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Violetta
Administrator

Beiträge: 2331


New PostErstellt: 24.06.08, 19:03     Betreff: Re: Violettas Opernkiste

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Da ich mich in der „Nachbetrachtung“  so ausführlich zum Dresdener „Rigoletto“ geäußert habe, habe ich mir überlegt ich erzähle mal ein bisschen mehr über diese Oper und ihre Geschichte.

Die Oper basiert auf dem Theaterstück „Le roi s’amuse“ (Der König amüsiert sich) von Victor Hugo. Darin schildert Hugo das Schicksal des Hofnarren Triboulet, dessen Tochter Blanche vom französischen König Franz I. verführt und anschließend verlassen wird.

Aus Haß und Rache beauftragt Triboulet einen käuflichen Mörder, seinen Herrn vom Leben zum Tode zu befördern. Als Tochter Blanche davon erfährt, opfert sie sich für den immer noch geliebten: als die Schwester des Mörders ihren Bruder bittet, den schönen jungen Mann zu verschonen und irgendjemand anderen an seiner Stelle zu töten, (damit für den Auftraggeber Triboulet eine Leiche da ist, und der Mörder nicht des Geldes verlustig geht)verkleidet sie sich als Mann lässt sich töten.

 

Einen Tag nach der Uraufführung im Jahr 1832 wurde das Stück in Frankreich verboten und kam 50 Jahre nicht zur Aufführung. Ein Jungfrauen schändender König auf der Theaterbühne ging der Zensur gewaltig gegen den Strich. Ohnehin war ja bekannt, daß gekrönte Häupter stets ein untadeliges Leben geführt haben...

Den Hofnarren Triboulet hat es übrigens wirklich gegeben, er lebte im Frankreich der Rennaissance von 1479 bis 1536 und stand in Diensten Ludwigs XII und später Franz I.

Die Geschichte seiner verführten Tochter ist aber reine Erfindung von Hugo, allerdings soll auch der echte Triboulet eine gefürchtet spitze Zunge gehabt haben.

 

Giuseppe Verdi lernte den Stoff 1850 kennen und beschloß, eine Oper daraus zu machen. Auch er bekam gewaltige Probleme mit der Zensur: so musste er das Stück von Paris in das beschauliche italienische Mantua verlegen, aus dem (historisch belegten) König Franz I. wurde mit dem Herzog von Mantua ein Provinzfürst. Diese Änderungen nahmen dem Stoff natürlich einiges von seiner Brisanz,  der Sack in den der gedungene Mörder am Ende Rigolettos (wie Triboulet nun heißt) sterbende Tochter Gilda steckt wurde von der Zensur ebenfalls bemängelt. Ein sterbendes junges Mädchen in einem Sack! Das geht  doch nicht. Aber Verdi kämpfte um seinen Sack, denn er ist dramaturgisch von großer Wichtigkeit und setze sich zuletzt durch. Auch durfte er seine Oper nicht, wie ursprünglich geplant, „La Maledizione“ (Der Fluch) nennen (Rigoletto wird von Monterone, dem Vater eines anderen Opfers des Herzogs verflucht, als er sich über seinen Schmerz lustig macht). Hier war es die Kirche, die Einspruch erhob, weshalb Verdi den harmloseren Titel „Rigoletto“ wählte.

Am 11. März 1851 erlebte „Rigoletto“ in Venedig seine Uraufführung und wurde sofort ein rauschender Erfolg.

Mit „Questa o quella“ („Diese oder jene“) hat Verdi für seinen Tenor eine seiner gefürchteten, aber ausgesprochen wirkungsvollen Auftrittsarien geschrieben: keine drei Minuten nach dem sich der Vorhang gehoben hat, muß der Darsteller des Herzogs mit dieser Arie auch schon seine Visitenkarte abgeben, und wenn das daneben geht hat er es schwer, das wieder geradezubügeln. Ähnliches muß übrigens der Sänger des Radamès in Verdis „Aida“ bewältigen. Er kommt auf die Bühne, singt drei Zeilen und legt dann sofort los mit dem legendären „Celeste Aida“. Viel Zeit zum warmwerden bleibt da nicht.

Die zweite große Arie des Herzogs ist natürlich „La donna è mobile“ aus dem dritten Akt. Der bekannteste Tenorschlager aller Zeiten, und auch wenn ich das Stück nicht wirklich leiden kann, gibt es doch keinen Zweifel daran, daß es ein Geniestreich ist.

Vor allem, wenn man beachtet, wie Verdi es im weiteren Verlauf der Handlung einsetzt: gerade als Rigoletto, bebend vor Haß und Genugtuung, den Sack mit der (wie er glaubt) Leiche des Herzogs in den Armen hält, singt dieser in der Ferne noch einmal „La donna è mobile“. Allein diese grauenerregende Szene würde reichen, um Verdis Ruf als größtes Theatergenie der Musikgeschichte zu bestätigen.

 

Viele Diskussionen gibt es immer wieder um die Gestalt des Herzogs. Wie ist er jetzt einzuordnen? Ein elender Schuft mit rabenschwarzer Seele, ein Vergewaltiger gar? Oder doch eher ein charmanter Windhund, der gedankenlos und egoistisch die Blumen pflückt die am Wegesrand blühen und dabei meist an Frauen gerät, die die Spielregeln kennen, sodaß kein größerer Schaden entsteht ? (Den Zorn eines gehörnten Ehemannes oder rasenden Vaters mal ausgenommen, aber sollen sie machen? Einem Rennaissanceprincipe widerspricht man nicht. ) Ich tippe eher auf zweiteres. Des Herzogs Worte in seiner Auftrittsarie

„Freundlich blick ich auf diese und jene

die wie Sterne mich leuchtend umschweben.

Doch mich fesseln soll nie eine Schöne,

denn ich glühe für keine allein.

Die Natur will uns alle beglücken,

nur der Wechsel verschönert das Leben!

Mag die eine mich heute entzücken,

morgen wird mich die andre erfreu’n“

sind die Worte eines unverbesserlichen Casanovas, nicht die eines Mädchenschänders.

 Die unerfahrene Gilda jedoch hält des Herzogs flüchtige, wenn auch rasende, Verliebtheit für wahre Liebe, fällt aus allen Himmeln als sie nach vollzogenem Beischlaf die Wahrheit erkennt (der Kerl ist nämlich auch noch verheiratet, das nur am Rande), und das Unheil nimmt seinen Lauf.

 

Mit dem Hofnarren Rigoletto hat Verdi, und das war ein Novum, einen gesellschaftlichen Außenseiter zum Mittelpunkt und vor allem Helden einer Oper gemacht. Ein Held, dem seine ganze Sympathie und all sein Mitgefühl gilt. In seinen beiden folgenden Opern „Il Trovatore“ (Der Troubadour) und „La Traviata“ hat er dieses Prinzip mit den Gestalten des fahrenden Sängers Manrico und der Prostituierten Violetta Valèry fortgesetzt.

Fast könnte man sagen, mit dem zynischen, verbitterten, spottenden, aber auch verzweifelten und zärtlich liebenden Hofnarren betritt zum erstenmal ein echter Mensch aus Fleisch und Blut mit Licht- und Schattenseiten die Opernbühne.

Rigolettos Monolog „Pari siamo“ im zweiten Bild des ersten Aktes, gehört zum faszinierendsten, was je für einen Bariton geschrieben wurde. Nach der Begegnung mit dem Auftragsmörder Sparafucile, der ihm seine Dienste anbietet (und auf die Rigoletto später zurückgreifen wird) und noch in Erinnerung an den Fluch Monterones  sinniert Rigoletto :

 

„Wir sind gleich.

Ich habe meine Zunge,

er hat den Dolch.

Ich bin der Mann der spottet,

er ist der, der tötet.

Dieser Alte hat mich verflucht...

Oh Menschen, oh Natur

Grausam und böse habt ihr mich gemacht!

Wie grauenvoll, hässlich zu sein,

wie grauenvoll, der Narr zu sein.

Nichts zu können, nichts zu dürfen

als immer nur lachen.

Das Erbteil jedes Menschen ist mir verboten:

die Träne.

Mein Herr, reich, jung, mächtig, schön,

sagt oft im Halbschlaf „Narr, bring mich zum lachen!“

Und ich muß gehorchen.

Verdammnis und Haß euch, Höflinge

ihr mitleidlosen Spötter.

Wenn ich gottlos bin,

ihr habt mich dazu gemacht!“

 

 

Der Rigoletto ist DIE Paraderolle jedes Verdibaritons. Zu den fesselndsten Szenen der Oper gehören neben dem oben erwähnten Monolog Rigolettos Anklage „Cortigiani, vil razza dannata“ in der er den Höflingen des Herzogs seinen wilden Haß ins Gesicht schreit, und anschließend, vor Angst und Sorge um seine Tochter halb von Sinnen, weinend zusammenbricht. Bis heute hat das niemand herzreißender getan als Tito Gobbi, der für mich wohl ewig DER Rigoletto sein wird.

Eine andere großartige Szene ist das Racheduett zwischen Rigoletto und seiner Tochter, in dem er dem Herzog Rache schwört, während sie ihn anfleht, zu verzeihen.

 

Legendär geworden ist das Quartett Rigoletto/Gilda/Herzog/Maddalena:

Der Herzog baggert in einer Kaschemme sein nächstes Opfer, das Freudenmädchen Maddalena an, die darauf spöttisch und abgeklärt  reagiert. Gilda und Rigoletto erleben diese Szene in einem Versteck mit und reagieren verzweifelt (Gilda) und hasserfüllt (Rigoletto).

Dieses Quartett diente in den achtziger Jahren als Titelmelodie einer mehrteiligen Spielfilmserie über das Leben von Giuseppe Verdi und der Sender wurde mit Anfragen von begeisterten aber opernunkundigen Zuschauern überhäuft, was das denn für ein wunderbares Stück sei.

Victor Hugo, der es angeblich gar nicht mochte, daß aus seinem Drama eine Oper wurde, soll seine Meinung schlagartig geändert haben, nach dem er dieses Quartett gehört hat.

Tonbeispiele folgen.

 EDIT

So, hier ein paar Beispiele. Es fuehrt kein Weg an Tito Gobbi vorbei, deshalb hier eine Szene aus einem alten Rigolettofilm

Cortigiani, vil razza dannata http://www.youtube.com/watch?v=GAGkOMtdS-0 

Der Clip ist recht lang, da auch die anfangsyene drauf ist, aber es lohnt sich.

Das Racheduett ywischen Rigoletto und Gilda

Si vendetta, tremenda vendetta

http://www.youtube.com/watch?v=FD4GL7coLbQ

Und jetyt noch der Heryog von Mantua, wie ich ihn mir vorstelle. Placido Domingo als potenter Supermacho. Besser kann und anders soll man das nicht machen.

Questa o quella http://www.youtube.com/watch?v=Oo2-_7FWhS0

Wer will solch einen Mann schon ernsthaft zum Teufel schicken ?

 




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www.dkms.de
Wer in einem gewissen Alter nicht merkt, dass er hauptsächlich von Idioten umgeben ist, merkt es aus einem gewissen Grunde nicht.
Curt Goetz

[editiert: 24.06.08, 22:01 von Violetta]

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