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Coco · [editiert: 25.09.07, 14:28 von Coco]

Ähm...ich sag mal so: Es ist...deftig. Und es ist mir vor einem halben Jahr auf dem Klo eingefallen, aber ich habe es erst jetzt aufgeschrieben.^^
...ach ja und ich habe vorm Schreiben gerade die Nachrichten gelesen gehabt. Das kann natürlich auch damit zusammenhängen...

Ausgekotzt

Deine Stiefel knallen auf den Fliesen, die Tür reißt du fast aus der Verankerung und schlägst sie mit der gleichen Wucht wieder zu, den Schlüssel drehst du mit letzter Kraft herum. Dann krachen deine Knie auf die Fliesen, Schmerz schießt kurz deine Beine empor und verschwindet gleich wieder im Nebel, doch das ist dir im Moment egal, so egal, denn direkt vor dir ist sie, die Rettung, die letzte Zufluchtsstätte, die Erlösung. Wie eine Geliebte wird sie von dir in die Arme geschlossen und vor Glückseligkeit fast gestreichelt und geliebkost, denn endlich kannst du alles von dir geben, wirklich alles, was du dir in den letzten Stunden an Drogen, Gift und Scheiße freiwillig in den Rachen gestopft oder geschüttet hast. Wie eine stinkende braune Flut bricht es aus dir hervor, ein physischer Gegenpart zu dem, was dir den Tag über heimlich in die Seele eingeflößt wurde, Stück für Stück, Tropfen für Tropfen dieses heimtückischen Giftes, das von innen brennt und verzehrt und von außen die Glieder lähmt, bis Körper und Geist in hilfloser Ohnmacht zurückbleiben. Ein letztes Aufbäumen deiner vergewaltigten und wieder ausgekotzten Seele ist es dann jedes Mal, was deine Hand dazu bewegt, nach der Flasche zu greifen und das vermeintliche Gegengift zu trinken, in Zukunft vielleicht zu injizieren, bis dein Körper überquillt und die ganze Scheiße zu dem wird, was sie eigentlich ist, nur ein weiteres Gift, das jetzt als Kotze neben dir im Klo schwimmt.
Bist du aus dem Rausch erwacht und die ganze widerliche Scheiße losgeworden, kannst du aufstehen und zur Tür heraustaumeln, nach Kotze, Schweiß und Gift stinkend und dich den Blicken der anderen Menschen stellen. Ihre Augen tränen vor ätzendem Gift, ihre ausgestreckten Finger prügeln auf dich ein, ihr Hohngelächter lässt deinen Kopf fast bersten vor Schmerz. Dein Körper krümmt sich vor Qualen, doch du setzt einen Schritt vor den anderen, bis du endlich in dem Drecksloch angekommen bist, das du dein Zuhause nennst. Dort schmeißt du dich auf deine Matratze, um einfach nur deine Ruhe zu haben, aber selbst hier bist du nicht sicher, das Fernsehen knallt es dir vor die Augen, das Plakat spuckt es dir ins Gesicht, das Radio schreit es dir in die Ohren, von allen Seiten dröhnt es, was du bist.
Du kneifst die Augen zusammen, presst die Hände auf die Ohren, doch du kannst ihnen nicht entkommen, du schreist, aber sie schreien lauter, ihre Münder sind überall, aufdringlich, rot, verführerisch oder schmalllippig, moralisch, all das, was dein Mund eben nicht ist, ihre blendend weißen Zähne triefen vor Geifer, der auf dich herabtropft und sich wie ein schwarzes Gift in deiner Seele einnistet und dich vor innen peinigt, bis dir alles, aber wirklich alles lieber ist als diese Qualen. Dann springst du auf und rennst raus zu deiner gelieben Kotze in dein geliebtes Bahnhofsklo, wo du dein geliebtes Gift wieder in dich hineinfressen kannst, wohlwissend, dass du dem Tod wieder ein Stück näher kommst.
Dann ist endlich Ruhe.

Toran · Mitglied Beiträge: 193 Ort: Freiburg in Breisgau

Also man kann sich gut reinversetzen ich zumindestens. Was ich an Bluttrunstigkeit in meinen Geschiechten reintue hast du an glaubwürdigen eckelfacktoren drin. Gefällt mir sehr weiter so.

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Sieh mich an, den ich bin dein Tod, und man nennt mich Toran

Coco · Erstellt: 25.09.07, 19:51 Betreff: Re: Ausgekotzt

Danke.

Allerdings hab ich immer noch nicht diese Abscheu und diesen Ekel vor der "Wirklichkeit" drin, wie ich es gern hätte.

Toran · Mitglied Beiträge: 193 Ort: Freiburg in Breisgau

Dachte ich mir schon. Sie geht aber auch so unter die Haut

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Sieh mich an, den ich bin dein Tod, und man nennt mich Toran

Coco · Erstellt: 25.09.07, 19:54 Betreff: Re: Ausgekotzt

Das soll sie auch.^^

Lokterus · Mitglied Beiträge: 452 Ort: Bremen

Ich schwanke. So ein Hass auf die Welt, die ganz sicher ihre Fehler hat, aber einen auch ernährt, kleidet und unterhält kann ich nicht gut heißen. Andererseits kann ich mich der unmissverständlichen Botschaft nicht wirklich entziehen.

Eine Wertung kann ich nicht abgeben. Auch keine eigene Meinung. Es ist manchmal unpraktisch zwischen den Fronten zu stehen. ^^

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Haben Sie den springenden Punkt gesehen? Eben hatte ich ihn noch.

Coco · Erstellt: 26.09.07, 14:10 Betreff: Re: Ausgekotzt

Der ganze Text ist natürlich einseitig, das ist klar. Aber das wollte ich auch so. Wenn ich von einer Sache wirklich alle Aspekte erläutern will, dann ziehe ich einen Sachtext oder einen Roman vor. Bei einer Kurzgeschichte ist mir meistens nur ein Schwerpunkt wichtig, aber der soll dann auch wirklich beim Leser ankommen, am besten mit voller Wucht, und hängen bleiben.

Lokterus · Mitglied Beiträge: 452 Ort: Bremen

Zitat: Coco

(...)aber der soll dann auch wirklich beim Leser ankommen, am besten mit voller Wucht, und hängen bleiben.

Das ist dir zweifellos gelungen. ^^

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Haben Sie den springenden Punkt gesehen? Eben hatte ich ihn noch.

Struppigel · Mitglied Beiträge: 35 Ort: Leipzig

Hallo Coco,

schon sehr interessant geschrieben, aber könnte durchaus noch besser werden. Darum habe ich noch einige Anregungen für Dich:

Man könnte ein wenig mehr zwischen den immer wieder auftauchenden Begriffen "Kotze" und "Scheiße" variieren. Das bringt dann irgendwann nicht mehr genug Ekel. Dafür eventuell mehr beschreiben. Die Farbe erwähntest Du, könnte man sogar auch noch näher bezeichnen (Was für ein Gelb?) aber auch die Konsistenz wäre erwähnenswert und der Geruch. Bediene ruhig mehrere Sinne, nutze bildreiche Vergleiche, um den Ekel zu beschwören.

Knie auf den Fliesen und Stiefel auf den Fliesen sind übrigens sprachlich gedoppelt. Auch hier wäre eine Variation schöner zu lesen.
Daneben frage ich mich, warum die Stiefel nur knallen, aber die Knie krachen. Krachen ist so viel lauter und passt für mein Gefühl nicht zu dem Geräusch, das weiche Knie auf Fliesen erzeugen würden. Schließlich ist das eher dumpf im Vergleich zum Stiefelknallen.

"Gift" kommt mir als Motiv zu häufig vor. "Toxin" oder "toxisch" könnte man auch sagen oder aber umschreiben, indem man die Wirkung beschreibt (ätzend, auffressend...). Dann wäre sprachlich für mehr Abwechslung gesorgt, aber das Motiv an sich noch dasselbe - vielleicht fällt Dir was anderes ein.

Grüße

Struppi

Coco · Erstellt: 20.10.07, 16:25 Betreff: Re: Ausgekotzt

Hey! Danke für das ehrliche Feedback.

Dann will ich auch mal antworten.^^

Zitat: struppigel

Man könnte ein wenig mehr zwischen den immer wieder auftauchenden Begriffen "Kotze" und "Scheiße" variieren.

Ja, daran habe ich auch schon gedacht, aber, ehrlich gesagt, fallen mir da nicht wirklich Alternativen ein. Es gibt irgendwie keine anderen Worte für die beiden Begriffe, die genauso vulgär wären, zumindest fallen mir jetzt keine ein. Und in diesem Fall steht vor allem "Scheiße", aber in manchen Fällen auch "Kotze" für etwas Abstraktes, weshalb man die Begriffe schlecht beschreiben kann, anstatt sie beim Namen zu nennen. Ich werde natürlich trotzdem noch einmal darüber nachdenken.

Zitat: struppigel

Bediene ruhig mehrere Sinne, nutze bildreiche Vergleiche, um den Ekel zu beschwören.

Das könnte ich bei besagtem Satz natürlich tun. Allerdings habe ich ihn mir noch einmal durchgelesen: Er geht von der Wirklichkeit ins Abstrakte, das würde dann wahrscheinlich nicht mehr hinkommen. Trotzdem, ich werde natürlich darüber nachdenken.^^

Zitat: struppigel

Knie auf den Fliesen und Stiefel auf den Fliesen sind übrigens sprachlich gedoppelt.

Das stört mich, ehrlich gesagt, nicht so, weil ich finde, dass die Sätze weit genug auseinanderliegen.

Zitat: struppigel

Daneben frage ich mich, warum die Stiefel nur knallen, aber die Knie krachen. Krachen ist so viel lauter und passt für mein Gefühl nicht zu dem Geräusch, das weiche Knie auf Fliesen erzeugen würden. Schließlich ist das eher dumpf im Vergleich zum Stiefelknallen.

Ist wahrscheinlich Ansichtssache, aber für mich ist "krachen" nicht unbedingt lauter als "knallen". Was den Einwand mit den eher weichen Knien betrifft, hast du im Grunde natürlich Recht, allerdings wollte ich mit dem Krachen zeigen, dass die Person sich wirklich mit voller Wucht auf den Boden fallen lässt, und wie schlecht es um die Person steht; denn Gewebe, Knorpel und Haut können vllt nicht krachen, Knochen können es hingegen schon.

Zitat: struppigel

"Gift" kommt mir als Motiv zu häufig vor. "Toxin" oder "toxisch" könnte man auch sagen oder aber umschreiben, indem man die Wirkung beschreibt (ätzend, auffressend...).

An "toxisch" habe ich auch schon gedacht, allerdings fand ich es etwas zu...kühl und zu sachlich für diesen Text. Meiner Meinung nach bringt es einfach nicht das Gleiche rüber wie "giftig" bzw. "Gift", aber das ist vllt nur Geschmackssache.

Tja, das ist erst mal alles, was ich zu sagen habe. Wie gesagt, ich werde mir das alles auf jeden Fall durch den Kopf gehen lassen.