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ein bisschen Weihnachten

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Silke

Beiträge: 1

New PostErstellt: 23.12.07, 18:34  Betreff: ein bisschen Weihnachten  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Hallo ihr!

Die allermeisten werden mich nicht kennen, denn ich war bisher nur im letzten Jahr beim jUNIO-Wochenende dabei, lese aber eifrig die denk-mails. Ich bin Lehrerin an einer Grund- und Hauptschule und hatte vorgestern ein erstaunliches Erlebnis in einer sehr schweren Zeit:




Ein bisschen Weihnachten

Der Schock sitzt tief: Vor drei Tagen wurde bekannt, dass ein Amoklauf für heute in unserer Schule geplant war. Eine scharfe Schusswaffe wurde gefunden. Eine weitere soll gesehen worden sein. Der Tatverdächtige hatte vor drei Wochen bereits einen Einbruch ins Rektorzimmer verübt und einen Brand gelegt. Vorgestern wurde der Schüler im Klassenraum von der Polizei überwältigt und in Handschellen abgeführt. War es das jetzt?

Große Anspannung in der Schule. Große Angst unter den Hauptschülern, besonders unter den Zeugen, die bedroht wurden. Große Verunsicherung bei den Eltern, ob es sicher sei, die eigenen Kinder in die Schule zu schicken. Große Anspannung bei uns Lehrerinnen, die geschockt sind, aber Ruhe und Sicherheit ausstrahlen müssen.

Dem gegenüber die große Weihnachtsvorfreude der Grundschulkinder. Sie haben kaum etwas mitbekommen. Sie freuen sich einfach nur auf Weihnachten.

Und dann die plötzliche Idee – oder war es eine Eingebung? Wollen wir die Adventsfeier einmal mit der 2. und der 8. Klasse gemeinsam wagen? Werden die Grundschüler es schaffen, mit ihrer Begeisterung auf die Großen abzufärben? Oder werden sie Angst haben? Können sich die Großen auf die weihnachtliche Stimmung überhaupt einlassen oder werden sie diese auch für die Kleinen zerstören? Auf einen Versuch wollte ich es ankommen lassen und schlug die gemeinsame Feier meiner zweiten Klasse am letzten Schultag vor. Die Kinder waren begeistert und legten spontan ihre mitgebrachten Frühstücksplätzchen zusammen, um den Gästen etwas anbieten zu können.

In der letzten Schulstunde wurde der Besuch aus der Hauptschule aufgeregt erwartet. Die Zweitklässler warteten ungeduldig vor der Tafel aufgestellt. Die Achtklässler erschienen nach und nach, reagierten verwundert über den persönlichen Empfang an der Klassentür und ließen sich neugierig auf den kleinen Stühlen nieder. Als alle eingetroffen waren, schmetterten die Kleinen begeistert ihr witziges „Lied von den braven Kindern“ und brachten nervös das gemeinsame Gedicht von der „Weihnachtsmaus“ vor. Währenddessen konnte man in einzelnen Gesichtern der Hauptschüler bereits eine Veränderung bemerken: In den erstarrten Minen machten sich Anflüge von Lächeln breit. Spontan meldeten sich drei Kinder, die unbedingt noch alleine ein zu Hause gelerntes Gedicht aufsagen wollten. So gab es für die Zuhörer noch den „Bratapfel“, „Herrn Ribbek zu Ribbek“ und das „Lügengedicht“ von vor Stolz glühenden Kindern vorgetragen. Nach großem Applaus wurde ein Stuhlkreis mit über 40 SchülerInnen gebildet. Die zusammengelegten Plätzchen wurden strahlend herumgereicht und mittig wurden die Kerzen des Adventskranzes angezündet – nach gemeinsamer Absprache erstmals alle vier, da es ja der letzte Schultag war.

Aufgeregt verkündete ein echter Lausbub von sieben Jahren, er habe seine Flöte dabei und wolle unbedingt etwas vorflöten. Noch ehe ich etwas dagegen sagen konnte, hatte er bereits seine Flöte ausgepackt und jedem Hauptschüler ein Textblatt zu dem Lied „Kling Glöckchen“ selbstbewusst in die Hand gedrückt. Dies hatten wir auf der Adventsfeier mit den Eltern so gesungen – aber gemeinsam mit Achtklässlern…? Jannik begann beherzt mit seinem Flötenspiel und die übrigen Kinder der Klasse sangen eifrig mit – zunächst jedenfalls, denn nun begannen die Achtklässler zunehmend zu kichern. Die Zweitklässler verstummten irritiert, Jannik verspielte sich… und plötzlich begannen zwei türkische Jugendliche, feierlich ernst das Lied mitzusingen. Nach und nach stimmten die anderen Jugendlichen und auch die Kinder mit ein - es klang sehr ungewöhnlich, aber richtig schön. Es folgte der Wunsch der Zweitklässler, das absolute Lieblingslied „In der Weihnachtsbäckerei“ vorzusingen. Dabei sangen sie so mitreißend, dass sich die Hauptschüler bald einhakten und zu schunkeln begannen. Die Zweitklässler schlossen sich direkt an. Und da schunkelten sie alle friedlich vereint, schmetterten von verbrannten Plätzchen und dreckigen Fingern und strahlten um die Wette.
Der dann vorgelesenen Weihnachtsgeschichte von „Pettersson und Findus“, die so viel Pech in der Vorbereitung hatten, lauschten alle gespannt und Groß wie Klein freuten sich über die gezeigten Bilder.

Wir haben es nicht geschafft, die Geschichte fertig vorzulesen, aber die Einladung schloss sich direkt an: Wenn die Großen Lust haben, im nächsten Jahr wieder mit uns den letzten Schultag zu feiern und den Schluss der Geschichte zu hören, sind sie gerne eingeladen!

Mit einem weihnachtlichen Wunsch für jeden verabschiedete ich alle Schüler wieder an der Klassentür und konnte es wirklich spüren: Ein deutlicher Hauch des weihnachtlichen Friedens hatte sich hier – mitten in aller Anspannung und Angst – ganz deutlich bemerkbar gemacht. Ein wunderschönes Gefühl, die SchülerInnen damit in die Ferien zu entlassen.


In diesem Sinne wünsche ich auch euch schöne Weihnachten!

Silke

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