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Trinkgeld - nicht inbegriffen? Kaum zu glauben!

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Peter CH
Junior-Mitglied


Beiträge: 17


New PostErstellt: 06.02.06, 17:51  Betreff: Trinkgeld - nicht inbegriffen? Kaum zu glauben!  drucken  weiterempfehlen

Dieses Thema ist kein neues Thema, trotzdem hier einige Gedanken diesbezüglich, sowie einige eigene Erfahrungen. 

Während unseres Aufenthaltes in Uruguay war der geplante Streik der “servicios de seguridad“ das Thema des Monats. Das heisst, es ging um einen garantierten Mindestlohn von 5000 Peso, also rund 180 Euro pro Monat für jene Männer, welche mit oder ohne Pistole im Gürtel, Banken, Supermercados, sowie wichtige Gebäude etc. bewachen. 

Es erübrigt sich zu erwähnen, dass Kellner und Kellnerinnen, Servicepersonal im Hotel und Gastgewerbe, überhaupt das Gros der  Angestellten im Tourismusbereich von dieser „Schallgrenze“ nur träumen können, weil die meisten nicht in einer Gewerkschaft organisiert sind.   

Und dann kommen wir als Touristen. Da bereits der (hohe) Preis des Flugbilletes nach Montevideo, sowie der (schlechte) Service der Fluglinie uns aufs Gemüt geschlagen haben, sind wir auf eine mögliche Kostenüberschreitung unseres Ferienbudgets entsprechend sensibilisiert. Es versuche keiner für jeden Freundlichkeitsdienst die „hohle Hand“ zu machen, denn bei uns in Europa gilt sowieso seit Jahren „Service inbegriffen“. 

Gewitzt durch Erfahrung, schreiben viele Kellner in Montevideo auf die Rechnung des Gastes „Tip not included“, weil eben in Uruguay der Service von 10 % nie inbegriffen ist.

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 Ganz allgemein aber, die Uruguayos sind ein stolzes Völklein und betreffend Trinkgeld sehr zurückhaltend, um nicht zu sagen scheu (dies gilt vor allem in ländlichen Gegenden). Da sind wir Schweizer wesentlich weiter entwickelt. Wir wissen was sich gehört mit zig hundert Jahren Erfahrung in Sachen Tourismus. Bei uns gültig ist: Service inbegriffen und bitte aufrunden, oder mindestens zusätzlich 5% - auf hohem Niveau wohlverstanden. 

Darum nochmals, 180 Euro Monatslohn – man versuche mal, nach zwei drei Tagen in Uruguay, sich vorzustellen wie weit man selber käme mit diesem Betrag. 

Unter diesem Blickwinkel erübrigt sich auch zu diskutieren, ob der Zimmerservice, oder der Taxichauffeur, oder der Coiffeur oder der Jongleur (an der Lichtampel) auch Anspruch haben auf einen Obolus.

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Nun zu unseren eigenen Erfahrungen betreffend Trinkgeld im Speziellen und einer etwas anderen Einstellung zum Geld im Allgemeinen.

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Die selbsternannten „Parkplatzwächter“ 

sieht man oft und überall, es sind jene, welche beim parkieren vor dem Supermercado oder vor dem Restaurant behilflich sind. Einem solchen begegnete ich an verschiedenen Tagen in Atlantida. Ein älterer Mann, weisse Haare, Strohhut, mit Anzug. Nebenbei, sozusagen als Hobby, sammelte er auch Karton, Papier und Plastikflaschen und stapelte dies auf einen kleinen Handkarren, welcher ihn ständig begleitete. Kurz, der Mann hätte jedem Seeräuber (Kapitän ganz klar) Konkurrenz gemacht und war mir darum sympathisch.  

Am Tag unserer Weiterfahrt Richtung Chuy, wollte ich ihm etwas mehr als die üblichen zehn Peso in die Hand drücken. Während ich auf meine Frau wartete, ergab sich wie immer ein kleines Gespräch und ich sagte ihm, dies wäre unsere letzte Begegnung und ich würde ihm gerne für ein Bier fünfzig Peso geben (sozusagen zum Abschied). Bueno, meinte er, nahm das Geld, zählte es und gab es mir wieder zurück – er mache diese Arbeit hier nur um mit den Leuten zu sprechen, er spreche einfach gerne mit Leuten über das Leben und so. Er zeigte mir voll Stolz jede seiner Hosentaschen. Auf der Seite, hinten, die Jackentaschen, innen und aussen, überall halb gefüllt mit Peso-Geklimmper und einigen fünf- und zehn Peso-Noten. Also Geld habe er, wie ich sehen könne, genügend. Dann nahm er vom Geld, welches ich immer noch in der Hand hatte, zehn Peso, lachte und meinte „por el servicio“.

An der Kasse im Supermercado 

bilden sich oft diese langen Schlangen, man ärgert sich und man fragt sich jeweils (als ordentlicher Europäer) muss das sein, was ist hier los? In diesem Fall wusste ich warum und wieso, denn ich war Zeuge der Konversation zwischen der freundlichen Kassiererin und einem älteren, etwas duseligen Herrn.

Offensichtlich hatte der Herr, vielleicht ein Rentner, noch einige ausstehende Rechnungen zu begleichen und wollte diese mit dem heutigen Einkauf bezahlen. Diese ausstehenden Beträge wurden offensichtlich in einem separaten Büchlein (klein und blau wie sich später herausstellte) notiert. Für alle „Darlehensberechtigten Kunden“ an beiden Ladenkassen (es gab nur zwei) ein gemeinsames Büchlein also – nur wo war das verflixte Büchlein? Fragende Blicke allerseits, wo suchen? Überall, angefangen bei der Käsetheke bis zum Gestell für Süssigkeiten an der Wand. Der langen Rede kurzer Sinn, das Büchlein wurde gefunden. Hat das jemand interessiert, hat da jemand Notiz genommen, ist vielleicht jemand ungeduldig geworden? Nicht die Bohne.

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 Also dann, die Beträge im Büchlein zusammensuchen, zusammenrechnen und durchstreichen – macht total 835 Pesos. Der duselige Kunde möchte der Kassiererin jedoch 900 Pesos bezahlen weil sie immer so freundlich ist. Sie ist geschmeichelt, lacht ein Wort gibt das andere. Sie meint, auch er sei immer ein netter Kunde und 800 Pesos würden reichen, er solle sich nun diese 100 Pesos in die Tasche stecken, er könne sie sicher brauchen.  

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Hat da jemand Notiz genommen ? Nicht die Bohne, ausser dem Suizo, der wartet in der Schweiz immer noch bis ihm eine Kassiererin den Preis reduziert.

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Ah, da kommt mir noch ein Beispiel in den Sinn, das war in Treinta y Tres, also draussen auf dem Land. Hier ist alles noch ein bisschen urtümlicher. Die Menschen hier oben sind eben Landmäuse und keine Stadtmäuse. Mir gefielen vor allem Hut, Hose und Stiefel der Gauchos. Ähnlich rustikal wie in Texas, aber nicht Amerikanisch sondern Uruguayisch. 

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Ich fragte den netten Herrn von der Hotelreception nach Einkaufsmöglichkeiten diesbezüglich, also original uruguayo Hut, Hose und Stiefel. Der Herr meinte es würden im Moment wohl keine Gäste erwartet und selbstverständlich würde er mir gerne zeigen, wo man gut und günstig das Gewünschte kaufen könne.

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Also machten wir uns gemeinsam auf den Weg. In den verschiedenen Läden machte er mich auf die Qualität, die Grösse, die Falten, die Farbe, das Modell und den richtigen Sitz aufmerksam. Ich denke wir waren so zwei drei Stunden unterwegs. Trinkgeld, ein Kaffee, ein Bier ? Nein danke, er machte es gerne und auch noch vielen Dank, dass wir von so weit weg nach Uruguay gekommen wären und sein Land liebten. 

 

 

 



[editiert: 06.02.06, 22:33 von Peter CH]
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