Jahre ist der Bezirk durch die neu gebaute U-Bahnlinie U3 an das Wiener U-Bahnnetz angeschlossen. Im Bezirk befinden sich fünf U-Bahn-Stationen, darunter der Verkehrsknotenpunkt Wien Mitte / Landstraße (früherer Name: Hauptzollamt), wo diverse S-Bahnlinien, der CAT (City Airport Train), U3 und U4 sowie Straßenbahn und Autobus miteinander verknüpft sind.

Zukünftige Entwicklungen

Die Planungen konzentrieren sich vor allem auf zwei Bereiche: Erdberg und den Bahnhof Wien Mitte. Um den Bahnhof selbst sind schon einige Neubauten entstanden, um die Gegend aufzuwerten, etwa das Justizzentrum Wien-Mitte, der Bahnhof selbst wartet aber noch auf seinen Abriss. Seit den mittleren 1990er-Jahren gibt es Planungen für den Bahnhof, die teilweise sehr weit gediehen waren, aber an der Unverträglichkeit mit dem UNESCO-Weltkulturerbe-Status der Altstadt scheiterten. Mittlerweile wurde eine revidierte Planung entworfen, der Baubeginn ist für Anfang 2008, die Fertigstellung ist für 2011 geplant.

Ein weiterer stadtplanerischer Schwerpunkt ist das Industriegebiet in Erdberg, vor allem beim Ehemaligen Schlachthof Sankt Marx, wo auf einem ausgedehnten Gebiet Wohnungen und Industriebetriebe (11.000 Einwohner und 45.000 Arbeitsplätze) entstehen sollen. Am Rand dieses Gebiets befinden sich auch das biologische Forschungszentrum Vienna Bio Center und das T-Mobile-Hauptgebäude, die eine Art Visitenkarte für dieses Entwicklungsgebiet darstellen sollen.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Daten lt. Statistik Austria

Bevölkerungsentwicklung

Der Bezirk Landstraße umfasste 1869 88.678 Einwohner. Durch die Erschließung neuer Wohngebiete konnte die Einwohnerzahl bis 1910 auf 166.981 Menschen beinahe verdoppelt werden. Nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns sank die Einwohnerzahl um etwa 12 % ab, blieb danach jedoch bis in die 30er Jahre konstant. Im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs begann ein neuerlicher Rückgang der Bevölkerungszahlen, wobei sich auch die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung des Bezirkes auswirkte. Nach dem Zweiten Weltkrieg sank die Einwohnerzahl kontinuierlich ab, wobei die größten Einbrüche in den 1960er und 1970er Jahren erfolgten. Nach einem Tiefststand im Jahr 2001 begann die Einwohnerzahl in den letzten Jahren wieder zu steigen und betrug Anfang 2007 84.360 Menschen.

Bevölkerungsstruktur

Die Altersstruktur der Landstraßer Bevölkerung wich 2001 kaum vom Wiener Durchschnitt ab. Nur die Zahl der Kinder unter 15 Jahren lag mit 13,3 %, etwas stärker unter dem Wiener Durchschnitt von 14,7 %. Der Anteil der Bevölkerung zwischen 15 und 59 Jahren lag bei 64,4 % (Wien: 63,6 %). Der Anteil der Bevölkerung im Alter von 60 oder mehr Jahren war mit 22,3 % leicht über dem Wiener Wert von 21,7 %. Die Geschlechterverteilung im Bezirksgebiet entsprach mit einem Anteil von 46,9 % Männern und 53,1 % Frauen dem Wiener Durchschnitt, während die Landstraßer Bevölkerung mit 38,4 % gegenüber 41,2 % etwas weniger oft verheiratet waren als die Durchschnittswiener.

Herkunft und Sprache

Der Anteil der ausländischen Bezirkseinwohner lag 2005 bei 21,4 % (Wien: 18,7 %), und weist gegenüber 2001 (18,5 %) wie im gesamten Bundesland eine steigende Tendenz auf. Den höchsten Anteil der Ausländer stellten 2005 mit rund 4,9 % Anteil an der Bezirksbevölkerung Staatsbürger aus Serbien und Montenegro. Weitere 2,2 % waren türkische, 1,9 % deutsche, 1,5 % polnische und je 1,0 % kroatische oder bosnische Staatsbürger. Insgesamt waren 2001 26,9 % der Landstraßer Bevölkerung nicht in Österreich geboren worden. 7,1 % sprachen daher als Umgangssprache Serbisch, 4,5 % Türkisch und 2,4 % Kroatisch

Religion

der Bevölkerung im Bezirk Landstraße wich bei der Volkszählung 2001 kaum vom Durchschnitt Wiens ab. 2001 gaben 48,6 % der Bewohner an der römisch-katholischen Kirche anzugehören (Wien: 49,2 %). 7,5 % der Bewohner waren islamischen Glaubens, 7,0 % gehörten der Orthodoxen Kirche an und 5,0 % waren evangelisch. 24,8 % der Bezirksbevölkerung gehörter keiner Religionsgemeinschaft an, 7,2 % hatten kein oder ein anderes Religionsbekenntnis angegeben.

Politik

Bezirksvorsteher seit 1945
Ludwig Fischer (ÖVP)4/1945–1946
Josef Pfeifer (SPÖ)1946–1959
Franz Seitler (SPÖ)1959–1973
Jakob Berger (SPÖ)1973–1982
Günther Reciczky (SPÖ)1982–1983
Rudolf Berger (SPÖ)1983–1989
Erich Hohenberger (SPÖ)1989–

Nach der Eingemeindung des Bezirkes blieben die Gemeindevorstände der drei ehemaligen Vororte noch bis zum Jahr 1862 im Amt. In diesem Jahr übernahm schließlich Matthäus Mayer als Erster das Amt des Bezirksvorsteher des neuen Bezirks. Die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie bewirkte einen starken Zuzug von Arbeitern, es folgte ein Aufstieg der Sozialdemokraten. Bei den ersten Wahlen nach dem Ersten Weltkrieg errangen die Sozialdemokraten die absolute Mehrheit im Bezirk. Im Zuge des Justizpalastbrandes kam es im 3. Bezirk 1927 zu Kämpfen zwischen dem Republikanischem Schutzbund und dem Bundesheer. Die Sozialdemokraten blieben jedoch die dominierende Partei. Bei den Bezirksvertretungswahlen 1932 erreichten sie 16 von 30 Mandaten, je 7 Sitze entfielen auf die Christlichsozialen und die Nationalsozialisten. Nach den Februarkämpfen im Jahr 1934 wurden die Sozialdemokraten landesweit verboten, der Bezirksvorsteher Adolf Lahner wurde durch Viktor Kainzmayer abgelöst. Bei den ersten Landtagswahlen 1945 erlangte die SPÖ mit 57% erneut die absolute Mehrheit, gefolgt von der ÖVP mit ca. 35% und der KPÖ mit 8% der Stimmen. Analog dazu wurde die Bezirksvertretung besetzt. Ende der 80er Jahre begann der Aufstieg der FPÖ, die ihren Stimmanteil bis 1996 bis auf 25% steigern konnte, während die SPÖ auf knapp 36% zurückfielen. 2001 drehte sich dieser Trend um, die SPÖ erreichte 41,35% der Stimmen, die FPÖ nur noch 18,44% und die ÖVP 18,65%. Stark steigern konnten ihre Mandatszahl die Grünen, die mit 17,14 schon knapp zur ÖVP aufschließen konnten. Das LIF erreichte 3,42%. Am 23. Oktober 2005 erreichte die SPÖ 42,68%, die ÖVP 21,68%, die Grünen 20,45%, die FPÖ 11,58%, die KPÖ 1,94%. BZÖ und LIF blieben unter einem Prozent und schafften kein Mandat.




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[editiert: 24.06.08, 12:59 von Sindy]
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Landstraße (Wiener Bezirksteil)

Landstraße
WappenKarte
Wappen von Landstraße

Landstraße ist ein Stadtteil Wiens im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße.

Geschichte

Schon unter den Römern befand sich auf diesem Gebiet die Zivilstadt (Canabae) des Legionslagers Vindobona.

Die Vorstadt Landstraße entwickelte sich um eine Niederlassung, die sich um das ehemalige Frauenkloster St. Nikolai vor dem Stubentor gebildet hatte. Noch um 1200 wurde die Vorstadt deshalb als "Niklasvorstadt" bezeichnet, später wurde das Gebiet auch als Landstrazz, Bey St. Nicolau, Vor dem Stubentore oder An der Landstraß genannt. Der Name "Landstraße" bezeichnete dabei die von der Stadt Wien auswärts in Richtung Ungarn führende Land- und Heeresstraße, die auf eine römische Limesstraße zurückgeht.

Infolge der Kreuzzüge und des vermehrten Kontaktes mit dem Orient kam es in Wien immer öfter zum Ausbruch von Pest und Aussatz. So entstanden mehrere Siechhäuser. Eines davon wurde auf dem Gebiet der Landstraße durch den Lazarus-Orden gegründet, das Siechhaus St. Lazar. Die zum Spital gehörende Kapelle weihte man 1370 dem heiligen Markus, worauf sich der Name St. Marx für das umliegende Gebiet durchsetzte. Bis 1784 blieb das Spital als "Bürgerspital zu St. Marx" erhalten. Später brachte man hier arme, gebrechliche Menschen unter. Im 19. Jahrhundert wurde das Gelände von Adolf Mautner erworben und in eine Brauerei umgewandelt.

Wie viele andere Vorstädte litt auch der Ort Landstraße unter den Verheerungen der Türkenbelagerungen. Teilweise wurden im September 1529 Gebäude, die der Stadt Wien nahestanden, auch durch die Verteidiger abgebrochen. Obwohl die Belagerung Wiens während der Zweiten Türkenbelagerung vor allem von Westen aus erfolgte, ging die Vorstadt Landstraße ebenso wie die umliegenden Orte in Flammen auf. Danach setzte jedoch ein rascher Wiederaufbau ein. Zudem strömte der Adel und das Bürgertum in die Vorstadt und errichtete zahlreiche Palais wie das Belvedere, das Palais Schwarzenberg und das Palais Harrach. Gab es 1775 noch 336 Häuser, so waren es 1849 bereits 741. Zudem entwickelte sich das Gewerbe und die Industrie in Landstraße viel stärker als in den umliegenden Orten. So gab es eine Zuckerraffinerie sowie Tuch-, Spiegel- und Klavierfabriken.




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Erdberg (Wien)

Erdberg
WappenKarte
Wappen von Erdberg

Erdberg ist ein Stadtteil Wiens im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße.

Geschichte

Erdberg zählt zu den ältesten Ansiedlungen im Raum Wien. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem 12. Jahrhundert als "Ertpurch". Der Name, später auch als Erpurch, Erdburg bzw. Erdberg genannt, stammt von einem befestigtem Ringwall, der wahrscheinlich im Frühmittelalter im Bereich der heutigen Erdbergstraße, Kardinal-Nagl-Platz, Hainburger Straße und Schlachthausgasse angelegt worden war. Die Herleitung des Namens von der Erdbeere, wie einen auch das Erdberger Wappen glauben lässt, ist hingegen falsch.

Eine erste wichtige Rolle spielte Erdberg 1192, als Richard I. Löwenherz hier nach dem dritten Kreuzzug gefangen genommen wurde. Für den späteren Charakter als reine Agrar- und Landwirtschaftssiedlung war der Zuzug niederdeutscher Gärtner maßgebend, die auf dem heutigen Erdberger Gebiet ein Dörfchen namens Nottendorf gründeten. Nottendorf wurde jedoch im Zuge der ersten Türkenbelagerung 1529 völlig zerstört und nicht mehr aufgebaut.

Über die Jahrhunderte blieb Erdberg ein landesfürstlicher Besitz. 1810 kam es schließlich an den Wiener Magistrat. Charakteristisch für das Dorf war der Gemüseanbau, der den Weinbau immer mehr verdrängte. Dabei spielte Erdberg auch eine wichtige Rolle zur Versorgung Wiens. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bewahrte Erdberg mit seinen etwa 5000 Einwohnern seinen Charakter und beherbergte nur vereinzelt Gewerbebetriebe und Fabriken. Dies änderte sich erst, nachdem Erdberg gemeinsam mit den Vorstädten Weißgerber und Landstraße als Bezirk Landstraße zu Wien eingemeindet wurde.




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Weißgerber

Weißgerber
WappenKarte
Wappen von Weißgerber

Weißgerber ist ein Stadtteil Wiens im 3. Wiene Gemeindebezirk Landstraße.

Lage

Weißgerber liegt im Norden des Bezirks Landstraße und umfasst das Gebiet zwischen Donaukanal, Wienfluss und der Linie Rotundenbrücke - Marxergasse - Seidlgasse - Kegelgasse - Marxergasse.

Geschichte

Die Wiener Vorstadt Weißgerber blickt auf eine wesentlich jüngere Geschichte zurück als die umliegenden Vororte. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort als „Unter den Weißgerbern“ im 16. Jahrhundert. Er entstand im überschwemmungsgefährdeten Rückstaugebiet des Wienflusses und beherbergte Flecksieder, Rot- und Weißgerber. Diese mussten sich außerhalb der Stadt Wien ansiedeln, da ihr Handwerk mit einer starken Geruchsbelästigung verbunden war. Bis zum Jahr 1693 gehörte der Ort dem jeweiligen Landesfürsten, danach kam sie an den Wiener Magistrat. Bis ins 19. Jahrhundert entwickelte sich Weißgerber planlos auf gärtnerisch genützten Gründen und zählte zu Beginn des 19. Jahrhunderts 2.300 Einwohner in 108 Häusern.

Über die Jahrhunderte machte der Ort nur wenig von sich reden, jedoch beherbergte er zwei wichtige Schauplätze. Auf der Gänseweide am Rand der Ortschaft fanden zwischen dem 14. und dem 18. Jahrhundert Hinrichtungen statt. Die Gänseweide war aber auch der Ort eines grausamen Judenpogroms, der so genannten Wiener Gesera. Herzog Albrecht V. vertrieb 1421 die Angehörigen der jüdischen Gemeinde Wiens. Während den ärmeren Juden die Ausreise gestattet wurde, zwang man die Vermögenden unter Anwendung der Folter zur Preisgabe ihres Vermögens. Die überlebenden 90 Männer und 120 Frauen wurden am 12. März 1421 auf der Gänseweide öffentlich verbrannt. Auch die einzige Hexenverbrennung in der Geschichte Wiens, die Hinrichtung der Elisabeth Plainacher, fand dort am 27. September 1583 statt.

Ein zweiter wichtiger Ort in Weißgerber war das dreistöckige, hölzerne Hetztheater, dessen Bau 1755 erlaubt wurde. In dem Theater, das 3.000 Besucher beherbergen konnte, wurden Löwen, Tiger, Bären, Wölfe und Wildschweine von Hunden oder Menschen zu Tode gejagt. Nach einem Brand 1796 wurde der Wiederaufbau untersagt. Die Wiener Redensart „Des woar a Hetz!“ („Das war lustig!“) erinnert noch heute an das Theater.




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Sankt Marx

Sankt Marx ist ein Teil des 3. Wiener Gemeindebezirks Landstraße. Hier befand sich ab dem 13. Jahrhundert ein Krankenhaus, dessen dem heiligen Markus geweihte Kapelle später für die Gegend namensgebend war. Von 1846 bis Ende des 20. Jahrhunderts war St. Marx vor allem für sein Schlachthaus und den zentralen Viehmarkt bekannt. Heute ist der Stadtteil ein wichtiges innerstädtisches Entwicklungsgebiet.

Geschichte

Ein Siechenhaus vor den Toren Wiens

St. Marxer Mautstelle des Wiener Neustädter Kanals
St. Marxer Mautstelle des Wiener Neustädter Kanals
Versorgungshaus St. Marx im 19. Jahrhundert
Versorgungshaus St. Marx im 19. Jahrhundert
Toranlage des St. Marxer Viehmarktes, um 1900
Toranlage des St. Marxer Viehmarktes, um 1900
Rinderhalle St. Marx
Rinderhalle St. Marx
Die Arena im ehemaligen Inlandsschlachthof
Die Arena im ehemaligen Inlandsschlachthof
T-Center, vom Rennweg aus gesehen
T-Center, vom Rennweg aus gesehen

Im Mittelalter war es üblich, außerhalb großer Städte und Ortschaften so genannte Siechenhäuser zu errichten, um zu verhindern, dass infektiöse Reisende eine schwere Krankheit wie etwa die Pest und somit potentiell den Tod in die Stadt bringen. So entstand im 13. Jahrhundert weit vor den Toren Wiens ein solches Siechenhaus, in der Nähe der heutigen Kreuzung Rennweg und Landstraßer Hauptstraße. Das vom Lazarus-Orden geleitete Haus erhielt im 14. Jahrhundert eine Kapelle, die dem heiligen Markus geweiht war. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die Bezeichnung des Krankenhauses, das im Zuge der Wiener Türkenbelagerungen zwei Mal zerstört und wieder aufgebaut wurde, von Siechenhaus St. Lazar über Bürgerspital St. Marks (eine verkürzte Form von St. Markus) zu St. Markser Spital, bis schließlich im 18. Jahrhundert die Gegend um das Krankenhaus den Namen St. Marx trug.

Der 1704 errichtete Linienwall bewährte sich bereits nach wenigen Monaten, als ein von rund 4.000 Kuruzzen versuchter Angriff auf Wien bei St. Marx abgewehrt werden konnte. Der Wall diente überdies als Steuergrenze, und an den „Verzehrungssteuer-Linienämter“ genannten Mautstellen, so auch bei der St. Marxer Linie, wurde die Einfuhr und Versteuerung von Lebensmitteln geregelt. 1784 wurde außerhalb des Linienwalls der Sankt Marxer Friedhof angelegt, im selben Jahr wurden die Patienten des innerhalb der Linien gelegenen Bürgerspitals in das neu errichtete Allgemeine Krankenhaus im Alsergrund verlegt. 1785 wurde die Anstalt in das Versorgungshaus St. Marx für arme und alte Personen umgewandelt. Der 1803 eröffnete Wiener Neustädter Kanal trennte den St. Marxer Friedhof vom Linientor und dem restlichen St. Marx, wurde aber außerhalb des Linienwalls von einer Brücke überspannt. Das Linienamt dehnte seine Agenden nun auch auf die Kanalschifffahrt aus.

Bereits seit dem 14. Jahrhundert befand sich hier auch ein Brauhaus, das Mitte des 19. Jahrhunderts von Adolf Ignaz Mautner gepachtet wurde. Nach der Schließung des Versorgungshauses im Jahr 1861 kaufte Mautner den gesamten Gebäudekomplex und erweiterte seine Brauerei, eine bekannte von ihm produzierte Biermarke war das St. Marxer Abzug Bier. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Anlage stillgelegt, da sich Mautner mit Anton Dreher und dessen Brauerei Schwechat zusammenschloss. Die Gebäude wurden danach als Wohnungen genutzt, mussten aber nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen werden. In den 1950er Jahren wurde an dieser Stelle ein Gemeindebau errichtet, der so genannte Maderspergerhof. Josef Madersperger, der als Erfinder der Nähmaschine gilt, verbrachte seinen Lebensabend im Versorgungshaus St. Marx und wurde wie Wolfgang Amadeus Mozart in einem Schachtgrab am St. Marxer Friedhof beerdigt. Neben dem Eingang des Maderspergerhofes in der Landstraßer Hauptstraße ist eine vom Graphiker Viktor Theodor Slama als Relief gestaltete Gedenktafel angebracht, die Madersperger und das ehemalige Versorgungshaus zeigt.

Der zentrale Viehmarkt St. Marx

Ende des 18. Jahrhunderts etablierte sich zwischen dem St. Marxer Versorgungshaus und dem Linienwall ein Rindermarkt, der davor am so genannten Ochsengries vor dem Stubentor abgehalten wurde. 1846 wurde in St. Marx mit dem Bau eines Schlachthauses begonnen. Da sich Teile des vorgesehenen Areals außerhalb des Linienwalls befanden, musste dieser teilweise abgetragen und nach außen versetzt wieder neu aufgebaut werden. 1872 wurde durch die Errichtung einer eigenen Schlachthausbahn die Transport-Infrastruktur erheblich verbessert, somit war auch bald eine Vergrößerung der Anlage nötig. 1877 wurde der Ausbau und teilweise auch Neubau des Wiener Central-Schlachtviehmarktes beschlossen. In dieser Phase entstand auch die Rinderhalle, die als die erste Schmiedeeisenkonstruktion Wiens gilt. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Schlachthof mehrmals erweitert und erreichte in der Zwischenkriegszeit den Höhepunkt seiner Bedeutung für die Fleischversorgung von Wien. Bald war der Name St. Marx ein Synonym für den großen Schlachthof im Südosten des 3. Bezirks.

Da die Anlage in den 1960er Jahren nicht mehr modernen Standards entsprach und aufgrund der räumlichen Trennung der verschiedenen Einzel-Schlachthöfe nicht die nötigen zentralen Strukturen hatte, wurde von der Stadtverwaltung ein Neubau beschlossen. Von 1968 bis 1975 wurde das Fleischzentrum St. Marx errichtet. Der mittlerweile aufgelassene Auslandsschlachthof diente 1975 und 1976 als Veranstaltungsort der Festwochen-Arena im Rahmen der Wiener Festwochen. Nach den Veranstaltungen im Juni 1976 sollten die Gebäude abgerissen werden, woraufhin eine rund dreimonatige Besetzung des Geländes erfolgte. Der Abriss erfolgte dennoch, seitens der Stadt Wien wurde aber als Alternative der ehemalige Inlandsschlachthof zur Verfügung gestellt, der auch heute noch als Veranstaltungsort Arena genutzt wird.

Ende der 1990er Jahre wurde das Fleischzentrum stillgelegt und mit Überlegungen über die Nachnutzung des Areals begonnen. Einzig das Zerlegezentrum des Inlandsschlachthofs blieb bis zu seiner Verlegung in das neue Fleischzentrum in Inzersdorf im Dezember 2007 in Betrieb. Die Rinderhalle, zwei administrative Gebäude und die von steinernen Stieren flankierte Toranlage stehen unter Denkmalschutz. 2006 wurde mit der Sanierung der Rinderhalle begonnen, für die künftige Nutzung gibt es Konzepte, die von kulturellen Veranstaltungen über Gastronomie bis zur Ansiedlung von Kleinbetrieben reichen.

Aktuelle und künftige Entwicklungen

Bereits in den 1970er Jahren haben sich nach dem Neubau des Fleischzentrums St. Marx und den damit frei gewordenen Flächen einige Betriebe in der Gegend angesiedelt. Nach der Stilllegung des Großteils des Fleischzentrums Ende der 1990er Jahre gibt es seither rege Planungs- und Bauarbeiten zur Nachnutzung des Areals.

Das markanteste Beispiel moderner Architektur in St. Marx ist wohl das 2004 auf dem Gelände der ehemaligen Endstelle der Schlachthausbahn errichtete Bürogebäude T-Center. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das Vienna Biocenter, das aktuell (2007) um einen Gebäudeteil erweitert wird. Das Karree St. Marx, ein derzeit fast ungenutztes Gelände zwischen Schlachthausgasse, Viehmarktgasse und Henneberggasse soll mit Wohnungen, Büros und sozialer Infrastruktur bebaut werden. Das Media Quarter Marx nutzt schon jetzt das denkmalgeschützte ehemalige Verwaltungsgebäude des Viehmarktes, bis 2009 soll in der Henneberggasse zusätzlich ein Neubau entstehen.

Aber auch in der näheren Umgebung von St. Marx finden sich innerstädtische Entwicklungsgebiete, wie die „Business-Stadt“ TownTown nordöstlich von St. Marx, oder die Aspanggründe im Westen. Aufgrund des zu erwartenden Anstiegs an Wohnungseinheiten und Arbeitsplätzen in der Gegend wird als eine Variante der südlichen Verlängerung der U-Bahnlinie U2 eine Streckenführung bis zum Kreuzungsbereich Rennweg und Landstraßer Hauptstraße mit einer Station nahe der Schnellbahn-Station St. Marx erwogen.




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Sindy

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New PostErstellt: 24.06.08, 13:08  Betreff: Re: Wien der 3.Bezirk (Landstraße)  drucken  weiterempfehlen

Bezirkswappen des 3. Bezirks - Landstraße

Das Wappen des 3. Bezirks ist dreigeteilt. Die Grundfarben der Wappenfelder sind silber, blau und rot. Der Wappenschild vereint in den drei Feldern die ehemals selbstständigen Gemeinden Landstraße, Erdberg und Weißgerber.

Landstraße

Der Heilige Nikolaus symbolisiert den Bezirksteil Landstraße.

Auf silbernem Grund auf grüner Wiese steht der Heilige Nikolaus im bischöflichen Ornat. Er trägt einen silbernen Rock und einen roten Mantel mit blauem Innenfutter. In der rechten Hand hält er drei auf einem Buch liegende goldene Kugeln. Seine linke Hand umfasst den goldenen Krummstab.

Die drei goldenen Kugeln soll der im vierten Jahrhundert lebende Heilige an die Töchter eines verarmten Edelmannes verschenkt haben, um sie aus dem Leben als Straßenmädchen zu befreien.

Der Heilige Nikolaus war der Patron des Frauenklosters Sankt Niklas. Dieses stand früher an der Landstraße.

Die Siedlung entstand unter der Bezeichnung Niklasvorstadt, nach dem dortigen Niklaskloster. Der Name ist bis ins Jahr 1200 zurückzuverfolgen. Der Name Landstraße leitet sich von der hier durchziehenden Römerstraße ab. "Landstrazz" wurde erstmals 1302 urkundlich erwähnt.

Erdberg

Die Erdbeere symbolisiert die ehemalige Gemeinde Erdberg.

Auf blauem Grund wachsen aus einer grünen Wiese zwei silberne Erdbeerblüten. Sie werden von einer hängenden roten Erdbeere mit zwei grünen Blättern ergänzt.

Es handelt sich bei diesem Symbol um ein redendes Wappen. Dieses führt auf eine unrichtige Namensableitung aus der nach einer Befestigungsanlage benannten Gemeinde Erdberg zurück.

"Ertpurch" ist erstmals 1192 belegt. Eine aus Erde gebaute Befestigung diente als Zufluchtsstätte und wurde später als Erdberg bezeichnet. Im zwölften Jahrhundert stand eine solche Burg nahe dem heutigen Kardinal-Nagl-Platz.

Weißgerber

Die Böcke als Motive aus der Gerberzunft symbolisieren die Weißgerber.

Auf rotem Grund sind zwei anspringende Böcke das Hauptmotiv der Weißgerber. Auf einer grünen Wiese sind zwei einander zugewandte, anspringende silberne Böcke abgebildet. Zwischen ihnen steht ein grüner Strauch.
Die Böcke entstammen verschiedenen Zunftwappen der Gerberzunft. Sie repräsentieren das von den Gerbern bearbeitete Leder. Der Strauch steht für die Gewinnung der Gerberlohe, der pflanzlichen Gerbstoffe.

Der Name entstand durch die Rot- und Weißgerber. Ihnen wurden flussabwärts, außerhalb der Stadt, Wohnsitze zugewiesen. Grund war die Geruchsbildung und Wasserabhängigkeit ihres Gewerbes.




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New PostErstellt: 20.09.08, 23:41  Betreff: Re: Wien der 3.Bezirk (Landstraße)  drucken  weiterempfehlen

Wirtschaftsgeschichte

Die Lebensgrundlage der frühen Siedlungen auf dem Bezirksgebiet war die Landwirtschaft. So war die Haupteinnahmequelle der ersten Bewohner von Erdberg der Weinbau. Zusammen mit dem Gemüseanbau blieb der Weinbau bis ins 19. Jahrhundert die Lebensgrundlage der Erdberger Bevölkerung. Alttunaw, die Vorgängersiedlung des Vorortes "Unter den Weißgerbern" war bereits vor der Ersten Wiener Türkenbelagerung von Fleischhauern, Darmwäschern aber auch Gärtnern bewohnt. Nach Weißgerber übersiedelten 1561 auch die Rot- und Weißgerber, Flecksieder und Lederer Wiens, nachdem ihr Viertel während der Türkenbelagerung zerstört worden war und die Verwaltung die Berufsgruppen auf Grund der Geruchsbelästigung aus der Innenstadt absiedeln wollte. Weißgerber behielt lange der Charakter einer Siedlung von Gärtnern, Gerbern und Fleischern. Die Fleischhauer hielten bis Ende des 18. Jahrhunderts ihre Märkte auf dem Gelände des Bahnhofs Wien Mitte ab, 1797 wurde der Viehmarkt nach St. Marx verlegt. Mit der beginnenden Industrialisierung siedelten sich ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in den Vorstädten immer mehr Manufakturen und Gewerbebetriebe an. So gab es chemische Fabriken, Tuchfabriken, Spiegelfabriken und Buchdruckereien. Die Ansiedlung neuer Fabriken forcierte gleichzeitig den Zuzug von Arbeitern aus allen Teilen der Monarchie, sodass der Charakter des Gebietes nachhaltig verändert wurde. Auf dem Bezirksgebiet bestehen heute noch mehrere traditionsreiche Unternehmen. Bereits seit 1882 betreibt hier die Firma Siemens eine Niederlassung. Auch die Firma Henkel betreibt seit 1893 eine Zweigniederlassung auf dem Bezirksgebiet und beschäftigt in der heutigen Österreich-Zentrale rund 700 Mitarbeiter. Weitere bekannte Betriebe auf dem Bezirksgebiet sind der Süßwarenhersteller Niemetz und die Österreichische Staatsdruckerei. 2004 verlagerte auch die österreichische T-Mobile Tochter T-Mobile Austria ihren Firmensitz in das neu errichtete T-Center.




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New PostErstellt: 20.09.08, 23:50  Betreff: Re: Wien der 3.Bezirk (Landstraße)  drucken  weiterempfehlen

Parkanlagen und Friedhöfe

Parkanlagen haben im Bezirk Landstraße auf Grund der Vielzahl an Palais eine lange Tradition. Prinz Eugen von Savoyen ließ zwischen 1700 und 1721 durch den Architekten Johann Lucas von Hildebrandt sein Schloss Belvedere errichten, für das der Gartenkünstler Dominique Girard einen barocken Garten entwarf. Nahe am Belvederegarten liegt auch der Botanische Garten der Universität Wien, der auf einen 1754 angelegten „Hortus Medicus“ (Medizinalpflanzengarten) von Erzherzogin Maria Theresia zurückgeht. Ebenfalls in unmittelbarer Nähe befindet sich der rund 75.000 m² große Schwarzenberg'sche Privatpark, der wie der Belvederegarten Anfang des 18. Jahrhunderts angelegt worden war. Er ist im Gegensatz zum Belvederegarten nicht öffentlich zugänglich und steht nur den Hotelgästen des Hotels im Palais Schwarzenberg zur Verfügung. Aus dem 18. Jahrhundert stammt auch der rund 31.500 m² große Arenbergpark, der um 1785 für das heute nicht mehr bestehende Palais des Fürsten Nikolaus Esterhazy angelegt worden war. Der Arenbergpark, benannt nach den späteren Besitzerin Prinzessin Franziska Arenberg beherbergt heute noch zwei der 1940 errichteten Flaktürme. Gegenüber dem Arenbergpark befinden sich zwei kleine Parks am Ziehrerplatz und Sebastianplatz. Der Modenapark, mit rund 8.000 m² wesentlich kleiner als andere herrschaftliche Gartenanlagen stellt heute nur noch den Überrest eines ehemals weitläufigen Parks dar. Der um 1700 als Zierpark angelegte Garten erstreckte sich ursprünglich weit nach Osten und gehörte im 19. Jahrhundert zum Besitz des Herzogs Franz von Modena.

Jüngeren Datums, aber wesentlich bekannter ist der rund 65.000 m² große Wiener Stadtpark, der 1862 auf einer Fläche des ehemaligen Wasserglacis am Wienfluss eröffnet wurde. Der Stadtpark war dabei der erste öffentlich zugängliche Park Wiens. Am Rande des Stadtparks liegt die Stadtgartendirektion, die hier 1907 in ein Gebäude im späten Jugendstil einzog. Auch der mit rund 165.000 m² größte Park des Bezirkes, der Schweizer Garten, wurde nach dem Abriss eines Befestigungsbauwerks, des Linienwalls, angelegt. Der Schweizer Garten beherbergt große Teiche, einen Alpenpflanzengarten, ein Rosarium sowie zahlreiche exotische Bäume. Neben den großen Parkanlagen liegen noch weitere Gärten und Parks im Bezirk Landstraße. Der Kardinal-Nagl-Park (rund 7.500 m²) mit Spiel- und Sportflächen für Kinder und Jugendliche liegt direkt an der gleichnamigen Station der U-Bahnlinie U3, im Zuge der Verlängerung der U3 wurde der Park umfassend saniert. Ebenfalls im Bereich einer U-Bahnstation liegen der Rochuspark (3.500 m²) und Grete-Jost-Park (1.500 m²), die im Zuge des Baus der U-Bahn in diesem Bereich angelegt wurden. Der 1995 benannte „Park der Opfer der Deportation“ auf den Gründen des Aspangbahnhofs erinnert an die von den Nationalsozialisten von hier in die Vernichtungslager abtransportierten Menschen.

Auf dem Landstraßer Bezirksgebiet existiert heute lediglich ein erhaltener Friedhof. Der Sankt Marxer Friedhof wurde auf Weisung von Kaiser Joseph II. zusammen mit vier weiteren Friedhöfen außerhalb des Linienwalls angelegt. Dieses Friedhöfe dienten bis zur Eröffnung des Wiener Zentralfriedhofes als Hauptbegräbnisstätten. Ältere Friedhöfe, wie jener um die Erdberger Pfarrkirche wurden aufgelöst. Der Friedhof, der auch das Grabmal von Wolfgang Amadeus Mozart beherbergt, wurde nach der Eröffnung des Zentralfriedhofs geschlossen und wird heute als Parkanlage geführt.

     Botanischer Garten - Im Hintergrund links das Obere Belvedere.

                                Der Leitturm im Arenbergpark

                                                   Der Stadtpark, Farblithographie um 1862




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Sehenswürdigkeiten

der Landstraße

Schloss Belvedere

Oberes Belvedere
Oberes Belvedere
Lucas von Hildebrandt legt Prinz Eugen den Belvedere-Plan vor, Franz Wacik, 1913
Lucas von Hildebrandt legt Prinz Eugen den Belvedere-Plan vor, Franz Wacik, 1913
Unteres Belvedere: Südansicht
Unteres Belvedere: Südansicht
Ansicht von Wien, vom Belvedere aus gesehen. Gemälde von Canaletto, 1758
Ansicht von Wien, vom Belvedere aus gesehen. Gemälde von Canaletto, 1758

Das Schloss Belvedere in Wien ist eine von Johann Lucas von Hildebrandt (1668-1745) für Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736) erbaute Schlossanlage im Bezirk Landstraße. Das 'Obere' und 'Untere Belvedere' bilden mit der verbindenden Gartenanlage ein barockes Ensemble. Die beiden Schlossbauten beherbergen heute die Sammlungen des Belvedere (Österreichische Galerie Belvedere) und Räumlichkeiten für Wechselausstellungen. Am 15. Mai 1955 wurde im Oberen Belvedere der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet.

Unteres Belvedere

Die ursprüngliche Planung sah ein Gartenpalais vor. Prinz Eugen von Savoyen gab 1714 dem Architekten Johann Lucas von Hildebrandt den Auftrag. Steinmetzaufträge erhielten die Meister Hans Georg Haresleben und Elias Hügel aus Kaisersteinbruch.

Das heute so genannte Untere Belvedere wurde bereits 1716 fertig gestellt. Nur ganz wenige Räume waren als Wohnräume geplant, den größten Platz nahmen die Orangerie und der Prunkstall ein.

Der Marmorsaal ist das Zentrum des Unteren Belvederes. Das Original des Mehlmarktbrunnens aus Bleiguss von Georg Raphael Donner ist hier zu sehen. (Der Brunnen auf dem heutigen "Neuen Markt", Donnerbrunnen genannt, besteht aus Bronzeabgüssen). Das Deckengemälde von Martino Altomonte zeigt Prinz Eugen als jugendlichen Helden und als Apoll umringt von Musen. Im Westen schließt das Paradeschlafzimmer und im Osten das Tafelzimmer an. Das Deckengemälde des Paradeschlafzimmers ist ebenfalls von Altomonte (Abend und Morgen) mit Scheinarchitektur von Marcantonio Chiarini und Gaetano Fanti. In einem westlichen Raum sind Groteskmalereien von Jonas Drentwett zu sehen.

Eine gelungene Symbiose von historischer Bausubstanz und internationalen Standards entsprechender moderner Ausstellungsarchitektur nahm 2007 mit der Adaptierung der Orangerie und dem Umbau des Unteren Belvedere Gestalt an wo seither laufend Sonderausstellungen stattfinden.

Garten

Der Garten ist der älteste Teil der Anlage, er wurde schon knapp nach dem Grundstückskauf um 1700 vom Le Nôtre-Schüler Dominique Girard angelegt. Zu dieser Zeit wurden erste Terrassierungen vorgenommen. Da das Obere Belvedere um einige Meter höher liegt als das Untere, ist das Thema der Skulpturen sinnigerweise der Aufstieg aus der Unterwelt in den Olymp. Zwischen den beiden Bereichen wurde eine Freitreppe gebaut. Seit 1780 ist die Anlage der Öffentlichkeit zugänglich.

Mit den UNESCO Weltkulturerbeauflagen werden über Jahre mit Millionen von Euro die Gartenanlage sukzessive restauriert. Dazu wird die große Fontaine ebenfalls restauriert.

Oberes Belvedere

Das Haupttor zum Oberen Belvedere mit Löwen die das Wappen des Prinzen von Savoyen tragen
Das Haupttor zum Oberen Belvedere mit Löwen die das Wappen des Prinzen von Savoyen tragen
Atlanten in der Sala Terrana
Atlanten in der Sala Terrana
Deckengemälde im Marmorsaal
Deckengemälde im Marmorsaal

Das Obere Belvedere war ursprünglich nur als kleines Gebäude konzipiert, welches den Garten optisch abschließen sollte. Später wurde es dann aber zur Sommerresidenz von Prinz Eugen. Der Prinz lebte aber nach wie vor im Unteren Belvedere, während das Obere Belvedere eher der Repräsentation galt.

Die einzige Erbin des Prinzen ließ das gesamte Inventar und Bibliothek versteigern, sodass heute nichts mehr an die ursprüngliche Ausstattung erinnert.

Als es später an die Habsburger fiel, war es zeitweise eine Art zweiter Familiensitz. Zuletzt residierte hier Erzherzog Franz Ferdinand, der 1914 ermordete Thronfolger, mit seinem Stab.

Das obere Schloss wurde in Kommunikation mit der umgebenden Natur 1721-1723 gebaut, ursprünglich gab es auch viel mehr offene Säle und Galerien. Vor der Eingangsseite befindet sich ein Teich, in dem sich das Schloss spiegelt. Das Gebäude löst sich in mehrere Blöcke auf („Pavillonsystem“), dadurch erhält die Silhouette einen sehr bewegten Eindruck. Jeder dieser Blöcke ist mit einer eigenen Dachkonstruktion versehen, wodurch mancher Beobachter schon an „Türkenzelte“ erinnert wurde.

Die Sala terrena im unteren Bereich war ursprünglich offen, sie wurde aber nach dem Einsturz eines Atlanten komplett umgebaut und ist somit in der ursprünglichen Form nicht mehr erhalten. Hier bewahrte der Prinz seine legendäre Bibliothek auf, die sich heute im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek befindet. Auch seine Kunstsammlung war hier untergebracht.


Auch hier ist der Marmorsaal das Zentrum des Baus. Er ist mit einem Deckengemälde von Carlo Innocenzo Carlone ausgeschmückt, welches neuerdings auch seinem Quadraturisten Marcantonio Chiarini zugeschrieben wird. Rundherum befanden sich Wohnräume, in denen die Sammlung Jahrhundertwende und Wiener Secession gezeigt wird. In der Kapelle finden sich ebenfalls Fresken von Carlone, das Altarbild stammt von Francesco Solimena.

In der östlichen Schmalseite des Hofes befand sich eine Menagerie.

Bei den verwendeten Steinen handelt es sich um Sankt Margarethener Stein, Eggenburger Stein (heute als Zogelsdorfer Stein bezeichnet), harten Kaiserstein aus Kaisersteinbruch, Mannersdorfer Stein, Jura-Oolith aus Savonniéres (Lothringen), Adneter Kalkstein, Lienbacher Stein und auch Kunstmarmor. In der Sala terrena bestehen die Atlanten aus Zogelsdorfer Stein, die Sockel aus Kaiserstein. Das prunkvolle Stiegenhaus aus Zogelsdorfer Stein weist eine reiche Dekoration von Laub- und Bandelwerk kombiniert mit Kartuschen und Emblemen auf. Die Stufen sind aus Kaiserstein mit intensiven blauen Einschlüssen, die Bodenplatten beim Mittelabsatz sind aus Mannersdorfer Stein und die Putten aus Jura-Oolith. Diese sind mit (Theodor) Friedl bezeichnet, ein Bildhauer des 19. Jahrhunderts. Der Prunksaal (Marmorsaal) wird von Adneter Marmor, Lienbacher Stein und auch von Kunstmarmor beherrscht. Hofsteinmetzmeister Elias Hügel leitete in Kaisersteinbruch diesen Auftrag, zum Gebäude kamen noch die Steinmetzarbeiten für die Brunnenanlagen mit der Kaskade im Garten hinzu. In Kameradschaft arbeiteten die Meister der Bruderschaft Johann Paul Schilck, Johann Baptist Kral, Simon Sasslaber, Joseph Winkler und Franz Trumler.

Eugens letzte Tage und der Löwe im Belvedere, Franz Wacik, 1913
Eugens letzte Tage und der Löwe im Belvedere, Franz Wacik, 1913

Prinz Eugens letzte Tage und der Löwe im Belvedere

Hugo von Hofmannsthal schrieb: ... der König von Frankreich, den er so oft besiegt hatte, verehrte ihm einen afrikanischen Löwen ... endlich kamen drei Tage, wo der Löwe seinen Herrn nicht mehr sah, er verweigerte alles Fressen und lief unruhig im Käfig auf und nieder ... gegen drei Uhr morgens stieß er ein solches Gebrüll aus, daß der Tierwärter hinauslief in die Menagerie um nachzusehen. Da sah er Lichter in allen Zimmern des Schlosses, zugleich hörte er in der Kapelle das Sterbeglöcklein und so wußte er, daß sein Herr, der große Prinz Eugen, zu eben dieser Stunde gestorben war.

Filmdrehort

Das Schloss und die Gärten werden manchmal als Filmkulisse verwendet, wie in Prinzessin Olympia mit Sophia Loren.




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[editiert: 21.09.08, 03:13 von Sindy]
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New PostErstellt: 21.09.08, 00:11  Betreff: Re: Wien der 3.Bezirk (Landstraße)  drucken  weiterempfehlen

 

Sehenswürdigkeiten

der Landstraße

Palais Schwarzenberg am Schwarzenbergplatz

Palais Schwarzenberg
Palais Schwarzenberg

Das Palais Schwarzenberg ist ein Palais im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße. Es zählt zu den bedeutendsten barocken Gartenpalais Wiens.

Geschichte

Das Palais wurde im Jahre 1697 vom Obersthofmarschall Heinrich Franz Graf von Mansfeld und Fürst von Fondi bei Johann Lukas von Hildebrandt als Palais Mansfeld-Fondi in Auftrag gegeben.

Das Sommerpalais mit seinem prächtigen Garten befindet sich in direktem Anschluss an das Schloss Belvedere, welches ebenfalls von Johann Lukas von Hildebrandt für Prinz Eugen von Savoyen erbaut wurde. Noch während der Bauzeit des Palais Mansfeld-Fondi verstarb der Graf von Mansfeld. Das unfertige Anwesen wurde schließlich im Jahre 1716 von Adam Franz Karl Fürst von Schwarzenberg gekauft. Für die Fertigstellung beauftragte der Fürst die Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach und Joseph Emanuel Fischer von Erlach. Das Kuppelfresko wurde von Daniel Gran im Jahre 1726 geschaffen. Die endgültige Fertigstellung erfolgte im Jahre 1728.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Palais Schwarzenberg durch Bomben schwer beschädigt. Es wurde jedoch nach Kriegsende wieder vollständig aufgebaut.

Heutige Verwendung

Bis Jänner 2006 wurde das Palais teilweise als 5-Sterne-Hotel und Restaurant verwendet. Seit August 2006 können Teile des Abwesens einschließlich des Parks für Veranstaltungen genutzt werden. Das Palais beherbergt die Schweizer Botschaft sowie die Schweizer Konsularabteilung. Seit Januar 2008 wird der Pferdestall von Kanal Telemedial als Studio genutzt. Das Palais befindet sich nach wie vor im Besitz der Familie Schwarzenberg.




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