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Nun wandern auch noch die 'Ausländer' aus Deutschland aus ...

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wksamoa
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Ort: Apia Samoa


New PostErstellt: 07.10.06, 00:21  Betreff: Nun wandern auch noch die 'Ausländer' aus Deutschland aus ...  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

In den Yahoo-Nachrichten fand ich folgende Meldung:

"Der Göttinger Islamforscher Bassam Tibi will in die Vereinigten Staaten auswandern, weil er sich nach eigener Aussage auch nach Jahrzehnten in der Bundesrepublik nicht zu Hause fühlt. «Auf Dauer fühle ich mich fremd in diesem Land und werde entsprechend behandelt», schrieb der gebürtige Syrer in einem vorab veröffentlichten Gastbeitrag des «Tagesspiegel» (Samstagausgabe). «Ich wandere aus, weil ich dieses Fremdsein nach 44 Jahren nicht mehr ertrage.» Tibi will an die amerikanische Cornell-Universität wechseln.
Mit seinem Gefühl stehe er nicht allein, erklärte der 62-Jährige: «Die Mehrheit der hier lebenden 'Ausländer' ist als fremd einzuordnen; selbst ethnisch Deutsche aus Zentralasien, die auf der Basis ihres angeblich deutschen Blutes hineingelassen wurden, entdecken hier ihr Russischsein und fühlen sich genauso wie ich», schrieb er. «Warum? Weil uns dieses Land keine Identität gibt.»

Wenn die Deutschen nach Auschwitz keine Identität hätten, wie könnten sie dann Fremden eine geben, fragte der Wissenschaftler. Er glaube, Deutschland mehr zu lieben, als viele Deutsche es je getan hätten. «Aber ich habe es satt, ein 'Syrer mit deutschem Pass' zu sein, der seinem miesepetrigen Gastvolk dafür danken soll, dass ihm die Erfüllung des 'deutschen Bürgertraums' gewährt wurde.» Es sei das Zugehörigkeitsgefühl, das den Fremden und vielen deutschen Weltbürgern in diesem Land fehle. ...


Ob es nur an Auschwitz liegt, mag dahingestellt sein, aber die Diskussion will ich auch gar nicht führen. Aber den letzten Satz: "Es sei das Zugehörigkeitsgefühl, das den Fremden und vielen deutschen Weltbürgern in diesem Land fehle." kann ich voll unterschreiben. Dass die WM-Euphorie da gereicht hat, Besserung zu schaffen, bezweifle ich.

Man möchte sich ja gern als Deutscher fühlen, wenn man nur wüsste, was das ist und wie das geht -

Werner

P.S.: Ich kenne Bassam Tibi aus meiner Studienzeit in Göttingen. Er ist Vordenker und Vorkämpfer eines modernen und "aufgeklärten' Islam, also in keiner Weise ein Unterstützer der aktuellen Hasskampagnen. Immer um Integration bemüht - aber Integration in was?



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36510
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Beiträge: 190


New PostErstellt: 07.10.06, 08:31  Betreff: Re: Nun wandern auch noch die 'Ausländer' aus Deutschland aus ...  drucken  weiterempfehlen

Wenn Tibi sagt, daß er das Fremdsein nicht mehr ertrage, dann mag das ja für ihn so stimmen. Und es mag auch sein, daß er sich in den USA besser integriert fühlen kann. Aber in was? In den USA sind ja letztlich (fast) alle Einwanderer - dass er sich da weniger anders fühlen wird, ist insofern eigentlich zu erwarten. Aber das ist doch D nicht anzulasten.

Ich glaube nicht, dass es in anderen Ländern, die keine solche Einwanderungshistorie haben, viel anders sein wird. Ich glaube nicht, dass man sich z. B. in Japan, China oder der Schweiz, Spanien usw. leichter "Nicht-fremd" fühlen wird, wenn man aus einem anderen Kulturkreis kommt.

Die eigene Identität hängt eben von der eigenen Sozialisation ab, und nicht davon, wo man lebt. Wenn ich unter lauter Leuten lebe, die eine völlig andere Sozialisation hatten, fühle ich mich eben andersartig. Ist das nicht normal - schließlich bin ich es ja auch? Das kann ja sogar innerhalb eines Landes schon so sein. Ich glaube nicht, daß das ein spezifisch deutsches Thema, oder daß es gar Folge von Auschwitz ist.

Ich selbst habe eigentlich kein Problem damit, mich in der Fremde als Deutscher zu empfinden. Und ich glaube auch, daß es gewisse Eigenarten gibt, die man im Durchschnitt bei Deutschen häufiger antrifft, als z. B. bei Arabern, Amerikanern, Asiaten oder sonstwem. Manche davon gefallen mir übrigens ganz gut. Das heisst nicht, daß ich stolz darauf bin, Deutscher zu sein (ist ja keine eigene Leistung) - zufrieden damit und froh darüber aber schon. Ich empfinde auch durchaus so etwas wie ein Zugehörigkeitsgefühl zur deutschen "Community" - ob das rational ist oder nicht sei mal dahingestellt. Daß jemand aus einem anderen Kulturkreis und mit anderem Hintergrund das anders empfindet- ist das wirklich so überraschend oder beklagenswert?

"Integration in was?" Vielleicht in eine Gesellchaft, die ein bestimmtes Wertesystem zur Grundlage hat (Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, soziale Grundrechte, Ablehnung von geschlechtsspezifischer oder sonstiger Diskriminierung, Religionsfreiheit, Trennung von Kirche und Staat, soziale Verpflichtung des Staates, Toleranz usw.....). Ich sehe nicht, daß Deutschland sich wegen dieses Wertesystems (ungeachtet mancher möglicher Schwächen in der Umsetzung) verstecken müsste.


[editiert: 08.10.06, 06:39 von 36510]
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Walter_

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Beiträge: 765



New PostErstellt: 07.10.06, 22:59  Betreff: Re: Nun wandern auch noch die 'Ausländer' aus Deutschland aus ...  drucken  weiterempfehlen

Hallo,

ich sehe das ein bisschen wie mein Vorschreiber. Zwanzig Jahre Auslandsleben und Hunderte von Gesprächen mit Ausgewanderten haben für mich ein Bild gezeichnet, dass ich allerdings nicht mit einem Satz erklären könnte. Würde ich das versuchen, würde sich das wie oben (Bassam Tibi Aussage) auf ein bröckeliges Fundament reduzieren, das so auch bei ihm nicht stimmen kann.

Zunächst einmal geht es um zwei Kriterien. Um mich selbst und um das Land in welches ich einwandere. Beide werden vermutlich bei einem Scheitern die Ursachen beim anderen suchen. Das heißt, ich mache das Land dafür verantwortlich, wenn ich mich dort nicht zu Hause fühle. Und das Land wird vermutlich die Ursachen dafür beim Eingewanderten sehen. Ob ein Salat am Ende schmeckt liegt aber nicht an den Kräutern, die man da reinbröselt und nicht am Salatkopf selbst, sondern an der Mischung von beidem.

Wer z.B. - alle Unterschiede in Religion, Kultur, Arbeitsleben, Geschichte, Alltag und Mentalität ingebgriffen - nicht bereit ist, die Mentalität des Landes, in das ich mich neu verwurzeln möchte, anzunehmen, der wird bei allem Bemühen dennoch immer irgendwie ein Gast in diesem Land sein. Und ich denke, dass es nun darauf ankommt, ob man mit dieser Rolle zurecht kommt. Ich zum Beispiel kann mich nicht 100% integrieren in Paraguay. Und ich will es auch nicht. Ich sehe aber auch die Vorteile dieses neuen Lebens im selbst erwählten 'Gastland' und akzeptiere die Abstriche, die ich machen muss, weil ich eben nie ein Paraguayer sein werde und die Paraguay in mir auch immer den Deutschen sehen.

Das ist bei meiner Tochter (hier geboren, aber deutsche Eltern) vollkommen anders. Sie wurde von Anfang an zum Teil dieses Landes, trotz zahlreicher deutscher Wesenszüge. Gut für sie - Pech für mich. Oder auch nicht. Ich will damit einfach sagen, dass Bassam Tibi sich vermutlich nur als 'Fast-Deutscher' in Deutschland zu Hause fühlen könnte. Gemeinderatsmitglied, Schulsprecher, Gesangsverein, Freitagabend-Stammtisch, Parolen kloppen und bei der WM deutsche Fahnen schwingend. Wenn er sich in diesem Umfeld wohlfühlen würde, würde er nicht in die Staaten auswandern.

Ich kann es ihm nachempfinden, denn dies ist auch nicht meine Welt - und ich bin Deutscher. Aber er sollte sich schon heute mit dem Gedanken anfreunden, dass er auch die US-Mentalität lieben, schäztzen und annehmen muss, will er sich dort jemals zu Hause fühlen. Oder er macht es wie viele von uns: wir wählen uns ein Land aus, wandern nach guter Vorbereitung dort ein, gucken dass wir dort gut leben können und kommen seelisch damit zurecht, dass wir uns auch nach zwanzig Jahren noch wie ein Gast im Land fühlen.

Das wäre der eine Punkt. Da kämen noch eine Menge dazu, doch das möchte ich den Lesern hier ersparen. Vielleicht noch ergänzend eines zu meinen eben ausgeführten Gedanken: Es stellt auch ganz sicherlich einen Unterschied dar, ob man in ein Land übersiedelt, in welchem man - schon wegen seiner ursprünglichen Herkunft und Lebensart - als eine Art von Übermensch betrachtet wird oder als eingewanderte Schmeißfliege. Ich will damit sagen, dass es für bestimmte Ausländer nie leicht sein wird, in Deutschland gleichgestellt oder gar erhöht aufgenommen zu werden, weil die meisten Deutschen in sich selbst bereits das höchste Gut menschlichen Lebens sehen. Sie akzeptieren gerade mal einige Nachbarländer, vor allem (warum auch immer) Leute aus dem Norden als "gute Einwanderer". Beim Süd- und Ostgefälle wird es da schon schwieriger. Das sollten irgendwelche Behörden und Einwanderungshelfer den Zuwanderern vor dem Einwandern deutlich sagen. Es ist auch kein Zuckerschlecken für Farbige, in Deutschland einzuwandern. Aber diese müssen mit den Deutschen zurechtkommen und sie können nicht erwarten, dass sich die Einstellung von 90 Millionen Deutschen ändern wird.

Dass Einwanderer und das Aufnahmeland eigentlich aufeinander zugehen müssten, ist unbestritten. Leider lässt sich in der Praxis oft nie realisieren, was sich als Phrase so schön anhört. Am Beispiel der Früheinwanderer (Italiener, Jugoslawen) sieht man, dass Toleranz und Akzeptanz ein langer, langer Prozess ist. Deren Kinder haben dann aber, wie meine Tochter, überhaupt keine Probleme mehr. Wenn wir also mit dem Gedanken leben könnten, dass wir, die Auswanderer, zwar den ersten Schritt getan haben, aber erst unsere Kinder dacvon profitieren werden, dann könnten wir damit an sich gut zurechtkommen – auch Bassam Tibi...

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wksamoa
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Ort: Apia Samoa


New PostErstellt: 08.10.06, 21:06  Betreff: Re: Nun wandern auch noch die 'Ausländer' aus Deutschland aus ...  drucken  weiterempfehlen

Spannende Antworten, wirklich.

So mal als erster Gedanke dazu: nach zehn Jahren im Ausland merke ich erheblich deutlicher mein "Deutschtum" als ich es je in Deutschland gemerkt habe. Ist auch irgendwie logisch, denke ich. Und mein Sohn, der hier in Samoa aufgewachsen ist, und jetzt seit einigen Monaten in Deutschland ist, schreibt mir, dass er es irgendwie lustig findet, dass die Leute dort irgendwie so sind 'wie Du' (also ich, sein Vater). Er bezieht es allerdings pointierter auf Bremen, meine Heimatstadt. Selbst sieht er sich als Samoaner (ähnlich wohl wie Deine Tochter, Walter).

Es gibt sie also offenbar, die deutschen Besonderheiten (oder die der Bremer?-:)). Ich hänge zwei weitere Links an:

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,441433,00.html

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,441413,00.html

weil es offenbar doch auch ein aktuelles Thema in Deutschland ist, vielleicht wegen der WM.

"Woran es mangelt, ist die Wärme, mit der wir uns zu unseren Werten bekennen." steht dort im zweiten Beitrag, und das Wort "Enthusiasmus". Vielleicht ist es etwas in dieser Richtung, was Bassam Tibi vermisst. Ich treffe hier in Samoa Leute aus vielen Ländern, und die meisten sind doch irgendwie mit "Enthusiasmus" Australier, Neuseeländer, Amerikaner, selbst Schweizer und Österreicher.

Von den Samoanern mal gar nicht zu reden. Die sind in ihrem eigenen Land, wo 95% der Leute Samoaner sind - aber alle wissen genau, was das ist, Samoaner zu sein. Und sie genießen es, anders kann man es nicht beschreiben. Deshalb fällt es gerade mir als Deutschem ja so auf - wer ist in Deutschland mit Genuss Deutscher? Und Genuss woran?

Ich selbst werde nie Samoaner, völlig klar, Walter. Aber es macht schon Spaß, sich allmählich immer mehr dem Lebensgefühl der Samoaner anzunähern und das auch gerne. Und im Gegenzug das auch freudig sympathisch akzeptiert zu sehen. Integriert zu werden eben. Als Fremder, aber eben gerne aufgenommen, so weit und so sehr ich selbst auch bereit bin, mich selbst zu integrieren.

Das ist leichter in typischen Einwanderungsländern, keine Frage. Und es wäre für Bassam Tibi sicher auch leichter, wenn er Schwede wäre - und das nicht wegen der Ähnlichkeit der Kulturen, wohlgemerkt, sondern wegen der größeren Akzeptanz gegenüber Schweden in Deutschland. Da stimme ich Dir voll zu, Walter.

Denn Bassam Tibi stammt aus einer Familie, in der mit ziemlicher Sicherheit (mindestens auch) Französisch gesprochen wurde und seine Vertrautheit mit der europäischen Kultur dürfte erheblich gewesen sein, schon bevor er nach Europa kam. Man hat das aber wohl kaum dort so wahrgenommen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bassam_Tibi

Immerhin stammt der Begriff "Leitkultur" wohl auch von ihm - Ja, wirklich!!

Das Bekenntnis zu den Grundrechten gehört dazu, keine Frage. Aber das sind Werte der gesamten europäischen Kulturgemeinschaft, ganz sicher keine speziell deutsche Eigenart. Was also ist unsere Identität als Deutsche, zu der wir uns gerne und "enthusiatisch" bekennen mögen?



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antje_fi
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Beiträge: 255
Ort: Finnland



New PostErstellt: 09.10.06, 19:42  Betreff: Re: Nun wandern auch noch die 'Ausländer' aus Deutschland aus ...  drucken  weiterempfehlen

Tja - wenn Tibi in die USA auswandert, wird er wohl zu einem Syrer oder auch einem Deutschen mit einem amerikanischen Pass werden - je nachdem welche Eigenschaften an ihm die Amerikaner am meisten an welches Land erinnern...



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wksamoa
Ehemaliges Mitglied

Ort: Apia Samoa


New PostErstellt: 09.10.06, 21:12  Betreff: Re: Nun wandern auch noch die 'Ausländer' aus Deutschland aus ...  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: antje_fi
    Tja - wenn Tibi in die USA auswandert, wird er wohl zu einem Syrer oder auch einem Deutschen mit einem amerikanischen Pass werden - je nachdem welche Eigenschaften an ihm die Amerikaner am meisten an welches Land erinnern...

Glaub ich nicht. Amerikaner sehen das nicht so, nach meinen Erfahrungen. Er spricht excellentes (amerikanisches) Englisch und das reicht denen schonmal. Wenn er dann am 4.Juli noch eine Flagge aufzieht, ist er schon wahrnehmungsmäßig eingebürgert .
Amerikaner haben logischerweise nicht ein so festes Bild, wie ein Amerikaner aussieht. Das macht viel aus.

Bassam ist seit 44 Jahren in Deutschland, spricht besser Deutsch als ich, hat Begriffe erfunden, die jetzt im Duden stehen und auch fleißig hier im Forum genutzt werden (z.B. "Parallelgesellschaft", "Leitkultur"), hat das Bundesverdienstkreuz, sitzt in der Wertekommission der CDU/CSU und wird beim Einkaufen als "Sch... Ausländer" angemacht.

Das passiert ihm in den USA garantiert nicht. Wie wäre es in Finnland?

Werner



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Walter_

Administrator

Beiträge: 765



New PostErstellt: 10.10.06, 00:00  Betreff: Re: Nun wandern auch noch die 'Ausländer' aus Deutschland aus ...  drucken  weiterempfehlen

Hallo,

schön, mal so eine Diskussion führen zu können, ohne rechtes Geblöke. Denn diesen Schuh müssen (wir) Deutsche uns wohl anziehen (das bezieht sich auf Werners Satz mit dem Einkaufen im Supermarkt): selbst hochintelligente Ausländer (teilweise die Gesellschaft prägend) werden oft als eine Art von niederer Rasse eingestuft, nur weil man ihnen ansieht, dass sie Ausländer (in Deutschland) sind (Ausländer im Ausland tolerieren wir jedoch )

Traurige Sache. Seltsamer Weise beginnt die Akzeptanz immer erst dann, wenn die Zugewanderten deutlich im Mittelpunkt stehen (Show-Geschäft, z.B. Roberto Blanko oder die moderierenden Türken im Fernsehen. Fußball: egal, ob schwarz oder braun – sie werden als Helden gefeiert usw.). Es scheint also schon ein bisserl daran zu liegen, dass sich selbst die einfältigsten Deutschen solange als eine Art von Übermensch gegenüber (farbigen) Ausländern sehen, bis sie durch Érfahrung (Fernsehen, Sport, persönliches Gespräch) dann eines besseren belehrt werden. Da präsentieren sich andere Völker aber sehr, sehr viel toleranter und angenehmer. Schade, dass wir in dieser Hinsicht so sind, wie wir sind...

Und kein Wunder, wenn sich daher jeder Einzelne von uns im Ausland oder bei Ausländern in Deutschland darum bemühen muss, um anders (als durchaus angenehmer Zeitgenosse) angesehen zu werden. Wir lächeln auch viel zu wenig zurück. Im Ausland erkennt man die meisten Deutschen an ihrem verbiesterten Gesicht. Warum eigentlich? Ich denke, daran könnte jeder an sich etwas arbeiten. Der Gesinnungswandel kommt dann vielleicht peu á peu von selbst.

In den 80er Jahren gab es eine schöne Zigarettenwerbung in Deutschland. Diesen Leidsatz sollte sich jeder von uns hinter die Ohren schreiben:

"Lasst uns lernen, wie Freunde zu leben..."

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gZo
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Beiträge: 52


New PostErstellt: 10.10.06, 08:44  Betreff: Re: Nun wandern auch noch die 'Ausländer' aus Deutschland aus ...  drucken  weiterempfehlen

Ich kann mich leider nicht ausfuehrlich dazu auessern, da nicht so viel Zeit.....

Aber ich verstehe, was er damit sagen will.
Ich bin in Deutschland gebohren und richtig "Zuhause" hab ich mich dort nie gefuehlt!
Mein Vater ist Amerikaner, meine Mutter Deutsche.
Ich bin etwas dunkler, mein Vater ist Mischling, wenn man dass so aussdruecken darf. Ich tendiere mehr in die richtung Weiss. Bin ich aber nicht 100% Weiss und habe einen Auslaendischen touch, wie es die Deutschen beschreiben wuerden...
Und wenn mich Leute gefragt haben "Was bist Du?", habe ich meistens geantwortet "Deutsch".
Darauf folgte immer die Frage:"Wirklich?"
Ich spreche fliessend Deutsch, hab den Deutschen Pass, bin dort aufgewachsen, zur Schule gegangen, eine Ausbildung gemacht usw.
Integriert fuehlt man sich bei solchen Aussagen nicht.
Leute haben gelacht, wenn ich gesagt habe ich bin stolz Deutscher zu sein! Weil die meisten sich nicht trauen so etwas oeffentlich zu sagen, fanden die, diese Aussage belustigend..... Da sagt man sich, nicht meine Aussage ist Lustig, sondern die Ignoranz die einem entgegen kommt!
Hier in Japan bin ich Auslaender, aber wenn ich Deutscher sage, fragen nur die Europaer: "Wirklich?"
Fuer die Japaner bin ich Deutscher. Man koennte sagen ich fuehle mich im Ausland mehr als Deutscher, als ich mich jemals in Deutschland gefuehlt habe.

Cheers

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siggi_siggi_siggi
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New PostErstellt: 10.10.06, 09:04  Betreff: Re: Nun wandern auch noch die 'Ausländer' aus Deutschland aus ...  drucken  weiterempfehlen

Hallo,

warum lebe ich im Ausland? Da gibt es sicher mehrere Gründe, aber der Auslöser war eindeutig meine Frau. Es ging bei uns nicht so sehr um die Reaktion im Supermarkt (man erkennt bei ihr aufgrund des Aussehens nicht, dass sie Ausländerin ist). Aber als sie erst kurze Zeit in D war, lief jedes Gespräch ungefähr gleich ab: Wann lernst Du Deutsch, wann machst Du einen Führerschein, was willst Du beruflich tun? Darin äußert sich eine tief verwurzelte Vorstellung: Jeder Ausländer hat sich der deutschen Lebensweise anzupassen. Das hat aus deutscher Sicht Priorität Nr. 1 zu sein. Akzeptanz gibt es nur dann. Aufgrund dessen, dass sie aus einem "armen" Land kommt, waren wir immer dann mit weiteren Klischees konfrontiert: "Sie liebt ihn ja nicht, sie kommt hier ja nur aus ökonmischen Gründen"; "Erst nichts haben und dann hier die feine Dame spielen", etc. Dies wurde natürlich nicht offen ausgesprochen, aber trotzdem stand es merkbar im Raum. Durch die deutschen Spätaussielder hat die Gruppe der Osteuropäer natürlich auch einen denkbar schlechten Ruf in D. Das merkt man überall, sobald man nach der Herkunft gefragt wird. Alles was Deutsch ist, kann per Definition kulturell von keinem osteuropäischen Land überboten werden. Es waren keine offenen Feindselligkeiten, jeder sagte "Grüß Gott" - aber auch nicht mehr.

Gut, nach drei Jahren sind wir dann aus Deutschland weggezogen. Jetzt bin ich der "Alien", aber: Keiner fragte mich, wann ich die Sprache lerne oder ähnliches. Ich lebe hier. Das ist ok. Kein Zwang der Anpassung an eine andere Lebensweise. Freiheit. Akzeptanz ohne Vorbedingungen. Die Engstirnigkeit und Arroganz der deutschen Gesellschaft ist mir aber jetzt bewußt geworden.

Gruß
Siggi


[editiert: 10.10.06, 11:41 von siggi_siggi_siggi]
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Peter_KL
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Beiträge: 298
Ort: Kuala Lumpur


New PostErstellt: 10.10.06, 11:19  Betreff: Re: Nun wandern auch noch die 'Ausländer' aus Deutschland aus ...  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: siggi_siggi_siggi
    Keiner fragte mich, wann ich die Sprache lerne oder ähnliches. Ich lebe hier. Das ist ok. Kein Zwang der Anpassung an eine andere Lebensweise. Freiheit. Akzeptanz ohne Vorbedingungen. Die Einstirnigkeit und Arroganz der deutschen Gesellschaft ist mir aber jetzt bewußt geworden.
Kann ich voll und ganz unterschreiben.

Cheers!


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schoolar

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Beiträge: 1254
Ort: Durban (South Africa)



New PostErstellt: 10.10.06, 11:55  Betreff: Re: Nun wandern auch noch die 'Ausländer' aus Deutschland aus ...  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: gZo
    ...Man koennte sagen ich fuehle mich im Ausland mehr als Deutscher, als ich mich jemals in Deutschland gefuehlt habe...
DITO!

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Carpe diem
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