Auswandern

maquis · * * Beiträge: 15 Ort: Costa Rica (Pazifik)

Hallo,
ich bin vor kurzem nach Costa Rica ausgwandert um ein Leben als Landwirt zu führen. Gibt es hier im Forum ausgewanderte Bauern/Selbstversorgern etc.?
LG
Nino

willi49 · * * * Beiträge: 24 Ort: bielefeld/germany

hallo nino,

erst vor kurzem habe ich diesen thread von dir gefunden, den ich nun primär in der diskussion mit dir nutzen will. daß niemand darauf antwortete, und auf berstein's nicaragua diskurs so viele, hat wohl mit dem landesnamen zu tun.

dank für deinen link zu wwoof-venezuela, allerdings ist diese landesorganisation nicht aktiv. über www.wwooflatinamerica.com und www.wwoof.org/southamerica.asp ist der regionale dachverband erreichbar. und es gibt www.wwoof.org/independents.asp für alle farmen aus ländern, in denen keine landesorganisation existiert.

bei der gelegenheit habe ich mir die wwoof-costarica angesehen. erstaunt war ich über den hohen entwicklungsstand dieser gruppen, weil die meisten die wiederaufholzung und permakultur als im zentrum stehend benennen neben öko-vegetarischer bzw. veganer ernährung, lern- und schulungszentrum für alle interessierte bis hin zum bio-digester, siehe auch www.ruralcostarica.com/biogas.html.

auffällig ist der hohe anteil an nordamerikanern, also usa und kanada. natürlich finden wir auch diese üblichen schmarotzergruppen, die sich dort breit machen, wo der europäische kolonialismus noch nicht alles zerstört hat und die nun mit dem geld aus europa dort auf kosten aller ein luxuriöses leben führen wollen, wie sie es in ihrer heimat ncht können.

wenn dies auf dem gaststatus beruht und sie die eigenbestimmung respektieren könnten, wäre es noch erträglich. wenn sie sich aber aufschwingen zum entwicklungsträger, und dabei mit der verfaulten euro(pa)- und christenkultur antanzen, dann wirds mir ehrlich nur schlecht.

diese verschiedenen gruppen zeigen, daß in costa rica doch, neben der gigantomanischen ananas-monokultur, lebendige zentren alternativer ökonomien entstehen. daß dies nur in den bergen passiert, liegt bei der agrostruktur nahe. es gibt viele ähnlichkeiten zu ecuador.

mit grüßen, willi

willi49 · * * * Beiträge: 24 Ort: bielefeld/germany

hallo nino,

hoffentlich bist du noch manchmal im forum, um die letzten beiträge zu lesen. ich sende hier einen link zu einem artikel über die ananas produktion in costa rica. vielleicht kannst du etwas dazu sagen.

Die Ananasproduktion in Costa Rica
http://amerika21.de/analyse/13160/ananasproduktion-costa-rica

mit grüßen, willi

maquis · * * Beiträge: 15 Ort: Costa Rica (Pazifik)

Ich kann dir nur dazu sagen: ich kaufe keine Ananas hier außer vom Bauern meines Vertrauen

Und das gilt mal für die gesamte restliche Nahrungspalette. Ich kann es kaum erwarten endlich nächstes Jahr meine eigene Nahrung zu ernten.

Ich habe bewusst ein Stück Land am Arsch der Welt erworben, in den Bergen ohne geterrte Straße, nur mit 4x4 erreichbar und ohne Strommasten oder öffentlichem Wasser. Wenn Nahrungsmittelproduzenten eines Tages dahin wandern und mich vertreiben ist sowieso in der Welt Hopfen und Malz verloren.

In den Bergen ist es kühler, Wasser reichlich vorhanden, man hat keine Kriminalität (die Menschen haben nicht mal Gitter an den Fenstern) und keine Umweltverschmutzungen durch Verkehr, Menschen, Fabriken oder eben Monoanbau. Das Land ist einfach zu hügelig, es lohnt sich keine Agrarwirtschaft für transnationale Konzerne (noch, wer weiß wie das mit 9 Milliarden Menschen und immer mehr unbewohnbaren Landabstrichen in der Welt dank der Nato und PetroChemie/Energiekonzernen sein wird, aber wie gesagt, eine perfekt Lösung gibt es auf unserer Welt nicht).

Und ich brauch nicht reich werden, dass ist nicht mein Ziel. Ich will ein bolo'bolo (googeln) haben und gediegen und in Ruhe ohne den ganzen Scheiss der Zivilisation leben in nachhaltiger Eigenversorgung. Aber ohne Geld geht leider nichts in dieser Welt. Wäre mir viel zu Riskant völlig als Rechteloser in einem fremdkulturellem Land zu leben und jederzeit Angst vor der Abschiebung zu haben etc. Ich brauche schon eine Basis, ich habe hier Menschen die ich bei Problemen konsultieren kann.

Streuobstwiesen, ein bisschen Anbau für den Eigenverbrauch und die Viecher, Permakultur-Gemüsegarten und vielleicht ein Fischteich - was will man mehr und alle Mal machbar. Solange die Weltwirtschaftskrise nicht völlig entgleitet habe ich noch ein Einkommen, und wenn es Boom macht habe ich einen Plan-B.

Und die Wwoofer die ich bisher kennengelernt habe, leben zumindest Ökö. Die meisten nehmen auch kein Geld. Dass viele dennoch den fetten Reibach machen wollen ist natürlich irgendwie komisch, ich werde z.B. wenn ich das 2 jährige Tutorium hinter mir habe, Kurse zum Selbstkostenpreis anbieten (ein 2-Wochen Kurs kostet zwischen 900-1500 USD weltweit, vollkommen absurd), oder ich finde vorher einen Permakulturdesigner der zu mir ins bolo'bolo ziehen will.

Wie gesagt, solange ich alleine bin, kann ich nur step by step machen. Kommen mehr, kann man Synergien bündeln.

willi49 · * * * Beiträge: 24 Ort: bielefeld/germany

hallo nino,

ganz großen dank für den hinweis zu bolo'bolo, die gemeinschaft der gemeinschaften. es ist mir völlig neu, trifft aber weitgehendst meine intentionen. und das schon zurück gehend bis in die mitte der 80er jahre.

mein einstieg über http://deu.anarchopedia.org/bolo%27bolo, dort habe ich die transkription eines vortrags von O.Ressler, auch P.M. genannt, gefunden.
http://www.republicart.net/disc/aeas/pm01_de.htm
ich war sofort begeistert. und, genau diesen weg wollen die menschen in den ALBA-staaten gehen, unterschiedlich ausgeprägt, wenn wir ecuador mit venezuela oder kuba in beziehung setzen.

weil ich immer schon dieses bolo'bolo-konzept verfolge, ohne es zu kennen, und wie alle, die diese monströsen zentralisierungsmonsters auflösen wollen und durch eigenverantwortliche, selbstorganisierende sozietäten ersetzen wollen, sind mir alle prinzipien im bolo'bolo-konzept vertraut und ich fühle mich in diesem umfeld sofort heimisch. auch die grßendiskussion, von 150-1000, kann ich sofort nachvollziehen.

die mitglieder der kommune niederkaufungen gehen selbst von mindestens 80 leuten aus, um ein derartiges gebilde lebensfähig zu machen. eingebunden in das regionale netzwerk von bolo's oder anderen formen gemeinschaftlichen lebens. 10% der erwirtschafteten güter für gäste. das fand ich großartig. so wird diese abgeschlossenheit und der polit-tourismus verhindert.

hast du eigentlich schon zugang zu einem netzwerk in costa rica, wo ähnliche ideen diskutiert werden?

mit lieben grüßen, willi

maquis · * * Beiträge: 15 Ort: Costa Rica (Pazifik)

nope, bin ziemlich enttäuscht von der Bevölkerung hier in meinem Ort. Interessieren sich 0 für Politik und wenn man von einem weiß, dass er zB. die PLN wählt, zeige ich gerne Artikel von deutschen linken Websites und dann bricht der Kontakt ziemlich schnell ab. Hier ist derjenige der Böse, der auf den Müll hinweißt, nicht derjenige, der ihn verursacht. Mal gucken obs besser wird. Hier werden Fussball, Frauen und Bier glaube ich noch höhergestellt als in Deutschland

Glaube wirklich, dass liegt an der Sonne ^^