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Heilkunst

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Dr' OberSimmetaler
Experte


Beiträge: 132
Ort: Zweisimmen



New PostErstellt: 19.03.05, 21:28  Betreff: Heilkunst  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Heilkunst im alten Ägypten

Große Fortschritte haben die Ägypter im Lauf der Geschichte in der Medizin gemacht. Das Herz, altägyptisch sowohl ib als auch hati genannt, kannten sie bereits als Zentralorgan des Körpers, wenngleich ihnen die Bedeutung des Blutkreislaufs noch verborgen blieb. Die Ärzte vermuteten eine Beziehung zwischen dem Herzen und dem Magen. Ein trefflicher Satz ist uns überliefert: "Das Herz ist ein Gott, seine Kapelle ist der Magen." Der Magen selbst wurde Mündung des Herzens genannt. Wir kennen von dem Papyrus Ebers ausführliche Magen-Texte, angefangen von der Verstopfung bis hin zu Magenbluten. Und dass Streß den Leuten vor allem auf den Magen schlägt, war den Ägyptern ebenfalls nichts Unbekanntes. So lautet die Anweisung an den Arzt, der bei einer Untersuchung keine krankhaften Anzeichen findet: "Dann sollst du dazu (dem Patienten) sagen: Das ist die Unruhe deines Hauses."

Für Verletzungen gab es ein eigenes Wundenbuch, womit die altägyptische Medizin, wie der Medizinhistoriker und Ägyptologe Wolfhart Westendorf bemerkt, ihren unbestreitbaren Gipfel erreichte. Hier finden sich klare Anleitungen, wie Verletzungen, Brüche, Verrenkungen, Zerrungen sowie Geschwüre und Geschwulste als Folgeerscheinungen zu behandeln sind. Verbrennungen müssen im alten Ägypten häufig vorgekommen sein, denn es sind an die 50 Rezepturen gegen Brandwunden erhalten.

Die Lebenserwartung im Pharaonenreich war dennoch recht gering; viele Frauen überlebten das Kindbett nicht, und auch die Säuglingssterblichkeit war groß. Aus den Grabbiographien kennen wir die Statistik des Lebensalters, die zwischen 33 und 80 Jahren schwankt, was einem Mittelwert von 56 Jahren entspricht, den jedoch nur wenige erreicht haben dürften. Die durchschnittliche Lebenserwartung betrug bei Männern etwa 35 und bei Frauen etwa 30 Jahre. Menschen, die dennoch ein hohes Alter erreichten, wurden in ihren späteren Jahren oft von Arthritis oder Knochentumoren geplagt.  Die Pharaonen waren davon trotz ihres privilegierten Lebens nicht ausgenommen. Bei ihnen kamen gar noch Wohlstandskrankheiten hinzu, so etwa ist Karies bei den Herrschern nachweisbar. Der Weise Ptahhotep klagt über das Alter: "Das Greisenalter ist angebrochen, die Schwäche der Kinder erneuert sich, die Augen sind schwach, die Ohren sind taub, die Kraft schwindet dem Herzensmüden." Auch der Ägypter liebte, trotz des Glaubens an ein Weiterleben im Jenseits, die diesseitige Existenz, und gerne wollte jeder 110 Jahre als werden (100 Jahre, plus einem Zuschlag von 10 % für gute Lebensführung).

Gegen die periodisch auftretenden Seuchen suchten sich die Ärzte ebenfalls zu wappnen. Wir kennen die Klage: "Seuchen überziehen das Land, der Tod findet keinen Mangel." Die Ägypter kannten den Zusammenhang von Hygiene und Krankheit und hielten einen umfangreichen Sauberkeitskatalog bereit. Die Ärzteschar im Pharaonenreich war bereits spezialisiert auf bestimmte Krankheiten, wir kennen Augen- und Zahnärzte sowie einen Arzt des Bauches, Frauenärzte, Orthopäden und Chirurgen. Herodot berichtet staunend: "Jeder Arzt ist nur für eine einzige Krankheit da. Alles ist voll von Ärzten. Es gibt Ärzte für die Augen, für den Kopf, für die Zähne, für den Bauch und für die unsichtbaren Krankheiten." Namentlich sind uns über 150 Ärzte aus dem alten Ägypten bekannt. Einer der größten operativen Eingriffe war die Behandlung einer Gefäßgeschwulst, die Medizinhistoriker als Aneurysma erkannt haben. "Man muß die Kühnheit und Tüchtigkeit der altägyptischen Ärzte bewundern, dass sie es wagten, Aneurysmen zu operieren", schrieb einer von ihnen.

Manche der Erkrankungen, unter denen die frühen Bewohner des Niltals litten, sind uns nur allzu bekannt. So werden in Papyrustexten aus der Zeit um 1500 v.Chr. Ohrenentzündungen, Magenverstimmungen, Kopfschmerzen, Eingeweidebrüche, Gallensteine und "Brennen im After" - vermutlich Hämorrhoiden - als häufige Leiden aufgezählt. Untersuchungen an Mumien wiesen krankhafte Veränderungen durch Tuberkulose, Lungenentzündung und Polio nach.

Einer verbreiteten Meinung nach galten innere Leiden als eine Folge von Verdauungsstörungen; für andere Krankheiten wurden der Wind oder übernatürliche Kräfte - Geister, Dämonen und böswillige Verstorbene - verantwortlich gemacht. In Wahrheit beruhten viele gesundheitliche Störungen auf mangelnder Hygiene. So wurden die Erreger des Trachoms, einer bakteriellen Bindehautentzündung, die häufig zur Blindheit führte, von Hand zu Hand durch den Menschen und von Auge zu Auge durch die unzähligen Fliegen der Sumpfregionen übertragen. Der Befall mit Bandwürmern kam durch den Kontakt mit infizierten Hunden, Rindern und anderen Haustieren zustande. Von tierischen Exkrementen verseuchte Böden enthielten Parasiten wie Haken- und Spulwürmer, während im stehenden Wasser der Abzugsgräben Leberegel lauerten, die eine Reihe schwerer Krankheiten verursachen konnten, von Darmbeschwerden bis hin zu Nierenversagen.

Zur Vorbeugung und Bekämpfung von Krankheiten kam in der Regel eine Kombination aus Magie und Medizin zum Einsatz. Wer unter Schmerzen litt, hatte die Wahl zwischen Heilern, Geisterbeschwörern oder Priestern. Der eigentliche Arzt oder swnw - "sunu" ausgesprochen - erlernte seine Kunst in einem sogenannten Haus des Lebens, einer Art Ausbildungszentrum für Gelehrte und Schreiber, das Bestandteil eines jeden größeren Kulttempels war und Abhandlungen über Wundbehandlung, Gynäkologie und vieles mehr enthielt. Medizinstudenten lernten, dass der Puls des Patienten mit dem Herzen in Verbindung stand - "es spricht aus den Gefäßen jedes Gliedes" -, aber auch, dass Blut, Atem, Tränen, Schleim, Urin und Samenflüssigkeit durch ein gemeinsames Kanalsystem zirkulierten. Anatomische Hieroglyphen, auf denen Menschen mit den inneren Organen von Tieren abgebildet sind, lassen darauf schließen, dass die Ärzte ihre Anatomiekenntnisse nicht von den Einbalsamierern bezogen - die einen Leichnam niemals sezierten -, sondern eher von den Tempel-Metzgern, die Rinder und andere Opfertiere schlachteten.

Der Arzt, der ans Krankenlager gerufen wurde, befragte den Patienten nach seinen Beschwerden, tastete ihn ab, untersuchte dessen Körperabsonderungen und roch sogar an Wunden. Sein Medizinkästchen konnte neben Aloe, Knoblauch und Honig Dinge wie Blei, Sandalenleder, Ruß, Samenflüssigkeit, Rindergalle und Exkremente von Tier und Mensch enthalten. Salben und Umschläge, die mit den Zutaten dieser "Drecksapotheke" hergestellt wurden, sollten einen solchen Widerwillen im Körper des Patienten hervorrufen, dass die Krankheit - oder der Dämon - umgehend die Flucht ergriff. Diese Art der Behandlung hatte jedoch bestenfalls einen begrenzten Erfolg, während sie schlimmstenfalls das Ende beschleunigte.





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Ryter Administrator

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Beiträge: 1429
Ort: Steffisburg Schweiz

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New PostErstellt: 10.04.05, 21:49  Betreff: Re: Heilkunst  drucken  weiterempfehlen

Hallo Reto

Also ich geb's gerne zu: Trotzdem die "Alten Aegypter" unzweifelhaft bereits sehr viel Medizinwissen hatte; - ich gehe doch lieber zu einem Arzt von heute!

Die moderne Medizin hat uns , dabei meine ich speziell die hochentwickelten Länder in Europa und Nordamerika sehr, sehr viel gebracht:

  • Kleinere Kinder- Müttersterblichklkeit
  • Heilung von X-Krankheiten, dadurch eine
  • höhere Lebenserwartung, usw.

Auch wenn ich nicht weiss was für Chemikalien ich in einer Tablette einnehme darf ich doch annehmen, dass mir das vom Arzt verschriebene Medikament hilft (hoffentlich ohne grosse Nebenwirkungen). Wenn ich mir vorstelle, da schmiert mir einer Russ auf meinen Körper und murmelt dabei okultige Sprüche; nein danke.

Sie war nicht immer so schön , die alte Zeit, sei das nun in Aegypten 2'000 Jahre v. Chr. oder sei es zu Gotthelfszeiten mit den geschilderten Quacksalbern!

Eine der wichtigsten Sachen hast du im Artikel erwähnt: Sauberes Wasser! Das blaue Gold, das wichtigste Lebensmittel auf Erden. Bei uns verschwendet, - in andern Teilen der Erde grösste Mangelware; - von Sauberkeit ganz zu schweigen.

Es bleibt zu wünschen, dass unseem Beruf die entsprechende Achtung zuteil wird die ihm gebührt.

Danke für den Beitrag, regt zum Nachdenken an!

       

   




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