Auswandern

gringo · Top-User ***** Beiträge: 199 Ort: Deutschland / Peru

Liebe Auswanderungswillige mit Zielrichtung Südamerika,

gebt zum Beispiel mal unter Google -> Bilder das Stichwort „Huaycan“ ein und klickt Euch dann durch die angezeigten Bilder. Dann werdet Ihr eine Idee davon bekommen, wie die Mehrheit der Menschen in einer südamerikanischen Großstadt lebt. Huaycan ist ein Vorort/Slum von Lima, in der knochentrockenen Küstengebirgswüste gelegen. Dort hausen ein paar 100000 Menschen, die meisten ohne Wasseranschluss, Kanalisation, sanitären Einrichtungen, festen Strassen, etc.

Na ja, denkst Du, ich kann ja in eine bessere Gegend ziehen. Gute Idee, aber entfliehen kannst Du diesem Anblick in der Regel doch nicht. Gleich neben einem besseren „barrio“ (Anm.: Viertel) kommen die Armen auf die Idee, das dies ein guter Ort sei, sich ebenfalls niederzulassen. Deshalb werden ein paar anfangs illegale Hütten gebaut, aber nach einer Weile wird daraus ein ganz legales „barrio joven“, ein sog. junges Viertel – oder zu gut Deutsch ein neuer Slum. Das Resultat ist, dass Du dann von Deiner Liege vor Deinem hübschen teuren swimming pool einen perfekten Panoramablick auf das Slum am gegenüberliegenden Berghang hast. Wenn Du dann mit Deinem schmucken Geländewagen, der etwa so viel kostet wie ein Haus in einem schon recht anständigen Stadtviertel, nach Lima zur Arbeit fährst, wirst Du beim ersten mal triste dreinblicken, wenn Du an Deinen armen Nachbarn vorbei kommst. Beim nächsten mal wirst Du vorher die Pistole gut durchladen, weil Du mitbekommen hast, dass vor der nächsten Ampel schon ein paar besser Situierte überfallen oder gekidnappt wurden, während die Polizei 100 Meter entfernt in die andere Richtung schaute.

Frag Dich also, ob Du das ertragen kannst oder willst.

Nein, die Leute in den barrios jovenes sind i.d.R. keine Gangster oder Kriminelle. Meistens sind es ganz normale Leute/Familien, die nur bettelarm sind, aber auch ihren Anteil vom großen Kuchen suchen, dafür hart schuften und trotzdem nicht jeden Gringo überfallen, der den Fuß in ihr Viertel setzt. Aufpassen, in welche Strasse Du einbiegst, wäre trotzdem weise. Und den einsamen Spaziergang nachts durch den Park solltest Du dir besser klemmen.

In der Provinz ist es meist besser. Weniger Menschen, weniger Kriminalität. Nicht selten stehen in kleinen Orten die Türen der Häuser tags und nachts offen. Eine Garantie für Sicherheit gibt das aber nicht. Europäischer Standard ist in Peru oder Südamerika purer Luxus und weckt entsprechende Begehrlichkeiten.

Kann man sich daran gewöhnen ? Ja, wenn Du in diesem Land lebst ! Das ist sowohl das Schlimme als auch das Gute daran. Manchmal braucht man aber einen starken Pisco dafür.

Gringo

arnego2 · Erstellt: 23.04.06, 02:45 Betreff: Re: Kannst Du das überhaupt ertragen ?

Hallo Gringo

Zitat: gringo

.......
Frag Dich also, ob Du das ertragen kannst oder willst. .......

Suedamerika hat meiner Kenntnis nach mindestens 16 Staaten und nur weil es in Peru und in den anderen Staaten, sogar in allen Laendern Arme gibt soll keiner da hin gehen, da frage ich mich warum du hier postest?

Ist ja OK wenn du es nicht ertragen kannst, es sieht ja sowieso so aus als warst du noch nicht in Peru, Ich uebrigens auch nicht.

Ueberfaelle gibt es ueberall, Verbrechen ebenfalls, leider gibt es keine Paradiese mehr. Da sind wir rausgeschmissen worden, obwohl Ich mich nicht mehr daran erinnern kann.

Nette Leute gibt es auch ueberall.

Es gibt auch wenige die in die Armutsgebiete ziehen, die meisten gehen wohl eher an den Strand und suchen nach Sachen die sie in Deutschland nicht kriegen, oder es zumindest glauben.

m-f-G
Arnego2

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gringo · Top-User ***** Beiträge: 199 Ort: Deutschland / Peru

Hallo Arnego2,

1)
Entgegen Deiner Annahme verfüge ich über einige Jahre Lebens- und Arbeitserfahrung in Peru. Auch andere südamerikanische Staaten sind mir nicht gänzlich fremd. In Peru habe ich noch ein Haus. Nicht in einem europäischen oder amerikanischen Villen-Getto, sondern so richtig „mitten im Volk“. Da geht es bis heute regelmäßig hin, zu Freunden und Verwandten.

2)
Wie kommst Du also darauf, dass es „sowieso“ (?! Interessante Logik !) so aussehe, als ob ich noch nicht in Peru war ? Besonders, wenn Du selbst noch nie da warst ? Wo sagtest Du, liegt Margarita ? On the rocks in Deinem Longdrink-Glas ??

Du unterstellst mir ferner die Aussage, weil es in Peru oder in allen Ländern Arme gibt, solle man da nicht hinfahren ?! Abgesehen davon, dass ich mich einer derart zynischen Erklärung nicht anschließen würde: Lies mal etwas genauer, compadre, bevor Du in aller Öffentlichkeit unrichtige, undifferenzierte und leicht diffamierende Schlußfolgerungen und Bemerkungen von Dir gibst.

Und wieso ziehst Du so pauschal die Schlußfolgerung, ich selbst könne die Zustände, die ich beschrieben habe, nicht ertragen ? Wollest Du mich vielleicht fragen, wie ich mit dem – wenn man nicht völlig blind ist - allseits präsenten Elend umgehe ? Ob es mir was ausmacht ? Und wenn ja, warum ? Oder, ob es mich nach den Jahren kalt lässt ? Oder, ob ich mich vielleicht dagegen engagiere ? Oder, warum so viele Auswanderer in der Fremde an der Flasche hängen und von Deutschland träumen ?

Oder geht es Dir vielleicht eher darum, dass ich mich hier KRITISCH äußere ?
Wer Sein Geschäft als „Yacht-Brooker“ in der Karibik macht, ist mit Sicherheit nicht daran interessiert, wenn in einem Hochglanz-Seglermagazin über die „Wracks aus der Hurrican Season“ berichtet wird. Klingelt etwas bei Dir ? Ok, dann können wir vielleicht wieder sachlich werden.

3)
Warum ich hier „überhaupt poste“ ?! Ich nehme an, dass Du hier wohl auf meine zwei bewußt sehr KRITISCH abgefassten Beiträge in diesem Forum abzielst, und hierauf will ich meine Antwort beschränken:

Zunächst einmal bin ich der Meinung, dass JEDER das Recht hat, sein Glück zu suchen, sei es in good old Germany, mit einer Auswanderung in die Sonne oder einer Weltumsegelung u.a.. Egal, ob er/sie gut situiert, völlig abgebrannt, hochintelligent und qualifiziert, ein Depperl, der geborene Survival-Typ, Otto-Normalverbraucher oder ein realitätsfremder Spinner ist.
(Anm.: auch die meisten Afrikaner, die momentan so massiv nach Europa drängen, und von denen nicht wenige vor den Kanaren oder im Mittelmeer ersaufen, suchen nichts anderes als ihr Glück, bessere Lebensumstände, eine Perspektive. Schon mal dran gedacht ?!)

Auffallend ist allerdings die erschreckend große Anzahl der völlig naiven, blauäugigen und verträumt-verklärten Typen unter den Auswanderungswilligen, die glauben – nein sogar oft überzeugt sind, in Deutschland sei alles Scheisse und im Ausland alles besser, und man erwarte sie dort auch im ungebildeten Zustand nur mit offenen Armen für ein cooles Dasein am schmucken Pool und unter Palmen; Villa mit Blick auf die See und einer devoten, am besten Deutsch sprechenden muchacha, die einem den ganzen Dreck hinterher räumt, den man schon in Deutschland nicht selbst anfassen wollte...

Hier muss man auch mal klar sagen, was Sache ist. Glaubt vielleicht einer, eine deutsche Auslandsvertretung sei darauf erpicht, all die Gestrandeten wieder einzusammeln, die sich mit „Adios Alemania, vete al diabolo !“ auf den Lippen erst lauthals verabschieden, dann voll auf die Schnauze fallen und sofort wieder nach Mutter-Deutschland rufen, um auf Kosten der Steuerzahler in den sicheren Hafen der Sozialhilfe & verbriefter Grundrechte zurückgeschippert zu werden?

Klar gibt es überall nette und miese Leute, wie Du sagst. Verbrechen sind in der Tat international. Und der einzige Überfall, in den ich persönlich in den letzten 10 Jahren hineingeraten bin, war nicht in Peru, sondern in einem Supermarkt in deutscher Heimat (was nicht heißen soll, dass es in Südamerika weniger Kriminalität gäbe). Und deshalb sind diese Umstände für die Deutschland-oder-Auswandern-Frage auch weitgehend neutral zu werten und für die von Dir angeschnittenen Aspekte gänzlich irrelevant. Für eine Auswanderung spielen m.E. ganz andere Faktoren eine Rolle – das ist aber auch ein anderes Thema.

Man kann aber nicht allen Ernstes den Leuten vorgaukeln, auf der anderen Seite des Planeten sei alles nur Friede, Freude, Kokosmilch !

Es sei denn, du bist Herausgeber eines „Hochglanz-Yachtmagazins“ und lebst von den Inseraten der „Yachtverkäufer“ samt Sekundärindustrie (siehe oben).

Im übrigen halte ich verdammt viel auf die Pressefreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung.

Muy atentamente, und nix für ungut hombre,

Gringo

arnego2 · Erstellt: 28.04.06, 13:41 Betreff: Re: Kannst Du das überhaupt ertragen ?

Hallo Gringo,

Vielleicht habe ich doch einmal zuviel in den

geschaut?

Na, jetzt ist es selbst mir klar geworden,

m-f-G
Arnego2

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gringo · Top-User ***** Beiträge: 199 Ort: Deutschland / Peru

Hallo Arnego2,

keine Grund zur Sorge. Ich gestehe, ich liebe zuweilen das Streitgespräch.

Der Sundowner schaut hervorragend aus !
Ich würde sagen: Auf Dein Wohl, auf Südamerika, die herrlichen mamitas, das Abenteuer und das Leben !

Un saludo y un abrazo,

Gringo