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knefr
Experte


Beiträge: 176

New PostErstellt: 05.09.06, 14:44     Betreff: Literatur

Guten Tag Ihr Leute

Als Literaturinteressierter habe ich die Bödelimundart verwendet, um meinen Lebenslauf zu verfassen.

Angehängt findet Ihr ein Beispiel und die dazugehörenden sprachgeschichtlichen Erläuterungen!

Viel Spass beim Lesen: Ihr Fritz Knecht

Von alben

fk./05.09.06

Grad afangs Füfzgerjahren ischt in eim von chlynschten Dörflenen im Bärner Oberland em Büebel uf d'Wäld chon.

Eigentlig nüd bsunders. Nid e Junga von bsunderen Elteren ischt da worden, süscht hättem mu's wäger ir Zytig gläsen - old s'es im Radion ghörd. Der Fernsehn hed mu dennz'mal no zwenig bchend, un ussert bin Hattis old Hanslis Heinzen wän e keina umha gsyn.

Där Büebel, namsen mer nen NOLDI, ischt es Milchschorfchind gsyn. Mid Geismilch hed mu nen ufpäppelled. Hüüt giengtem mu zum Huut-spezialischt un wurdi där Letzi mid türen Medikamänten luegen abz'hälfen. Die gsund Geismilch hed allemna soviel diened - NOLDIS Huut ischt gleitig fynni worden, wän är nid churza gschoren gsyn, hättem mu gwüss gloubt, är syg es Meitschi.

En Nachpuur, em schönen Emils Waltsch, wollt NOLDI eis höi nähn u meind zuem mu: "Üü, hescht du miigerig Scheichi...!" Ds Büebi ischt nid verläges u gid hantli emz'rugg: "Därfür hed myn Mueter bravi...!"

Under anderem die Schlagfertigi hed därzue gfüehrd, dass NOLDI na syr obligatorische Schuelzyt uf Bären ischt, won är im Internat vom Seminar Muristalden en Huuselter hed uberchon, won nen für ds später Läben prägt hed. Der eigend Elter hed er en bösen Stoublunga t'wägen lengizyt müessen kuren - d'Mueter ischt mid dem eigellige Jüngling härter schlächt z' gang chon.

N'am Seminar ischt Noldi uf Rüegsou, id's Underämmital gan schuel-meischteren. Ds „Gschleipf“ mid eren Oberlender Tächter hed'nen im Uustig 75 i ds Chandertal zruggreichd.

Ir Regruuteschuel hed der hüütig Bärner Grossrat un alt Oberrichter Mässerli Walter e witera, wichtiga Nagel igschlagen - NOLDI hed wellen witermachen. Als junga Kadi im Ogi-Bataillon isch es Schmockof gsyn, won d' Vorbild-funktion von vielen Vorgängeren hed ubernoon.

Nan etligen Jahren ir Öffentlichkeit: bi Schützen, Sängeren un anderren Organisationen, lad si NOLDI vom hüütigen Stabschef Operationen uberzüügen, no eis en militärischa Uusbildigsgang z' absolvieren - vorhär hed mu aber der glych Maan, z' Andermatt im 93-er KVK, no müessen sägen, är söll doch eis d'Muul zue han u losen, was wichtig syg. Vor Luzären hed NOLDI gwährweised: "Bin i ächt nid z' alta, d'Armee 95 lehre z' bchönnen?" Wen är syner eigende Büebla öppa gfrägt hed, wien disa old der ander Stellverträtter ir Schuel sygen gsyn, meines  => es elters Männdi, öppa in dym Alter! Jetzen, nachdäm Noldi zwölf Jahr ar GIBT schuelmeischtered, ischt är g'willta, mid euch z’lüwwen un em Bytz dorfen. E so von alben z' losen, wän eigentli no churzwylig – old!?

Sprachgeschichtliche Bemerkungen: Bödellitüütsch

fk./11.03

Jede Sprache ist über Jahrtausende und Jahrhunderte gewachsen: das geschichtliche Werden hat ihre heutigen Lautungen und Formen, ihren Wortschatz entscheidend mitbestimmt und ausgeprägt. Die

Sprach- und Namenforschung vermag uns in Umrissen die Sprach-geschichte des Raumes zwischen den beiden Alpenrandseen (Thuner-und Brienzersee) zu erhellen.

Die Bödelli-Mundart ist eine alemannische, eine südalemannische ja eine höchstalemannisch-alpine Mundart. Die alemannischen Bauern-Kolonisten aus dem süddeutschen Raum dürften die Alpenrandseen im 6./7. Jhdt n. Chr. erreicht haben. Hier siedelten sie sich neben der romanischen Vorbevölkerung an. Diese Romanen sprachen seit Christi Geburt (seit die heutige Schweiz dem römischen Weltreich angegliedert wurde) ein volkstümliches LATEIN, aus dem sich in der SUISSE ROMANDE die frakoprovenzalischen PATOIS entwickelt, sich teilweise bis heute im GREYERZERLAND und im WALLIS erhalten haben.

Wie stark der Einfluss der ROMANEN auf die Alemannen war, wird sichtbar in den vielen Lehnwörtern aus dem Romanischen:

         Dähle - "Föhre" - daille (frankoprov.)

         Pletsche - "ebene Bodenfläche" - platea (lat.)

         Brätschel - "Tragband" - bracoula (frankoprov.)

         Galm - "hochgelegene Weide" - calmis (lat.)

         Tschingel - "Fels- und Grasband" - cingulum (lat.)

         Alpigle - "kleine Alp" - alpicula (lat.)

         Furgge - "Gabel, Pass" - furca (lat.)

         Saxeten - "felsiges Gebiet" - saxetum (lat.)

         Sous - "saure Wiese" - salsus (lat.)

Die Keltische Namen- und Sprachschicht, seit 8. Jhdt v. Chr.:

         Spiez - "Dornendickicht" - spijates (kelt.)

         Interlaken (Hinterlappen) - "zwischen den Seen" - enter lopas

         Brienz - "hochgelegene Siedlung" - brigantiôn (kelt.)

         Thun - "befestigte Siedlung" - dûnon (kelt.)

Indogermanische Flussnamen seit 2. Jahrtausend v. Chr.:

         Aare - "sich bewegen", fliessen - er-

         Saane - "rinnen" - sar-

         Simme - "tröpfeln" - sei-m

         Kander - "hell" - cand-

         Lütschine - "weiss" - leuk-

Bis vor 150 Jahren kannte das BERNER Oberland sogar noch das Präteritum: "I was furt" => ich war fort, die heutige englische Vergangenheit als Zeitform lässt grüssen!

(nach Prof. Dr. P. Glatthard, Bern)





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