Auswandern

MadMystery · Neuzugang Beiträge: 1

Hallo!!
Ich bin alleinerziehende Mutter, meine Tochter ist 2 Jahre alt...
Ich habe einfach das Gefühl, mich hält hier in Deutschland nichts mehr, schon länger überlege ich, auszuwandern. Bisher habe ich mich noch nicht richtig ernsthaft damit auseinander gesetzt. Eventuell würde mich Frankreich interessieren. Nun bin ich das erste Mal in meinem Leben arbeitslos geworden und es zieht mich immer stärker fort.
Kann mir jemand helfen? Welche Voraussetzungen muß man erfüllen?
Ich bin eine Kämpfernatur und würde mich jetzt endlich gerne mit meinen Traum auseinandersetzen, um festzustellen, ob es ein Traum bleibt, oder ob ich nachhelfen und ihn wahr werden lassen kann....
Liebe Grüße
MadM

MikeB · * * * * Beiträge: 51

Nach Frankreich auswandern ist heute eigentlich nicht viel schwieriger als innerhalb Deutschlands umzuziehen,.... wenn man die Sprachkenntnisse hat.

Trotz EU (nur um mal daran zu erinnern) wird aber immer noch eine Aufenthaltsgenehmigung benötigt, wenn man länger als 3 Monate dort bleibt.
Das ist aber meist nur eine Formsache.
Man muss dazu aber eine Arbeitsstelle nachweisen, Selbständigkeit (Gewerbeanmeldung) oder bei Uni-/Schulbesuch halt eine Schulbescheinigung vorlegen.
Für Rentner oder "vom-Vermögen-Lebende" mag es noch Sonderregelungen geben, bin leider aber nicht in diese Klasse einzuordnen, und kenne mich damit leider nicht aus :)

Die Aufenthaltsgenehmigung wird von der Prefecture des jeweiligen Departements erteilt (entspricht in etwa der Kreisverwaltung)

Die Prozedur ist recht komisch.
In Frankreich unterliegen EU Bürger den gleichen Prozeduren wie andere, nicht-EU Ausländer. Teilweise ist das echt putzig.
Bei mir musste ich u.a. eine amtliche Übersetzung meiner Geburtsurkunde vorlegen, dann noch beim Arzt antanzen, zwecks Gesundheitszeugnis. 9 Monate lang bekam ich immer nur ein provisorische Aufenthaltsgenehmigung (jeweils 3 Monate).
Kurz vor Ablauf musste ich mich dann auch noch bei der PAF (=Police des Air et Frontieres = Bundesgrenzschutz) melden.

Begründung von denen war: wir wollten nur sehen, ob Du noch da bist....
Mir gegenüber waren ja alle Beamten recht freundlich (was bei Nicht-EU Bürgern nicht immer der Fall ist).
Teilweise wussten die selbst nicht, warum dieses ganze Theater auch für EU-Bürger veranstaltet wird, denn am Ende haben die ja gar kein Recht, mir die Aufenthaltsgenehmigung zu verweigern.

So sagte ich mal zu den PAF Beamten :
".... was soll das eigentlich, mit dem Gesundheitszeugnis??? Selbst wenn ich AIDS habe oder Herzkrank bin,... ablehnen DÜRFT Ihr mich aus diesem Grunde ja sowieso nicht...."

Von denen kam nur Zustimmung: "Jo, da hast Du recht,.... aber das ist halt die Prozedur..."

Kosten: rechne insgesamt mit allem drum und dran mit mind. 200-250 Euro.

Kinder: Frankreich ist allgemein freundlicher für Alleinerziehende als Deutschland.
Ganztageskinderstätten: ab 1 Jahr (Alter des Kindes)

Schule: ab 3 Jahren (ist aber eine Art Vorschule,...)
Ist ganztags, d.h. von 8 bis 15h30. Mittwochs ist schulfrei, jeder 2. Samstag auch.
Bei den Kleinen (3 bis 6) ist das ziemlich locker, so gibt's Mittagsschlaf (jedes Kind hat seine Matratze - muss von Eltern gestellt werden)
Kantinen hat auch jede Schule. Diese muss bezahlt werden, Preis ist abhängig vom Zuschuss von der Kindergeldkasse = einkommensabhängig)
Bei manchen Schulen gibt es Möglichkeiten, die Kinder im Anschluss an den normalen Unterricht noch weiter betreuen zu lassen.

Haftpflichtversicherung: ist bei Einschulung vorgeschrieben. Macht jede Versicherung. Ich glaube das kostet so 15Euro/Jahr

Kindergeld: Anspruch haben auch Ausländer, also auch Deutsche.

Es gibt auch für Alleinerziehende ein anderen Zuschuss 'Parents Isolés'
Ist mit einem Kind aber nicht sehr viel, beim 2ten kommt dann aber richtig was in's Portemonnaie.
Die Kosten für Kindertagesstätten, Kindergärten, etc. werden teilweise von der CAF übernommen (CAF = Caisse d'Allocations Familiales = Kindergeldkasse)
Die Höhe ist abhängig vom Einkommen.
Einschreiben müsstest Du Dich bei denen auf jedem Fall.
Die sind meist zusammen mit der SECURITE SOCIALE (= Sozialkasse und Krankenkasse) im gleichen Gebäude. Filialen gibt's in jeder grösseren Stadt.

Einschulzuschuss: gibt's jedes Jahr Ende August. Muss ebenfalls bei der CAF beantragt werden. Glaube so rund 225 - 250 Euro.

Sozialhilfe: Ausländer, auch EU Bürger haben erst Anspruch, wenn sie mind. 3 Jahre in Frankreich gelebt haben.

Arbeitslosenhilfe: um Anspruch zu haben muss man in Frankreich natürlich gearbeitet haben. Nach mind. 6 Monaten hat man erste Ansprüche im Fall der Fälle.

Wohngeld: bei niedrigem Einkommen kann ggf. Anspruch auf Wohngeld (Allocation Logement) vorhanden sein. Wird auch von der CAF verwaltet.

Sozialwohnungen: da gibt es lange Wartelisten.... Anträge müssten bei den jeweiligen Trägern gestellt werden (meist regionale, den Städten oder Landkreisen gehörende Immobilienverwaltungsfirmen)

Krankenkasse: ist die auch die SECURITE SOCIALE. Viele Medikamente oder Arztbehandlungen werden nur mit Abschlag von denen übernommen.
Die Differenz kann u.U. von einer zusätzlichen Privaten KK übernommen werden, allgemein "Mutuelle" genannt.

Sprache: ohne französisch ist man ganz schön aufgeschmissen in Frankreich...
Ein bisschen leichter könnte es im Elsass sein, wo viele Leute zumindest deutsch verstehen, und sich in den letzten Jahren auch viele Deutsche aus Baden-Württemberg niedergelassen haben (günstigere Grund und Baukosten). Auch arbeiten viele Elsässer auf der anderen Seite des Rheins.
Im Elsass gibt es daher auch viele Kindergärten und Schulen, wo auch Deutsch unterrichtet wird.

Job / und Beruf: kenne natürlich nicht Deinen Beruf und Lebenslauf, ich verzichte daher mal auf Tipps und so.

Rosinen aus'm Kopf schlagen:
Deine Tochter hat ja noch irgendwo einen Vater.
Ohne auf Deinen Hintergrund eingehen zu wollen, halte ich es für das Kind am Besten, wenn dieses mit BEIDEN Elternteilen regelmässigen Kontakt behalten kann.
Dies wäre wohl nur sehr schwer möglich, bei Wohnsitz im Ausland.

MikeB · * * * * Beiträge: 51

PS: Kfz Versicherung
Allen Frankreich kandidaten möchte ich wärmstens empfehlen eine Bescheinigung ihrer deutschen KFZ Versicherung über ihren Abschlag mitzunehmen.

Hierbei sollte möglichst nur stehen, wieviele % Rabatt ihr auf dem Grundtarif habt (die Jahre gar nicht !!!).

Diese werden problemlos von den franz. Versicherungen übernommen.
In Frankreich ist der Staffelrabatt jedoch anders ausgelegt als in Deutschland. So bekommt man PRO JAHR unfallfreies Fahren WENIGER Prozente gutgeschrieben.

Bei mir hatte leider meine deutsche Versicherung nur die Jahre reingeschrieben, prompt habe ich gute 20 % Abschlag verloren.

Steht beides in der Bestätigung (Jahre und Prozente) wird die franz. Versicherung sich die für sie günstigere Zahl nehmen. D.h. ihr werdet auch wieder nach der Jahreszahl berechnet.

Alle Bestätigungen sollten möglichst auf französisch sein. Bei mir ging auch eine Englische, ... bin aber der Meinung, dass dies nicht überall verstanden werden "will"