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siggi_siggi_siggi
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Beiträge: 645
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Erstellt: 10.10.06, 09:04 Betreff: Re: Nun wandern auch noch die 'Ausländer' aus Deutschland aus ... |
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Hallo,
warum lebe ich im Ausland? Da gibt es sicher mehrere Gründe, aber der Auslöser war eindeutig meine Frau. Es ging bei uns nicht so sehr um die Reaktion im Supermarkt (man erkennt bei ihr aufgrund des Aussehens nicht, dass sie Ausländerin ist). Aber als sie erst kurze Zeit in D war, lief jedes Gespräch ungefähr gleich ab: Wann lernst Du Deutsch, wann machst Du einen Führerschein, was willst Du beruflich tun? Darin äußert sich eine tief verwurzelte Vorstellung: Jeder Ausländer hat sich der deutschen Lebensweise anzupassen. Das hat aus deutscher Sicht Priorität Nr. 1 zu sein. Akzeptanz gibt es nur dann. Aufgrund dessen, dass sie aus einem "armen" Land kommt, waren wir immer dann mit weiteren Klischees konfrontiert: "Sie liebt ihn ja nicht, sie kommt hier ja nur aus ökonmischen Gründen"; "Erst nichts haben und dann hier die feine Dame spielen", etc. Dies wurde natürlich nicht offen ausgesprochen, aber trotzdem stand es merkbar im Raum. Durch die deutschen Spätaussielder hat die Gruppe der Osteuropäer natürlich auch einen denkbar schlechten Ruf in D. Das merkt man überall, sobald man nach der Herkunft gefragt wird. Alles was Deutsch ist, kann per Definition kulturell von keinem osteuropäischen Land überboten werden. Es waren keine offenen Feindselligkeiten, jeder sagte "Grüß Gott" - aber auch nicht mehr.
Gut, nach drei Jahren sind wir dann aus Deutschland weggezogen. Jetzt bin ich der "Alien", aber: Keiner fragte mich, wann ich die Sprache lerne oder ähnliches. Ich lebe hier. Das ist ok. Kein Zwang der Anpassung an eine andere Lebensweise. Freiheit. Akzeptanz ohne Vorbedingungen. Die Engstirnigkeit und Arroganz der deutschen Gesellschaft ist mir aber jetzt bewußt geworden.
Gruß Siggi
[editiert: 10.10.06, 11:41 von siggi_siggi_siggi]
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