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Deutschland ändern?

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Autor Beitrag
Bullwey
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Beiträge: 3


New PostErstellt: 19.11.07, 15:47  Betreff: Deutschland ändern?  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Hallo Zusammen,

auf der einen Seite würde ich Deutschland gerne den Rücken kehren, auf der anderen Seite frage ich mich ob es richtig ist.
Ich habe beispielsweise etliche Monate in Thailand gelebt und festgestellt, dass man dort:
  • nie richtig dazu gehören wird
  • die meisten Langzeit-Ausländer Leute sind, die auf der Flucht sind. Thailand als Flucht aber nicht als Visionsland. Meist verkraften die die Einsamkeit hier nicht und flüchten sich in Drogen und Alkohol.

Wie es in anderen Ländern diesbezüglich aussieht, entzieht sich meiner Kenntnis.

Ich frage mich aber auch, ob es nicht besser wäre in Deutschland einfach was zu ändern, wobei ich fürchte, dass dies nur noch mit Gewalt geht.
Übertreiben formuliert: warum rotten sich die Deutschen nicht zusammen und exekutieren die Regierung?


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schoolar

Administrator

Beiträge: 1254
Ort: Durban (South Africa)



New PostErstellt: 19.11.07, 17:50  Betreff: Re: Deutschland ändern?  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: Bullwey
    ...in Deutschland einfach was zu ändern...
Wie genau soll denn eine solche "einfache Änderung" Deiner Meinung nach aussehen?

    Zitat: Bullwey
    Übertreiben formuliert: warum rotten sich die Deutschen nicht zusammen und exekutieren die Regierung?
Mal abgesehen davon, daß die nächste Regierung nicht zwangsläufig besser sein muß (bei unserem Glück in den letzten Legislatur-Perioden ist das Gegenteil anzunehmen), halte ich Mord für kein probates Mittel, etwas an den Mißständen im eigenen Land zu ändern...!

Gruß,

Thomas

_________
Carpe diem
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siggi_siggi_siggi
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Beiträge: 645
Ort: Autonome Republik Krim/Ukraine


New PostErstellt: 19.11.07, 18:17  Betreff: Re: Deutschland ändern?  drucken  weiterempfehlen

Hallo,

warum ausgerechnet nach Thailand, so weit vom eigenen Kulturkreis entfernt? Es gibt auch noch andere Länder, in denen man auch "dazugehören" kann.

Wenn es wichtig ist: Je ärmer das Land ist, je weniger exklusiv ist natürlich das Auswanderer-Klientel. Das liegt in der Natur der Sache.

Gegenfrage: In welchem Land ist die Regierung soweit ok, dass nach Deinem Ermessen keine Lynchjustiz angewandt werden muss?

Gruß
Siggi

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franky_2
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Beiträge: 4


New PostErstellt: 19.11.07, 22:02  Betreff: Re: Deutschland ändern?  drucken  weiterempfehlen

Hallo !

Kannst Du mal ein Beispiel sagen, in welchen Ländern wir Deutsche als "Ausländer" gleich auf Anhieb dazugehören ?
Nicht das du mich falsch verstehst, ich habe diesbezüglich keine Ahnung. Mich würde einfach mal interessieren welche Länder dir dabei spontan einfallen.

Deutschland ändern kannst Du vergessen. Unsere Geschichte hat meiner Meinung nach gezeigt, das wir deutsche nicht gerade zu den "aufmüpfigen" gehören, die wenn es Ihnen reicht für ihre Rechte auf der Straße kämpfen. Wir lassen uns sehr sehr viel erst mal gefallen............

Franky


[editiert: 20.11.07, 01:12 von arnego2]
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Bullwey
Neuzugang


Beiträge: 3


New PostErstellt: 20.11.07, 11:42  Betreff: Re: Deutschland ändern?  drucken  weiterempfehlen

@Thomas:
mit ‚einfach’ war nicht gemeint, dass ich eine Änderung als einfach ansehe, sondern es war gemeint, mal ‚einfach’ anzufangen, etwas zu ändern.

Zum Thema Mord:
es geht nicht um den Mord an sich. Die Frage, die sich stellt ist, ist es auf friedlichem Wege überhaupt noch möglich einen korrupten Überwachungsstaat zu ändern?
Man kann es auch historisch sehen, in dem man sich fragt ob die französische Revolution gewaltfrei hätte laufen können?
Versteht mich nicht falsch, ich bin kein Gewalt Sympathisant, ganz im Gegenteil, nur was soll sich ändern, solange eine Nation mit Hochmut und Verachtung gestraft wird, bis auf den einen Tag in vier Jahren, an dem wir die Arschlöcher wählen sollen?

@Siggi:
Ich fahre seit langer Zeit nach Thailand. Aber nicht wie nun jetzt jeder denkt, weil man da günstige Bumsurlaube verbringen kann. Nein, ich habe mich irgendwann mal bewusst darauf eingelassen eine gänzlich andere Kultur kennen zu lernen. Es ging nie darum dort zu leben. Ich habe lediglich das Leben dort lange und gründlich kennen lernen können und kann dementsprechend was dazu sagen. Dies kann ich bei vielen anderen Ländern nicht, also spreche ich nur von meinen Erfahrungen.
Es geht auch nicht um die Exklusivität, sondern es geht um die Motivation sein Heimatland zu verlassen. Leider weis ich nicht, wie das in anderen Ländern aussieht, aber in Thailand ist alles vertreten, was von zu Hause geflohen ist. Wenn ich mir das Forum aber so durchlese, so scheint das woanders ähnlich zu sein. Ob man dort mehr dazugehören kann, kann ich nicht beurteilen.

Zur Lynchjustiz:
Ich kann Dir kein konkretes Land nennen. Es ist auch egal, ob es das wo anders gibt oder nicht. Es wäre doch einfach schön, wenn man in Deutschland ein anderes Gefühl haben könnte, das Gefühl hierher zu gehören, das Gefühl der Heimat und nicht das Gefühl ständig beobachtet, ausspioniert und ausgenommen zu werden.
Warum halten die Deutschen so lange still? Wer ist denn das Volk?
Haben die Idioten in Berlin vergessen, dass sie VOLKSVERTRETER sind?
Sie sind unsere Angestellten, mehr nicht. Ein normaler Angestellter würde keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen, würde er sich so verhalten.

@Franky:
Ein Land bei dem man auf Anhieb dazu gehört gibt es wahrscheinlich nicht, das klappt nicht einmal wenn Du nur innerhalb von Deutschland umziehst, denn auch dann bist Du erst mal der Fremde.
Das ist aber genau der Punkt: erst mal.
Ich kennen da nicht die Strukturen anderer Länder, aber ich kenne Thailand so gut, um sagen zu können: Du wirst NIE wirklich dazu gehören.

Ich denke auch, dass wir uns zuviel gefallen lassen, aber wir haben doch moderne Mittel wie das Internet. Warum nicht hier eine Revolution beginnen.
Wenn genügend einfach nicht mehr mitmachen, wie es ist, sagen wir als ziviler Ungehorsam, dann kann ein System ab einem gewissen Punkt nicht mehr so weiter existieren.
Das Ende der DDR zeigt, dass es geht.

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antje_fi
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Beiträge: 255
Ort: Finnland



New PostErstellt: 20.11.07, 16:11  Betreff: Re: Deutschland ändern?  drucken  weiterempfehlen

    Zitat:
    nie richtig dazu gehören wird
Da ist schon was dran. Viele wandern aus und wollen alles hintersich lassen. Die ersten Monate im neuen Land sind super, alles neu und alles, was einen daheim so genervt hat, ist weg. Doch irgendwann holt einen dann der Alltag ein ... und zwar mit etwas anderen Tuecken als im Heimatland. Zuerst denkt man vielleicht, dass man schnell ins neue Land richtig "reinkommt", wenn man kein Querkopp ist, nicht auf seinen altbekannten Mustern besteht, die Sprache lernt, sich an die Bräuche im neuen Land anpasst usw.. Und man denkt, dass man andere Ausländer/Landsleute meiden sollte - schliesslich will man ja nicht in einer deutschen Kolonie im Ausland leben, sondern dort richtig heimisch werden, oder?

Wenn die Jahre vergehen, stellt sich dann doch (teilweise) die Ernuechterung ein: Man gehört selbst nach >5 Jahren noch nicht richtig dazu, immernoch fragen einen die Leute dieselben Fragen (woher kommst du, wie lange wohnst du schon hier, warum wohnst du hier, wie gefällt es dir hier, was machst du hier, ...). Das erlebe ich selbst hier in Finnland und habe es auch von vielen Bekannten hier gehört. Die haben diese Erahrungen aber auch in den anderen Ländern gemacht, in denen sie gewohnt haben.
Dann gibt es auch noch Unterschiede in der Mentalität und dadurch manchmal Missverständnisse - auch nach vielen Jahren noch (wegen der wortlosen Kommunikation, die man im Prinzip wie eine Fremdsprache ebenfalls lernen muss).
Manche denken, EU ist doch wie Innenland - aber auch das stimmt nicht. Vieles ist leichter, wie z.B. Arbeitserlaubnis, Aufenthaltsgenehmigung, Währung, ... alles kein Problem. Was jedoch unterschiedlich bleibt, sind die verschiedenen Sprachen, die verschiedenen Gesetze und Regeln - und nicht zu letzt die verschiedenen Mentalitäten.

Muss nicht unbedingt schlecht sein. Man sollte sich nur vor der Auswanderung klar sein, dass man in nur einem Land Einheimischer ist: in seinem Heimatland. In allen anderen Ländern ist und bleibt man Ausländer (was aber nicht heissen muss, dass man einsam und ausgestossen ist).

LG, Antje



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holzhiasl
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Ort: Chosica, Lima, Peru



New PostErstellt: 23.11.07, 15:02  Betreff: Re: Deutschland ändern?  drucken  weiterempfehlen

Hallo an alle,
nun, das ist ein so großes Thema, dass man dazu einen großen Beitrag schreiben muss.

Warum auswandern?

Um den Wunsch auszuwandern und die weiteren Ausführungen ein bisschen besser zu verstehen, möchte ich hier die Maslowsche Bedürfnispyramide anführen. Mit Hilfe dieser bekannten Theorie fällt es uns leichter, uns selbst und Individualisten im Allgemeinen zu analysieren und die Grundidee bzw. den Motor für Handlungen wie Auswandern zu erklären. Als Quelle für die u.a. Beschreibung stand mir www.wikipedia.de zur Verfügung, da ich dort die kürzeste verständliche Form dieser Theorie fand.

Bedürfnispyramide nach Maslow
Selbstverwirklichung
Soziale Anerkennung
Soziale Beziehungen
Sicherheit
Körperliche Bedürfnisse

Beispiele für die Stufen der Pyramide:
• Selbstverwirklichung: Individualität, Talententfaltung, Altruismus (die willentliche Verfolgung der Interessen oder des Wohls anderer oder des Gemeinwohls), Güte, Kunst, Philosophie und Glaube
• Soziale Anerkennung: Status, Wohlstand, Geld, Macht, Karriere, Sportliche Siege, Auszeichnungen, Statussymbole und Rangerfolge.
• Soziale Beziehungen: Freundeskreis, Partnerschaft, Liebe, Nächstenliebe, Kommunikation und Fürsorge.
• Sicherheit: Wohnung, fester Arbeitsplatz, Gesetze, Versicherungen, Gesundheit, Ordnung, Religion und Lebensplanung
• Körperliche Grundbedürfnisse: Atmung, Wärme, Trinken, Essen, Schlaf und Sexualität.
Maslow, Abraham H.: Motivation und Persönlichkeit, Rowohlt Tb. 2002, ISBN 3499173956

Die Maslowsche Bedürfnispyramide (eigentlich: Bedürfnishierarchie) beruht auf einem vom US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow 1958 entwickelten Modell, um Motivationen von Menschen zu beschreiben. Die menschlichen Bedürfnisse bilden die "Stufen" der Pyramide und bauen dieser eindimensionalen Theorie gemäß aufeinander auf. Der Mensch versucht demnach, zuerst die Bedürfnisse der niedrigen Stufen zu befriedigen, bevor die nächsten Stufen Bedeutung erlangen.
Maslow gilt als der wichtigste Gründervater der Humanistischen Psychologie, die eine Psychologie seelischer Gesundheit anstrebte und die menschliche Selbstverwirklichung untersuchte. Sein Gesamtwerk war wesentlich weit reichender als das hier dargestellte Modell, obwohl diese einfache Darstellung ihn sehr bekannt gemacht hat.

Welche Arten von Auswanderern gibt es überhaupt?

1. Die Unzufriedenen
Hierzu gehören all diejenigen, die mit ihrer Lebenssituation in Deutschland ganz allgemein nicht zufrieden sind, sich nicht verwirklichen können, keine Zeit mehr zum Leben und für die Familie, sondern nur noch zum Arbeiten oder Vegetieren haben; sich auf engem Raum und im Korsett von Überreglementierungen, Platzwartmentalität, Finanzamt und staatlicher sowie behördlicher Bevormundung eingesperrt fühlen. z.B. viele Otto-Normalverbraucher, Macher oder Menschen mit zwei rechten Händen, Selbständige oder Hochqualifizierte, die in Deutschland keine Perspektive mehr sehen, Individualisten, Kreative Menschen, Träumer und andere.

2. Die Schuldenflüchtlinge
Die Gruppe, die kaum in Auswanderungsstatistiken auftaucht.
Hier handelt es sich um diejenigen, die auf irgendeine Weise finanziell gescheitert sind und aus eigener Kraft nicht mehr hochkommen. Deutschland ist wohl das einzige Land der Welt, in dem Schulden völlig legal durch Körperverletzung (psychische Grausamkeit) beigetrieben werden dürfen – bis zu 30 (!) Jahren. Das heißt, dass jemand, der 1977 eine Rechnung nicht bezahlt hat, bis heute (2007) noch von Gerichtsvollziehern und Inkasso-Vertretern verfolgt, bedrängt, bedroht und bestraft werden kann.

Da scheint es mir kein Wunder zu sein, dass jährlich über 10.000 Menschen in Deutschland Selbstmord begehen, wovon viele eigentlich von Staat und Gläubigern dazu gebracht wurden und diese somit diesen Tod verursacht haben, womit es nicht mehr „nur“ Selbstmord ist, sondern „Nötigung mit Todesfolge“ – verständlich, dass viele einfach abhauen und sich nicht mehr quälen und schon gar nicht zum Selbstmord treiben lassen …
Lohnpfändung, Taschenpfändung, Chancenlosigkeit bei Bewerbungen und ein Aussenseiterdasein ohne soziales Umfeld – wer hält das schon auf Dauer aus? Entweder man gibt auf, wird Alkoholiker (auch eine Form des Selbstmordes) oder man haut einfach ab und sucht sein Glück woanders.

7,34 Millionen Menschen in Deutschland sind privat überschuldet. Das sind 10,85 Prozent aller Erwachsenen, 150.000 mehr als vor einem Jahr, heißt es im neuen "Schuldneratlas". Dass Offenbach in diesem Jahr Bremerhaven als Stadt mit der höchsten Schuldnerquote in Deutschland überrundet hat, kommt nicht überraschend. In den vergangenen drei Jahren belegte die Stadt stets den zweiten "Rang". Für 2007 hat Creditreform eine Schuldnerquote von 20,91 Prozent ermittelt - von den 98.000 erwachsenen Einwohnern sind 20.500 überschuldet. Bremerhaven liegt mit 20,11 Prozent dahinter; es folgen Halle (19,62 Prozent) und Flensburg (19,02 Prozent). "Schuldneratlas" nennt Creditreform die geographische Analyse. Deren Qualität sei es, die Überschuldung bundesweit bis auf Straßenabschnitte auflösen zu können. Das ist kein Wunder: Die Analyse von Kreditrisiken und das Inkasso, das Eintreiben von Schulden, sind das Geschäft der Firma.
Hauptauslöser von Überschuldung, so die neue Analyse, ist noch immer mit 29,9 Prozent Arbeitslosigkeit. Dass die in den vergangenen Monaten so stark gesunken ist, habe ihnen Hoffnung gemacht, schreiben die Creditreform-Autoren: "Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt." Die Verschuldung steige weiter, habe sich vom Aufschwung abgekoppelt.
Zwei Gründe machen sie dafür verantwortlich. Der erste: Viele neue Arbeitsplätze entstünden im Niedriglohnbereich. Das aber "verringert die Überschuldungsquote nur wenig, da das Geld nicht zu einem normalen Leben reicht." Die Studie bezeichnet diese Geringverdiener als "working poor", als "arbeitende Arme".
Der zweite Grund: Die Entwicklung der Nettolöhne und der Verbraucherpreise klaffe immer stärker auseinander. Die Folge: "Viele Verbraucher überschätzen ihre Konsummöglichkeiten."

Die Hälfte der Deutschen besitzt fast gar nichts. Gleichzeitig teilen sich die reichsten zehn Prozent fast zwei Drittel des gesamten Vermögens. Luxus können sich in Deutschland nur wenige leisten. Eine bisher unveröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bestätigt: Die Reichen werden immer reicher, die übrigen leben von der Hand in den Mund.

Laut Studie besitzen die Deutschen 5,4 Billionen Euro, dazu zählen Ersparnisse, Immobilien, Rentenansprüche und Versicherungen, aber auch Kunstwerke und Briefmarkensammlungen. Wären die Billionen gleich verteilt, besäße jeder Deutsche rund 81 000 Euro. Davon ist die Wirklichkeit jedoch weit entfernt.

Die Banklobby, Kaufhäuser, Auto-, Motorrad- und Versandhändler, die erst alle Jugendlichen mit verlockenden Angeboten zum Schuldenmachen verführen und dann gnadenlos mit dem Arm des Gesetzes auf ihre Opfer losgehen und viele dieser Leben für immer verpfuschen, genießen den Schutz und die Hilfe unserer Regierung und sind trotz dieser kriminellen Machenschaften unangreifbar. Grundgesetz, Menschenrechte – Menschlichkeit? Fehlanzeige. Das Einzige, was zählt, ist Umsatz – koste es, was es wolle.
Wer glaubt, dass diese Gruppe erst ihre Schulden zahlt und dann auswandert, hat weit gefehlt. Das Motto dieser Gruppe ist, dass es sich nicht lohnt, Tränen über einen zerbrochenen Krug zu vergießen. Lebenslang Versager und Außenseiter, der Rest des Lebens als Strafe?
Nein, dann lieber, trotz aller Gewissensbisse, raus aus der Zwangsjacke. Niemand hat das Recht nur wegen ein wenig Geld das Leben eines Mitmenschen zu zerstören. Ich glaube, dass die Meisten sogar den Wunsch haben, ihre alten Schulden zu bezahlen um sich zu rehabilitieren und viele tun das sicherlich auch – aber manche bauen mit dem neu Erworbenen lieber ihre Zukunft auf..

3. Die Ausgestoßenen

Vorstrafen, auch wegen Nichtbezahlung von Schulden (Nachweis der Betrugsabsicht) hat man in Deutschland recht schnell. Ob man nun an illegalen Glücksspielen teilgenommen hat, auf Demos aufgefallen ist oder einfach bei einer Rangelei zu wenig Zeugen hat, dass es tat-sächlich Selbstverteidigung war – schon ist es passiert. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Fall Marco W. in Antalya, der zur Zeit gerade Schlagzeilen macht.. Ein Siebzehnjähriger, dem ein kurzes Abenteuer den Rest seines Lebens verfolgen wird.

Und dann kommt das dicke Ende: Arbeitslosigkeit, keine Chance bei der Bewerbung, Ausschluss von bestimmten Tätigkeitsfeldern (Bundeswehr, Polizei, Staatsdienst im Allgemeinen, Wachschutz, verantwortliche Tätigkeiten in Unternehmen usw.). Wenn wundert es, dass diese Gruppe immer weiter abrutscht. Diejenigen jedoch, die sich nicht aufgeben, suchen ihr Glück woanders, an einem Ort, wo sie keine Vergangenheit haben und sich auf die Zukunft konzentrieren können.

Um eines klarzustellen: Ich will hier nicht die echten Kriminellen verteidigen, die zu Recht von der Gesellschaft zur Buße für ihre Schandtaten verurteilt werden. Kapitalverbrecher sind keine Auswanderer sondern Ausbrecher. Hier geht es um diejenigen, die ohne großes Zutun (oder auch durch Unterlassung) unwissenderweise und ohne böse Absicht in den Maschen des Gesetzes hängen geblieben sind und keine Chance mehr haben, sich rein zu waschen.

Dann die Kranken im Sinne von Verformungen oder anderen Handicaps, die die Mitmen-schen dazu bewegen, sich über diese Gruppe lustig zu machen, sie auszuschließen und ihnen bösartiger Weise das Leben schwer zu machen. Man möchte es nicht glauben, aber auch das gibt es noch. Diese Gruppe sucht ihren Frieden in Ländern, wo die Menschen freundlicher, hilfsbereiter und toleranter sind. Sicher gibt es auch die Einen oder Anderen Störenfriede woanders – die Grundeinstellung jedoch lässt diese Gruppe dort nicht das Gefühl haben, dass sie für jede Nichterwähnung ihres Leides dankbar sein muss. Man geht viel natürlicher mit Krankheiten und Aussehen um.
Ganz anders als in unserer „perfekten Welt“. Um auf die Maslowsche Bedürfnispyramide zurückzukommen – soziales Ansehen genießt in Deutschland vermeintlich nur, wer schön, gesund, jung und erfolgreich ist - oder eben schwerreich.

Es gibt auch diejenigen, die mit den großen Rechtsparteien und nationalsozialistischem Gedankengut überhaupt nichts zu tun haben. Diese werden vom Verfassungsschutz als bedenklich eingestuft, weil sie z.B. sagen „Ich bin stolz, Deutscher zu sein“ – das dürfen wir nämlich nicht. Das geringste Zeichen von Nationalstolz wird schon im Ansatz unterdrückt. Viele halten es nicht mehr aus, sich in der Heimat schämen zu müssen, Deutscher zu sein.
In anderen Ländern genießen wir Deutschen hohes Ansehen durch Pünktlichkeit, Fleiß, Zuverlässigkeit, Ideenreichtum, Loyalität und gutes Benehmen und dürfen auch stolz darauf sein.

Am anderen Ende der Leiste finden wir diejenigen, die mit dem globalen Turbokapitalismus nicht klar kommen. Was ist denn falsch daran, zu glauben, dass die Organisationen (auch Firmen) für die Menschen da sind und nicht die Menschen für die Organisationen? Das hat schon Albert Einstein gesagt. Man muss kein eingefleischter Kommunist sein, um den unkontrollierten Kapitalismus zu hinterfragen. Am Ende aller Aktivitäten muss der Mensch als Ziel stehen – nicht nur das Geld, Umsatz und Ergebnis.
Diese Gruppe sucht ihre Zukunft in einem einfachen Leben in einem Entwicklungsland, weil sie aus dem „Ich muss gut aussehend, reich und erfolgreich sein“ -Klischee ausbrechen will.

Dann gibt es da noch die ehemaligen „Ostbürger“, die bei Polizei, Grenzschutz oder NVA im Rahmen ihrer dienstlichen Tätigkeit Mitglied der SED-Partei sein mussten. Sie stellen in Deutschland nach fast 18 Jahren immer noch eine der größten für immer benachteiligten Gruppen dar. Dafür sorgt eines unserer vielen Archive (wie auch z.B. auch die SCHUFA), die die Aufgabe haben, einen Neuanfang für diese Leute unmöglich zu machen.

Ausgestoßen sind in Deutschland auch diejenigen, die als Versager eingestuft werden, weil sie keinen Schulabschluss haben, keinen Beruf erlernt haben und ihr Studium abbrachen. Man weigert sich zu verstehen, dass man auch ohne diesen althergebrachten Weg zu gehen, durchaus Erfahrungen in bestimmten Tätigkeitsfeldern machen und u.U. sogar besser als ein Gelernter sein kann.

Das deutsche Schulsystem ist eines der rückständigsten überhaupt, wird zu Recht von der OSZE kritisiert und muss bald geändert werden, wenn wir in der Internationalen Gemeinschaft ernst genommen werden wollen. In Deutschland fehlen zehntausende von Ingenieuren und Ärzten – die kommen nun aus Ländern, in denen den Schülern ein besserer Start ermöglicht wird.

Je älter die Opfer dieser Fehlentscheidungen werden, desto schwerer wird es für sie, diese zu korrigieren. Arbeiten und nebenher zu lernen oder zu studieren hat mit einem menschenwürdigen Dasein wenig zu tun. Klar, sagen viele, von nichts kommt nichts. Ist es aber nicht so, dass bei dieser Doppeltätigkeit eine Tätigkeit und das Leben selbst zwangsläufig auf der Strecke bleibt? Wie Ihr sicher wisst, werden „Ungelernte“ auch nicht gerade üppig bezahlt. Woher soll denn das Geld für die „Nach-, Aus- und Weiterbildung“ kommen? Klar, es wird so schön dargestellt, dass jeder die Chance hat, dass die Möglichkeiten bestehen und dass, wer will, auch weiterkommt. Leider kommen aber in jedem Einzelfall auch viele weitere Faktoren ins Spiel, so dass es bei uns nicht wirklich eine Chancengleichheit gibt.

Die Geschichte des deutschsprachigen Raums ist voll von Auswanderungswellen zu bestimmten Zeiten. Was Peru angeht, sind um 1850 rund 300 Rheinländer, Bayern, Österreicher und Norditaliener (Tiroler) nach Chanchamayo ausgewandert, weil sie durch den Umstand, weder Land noch Profession zu besitzen, nicht heiraten durften. Nur die Hälfte hat es lebend bis zum Ziel geschafft, doch sie haben Peru mit ihrer Kultur, ihren Traditionen und vor allem mit ihrem Pioniergeist bereichert. Noch heute besitzen die Nachkommen dieser Pioniere hohes Ansehen in der peruanischen Bevölkerung und können zu Recht stolz auf ihre Vorfahren sein. Die Familie Brack zum Beispiel, hat Anfang des 20. Jahrhunderts damit begonnen, Kaffee in Chanchamayo anzubauen. Dieser Kaffee ist heute weltberühmt und es gibt sogar eine Kaffeerösterei in der Nähe von Rostock, die den Nachfahren der Bracks gehört.


4. Die Einsamen

Bei dieser Gruppe erübrigt sich eine tiefer gehende Beschreibung. Es ist klar, dass diese Auswanderer den Ort ihrer Tragödien hinter sich lassen wollen, um zu vergessen und neu anzufangen. Schlagworte hierzu sind:

• Vor den Trümmern einer Beziehung
• Keine Chance, den/die richtige Partner/in zu finden
• Deutsch und dennoch Ausländer
• Verlust der Familie durch Tod, Unfall

5. Die Neugierigen

Die Neugierigen haben weder mit beruflichen Schwierigkeiten, finanziellen Problemen oder anderen Hindernissen zu kämpfen. Es geht ihnen eigentlich gut. Sie kommen aus soliden Familien, haben Rückhalt durch Eltern und Familie und es gäbe eigentlich keinen vernünftigen Grund, Deutschland für immer den Rücken zu kehren. Diese Gruppe „sticht der Hafer“ und sie wollen einfach nur wissen, ob das Gras woanders tatsächlich grüner ist, als zu Hause. Ihr Selbstwertgefühl ist gut und sie sind seelisch ausgeglichen.
Zu dieser Gruppe gehören auch diejenigen, die in der Erbfolge an zweiter Stelle stehen und beweisen wollen, dass sie es auch alleine schaffen.
Andere haben einfach nichts zu verlieren und ziehen in die Welt, lassen sich treiben und sind neugierig, wo sie schließlich hängen bleiben – die letzten wirklichen Abenteurer.

6. Die Liebenden

Wer die finanzielle Absicherung oder Freiheit mit Liebe verwechselt, hat schon verloren. Neun von zehn Mischehen, die in Deutschland leben, scheitern. Warum ist das wohl so?

Wenn ein/e Nicht-Deutsche/r sich mit einem deutschen Partner verheiratet, passiert das meist aus dem Wunsch heraus, in Deutschland zu leben und alle Rechte, vor allem aber die finanzielle und soziale Absicherung zu erhalten. Da die familiären Bindungen in anderen Ländern viel enger sind, als in Deutschland, spielt auch der Wunsch den Familienangehörigen ein späteres Nachziehen zu ermöglichen, eine sehr große Rolle. Und es sind meistens die Frauen, die diese Brückenköpfe schlagen müssen – eine Art von unterschwelligem Menschen-Handel, der sich aber nicht so leicht nachweisen lässt.
Viele aus den unteren sozialen bzw. aus niedrig verdienenden Schichten stammende Deutsche wissen das auch und nehmen die zukünftigen Konsequenzen wissentlich in Kauf. Sie nutzen die Not dieser Menschen aus – von daher es kein Wunder, dass diese Ehen so oft schief gehen. Nicht, dass es bei allen so ist, ich will hier nicht verallgemeinern. Doch die Zahlen sprechen für sich.

Nun, wenn ein/e Deutsche/r sich mit einem Partner nicht-deutscher Herkunft verheiratet und mit diesem in dessen Herkunftsland leben will, tut er das meistens nicht aus finanziellen Gründen heraus. Eher, um in seinem Wunschland leben zu können und seine Pläne (jedenfalls oft) mit seinen eigenen, mitgebrachten Mitteln zu verwirklichen. Die oftmals wirren Einwanderungsbestimmungen vieler Länder zwingen manchen dazu, wie auch die o.a. Menschen, Scheinehen einzugehen, um ihren Plan in die Tat umzusetzen. In vielen Fällen wird dabei ohnehin nicht an eine Ehe bis zum Lebensende gedacht. Es ist eine temporäre Notlösung – aber eine ehrliche, da die Karten von Anfang an offen auf dem Tisch liegen.

Und da liegt der Hase im Pfeffer. Ich kenne viele Südamerikaner/innen, die mit ihrer Ehe mit Deutschen glücklich und zufrieden sind – diese leben aber in Südamerika. Ich selbst bin seit fast 14 Jahren mit meiner Frau Soledad verheiratet und das hat auch als Zweckehe begonnen, da ich um in Peru arbeiten zu können, einfach meine damalige Köchin geheiratet habe.

Sicher gibt es diejenigen Einzelfälle, die im Urlaub ihre/n Traumpartner/in kennen lernen und zu ihr/ihm ziehen. Das sind aber eher Ausnahmen. Genau wie diejenigen, die ihre zukünftigen Partner anderer Nationalität an der Uni kennen lernen.

7. Sonstige

Die unterschiedlichen Typen von Auswanderern sind so vielseitig, dass es unmöglich ist, alle zu beschreiben. Hugenotten, Mormonen, Allergiker und sonstige Einzelfälle wie Umweltfreaks und Self-Made-Forscher – die Liste der „sonstigen“ Auswanderer ist so lang, dass ich nicht weiter darauf eingehen kann, um den Rahmen dieses Eintrags nicht zu sprengen.

Leider tendieren wir Deutsche immer dazu, alles in Schubladen zu stecken, zu klassifizieren und katalogisieren, zu bewerten und einzuordnen. Bei den oben aufgeführten Gruppen handelt es sich nicht um „reine“ Gruppen. Ein Auswanderer kann durchaus zu mehreren dieser Gruppen gleichzeitig gehören.

Eines haben sie aber alle gemeinsam:

Den Wunsch nach Befriedigung körperlicher und seelischer Bedürfnisse und nach Selbstverwirklichung, womit wir wieder bei der Anfangs erwähnten Bedürfnispyramide ankommen.

Nachdem wir nun die Grundbedürfnisse und die verschiedenen Arten von Motivation für Auswanderung kennen, können wir viel besser bestimmen, zu welcher Gruppe von Auswanderern wir selbst gehören und was uns eigentlich genau antreibt. Ich gehe einfach mal davon aus, dass viele von Euch auch mit dem Gedanken spielen, eines Tages vielleicht selbst auszuwandern.

Für die Meisten, so glaube ich zumindest, sind es nicht die ersten beiden Stufen der Bedürnispyramide ( körperliches Überleben), die sie zum Auswandern bewegen, sondern der in Deutschland unerfüllbare Wunsch nach sozialen Beziehungen, sozialer Anerkennung (seelisches Überleben) und Selbstverwirklichung.

Viele würden sich gerne selbstständig machen und von niemandem abhängig sein wollen. Die unübersehbare Gesetzeslage mit Gemeinde-, Bezirks-, Landes-, Bundes- und EU-Bestimmungen und –Gesetzen lässt ein solches Vorhaben in Deutschland ohne entsprechende finanzielle Rückendeckung aber nicht zu – woanders schon.

In Peru z.B. kann jeder, der ein bisschen Ahnung von schreinern hat und sein Werkzeug be-sitzt, vom Stand heraus seinen eigenen Betrieb aufmachen. Den Rest bestimmt Leistung und Markt.

Das ist in Deutschland durch Innungen, Kammern und immense Vorkosten, die mit dem eigentlichen Vorhaben überhaupt nichts zu tun haben (Genehmigungen, Bescheinigungen, Inspektionen, Business-Plan, Auflagen und Bankrequisiten), vollkommen unmöglich – da muss man arbeitslos bleiben, eine schlecht bezahlte Tätigkeit annehmen oder schwarzarbeiten und wird so in eine Illegalität getrieben, in die man gar nicht wollte.
Mit den Fördermitteln ist es genauso wie mit den Krediten – die kriegen nur diejenigen, die sie eigentlich gar nicht brauchen.

In unseren vorprogrammierten Verhaltensmustern ist auch die Idee gespeichert, dass jemand, der „sein eigener Herr“ ist, Respekt verdient und somit bevorzugt behandelt werden muss.
Ein Self-Made-Man wird respektiert, gelobt, bevorzugt. Man hat Privilegien, die einhergehen mit besserem Verdienst, einem größeren Auto, einem schönen Haus und einem jährlichen spektakulären Urlaub – man wird von Frauen/Männern begehrt und hofiert und kann sich wichtig fühlen. Wer möchte das denn nicht?

Den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen ist immer noch besser, als gar nicht anzukommen. Viele Deutsche haben im Ausland ihre neue Heimat gefunden, ihren eigenen Betrieb aufgemacht, wurden erfolgreich und genießen nun den Status, den sich alle wünschen. Das hätten sie in Deutschland niemals geschafft. Ist es dann so falsch, woanders hinzugehen?

Dann gibt es noch die Individualisten, denen es nicht auf Geld, Ansehen und Sex ankommt. Diese wollen ihre Visionen von einem erfüllten Leben, Umwelt, Politik und Religion umset-zen und ausleben. Das ist dann die höchste Stufe der Bedürfnispyramide – die Selbstverwirklichung.

Was ist eigentlich ein Staat?

Staat [lateinisch status] der, Vereinigung vieler Menschen innerhalb eines abgegrenzten geografischen Raumes unter einer souveränen Herrschaftsgewalt. Der Begriff erscheint im 15. Jahrhundert erstmals bei Machiavelli, seit Ende des 18. Jahrhunderts ist er auch im deutschen Sprachraum üblich. Das Staatsgebiet ist der geografische Raum (einschließlich des Luftraums darüber und der Eigen- und Küstengewässer), in dem der Staat seine Herrschaftsrechte ausübt. – Die Staatsgewalt ist die Herrschaftsmacht des Staates über sein Gebiet und über die auf ihm befindlichen Personen sowie über die eigenen Staatsangehörigen. Die Staatsorgane sind alle Personen, Körperschaften und Behörden, die im Namen und in Vollmacht des Staates kraft eigener Zuständigkeit an der Ausübung der Staatsgewalt teilnehmen.

Ohne Worte ...

Jenny Hoch schreibt in der Spiegel-Online Ausgabe vom 20.11.2007:

Der Staat dringt mit immer härteren Verboten immer tiefer in die Privatsphäre der Bürger vor. Die Lustfeindlichkeit triumphiert über den Individualismus. Doch wer will schon in einer Welt leben, die statt nach Abenteuer nach Sagrotan riecht?

Wir leben optimiert und austariert, fühlen uns umsorgt und gepäppelt. Dass wir längst auch normiert und ausspioniert sind, fällt dabei kaum auf. Doch es geht um etwas anderes, es geht ums Prinzip, es geht um die Verteidigung der persönlichen Freiheit, das zu tun oder lassen, was einem gefällt, auch wenn es schadet. Und es vor allem geht darum, was der Staat uns vorschreiben darf und was nicht.

Wir leben längst in einer „therapeutischen Sicherheitsgesellschaft“, wie der Soziologe Wolfgang Sofsky die kritiklose Haltung des Bürgers gegenüber dieser Form von staatlicher Gängelung in seinem Buch „Die Verteidigung des Privaten“ nennt. Die Gesellschaft selbst verstärkt die Verbotspolitik des Staates noch, indem sie selbst die Dinge, die Spaß machen, zum Problem erklärt. Sie selbst versucht, sich zu optimieren, jeden Aspekt des persönlichen Lebens, selbst die Freizeitgestaltung, effizient zu gestalten. Weil umgekehrt jeder seinen Platz in der Gesellschaft will, glaubt der Staat, er müsse jedem einzelnen seinen Platz zuweisen und die Einhaltung der Norm durch Verbote kontrollieren. Selbstbestimmung ist zunehmend weniger gefragt - und, so Sofsky, auch immer weniger gewollt, schließlich bevorzugen viele Menschen die „bequeme Unselbständigkeit. Sie lassen andere für sich sprechen, denken und handeln und ziehen sich in den Käfig der Passivität zurück“. Platz für Ausschweifungen oder gar Exzesse ist im Leben des standardisierten Normalbürgers natürlich nicht. „Mit einem Lebensgefühl hat das nichts zu tun“, sagt Sofsky, „eher mit einer Disziplinierung, die in die Körper hineinregiert“. Es handelt sich also, im Foucaultschen Sinne, um eine körperpolitische Maßnahme der Macht, mit dem Ziel, das zivile Leben zu vereinnahmen, es zu verwalten und zu kontrollieren. Sofsky bleibt bei seinem Modell der therapeutischen Sicherheitsgesellschaft: „Als standardisierte Untertanen werden wir nur noch alkoholfreie Getränke ohne Zucker - und ohne Geschmack - zu uns nehmen, selbstverständlich nicht rauchen. Wir werden uns in die Augen sehen und fragen: Wo ist der Rausch geblieben?“ Der Traum jeder Herrschaft von der Berechenbarkeit des Menschen, so Sofsky, wäre damit wahr geworden, das verwaltungsmäßige Optimum erreicht.


Nun, nach meinem sogar für meine Verhältnisse ausserordentlich langen Beitrag bleibt eigentlich nur noch zu sagen, dass jede Änderung auch wieder seine Gegner haben wird und dann eben andere Personen uns gängeln. Der Mensch ist nicht für große Staatengemeinschaften gemacht - die Natur hat uns nur für kleine Rotten vorgesehen, in der jeder seine Rolle spielt. In einer Staatengemeinschaft geht das fast schon nicht mehr. Da bleiben die Meisten anonyme Mitläufer und das lässt sich halt nun nicht mehr ändern, noch nicht einmal mit einer Diktatur.

Welches Auswanderungsland das ideale ist? FÜR JEDEN EIN ANDERES. Jeder hat nun einmal andere Vorstellungen, Erwartungen und Einstiegsbedingungen - da gibt es nichts ideales. Man muss es sich eben ideal machen.

So, ich glaube, dass es jetzt praktisch unmöglich sein wird, auf meinen Beitrag zu antworten, musste meinen Senf aber loswerden, und zwar komplett. Jetzt versteht hoffenlich jeder, dass es für eine so komplexe Sache wie Auswandern keine Schublade gibt.

Bis bald,

holzhiasl



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GrayWolf
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New PostErstellt: 25.11.07, 12:57  Betreff: Re: Deutschland ändern?  drucken  weiterempfehlen

ein toller Beitrag von holzhiasl.
Dazu noch ein paar Anmerkungen.
Die Schuldenflüchtlinge bräuchten aber wegen der Schulden nicht mehr abhauen. Durch das Privatinsolvenzgesetz ist es bedeutend leichter geworden, seine Schulden loszuwerden, es wird nur noch viel zu wenig angewendet, weil eben auch da die Scham doch teilweise extrem hoch ist.
Was mich dazu treibt Deutschland den Rücken zu kehren ist die extreme menschliche Kälte, die in diesem Land Einzug gehalten hat. Kurzzeitig sah es danach aus, dass auch in D eine gewisse Heiterkeit und Gelassenheit Einzug halten kann, leider hielt dieses Gefühl nur bis kurz nach Ende der WM 2006. Danach sind die meisten doch wieder in den alten, miesepetrigen Trott verfallen. Eine große Schuld daran trägt mit Sicherheit auch die Politik, da man von unseren Politikern hier doch nur noch verar***t wird.
Unser Innenminister leidet an Verfolgungswahn, deshalb wird nun alles mögliche an Daten gesammelt, egal ob es verfassungskonform ist, Hauptsache, ich kann erst einmal alle Bundesbürger unter generalverdacht stellen. (Da wird zuviel Richtung USA geschielt, die sind ja noch schlimmer)

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franky_2
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New PostErstellt: 26.11.07, 00:04  Betreff: Re: Deutschland ändern?  drucken  weiterempfehlen

>>Was mich dazu treibt Deutschland den Rücken zu kehren ist die extreme menschliche Kälte, die in diesem Land Einzug gehalten hat.
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Hallo !
Ich habe mir zu diesem Thema auch schon lange gedanken gemacht. Schön dass wir schon zu zweit dieser Meinung sind.
Interessant wird für mich die Sache, wenn man fragt wie sich diese "soziale Kälte" konkret bei Dir äußert ?
Ist es nur ein Gefühl oder kannst Du mal ein paar Beispiele nennen, woran du deine Behauptung festmachst ?


Für mich ist es mitlerweile eine Folge des "egoismusses" des einzelnen. Früher war man noch mehr aufeinander angewiesen, man hat GEMEINSAM Dinge verwirklicht.

Wenn ich z.B. an meine Opa/Oma denke und dass was sie mir so erzählt haben über Ihr Leben, wie gemeinsam damals ein Haus gebaut wurde unter Mithilfe der ganzen Verwandschaft etc., glaube ich nicht dass es heute dieses "WIR" - Gefühl noch in Deutschland in dem Masse gibt.

Ellenbogen und "ICH" sind die heutigen Schlagworte. Das "DU" steht erst an 10. Stelle.

Traurig,

Frank.




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technikus
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New PostErstellt: 26.11.07, 02:18  Betreff: Re: Deutschland ändern?  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: franky_2
    Für mich ist es mitlerweile eine Folge des "egoismusses" des einzelnen. Früher war man noch mehr aufeinander angewiesen, man hat GEMEINSAM Dinge verwirklicht.
Das ist schon richtig, aber der Egoismus wird Dir vom System aufgezwungen, sonst gehst Du unter. Es gibt einen gesunden, krankhaften u. eben halt aufgezwungenen Egoismus.

Für mich ist das ganze System Deutschland krank. In anderen EU-Ländern ist es aber nicht unbedingt besser. Da liegen die Krankheiten an anderer Stelle, aber scheinbar immer noch besser als bei uns.

Gruß technikus


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GrayWolf
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New PostErstellt: 26.11.07, 05:25  Betreff: Re: Deutschland ändern?  drucken  weiterempfehlen

Hallo Frank,
mit der menschlichen Kälte in D meine ich verschiedene Faktoren.
Zum Einen sind da die ganzen Fälle von Kindesmisshandlung und Kindstötung. Ein kurzer Aufschrei, danach passiert nichts mehr, alles wird nur diskutiert bis das Thema tot ist, aktuell sieht man es an dem Fall in Schwerin. Die ganzen Maßnahmen zum Schutz der Kinder wurden Anfang des Jahres auch schon diskutiert beim Fall aus Bremen, passiert ist bis heute nichts.
Dann die Fälle, wo alleinstehende Personen in ihrer Wohnung sterben und es den Nachbarn nicht auffällt, nach ein paar Jahren, wenn die Wohnung geräumt werden soll, weil z.B. die Miete nicht mehr bezahlt wurde, wird dann die mumifizierte Leiche gefunden.
Ein weiteres Beispiel sind die Gerichtsurteile zum Nachbarschaftsschutz vor Kinderlärm. In Hamburg muss ein Kindergarten eine Lärmschutzwand bauen, weil die Nachbarn vor Gericht erfolg hatten und erfolgreich gegen den Kinderlärm geklagt hatten. Hallo, die Kinder sind die Zukunft eines Landes und müssen sich auch mal austoben dürfen. Aber in einem Land, wo die Geburtenrate stetig sinkt, ist es kein Wunder, dass Familien mit Kindern schon fast Exoten geworden sind. Mit drei Kindern gehört man heute doch schon zu den Asozialen, die nicht verhüten können. (Wir haben zwei Kinder).
Zum Schluß bleibt dann noch so ein Gefühl der Kälte, ich kann es nicht beschreiben. Es ist wohl wirklich der Egoismus, der alle antreibt. Erst komme ich, dann lange Zeit nichts und dann vielleicht mal der Nachbar.
Leider hält dieses Phänomen auch in anderen europäischen Ländern immer mehr Einzug, selbst in eigentlich als familienfreundlich bekannten Ländern in Südeuropa. Es ist wohl eine Begleiterscheinung des wirtschaftlichen Erfolgs einer Nation.
Was mich noch gewaltig stört in D ist die Tatsache, dass durch die Politik der unbescholtene Bürger erst einmal unter generalverdacht gestellt wird, er plant einen Anschlag oder sonst eine Straftat, wie sonst soll ich die neuen Vorstöße des Innenministers verstehen. Eigentlich haben wir die Unschuldsvermutung, bis die Schuld bewiesen ist, heute muss man ja schon darauf achten, dass man nichts falsches sagt, man könnte unter verdacht geraten und ist voll im Fadenkreuz der Staatsmacht. (Online-Durchsuchung von Computern, automatisches Auslesen von Kfz-Kennzeichen usw.)
Das die USA und derenAdministration an Verfolgungswahn leidet und dadurch die Grundrechte des Menschen immer mehr beschnitten werden, daran hat man sich ja nach 9/11 schon fast gewöhnt, aber in einem Staat, der die totale Überwachung eigentlich überwunden haben sollte, da es in der Geschichte schon zwei mal eine solche Überwachung gab (1933 - 45 und danach bis 1989 im Osten unserer Republik) und nun geht es schon wieder los und keiner wehrt sich dagegen, es wird hingenommen, es dient schließlich unserer Sicherheit vor Terroristen, Ha ha.


[editiert: 26.11.07, 05:36 von GrayWolf]
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technikus
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New PostErstellt: 26.11.07, 16:50  Betreff: Re: Deutschland ändern?  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: GrayWolf
    Ein weiteres Beispiel sind die Gerichtsurteile zum Nachbarschaftsschutz vor Kinderlärm. In Hamburg muss ein Kindergarten eine Lärmschutzwand bauen, weil die Nachbarn vor Gericht erfolg hatten und erfolgreich gegen den Kinderlärm geklagt hatten. Hallo, die Kinder sind die Zukunft eines Landes und müssen sich auch mal austoben dürfen. Aber in einem Land, wo die Geburtenrate stetig sinkt, ist es kein Wunder, dass Familien mit Kindern schon fast Exoten geworden sind. Mit drei Kindern gehört man heute doch schon zu den Asozialen, die nicht verhüten können. (Wir haben zwei Kinder).
In diesem Punkt muß ich Dir widersprechen. Wenn neben meinem Grundstück ein Kindergarten wäre würde ich auch klagen. Das Geschrei von ca. 30 Kids ist auf Dauer nicht zu ertragen. Jetzt ist es so, wenn ich dort hinziehe weiß ich von einem Kindergarten u. muß den Lärm einkalkulieren ! Wird neben mir ein Kindergarten gebaut, erweitert werde ich nachträglich mit diesem Sachverhalt konfrontiert. In meiner weiteren Umgebung ist ein Kindergarten. Du glaubst nicht was die für einen Krach machen können. Ein Kindergarten gehört aus diesen Gründen auch nicht in eine dicht besiedelte Wohngegend.

Wenn die Kinder meines Nachbarn rumschreien ist das in Ordnung u. eine vorübergehende Sache, aber nicht bei ca. 30 Kindern u. dann täglich.

Ich habe für die Leute in Hamburg vollstes Verständnis u. mit Kinderfeindlichkeit hat das nichts zu tun.

Du hast Dir da ein falsches Beispiel ausgesucht !!!

Gruß technikus


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[editiert: 26.11.07, 16:52 von technikus]
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