Korbach. Zwei Stühle bleiben leer in der Berliner
Schule. Dort saßen bis Montag Neda und Nerdivana. Die beiden Kinder
wurden mit ihrer Mutter in den Kosovo abgeschoben. Ihr Vater liegt im
Krankenhaus. Er sprang vom Balkon im zweiten Stock, als die Polizei die
Familie zum Flughafen bringen wollte.
© HNA/Schünemann
Wo
sind Neda und Nerdivana? Die Kinder aus der Betreuung der Berliner
Schule vermissen ihre beiden Mitschüler, die in den Kosovo abgeschoben
wurden.
Die Familie lebt seit 2007 in Deutschland. Über mehrere Stationen im Landkreis war sie nach Korbach gekommen.
Als
die Familie nach Deutschland gekommen war, hatte der Vater einen
Asylantrag gestellt. Der wurde vom Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge (BAMF) abgelehnt. Die Ablehnung wurde der Familie im Februar
2011 zugestellt, verbunden mit der Aufforderung zur Ausreise. Sollte
die Familie in Deutschland bleiben, werde sie abgeschoben, hieß es in
dem Schreiben weiter.
Der Korbacher Anwalt Andreas Boltner
stellte daraufhin für die Familie einen Folgeantrag auf Asylgewährung
bei dem Bundesamt. Aber auch diesen Antrag lehnte die Behörde ab. Am
vergangenen Dienstag nun kam die Polizei zu der Familie aus dem Kosovo,
um die Abschiebung durchzusetzen. Im Umfeld der Familie löste das
Kopfschütteln aus. Die beiden Kinder seien in der Schule gut integriert
gewesen, sagt Irmgard Geck, Leiterin der Berliner Schule, die beide
Kinder besuchten.
Wenn er wieder gesund ist, soll auch der
Vater in den Kosovo abgeschoben werden, sagte Jörg Wiegel,
Pressesprecher des Kasseler Regierungspräsidiums. Der Mann werde vom
Korbacher Stadtkrankenhaus ins Krankenhaus der Kasseler
Justizvollzugsanstalt verlegt. Am Montag werde ein Richter entscheiden,
ob der Vater in Abschiebehaft komme.
Für Dienstag war ein
Flugzeug gechartert worden, das insgesamt 68 Kosovaren zurück nach
Pristina bringen sollte. Mit dieser Maschine sollte auch die Familie aus
Korbach auf den Balkan geflogen werden.
Diese
Sammelabschiebung, an der mehrere Staaten beteiligt waren, sei unter
anderem von Mitarbeitern des Hohen Flüchtlingskommissars der UNO sowie
vom kosovarischen Reintegrationsbüro sowie vom Gesundheitsministerium
begleitet worden, ergänzte der RP-Sprecher. (ber)
Anwalt schockiert
Andreas
Boltner, Anwalt der Familie, war „schockiert“ über das Vorgehen. Die
Mutter der beiden Kinder sei „schwerst krank“ nach traumatischen
Erlebnissen im Kosovo. Außerdem habe ein Kind schweres Asthma und
Allergien. Mutter und Kind benötigten eine medizinische Behandlung, die
es nach seiner Einschätzung im Kosovo nicht gibt. Deshalb habe er für
die Familie beim Kasseler Verwaltungsgericht gegen die Ablehnung des
Asylantrags geklagt.
Nach der Abschiebung hat er bei dem
Gericht zwei Eilanträge gestellt. Damit will er verhindern, dass der
Vater vor dem Abschluss des Verfahrens abgeschoben wird. Mit dem zweiten
Eilantrag will er erreichen, dass Mutter und Kinder bis zum
Verfahrensende wieder in die Bundesrepublik einreisen können, sagte
Boltner. Nun setzt Boltner darauf, dass das Kasseler Gericht die
Abschiebung aufhebt. In einem ähnlichen Fall, bei dem es ebenfalls um
traumatische Erlebnisse einer Frau gegangen war, habe das Gericht die
Abschiebung gestoppt, berichtete der Anwalt.
Auch den Vater abschieben
Wenn
er wieder gesund ist, soll auch der Vater ins Kosovo abgeschoben
werden, sagte Jörg Wiegel, Pressesprecher des Kasseler
Regierungspräsidiums. Der Mann werde vom Korbacher Stadtkrankenhaus ins
Krankenhaus der Kasseler Justizvollzugsanstalt verlegt.
Die
Zentrale Ausländerbehörde beim Regierungspräsidium ist als
Vollzugsbehörde für Abschiebungen zuständig. Nach zwei abgelehnten
Asylanträgen habe die Behörde kein Spielraum gehabt, erklärte Wiegel.
Sie habe auch nicht warten können, denn für den Dienstag sei ein
Flugzeug gechartert worden, das 68 Kosovaren nach Pristina bringen
sollte. Mit dieser Maschine sollte auch die Familie aus Korbach fliegen.
Diese Sammelabschiebung, an der mehrere Staaten beteiligt waren, sei
von Mitarbeitern des Hohen Flüchtlingskommissars der UNO sowie vom
kosovarischen Reintegrationsbüro begleitet worden. Am Flughafen sei die
Familie vom Bruder der Frau abgeholt worden. Dort könne sie zunächst
auch wohnen, ergänzte Weigel. (ber)
[Quelle: http://www.hna.de/nachrichten/kreis-waldeck-frankenberg/korbach/familie-korbach-kosovo-abgeschoben-1596409.html]
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