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Nordische Göttersagen 2

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Leandra Sofia
Nachtschwärmer/in


Beiträge: 14
Ort: Köln


New PostErstellt: 18.10.05, 11:27  Betreff: Nordische Göttersagen 2  drucken  weiterempfehlen

Der Halsschmuck Brisingamen

 

Der größte Stolz Freyas war ein herrlicher Halsschmuck, Brisingamen genannt. Vier Zwerge hatten das Kleinod geschmiedet und sie, die an schönem Schmuck so große Freude fand, dass sie davon den Beinamen Menglöd, die Schmuckfrohe, trug, hatte es um teuren Preis erkauft. Einst hatte sie den Schmuck Thor überlassen, als er seines Hammers wegen en Riesen Thrym aufgesucht und sich dabei als Braut verkleidet hatte; denn da sie sich niemals vom Brisingamen trennte, war es geradezu ihr Kennzeichen geworden und Thrym hätte sogleich Verdacht geschöpft, wenn die Braut, die man ihm als Freyja zuführte, nicht den Schmuck getragen hätte. Das alles wusste Loki genau, der den Asen schon so manchen Schaden zugefügt hatte; so wie er einst Sif um ihr Goldhaar gebracht hatte, wofür er freilich schwer hatte büßen müssen, beschloss er nun das Brisingamen zu rauben, und wirklich gelang es ihm einmal, sich bei Freyja einzuschleichen und ihr den Schmuck zu entwenden.

Als er jedoch mit seinem Raub entfliehen wollte, merkte es Heimdall, der nie schlummernde Wächter an Asgards Tor. Er ahnte sogleich, dass Loki eine Meintat begangen habe, und folgte ihm ohne Zögern nach. Loki eilte nun davon, so schnell er konnte, um sich seinem Verfolger zu entziehen. Aber Heimdall blieb ihm dicht auf den Fersen und schließlich setzte der Meeresstrand der weiteren Flucht ein Ende. Loki wusste selbst in dieser Lage Rat. Er verwandelte sich in einen Seehund und tauchte ins Meer. Ais Leibeskräften schwamm er, bis er eine kleine Insel erreichte, die Vaga-Schäre genannt wird; die erklomm er und glaubte nun vor Heimdall sicher zu sein. Dieser hatte sich jedoch nicht täuschen lassen. Auch er verstand die Kunst seine Gestalt zu wandeln, nahm ebenfalls die eines Seehundes an und folgte Loki auf die Schäre. Dieser erkannte alsbald, dass er keine Möglichkeit zur Flucht mehr hatte, und stellte sich Heimdall zum Kampf. Lange und grimmig bissen sie sich miteinander herum, bis endlich Heimdall über seinen immer matter werdenden Gegner die Oberhand gewann. Da musste sich Loki besiegt geben und Heimdall das Kleinod Brisingamen überlassen, der es voll Stolz Freyja überbrachte. Diese war überglücklich, als sie ihren Schmuck wieder in Händen hatte, und rühmte vor jedermann Heimdalls Hilfe, der sie vor einem schweren Verlust bewahrt hatte. Heimdall aber hieß seit jenem Tag „ Freyas Halsbandsucher“.

 

 

Balders Tod

 

Die Asen hatten Loki nun schon so manche Übeltat zu vergelten. Von seiner Verbindung mit einer Riesin stammten der Fenriswolf und die Midgardschlange, die zwar im Augenblick unschädlich gemacht waren, aber doch als finstere Drohung für die Zukunft der Welt fürchten ließen. Sein Rat hatte die Asen in schwere Schuld verstrickt, als sie an dem Riesenbaumeister Verrat geübt hatten, und seine Vergehen an Sif und Freyja, seine Versuche, Thor in die Gewalt der Riesen zu bringen und diesen Idun und ihre Äpfel auszuliefern, waren unvergessen. Trotzdem hatte man ihn immer wieder gewähren lassen, hatte er doch vieles von dem, was er angestiftet hatte, wieder gutgemacht und über dies hatte er den Asen auch schon wertvolle Dienste geleistet, wie etwa damals, als er ausgekundschaftet hatte, wohin Thors Hammer gekommen war, und dabei geholfen hatte, dass es gelang, Thrym zu täuschen und den Hammer wieder heimzuholen.

So hätte man ihn wohl in Frieden leben lassen, denn es schien, als wären die Gefahren überwunden, die zu schweren Sorgen Anlass gegen hatten. Die Asen hatten es zu verhindern gewusst, das Freyja, Sonne und Mond dem Riesenreich verfielen, mit den Wanen waren sie versöhnt, sodass sie die von diesen gestellten Geiseln zu den Ihrigen zählen durften, und wunderbare Waffen sicherten ihnen den Sieg im Kampf. Trotzdem spürten sie, dass die Zeiten, in denen sie einst so glücklich gewesen waren, nicht wiederkehren konnten, und manches drohende Zeichen sagte ihnen, dass in naher Zukunft einer der Besten unter ihnen, der lichte Balder, in schwerste Gefahr geraten werde; denn Balder hatte schwere Träume, die er nicht zu deuten wusste, die aber ihn wie alle anderen Asen in arge Unruhe versetzten. Vergeblich traten sie alle zur Beratung darüber zusammen, welche Gefahren Balder wohl drohen könnten – sie fanden die Lösung nicht. Da beschloss Odin einen letzten Versuch zu waren.

Er bestieg Sleipnir, sein achtbeiniges Ross, das ihn rasch über Land und Meer trug, und ritt hinab in die Unterwelt. Ein Hund kam ihm dort entgegen, der ihn mit schaurigem Geheul empfing; Odin aber setzte seinen Ritt fort, bis er zu Hels Behausung kam.

Von dort führte ihn sein Weg vor das Tor hinaus nach Osten bis zum Grabhügel einer zukunftskundigen Frau, einer Völva[1]. Hier machte er Halt und begann sein Wecklied für die Tote zu singen. So machtvoll war seine Weise, das die Völva, für kurze Frist ihrem Todesschlaf entrissen, aus dem Hügel trat und ihm Rede und Antwort stand. Sie fragte:
Wer ist der Mann,

mit unbekannt,

der mir vermehrt

mühvollen Weg?

Regen schlugen mich,

bereift war ich

und taubeträuft:

Tot war ich lang

 

Odin verhehlte seine wahre Gestalt und antwortete:

Vegtam heiß ich,

bin Valtams Sohn.

Sprich von der Tiefe,

vom Tag will ich´s!

Wem sind die Sitze

besät mit Ringen

und strahlt die Bank,

bestreut mit Gold?

 

Da sprach die Völva:

Für Balder steht hier

gebraut der Met,

schimmernder Trank,

der Schild liegt darauf.

Unheil ahnen

Asensippen.

Genötigt sprach ich,

nun will ich schweigen.

 

Nun wussten die Asen, dass Balder in höchster Gefahr schwebte – war doch schon im Reich der Hel Platz für ihn bereit! Da beschlossen sie alles zu unternehmen, was in ihren Kräften stand, um das drohende Verderben doch noch abzuwenden. Frigg sandte überallhin Boten und ließ sich Eide schwären, dass weder belebte wesen noch unbelebte Dinge Balder jemals schaden würden. DA leisteten den Eid Feuer und Wasser, Eisen und alle Metalle, alle Steine, die Erde, die Bäume, die Krankheiten aller Art, alle Vierfüßler, die Vögel und die Giftschlangen. Als das alles geschehne war, meinten die Asen, nun sei Balder gewiss in Sicherheit, und um das zu erproben, beriefen sie ein großes Thing. Dort stellte sich Balder inmitten des Versammlungsplatzes auf und nun versuchten sich alle an ihm. Die einen schossen nach ihm, andere hieben mit dem Schwert auf ihn ein und manche warfen Steine nach ihm. Er aber stand unversehrt da, denn kein Schwert verletzte ihn und kein Wurf oder Schuss schadete ihm.

Loki war bei dieser Versammlung auch zugegen, aber er teilte nicht die Freude der andren Asen darüber, dass von Balder jede Gefahr abgewendet war. Er nahm die Gestalt einer Frau an und begab sich zu Frigg, die neugierig fragte, was soeben auf dem Thingplatz geschehe. Da erzählte die Fremde, alle Asen schossen auf Balder oder würfen nach ihm, er aber bleibe davon ganz unberührt. Da sagte Frigg: „Weder Eisen noch Holz wird Balder schaden, denn ich habe ihnen Eide abgenommen“. Die fremde Frau fragte; ob wirklich alle Dinge den Eid geleistete hätten; da antwortete Frigg: “Westlich von Walhall wächst an einem Baum ein Schössling, der heißt Mistelzweig. Der war noch so jung, dass ich ihm keinen Eid abgenommen habe“. Nach diesem Gespräch nahm die Fremde von Frigg Abschied und ging weiter. Sie nahm ihren Weg zu dem Mistelzweig, von dem Frigg gesprochen hatten, und am Ziel angelangt verwandelte sich Loki wieder in seine wahre Gestalt. Er riss den Mistelzweig aus und begab sich zum Thingplatz zurück, wo die Unterhaltung noch in vollem Gang war. Abseits von den Männern, die Balder lachend umringten, stand dessen Bruder Höd. Höd war blind und so hatte er an der allgemeinen Freude keinen Anteil. Zu ihm gesellte sich Loki und fragte ihn, warum nicht auch er so wie alle andren nach Balder schieße. Höd antwortete, das könne er nicht, denn er sei blind und habe auch keine Waffe. Da erbot sich Loki ihm zu zeigen, wo Balder stehe, und da habe er einen stock, mit dem könne er wie alle anderen Balder Ehre erweisen und nach ihm schießen. Höd nahm den Mistelzweig und schoss damit in die Richtung, die ihm Loki angab. Das Geschoss aber traf und durchbohrte Balder, sodass er tot zu Boden sank. Maßloses Entsetzten erfasste die Asen, als sie erkannten, dass die Weissagung von Balders Ende nun doch in Erfüllung gegangen war. Sie hatten wohl gesehen, dass Höd den unheilvollen Schuss getan, Loki aber gezielt hatte, doch war der Thingplatz eine heilige Friedensstätte und so wagte keiner von ihnen das Geschehene zu rächen.

Während sie aber alle ich ihrem Kummer ratlos waren, suchte Frigg nach einem Weg, um Balder zu retten. Sie sagte, wer die Gunst und ihre Huld erwerben wolle, der solle ins Reich der Hel reiten und dieser Lösegeld für Balder anbieten; vielleicht könne es geschehen, dass sie ihn zu den Asen zurückkehren lasse. Frigg bat so inständig und eindringlich, dass sich Hemod, ein Bruder Balders, zu dem Ritt bereit fand. Odin lieh ihm Sleipnir und Hermod trat alsbald ohne Zögern die Reise an.

Die Asen mussten inzwischen für Balders Bestattung sorgen. Sie schafften den Toten ans Meer und legten ihn auf sein Schiff. Dieses wollten sie vom Strand ins Meer lassen und Feuer daran legen, um Balder im Feuer zu bestatten. Sie bemühten sich indes vergeblich das große Schiff vom Platz zu rücken und schickten nah der Riesin Hyrrokin, die ungeheuer stark war. Diese stemmte sich gegen den Vordersteven des Schiffes und drückte mit solcher Wucht, dass das Schiff sich in Bewegung setzte. Aus den Walzen, die man dem Schiff untergelegt hatte, sprang infolge der schnellen Bewegung Feuer und alle Lande erbebten. Aber Nanna, Balders Gattin, brach vor Leid das Herz, sodass sie auf der Stelle starb. Da wurde auch sie auf den Scheiterhaufen gelegt, der an Bord des Schiffes für Balder errichtet war, und als dieser angezündet worden war, stieß man das Schiff hinaus ins Meer. Kostbare Gaben hatte man dem Toten mit auf die Reise ins Jenseits gegeben. Odin hatte seinen Rind Draupnir auf den Holzstoß gelegt und auch Balders Ross war mit allem Reitzeug auf den Scheiterhaufen geführt worden.

 

 

Hermod bei Hel

 

Während dies alles geschah, war Hermod unterwegs ins Totenreich. Neun Nächte lang ritt er durch dunkle, tiefe Täler, bis er zu der Brücke kam, die über den Fluss Gjöll führt und daher Gjöll-Brücke heißt. Modgud, die sie bewacht, fragte Hermod nach Namen und Herkunft und setzte hinzu, dass er nicht wie ein Toter aussehe, während Weg und Brücke doch für die Toten bestimmt seien. Sie wunderte sich auch, weil die Brücke laut erdröhnte, sobald das Ross Sleipnir seine Hufe darauf setzte. „Fünf Scharen von toten Kriegern kamen gestern hier über die Brücke“, sagte sie, „aber unter ihnen allen dröhnte die Brücke nicht so laut wie unter dir allein!“ Da nannte Hermod seinen Namen und fragte, ob Balder bereits über die Brücke gekommen sei-„denn ich bin auf dem Weg zu Hel, um sie zu bitten, sie möge Balder wieder ans Licht der Welt zurücksenden“. Da antwortete Modgud, Balder sei schon über die Brücke gekommen, und wies ihm den Weg: “Der Heldweg führt abwärts und nach Norden!“ Nun ritt Hermod den Weg weiter, den ihm Modgud gewiesen hatte, bis er zum Helgatter kam. Es war fest verschlossen, doch Hermod wusste Rat. Er zog den Sattelgurt an, gab Sleipnir die Sporen und setzte so über die Pforte hinweg. Nun gab es kein Hindernis mehr und Hermod betrat die Halle, in der er seinen Bruder Balder auf dem Hochsitz sitzen sah. Er blieb die Nacht über dort, am nächsten Morgen aber trat er vor Hel und verlangte, sie solle Balder mit ihm Heimreiten lassen. Er schilderte die große Trauer der Asen und ihre schwere Klage um den Toten. Da antwortete Hel: “Wenn es wirklich so ist, wie du sagst, dass nämlich Balder überall in der Welt so überaus beliebt ist, dann will ich deinen Wunsch gewähren. Das aber soll das Zeichen dafür sein, dass du die Wahrheit sprichst: Alle Wesen in der Welt, belebte ebenso wie leblose, müssen um Balder weinen. Wenn aber jemand sich weigert, dann soll Balder bei mir in meinem Reich bleiben.“ Mit diesem Bescheid machte sich Hermod auf den Rückweg. Balder geleitete ihn selbst hinaus und sandte Odin zur Erinnerung an ihn den Ring Draupnir zurück; auch der anderen Asen gedachte er mit Freundesgaben.

Sobald Hermod in Asgard angelangt war, berichtete er, welche Bedingungen Hel für die Rückkehr Balders gestellt hatte, und die Asen sandten sogleich Boten in alle Welt, die dazu auffordern sollten, um Balder zu weinen. Überall wurde dieser Wunsch erfüllt, denn es weinten nicht bloß Menschen und Tieren, sondern auch alle Steine, alles Holz und alles Metall. Schon glaubten die Boten, sie hätten ihren Auftrag glücklichvollendet, da sahen sie in einer Berghöhle eine Riesin sitzen, die sich Thökk nannte. Sie forderten die Riesin auf, um Balder zu weinen, diese aber antwortete:

Mit trockenen Tränen

wird Thökk beweinen

des Odinsohns Ende.

Nicht tot noch im Leben

tat der Bursche mir Gutes:

Hel behalte, was sie hat!

Damit waren alle Bemühungen um Balders Rückkehr vereitelt und er musste bei Hel bleiben. Die Riesin Thökk aber war in Wahrheit niemand anderer gewesen als Loki, der sich in die Gestalt der Riesin verwandelt hatte, um Balders Rückkehr zu verhindern.

 

 



[1] Eine Völva ist eine Frau die das zweite Gesicht besitzt, dies sind meistens Freyja Priesterinnen.






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Seit dem mich der Teufel reitet brauch ich keine Männer mehr!
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