José Mujica sprach im Fernsehen offen über seinen Unglauben.

Glaubensfreiheit – Das ist nur selten zu erleben: Ein Staatsoberhaupt gibt öffentlich zu, nicht an die Existenz übernatürlicher Wesen zu glauben. Doch genau so etwas hat vor wenigen Tagen José Mujica, Präsident der Republik Uruguay, in einem Interview mit dem staatlichen TV-Sender Venezuelas VTV getan.

Mujica, der seit März 2010 im Amt ist, sprach über die wirtschaftliche und politische Lage in Südamerika und auch die Krebserkrankung seines venezuelanischen Amtskollegen Hugo Chávez. Dessen Krebserkrankung wurde Ende Juni 2011 bekannt. Erst vor kurzem war Chávez aus Kuba zurückgekehrt, wo er sich einer Strahlentherapie unterzogen hatte. Mujica drückte laut VTV seine Zuneigung und Bewunderung für die Politik von Chávez aus und wünschte ihm eine gute Genesung.

Dabei sagte er auch, dass er noch nie an einen Gott habe glauben können. Und falls doch solch ein „wichtiger Herr“ existiere, so Mujica weiter, möge er den Armen in Lateinamerika eine helfende Hand reichen, in dem er die Gesundheit  von Hugo Chávez bewahre.

Mit seinen offenen Äußerungen erregte der Präsident von Uruguay einige Aufmerksamkeit. Denn in vielen Ländern Mittel- und Südamerikas gelten Mehrheiten der Bevölkerung als Angehörige der katholischen Kirche. Ebenfalls in Uruguay, wo rund drei Viertel der Menschen zur Anhängerschaft des katholischen Glaubens gerechnet werden – allerdings übt nur rund die Hälfte praktisch diese Religion aus.

So mutig wie José Mujica sind in der Regel aber nur wenige Staatschefs und regierende Politiker. In den meisten Staaten der Welt machen führende Vertreter der Politik üblicherweise deutlich, einen Glauben an übernatürliche Wesen zu besitzen, um sich die Unterstützung der jeweils vorherrschenden Religion und die Sympathien der Gläubigen zu sichern.