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Walter_

Administrator

Beiträge: 765


New PostErstellt: 07.10.06, 22:59     Betreff: Re: Nun wandern auch noch die 'Ausländer' aus Deutschland aus ...

Hallo,

ich sehe das ein bisschen wie mein Vorschreiber. Zwanzig Jahre Auslandsleben und Hunderte von Gesprächen mit Ausgewanderten haben für mich ein Bild gezeichnet, dass ich allerdings nicht mit einem Satz erklären könnte. Würde ich das versuchen, würde sich das wie oben (Bassam Tibi Aussage) auf ein bröckeliges Fundament reduzieren, das so auch bei ihm nicht stimmen kann.

Zunächst einmal geht es um zwei Kriterien. Um mich selbst und um das Land in welches ich einwandere. Beide werden vermutlich bei einem Scheitern die Ursachen beim anderen suchen. Das heißt, ich mache das Land dafür verantwortlich, wenn ich mich dort nicht zu Hause fühle. Und das Land wird vermutlich die Ursachen dafür beim Eingewanderten sehen. Ob ein Salat am Ende schmeckt liegt aber nicht an den Kräutern, die man da reinbröselt und nicht am Salatkopf selbst, sondern an der Mischung von beidem.

Wer z.B. - alle Unterschiede in Religion, Kultur, Arbeitsleben, Geschichte, Alltag und Mentalität ingebgriffen - nicht bereit ist, die Mentalität des Landes, in das ich mich neu verwurzeln möchte, anzunehmen, der wird bei allem Bemühen dennoch immer irgendwie ein Gast in diesem Land sein. Und ich denke, dass es nun darauf ankommt, ob man mit dieser Rolle zurecht kommt. Ich zum Beispiel kann mich nicht 100% integrieren in Paraguay. Und ich will es auch nicht. Ich sehe aber auch die Vorteile dieses neuen Lebens im selbst erwählten 'Gastland' und akzeptiere die Abstriche, die ich machen muss, weil ich eben nie ein Paraguayer sein werde und die Paraguay in mir auch immer den Deutschen sehen.

Das ist bei meiner Tochter (hier geboren, aber deutsche Eltern) vollkommen anders. Sie wurde von Anfang an zum Teil dieses Landes, trotz zahlreicher deutscher Wesenszüge. Gut für sie - Pech für mich. Oder auch nicht. Ich will damit einfach sagen, dass Bassam Tibi sich vermutlich nur als 'Fast-Deutscher' in Deutschland zu Hause fühlen könnte. Gemeinderatsmitglied, Schulsprecher, Gesangsverein, Freitagabend-Stammtisch, Parolen kloppen und bei der WM deutsche Fahnen schwingend. Wenn er sich in diesem Umfeld wohlfühlen würde, würde er nicht in die Staaten auswandern.

Ich kann es ihm nachempfinden, denn dies ist auch nicht meine Welt - und ich bin Deutscher. Aber er sollte sich schon heute mit dem Gedanken anfreunden, dass er auch die US-Mentalität lieben, schäztzen und annehmen muss, will er sich dort jemals zu Hause fühlen. Oder er macht es wie viele von uns: wir wählen uns ein Land aus, wandern nach guter Vorbereitung dort ein, gucken dass wir dort gut leben können und kommen seelisch damit zurecht, dass wir uns auch nach zwanzig Jahren noch wie ein Gast im Land fühlen.

Das wäre der eine Punkt. Da kämen noch eine Menge dazu, doch das möchte ich den Lesern hier ersparen. Vielleicht noch ergänzend eines zu meinen eben ausgeführten Gedanken: Es stellt auch ganz sicherlich einen Unterschied dar, ob man in ein Land übersiedelt, in welchem man - schon wegen seiner ursprünglichen Herkunft und Lebensart - als eine Art von Übermensch betrachtet wird oder als eingewanderte Schmeißfliege. Ich will damit sagen, dass es für bestimmte Ausländer nie leicht sein wird, in Deutschland gleichgestellt oder gar erhöht aufgenommen zu werden, weil die meisten Deutschen in sich selbst bereits das höchste Gut menschlichen Lebens sehen. Sie akzeptieren gerade mal einige Nachbarländer, vor allem (warum auch immer) Leute aus dem Norden als "gute Einwanderer". Beim Süd- und Ostgefälle wird es da schon schwieriger. Das sollten irgendwelche Behörden und Einwanderungshelfer den Zuwanderern vor dem Einwandern deutlich sagen. Es ist auch kein Zuckerschlecken für Farbige, in Deutschland einzuwandern. Aber diese müssen mit den Deutschen zurechtkommen und sie können nicht erwarten, dass sich die Einstellung von 90 Millionen Deutschen ändern wird.

Dass Einwanderer und das Aufnahmeland eigentlich aufeinander zugehen müssten, ist unbestritten. Leider lässt sich in der Praxis oft nie realisieren, was sich als Phrase so schön anhört. Am Beispiel der Früheinwanderer (Italiener, Jugoslawen) sieht man, dass Toleranz und Akzeptanz ein langer, langer Prozess ist. Deren Kinder haben dann aber, wie meine Tochter, überhaupt keine Probleme mehr. Wenn wir also mit dem Gedanken leben könnten, dass wir, die Auswanderer, zwar den ersten Schritt getan haben, aber erst unsere Kinder dacvon profitieren werden, dann könnten wir damit an sich gut zurechtkommen – auch Bassam Tibi...

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