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Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?

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gringo
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New PostErstellt: 05.03.09, 01:08  Betreff: Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: makis
    Dass es im Ausland "schlimmer" sein soll hängt wohl von der Definition von "schlimm" ab: man ist nicht so abgesichert, verdient vielleicht nicht so viel Geld (man braucht aber auch häufig nicht so viel), lebt unter unsichereren politischen Verhältnissen. Dafür ist man viel weniger reglementiert, viel freier in der Entwicklung (gilt dann auch für die Kinder denen der Horizont nicht so beschränkt wird), und übernimmt nicht zuletzt viel mehr Eigenverantwortung für sein Leben. Im besten Fall lässt man Konsumzwang und Werteverlust hinter sich und gewinnt Lebensqualität. Ich weiß nicht was daran schlimm sein soll.
Ich weiß nicht, ich weiß nicht...

Ich behaupte steif und fest, dass die wenigstens Auswanderungs-Ideologen auch nur eine blasse Idee davon haben, was es wirklich heisst
  • nicht so abgesichert zu sein,
  • nicht so viel Geld zu verdienen
  • unter unsicheren politischen Verhältnissen zu leben, usw.
Und ob man dadurch dann bessere Lebensqualität gewinnt, das wage ich zu bezweifeln.

Warum wollen Flüchtling aus den so zahlreichen Unruheherden dieses Planeten oder mancher sogenannter „Wirtschaftsflüchtling“ (ein Wort, dass ich hasse – was ist wohl ein Deutscher, der z.B. In Kanada oder Dubai arbeitet? Per Definition nichts anderes!) so gern nach Germanien? Weil sie endlich mal ihre Ruhe haben und in Frieden und unter menschenwürdigen Bedingungen und in Sicherheit leben können!

Unsichere politische Verhältnisse und geringere Reglementierung und größere Freiheit sind ein Widerspruch in sich. Meist ist unter solchen Umständen das genaue Gegenteil der Fall, und die Restriktionen sind gewaltig.

Konsumzwang:
Das erste wesentliche Anschaffung, die Du in einem südamerikanischen Slum finden wirst, ist ein Flachbildfernseher der jüngsten Generation. Nicht aber ein fließend Wasser oder ein WC.
Vielleicht ist es nicht so, wenn man in ein Kloster emigriert.

Werteverlust:
Wie schnell Werte verlustig gehen können, sieht man sehr schnell, wenn es im Ausland dann um´s wirtschaftliche und „echte“ Überleben geht. Dann bleiben die auf der humanistischen Nach-60er-Erziehung basierenden deutschen Werte ganz schnell auf der Strecke. Und nur die Ellenbogen und jeder Dollar zählen noch.

Und wieso sollte meinen Kindern in Deutschland der Horizont beschränkt werden?! Komm doch mal in´s gelobte Urlaubsland Spanien und schau Dir an, wie viele schlecht ausgebildete Kids und Studenten hier mit beschränktem Horizont und erheblich eingeschränkten Perspektiven durch die Gegend laufen. Woran das liegt? Das Schulsystem ist dürftig bis schlecht. An der Uni zahlst Du kräftig. Und das können sich wenige Familien leisten. Wenn Du einen Uniabsolventen findest, der sich fließend auf Englisch artikulieren kann, dann hast Du als Firma einen Glückstreffer gelandet.

No Sir! I respectfully disagree!

Saludos,

Gringo




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Anna_kl
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New PostErstellt: 05.03.09, 08:08  Betreff: Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: gringo
    Konsumzwang:
    Das erste wesentliche Anschaffung, die Du in einem südamerikanischen Slum finden wirst, ist ein Flachbildfernseher der jüngsten Generation. Nicht aber ein fließend Wasser oder ein WC.
Absolut richtig. Und noch vor dem Fernseher kommt das Handy. Die Leute hier haben absolut kein Geld, aber ein Handy haben sie alle. Und sie benutzen es nicht "sinnvoll", also etwa um ein Taxi zu rufen oder einen Arzt, nein, sie smsen den ganzen Tag die absolut unwichtigsten Dinge, genauso wie Jugendliche in Deutschland. Dann ist ihr "credit" verbraucht, und sie haben keinen mehr, wenn sie wirklich einen Arzt rufen wollen o.ä. Die Karten, die sie haben, sind alle "prepaid", weil man hier in Namibia keinen Vertrag mit einem Handyanbieter abschließen kann, wenn man keinen festen Job hat. Das ist das einzig gute. Dadurch können sie sich nicht bis sonstwohin verschulden. Das würden sie machen, wenn sie einen Vertrag hätten. Sie haben überhaupt kein Gefühl für Geld oder für das Einteilen von Ressourcen. Wenn sie etwas haben, geben sie es aus. Daß sie dann für den Rest des Monats nichts mehr haben, wenn sie alles am Zahltag ausgeben, darüber denken sie nicht nach.

Das, was wir als selbstverständlich betrachten (z.B. einen Fernseher oder einen Kühlschrank, ganz zu schweigen von einer Waschmaschine), ist für viele Leute in armen Ländern der größte Luxus. Wenn man so etwas hat, gilt man als "reich". Daran denken viele Auswanderer auch nicht. Sie hatten vielleicht in Deutschland nicht viel Geld, aber wenn man in ein armes Land kommt, kann man schon als "reich" gelten, wenn man jeden Tag etwas zu essen hat und ein Dach über dem Kopf. Das wirft ganz andere Probleme auf. Mit denen muß man umgehen können.

    Zitat: gringo
    Und wieso sollte meinen Kindern in Deutschland der Horizont beschränkt werden?! Komm doch mal in´s gelobte Urlaubsland Spanien und schau Dir an, wie viele schlecht ausgebildete Kids und Studenten hier mit beschränktem Horizont und erheblich eingeschränkten Perspektiven durch die Gegend laufen. Woran das liegt? Das Schulsystem ist dürftig bis schlecht. An der Uni zahlst Du kräftig. Und das können sich wenige Familien leisten. Wenn Du einen Uniabsolventen findest, der sich fließend auf Englisch artikulieren kann, dann hast Du als Firma einen Glückstreffer gelandet.
Ja, das wird oft übersehen. Allerdings denke ich, daß mit "Horizont beschränken" auch etwas anderes gemeint war, nämlich daß man im reichen Europa und besonders im wohlstandsverwöhnten Deutschland nicht lernt, was es alles sonst noch gibt auf der Welt. Wenn man alle paar Wochen ein paar neue Nike-Turnschuhe von den Eltern bezahlt bekommt, ohne daß man etwas dafür tun muß, ohne daß man etwas dafür bezahlen muß, das ist schon schlimm. Die Jugendlichen heutzutage halten es doch für selbstverständlich, daß sie einfach alles bekommen, was sie wollen. Das ist schon ein beschränkter Horizont, da würde ich zustimmen.

Die Frage ist nur: Wenn man im Ausland in einem weißen Ghetto wohnt, lernt man es dann? Dann ist man ja noch privilegierter.

Es ist ja nicht so, daß hier in Namibia beispielsweise die Weißen sich an die Schwarzen anpassen und so leben wollen oder müssen wie sie. Nein, es ist umgekehrt: Jeder Schwarze oder Farbige strebt danach, so zu leben wie ein Weißer. Das erste, was sich ein schwarzer Minister (von der deutschen Entwicklungshilfe) kauft, ist ein Mercedes und ein großes Haus (mit schwarzen Dienstboten).

Man sollte seinen Kindern die Möglichkeit geben, ihren Horizont zu erweitern, andere Ländern kennenzulernen und andere Lebensweisen, andere Mentalitäten, aber man muß halt überlegen, wie man das am geschicktesten macht.

Interessant finde ich, daß sich die Mentalität der Namibia-Deutschen zwar den Umständen angepaßt hat, aber immer noch auch viele Werte hochgehalten werden, die als "typisch deutsch" gelten wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit. Bei den Deutschen in Namibia (die schon über hundert Jahre hier leben) sehe ich den angesprochenen Werteverlust nicht. Allerdings schon bei einigen gestrandeten Deutschen, die von der Hand in den Mund leben müssen. Da gibt es diese Werte natürlich nicht mehr. Die betrügen jeden, um zu überleben.

Es kommt eben immer auf die Situation an.


[editiert: 05.03.09, 08:11 von Anna_kl]
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makis
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New PostErstellt: 05.03.09, 15:17  Betreff: Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch? o.T.  drucken  weiterempfehlen



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makis
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New PostErstellt: 05.03.09, 16:38  Betreff: Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?  drucken  weiterempfehlen

Hallo Gringo,

    Zitat:
    Ich behaupte steif und fest, dass die wenigstens Auswanderungs-Ideologen auch nur eine blasse Idee davon haben, was es wirklich heisst
    • nicht so abgesichert zu sein,
    • nicht so viel Geld zu verdienen
    • unter unsicheren politischen Verhältnissen zu leben, usw.
    Und ob man dadurch dann bessere Lebensqualität gewinnt, das wage ich zu bezweifeln.
Ich bin auf jeden Fall deiner Meinung dass die meisten Menschen keine Ahnung davon haben, wie es ist nicht in D zu leben. Wie kann man das denn auch wissen, wenn man es nicht ausprobiert? Leben heißt nun mal auch Lernen. Und wie es so ist, lernt nicht jeder gleich gut und/oder schnell. Manch einer kann sich besser anpassen als der andere.
Wenn man es denn richtig machen möchte sollte man sich schon im Vorfeld informieren (wozu so ein Forum wie dieses gut dienen kann) und die Wahl seiner zukünftigen Heimat den eigenen Bedürfnissen anpassen. Diese ergeben sich ganz klar aus der Lebenssituation: ein Rentner mit festem Einkommen kann sich ein Niedriglohnland aussuchen, wohingegen junge Leute sich noch etwas aufbauen und eventuell eine Familie gründen wollen und dafür auch mehr Geld benötigen. Somit ist auch "Lebensqualität" für jeden individuell verschieden. Für uns bedeutet diese: Freiheit bei unserer weiteren Lebensplanung, Zeit für uns als Familie und für unsere Freunde, Freude an der Arbeit, der Natur und den Menschen um uns herum.
Wir haben dies alles in Namibia gefunden. Da wir schon in mittleren Jahren sind und den Aufbau hinter uns haben, sind wir in der glücklichen Lage dass die schlechtere bzw gar nicht vorhandene Absicherung durch den Staat uns nicht tangiert. Wir leben nicht mehr um zu arbeiten, sondern arbeiten um zu leben (wie man so schön sagt) und das auch noch in dem Umfang dass es Spaß macht und keinen Stress.


    Zitat:
    Warum wollen Flüchtling aus den so zahlreichen Unruheherden dieses Planeten oder mancher sogenannter „Wirtschaftsflüchtling“ (ein Wort, dass ich hasse – was ist wohl ein Deutscher, der z.B. In Kanada oder Dubai arbeitet? Per Definition nichts anderes!) so gern nach Germanien? Weil sie endlich mal ihre Ruhe haben und in Frieden und unter menschenwürdigen Bedingungen und in Sicherheit leben können!
Meinst du nicht dass es bei den meisten eher das dicht gewebte soziale Netz ist das sie nach Deutschland treibt? Es gibt ja noch andere stabile demokratische Länder. Es müsste ja doch auch etliche dorthin verschlagen wenn es nur um Ruhe, Frieden und Sicherheit ginge. Ich höre nur immer von den diversen ausländischen Chatfreunden meiner Mutter, die ihre Hilfe erbitten weil sie meinen in Deutschland würden sie hochbezahlte Jobs bekommen.

    Zitat:
    Unsichere politische Verhältnisse und geringere Reglementierung und größere Freiheit sind ein Widerspruch in sich. Meist ist unter solchen Umständen das genaue Gegenteil der Fall, und die Restriktionen sind gewaltig.
Ich sagte ja schon dass ich mit Freiheit die zur persönlichen Entfaltung meine. Das geht konform mit geringer Reglementierung. Unsichere politische Verhältnisse sind natürlich kein Kriterium um irgendwo einzuwandern. Hier ist es ja auch relativ stabil, aber da es sich um ein afrikanisches Land handelt mit einer jungen "Demokratie" kann man sich eben nicht so sicher sein.

    Zitat:
    Konsumzwang:
    Das erste wesentliche Anschaffung, die Du in einem südamerikanischen Slum finden wirst, ist ein Flachbildfernseher der jüngsten Generation. Nicht aber ein fließend Wasser oder ein WC.
    Vielleicht ist es nicht so, wenn man in ein Kloster emigriert.
Keine Ahnung wie es in den hiesigen Slums damit aussieht. Unser Gärtner erzählt immer wie sehr er in seinem Wohngebiet auf seine Sachen aufpassen muss damit sie keiner klaut - und der wohnt noch nicht mal im Slum. Ein Handy hat er, aber das ist nun wirklich kein großer Luxus mehr heutzutage. Vor allem weil es schon ziemlich alt ist - damit es ihm keiner klaut. Ich kann mir nicht vorstellen dass sich dort einer einen Flachbildschirm in die Bude stellt.
Wir persönlich fühlen keinen Konsumzwang mehr, was aber natürlich weniger an diesem Land hier liegt (auch hier macht die Entwicklung nicht Halt) als an der Tatsache dass wir mit der Auswanderung eine Art Zäsur gesetzt haben. Wir haben erfahren, dass man mit sehr viel weniger Dingen sehr viel glücklicher sein kann - und dass man ganz bestimmt nicht alles haben muss was die glitzernde Welt des Konsums an Neuem und Schönem hervorbringt. Wir hoffen auch unserem Sohn ein bisschen davon vermitteln zu können, aber der ist nun mal noch jung und hat eben seine Wünsche (die er sich im Unterschied zu den meisten anderen Jugendlichen allerdings selber erfüllen muss). Wahrscheinlich muss man im Leben eine gewisse Entwicklung durchmachen bis man merkt, dass man gar nicht alles braucht was man zu brauchen glaubte.
Man könnte meinen dass wir auch in Deutschland an diesen Punkt hätten kommen können, gerade angesichts der Wirtschaftskrise. Ich weiß es nicht. Ich möchte diese Erfahrung jedenfalls nicht missen und bereue keinen einzigen Augenblick.

    Zitat:
    Werteverlust:
    Wie schnell Werte verlustig gehen können, sieht man sehr schnell, wenn es im Ausland dann um´s wirtschaftliche und „echte“ Überleben geht. Dann bleiben die auf der humanistischen Nach-60er-Erziehung basierenden deutschen Werte ganz schnell auf der Strecke. Und nur die Ellenbogen und jeder Dollar zählen noch.
Hierzu hat Anna schon sehr treffend die Verhältnisse in Namibia erläutert. Wir wussten das vorher nicht, sind aber natürlich froh dass wir mit unseren Ansichten hier offene Türen einrennen. In Ländern ohne deutsche Vergangenheit mag das schwieriger sein.

    Zitat:
    Und wieso sollte meinen Kindern in Deutschland der Horizont beschränkt werden?! Komm doch mal in´s gelobte Urlaubsland Spanien und schau Dir an, wie viele schlecht ausgebildete Kids und Studenten hier mit beschränktem Horizont und erheblich eingeschränkten Perspektiven durch die Gegend laufen. Woran das liegt? Das Schulsystem ist dürftig bis schlecht. An der Uni zahlst Du kräftig. Und das können sich wenige Familien leisten. Wenn Du einen Uniabsolventen findest, der sich fließend auf Englisch artikulieren kann, dann hast Du als Firma einen Glückstreffer gelandet.
Nun ja, es hat schon seine Gründe dass wir nicht in Spanien gelandet sind ! Die Bildung hier lässt natürlich auch zu wünschen übrig, aber das war es ja auch nicht was ich mit Horizonterweiterung bzw -beschränkung meinte. Aber auch da hat Anna den richtigen Riecher gehabt und meine Gedanken besser als ich erläutert.

    Zitat:
    No Sir! I respectfully disagree!
Den Satz find ich klasse; so sollte eine gepflegte Diskussion geführt werden ! Allerdings bin ich eine Ma'am, aber das konntest du ja nicht wissen.



liebe Grüße
Makis


[editiert: 05.03.09, 17:10 von makis]
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Anna_kl
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New PostErstellt: 05.03.09, 17:06  Betreff: Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?  drucken  weiterempfehlen

Ah, noch jemand in Namibia! Schön.



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makis
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New PostErstellt: 05.03.09, 17:08  Betreff: Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: Anna_kl
    Absolut richtig. Und noch vor dem Fernseher kommt das Handy. Die Leute hier haben absolut kein Geld, aber ein Handy haben sie alle. Und sie benutzen es nicht "sinnvoll", also etwa um ein Taxi zu rufen oder einen Arzt, nein, sie smsen den ganzen Tag die absolut unwichtigsten Dinge, genauso wie Jugendliche in Deutschland. Dann ist ihr "credit" verbraucht, und sie haben keinen mehr, wenn sie wirklich einen Arzt rufen wollen o.ä. Die Karten, die sie haben, sind alle "prepaid", weil man hier in Namibia keinen Vertrag mit einem Handyanbieter abschließen kann, wenn man keinen festen Job hat. Das ist das einzig gute. Dadurch können sie sich nicht bis sonstwohin verschulden. Das würden sie machen, wenn sie einen Vertrag hätten. Sie haben überhaupt kein Gefühl für Geld oder für das Einteilen von Ressourcen. Wenn sie etwas haben, geben sie es aus. Daß sie dann für den Rest des Monats nichts mehr haben, wenn sie alles am Zahltag ausgeben, darüber denken sie nicht nach.
Das ist so, keine Frage. Kann man es ihnen verdenken? Die Menschen in Afrika mussten in der Vergangenheit nicht vorplanen. Es gibt keine vier Jahreszeiten mit einem Winter der einen hungern lässt wenn man nicht rechtzeitig vorsorgt. Fleisch gab und gibt es das ganze Jahr über. Dann kam die Kolonialzeit, und wieder brauchten sie nicht selbst zu denken, dafür hatten sie ihre Master. Nun hat in den letzten hundert Jahren eine enorme Entwicklung in der Welt statt gefunden, bei der die Erste Welt Schritt halten konnte - hier konnten sie es nicht. Sie wurden völlig überrannt. Man muss ihnen einfach noch ein bisschen Zeit lassen.
Wir kennen auch dunkelhäutige Namibier die sich schon angepasst haben. Ihre Mentalität macht es ihnen nicht leichter, aber die es wirklich wollen, die schaffen es auch.
Unser Gärtner zB möchte sein Gehalt nur am Monatsende, nicht jede Woche bekommen. Zum einen damit man es ihm nicht klauen kann, zum anderen weil er sich kennt und weiß dass er es nur für irgendwas Unwichtiges ausgeben würde und dann seine Miete nicht mehr zahlen könnte. Ich finde das einen sehr guten Ansatz!


    Zitat:
    Das, was wir als selbstverständlich betrachten (z.B. einen Fernseher oder einen Kühlschrank, ganz zu schweigen von einer Waschmaschine), ist für viele Leute in armen Ländern der größte Luxus. Wenn man so etwas hat, gilt man als "reich". Daran denken viele Auswanderer auch nicht. Sie hatten vielleicht in Deutschland nicht viel Geld, aber wenn man in ein armes Land kommt, kann man schon als "reich" gelten, wenn man jeden Tag etwas zu essen hat und ein Dach über dem Kopf. Das wirft ganz andere Probleme auf. Mit denen muß man umgehen können.
Ja, richtig. Das fällt bei mir auch unter Horizonterweiterung.


    Zitat:
    Die Frage ist nur: Wenn man im Ausland in einem weißen Ghetto wohnt, lernt man es dann? Dann ist man ja noch privilegierter.
Naja, das hat man ja selber in der Hand wo man sich im Ausland niederlässt. Wir wohnen nicht in einer typisch weißen Gegend und versuchen immer, mit allen ethnischen Gruppen in Kontakt zu kommen.

    Zitat:
    Es ist ja nicht so, daß hier in Namibia beispielsweise die Weißen sich an die Schwarzen anpassen und so leben wollen oder müssen wie sie. Nein, es ist umgekehrt: Jeder Schwarze oder Farbige strebt danach, so zu leben wie ein Weißer. Das erste, was sich ein schwarzer Minister (von der deutschen Entwicklungshilfe) kauft, ist ein Mercedes und ein großes Haus (mit schwarzen Dienstboten).
Es wäre wohl nicht so sinnvoll wenn die Weißen leben müssten/wollten wie die (untere Schicht der) Schwarzen. Das würde ihnen auch nicht helfen. Wie oben schon gesagt: die Welt entwickelt sich weiter, und natürlich wollen auch die früher Unterprivilegierten jetzt was vom Kuchen abhaben. Dabei wird natürlich auch viel Missbrauch getrieben, aber wo gibt es denn nur gute und ehrliche Menschen?

LG
Makis

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Anna_kl
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New PostErstellt: 05.03.09, 17:15  Betreff: Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: makis
    Ich kann mir nicht vorstellen dass sich dort einer einen Flachbildschirm in die Bude stellt.
Würden sie sofort, wenn sie könnten. Warst Du schon mal in Katutura? Schau Dir das dort mal an. Es scheitert meist nur daran, daß sie kein Geld haben und oftmals auch noch daran, daß es in vielen der "informal settlements" keinen Strom gibt. Aber sie gehen, wenn sie können, zu einem Geldverleiher (einem Kredithai, genauer gesagt) und leihen sich das Geld für einen Fernseher. Bevor sie sich einen Kühlschrank oder sonst etwas kaufen. Ein Fernseher ist ein Prestigeobjekt, und da man hier in Namibia alles auf Kredit kaufen kann, für viele auch ein Grund, sich zu verschulden.

Jeder in Katutura, der es sich auch nur irgendwie leisten kann, hat einen Fernseher. So groß wie möglich (größer als meiner meistens ;)).

Und ich finde schon, daß ein Handy ein Luxus ist, wenn man als Gärtner 400 Namibia Dollar im Monat verdient und sich dann ein Handy für 800 Dollar zulegt. Also das ist immer relativ.

Es ist schlimm hier in Namibia mit dem Konsum. Gerade die Schwarzen sind ganz verrückt, alles zu kaufen, was sie kriegen können. Aber ehrlich gesagt, die Weißen sind auch nicht besser. Wie viele verschulden sich für ein Haus in Ludwigsdorf, obwohl sie woanders billiger leben könnten? Aber es muß eben Ludwigsdorf sein. Und wie viele fahren einen noch nicht abbezahlten Mercedes oder BMW oder Luxus 4x4? (Den ich mir nicht leiste, weil ich ihn nicht brauche. Aber für viele hier ist das kein Kriterium.)

Man kann hier in Namibia auch anders leben, aber viele tun es nicht. Aber ich gebe Dir recht: Es gibt viele Dinge hier, die einen für all das entschädigen. Ich liebe Namibia.

    Zitat: makis
    Naja, das hat man ja selber in der Hand wo man sich im Ausland niederlässt. Wir wohnen nicht in einer typisch weißen Gegend und versuchen immer, mit allen ethnischen Gruppen in Kontakt zu kommen.
Und trotzdem werden wir die Schwarzen nie verstehen. Keinen der Stämme. Die Farbigen sind uns ein wenig näher, weil sie uns nacheifern wollen, aber wirklich verstehen können wir sie auch nicht. Das mußte ich mit der Zeit lernen.


[editiert: 05.03.09, 17:19 von Anna_kl]
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makis
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New PostErstellt: 06.03.09, 04:57  Betreff: Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?  drucken  weiterempfehlen

Ach weißt du, ich bin ein unverbesserlicher Optimist

Vor allem glaube ich, dass man mit Akzeptanz und Respekt viel bei anderen Menschen erreichen kann, auch bei "den Schwarzen" die es so ja eigentlich auch gar nicht gibt als homogene Masse. Viele, vielleicht die meisten von ihnen kann man nicht ändern was ihre kindliche Einstellung zum Konsum angeht (alles Haben müssen, vor allem weil andere es auch haben), aber wie du selber sagst gibt es doch mehr Parallelen zu den Weißen als man glauben möchte.
Ich verstehe es ja auch bis zu einem gewissen Punkt. Vor dreißig Jahren gab es hier noch kaum Fernseher. Wer deutsches Programm gucken wollte, musste sich Videokassetten besorgen die privat von Bundesdeutschen aufgenommen und nach Namibia geschickt worden sind. All die schönen neuen Sachen, die deutschen Produkte die man inzwischen kaufen kann bekam man noch vor relativ kurzer Zeit einfach nicht. Wohingegen in Europa die goldenen Zeiten herrschten.
Für uns die wir gesättigt in jeder Hinsicht gelebt haben war es einfach, uns irgendwann Gedanken zu machen über Sinn und Unsinn der Konsumgesellschaft. Der Schritt zurück war unsere Konsequenz, die wir aus der neuen Ansicht der Dinge gezogen haben. Nur dafür muss man vielleicht wirklich so eine Entwicklung durchgemacht haben, man muss einigermaßen gebildet sein und die Dinge von außen betrachten können, und diese Möglichkeiten hat nicht jeder - schon gar nicht in Namibia.

Ich war bisher nur einmal in Katutura und den angrenzenden Townships, und da hab ich mir kein privates Wohnhaus angeschaut sondern ein Waisenhaus nebst HIV-Hilfsprojekt namens Hope Village. Und da war ich nicht allein. Ich bin zwar Optimist, aber deswegen muss man ja nicht unnötige Risiken eingehen

Bevor ich mich schnell für die Arbeit fertig machen muss noch ein kleiner Spruch, den ich gestern auf meinem Kassenbon von Spar fand:
"Kindness is the golden chain by which society is bound together."

In diesem Sinne noch einen schönen Freitag

LG
Makis

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New PostErstellt: 06.03.09, 10:05  Betreff: Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: makis
      Zitat: Pfeifenraucher
      Kindern. Wer in D. keine Zukunft mehr sieht, und nur nach dem sonnigen Ausland schielt, der ist ein Narr !
      Ohne festen Job, ohne die Sprache zu beherrschen,kaum Startkapital ins Ausland zu gehen ist einfach unverantwortlich den Kindern gegenüber und nur blauäugig.
    Ich les hier im Forum schon eine ganze Weile mit (obwohl ja nicht wirklich viel "Verkehr" zu sein scheint), aber diesen Post kann ich nicht unkommentiert lassen.
    Lieber Pfeifenraucher, ich weiß ja nicht wo du in Deutschland wohnst, aber unsere Verwandten, Bekannten und Freunde zeichnen ein ganz anderes Bild! Ganz bestimmt geht es mehr als zehn Prozent von ihnen nicht wirklich gut, jedenfalls kaum so gut wie noch vor zwanzig Jahren. Das liegt an drohender oder bestehender Arbeitslosigkeit, unbezahlten Überstunden, Kurzarbeit, der Angst dass man das Haus nicht mehr abzahlen könnte, schlechter Auftragslage und insolventen Kunden etc etc etc.
Jetzt drängt es mich widerum zu einem Kommentar zum Kommentar. Es mag ja sein, dass subjektiv mehr als 10 % der Menschen in Deutschland finden, dass es ihnen nicht gut geht. Aber daraus zu schließen, dass es diesen im Ausland im Durchschnitt besser gehen würde, halte ich doch für sehr gewagt. gerade die Übel, die Du nennst, sind dort noch viel stärker ausgeprägt. Und die gegenwärtige Lage der Weltwirtschaft wird das nicht verbessern. Und Armut in der dritten Welt ist etwas anderes als Armut in Deutschland. Hier bedeutet es wirklich, ohne Obdach oder medizinische Versorgung dazustehen, diversen Formen der Ausbeutung unterworfen zu sein und seinen Kindern nur extrem bescheidene Zukunftsaussichten bieten zu können.


    Zitat: makis
    Dafür ist man viel weniger reglementiert, viel freier in der Entwicklung (gilt dann auch für die Kinder denen der Horizont nicht so beschränkt wird), und übernimmt nicht zuletzt viel mehr Eigenverantwortung für sein Leben. Im besten Fall lässt man Konsumzwang und Werteverlust hinter sich und gewinnt Lebensqualität. Ich weiß nicht was daran schlimm sein soll.
Nun, dann stell Dir doch mal vor, dass Du krank bist und Dir keinen Arztbesuch leisten kannst, dass Deine Kinder voller Angst zur Schule gehen müssen, weil dort Gewalt, Drogen und bullying an der Tagesordnung sind; wo Schulkinder mit dem Messer aufeinander losgehen; dass Du auf Minibustaxis angewiesen bist, die bewegliche Särge sind und deren Fahrer sich gelegentlich Schusswechsel liefern, weil der eine dem anderen vermeintlich die Fahrgäste wegnimmt; dass Du kein dach über dem Kopf hast, sondern Dir jede Nacht eine neue Bleibe suchen musst; wo Du Dir keinen privaten Sicherheitsdienst leisten kannst, sondern auf den Schutz durch unfähige, unzureichend ausgestattete und schlecht motivierte Polizei angewiesen bist (kürzlich habe ich im Radio gehört, dass in Pretoria von 24 Einsatzfahrzeugen der "flyingsquad", die auf Notrufe reagieren soll, nur 3 einsatzbereit sind).

Und dass man weniger reglementiert ist, halte ich auch nur für bedingt richtig (allenfalls im Hinblick auf Arbeitsschutzbestimmungen). Hier gibt es weit mehr Regulierung als in Deutschland (ich darf mir z. B. nicht mal aussuchen, in welcher Farbe ich mein Haus streiche) - und es ist viel lästiger, damit umzugehen, weil man fast nichts telefonisch regeln kann, sondern immer erst Schalnge stehen muss und weil die Bearbeitungszeiten z. T. unglaublich lang sind. Z. B. war das Bauamt in Kapstadt monatelang nicht in der Lage, die archivierten Baupläne einzusehen, weil die mikroficheverfilmt sind und das Lesegerät defekt war. Entsprechend lang dauert die Bearbeitung von Bauanträgen. Oder versuch doch mal, ein polizeiliches Führungszeugnis zu bekommen (braucht man z. B. für das Visum). Das kann locker 3 Monate dauern, weil die zentrale Dienststelle keine Geld fürs Porto hat, um es zu versenden. Das war sogar die offizielle Begründung. Usw.....

    Zitat: makis
    Übrigens denke ich, dass man ganz klar unterscheiden sollte zwischen dem heutigen Deutschland und das was man ganz altmodisch die "deutschen Tugenden" nennen könnte für die die Deutschen einstmals im Ausland so bewundert wurden (zB Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Erfindungsgeist...). Also kann man sehr wohl der Meinung sein dass alles "Mist ist in Deutschland" (auch wenn ich persönlich das so nicht sagen würde) und sein Kind im Ausland auf eine deutsche Schule schicken, wo man vielleicht noch auf die obigen Eigenschaften Wert legt.
Es gibt durchaus Schulen, die das leisten (sogar besser als die meisten Schulen in Deutschland), man muss sie sich aber leisten können - das ist das Problem. Ansonsten finde ich es wirklich unverantwortlich den Kindern gegenüber, sie ins Ausland zu "verschleppen".

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New PostErstellt: 06.03.09, 17:00  Betreff: Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: 36510
    Es mag ja sein, dass subjektiv mehr als 10 % der Menschen in Deutschland finden, dass es ihnen nicht gut geht. Aber daraus zu schließen, dass es diesen im Ausland im Durchschnitt besser gehen würde, halte ich doch für sehr gewagt.
Wann und wo hab ich das denn geschrieben?? Wenn du meine Posts liest wirst du sehen, dass ich immer auf unsere persönliche Lage Bezug nehme. Ich habe auch betont, dass jeder individuell für sich entscheiden muss, ob und wohin er auswandert, und dass es ohne den entsprechenden finanziellen Hintergrund sowieso sehr sehr schwer ist.
Ich finde es nur auch nicht richtig, immer zu betonen wie gut es den Deutschen doch ginge, denn wir hören von unseren "Dortgebliebenen" etwas völlig anderes. Es ist ein Trugschluss sich darauf zu verlassen, dass man in Deutschland auch in Zukunft noch eine Grundabsicherung vom Staat bekommt. Lest ihr denn alle keine Zeitung? Ich frage mich wirklich, wie blauäugig man sein kann.

    Zitat: 36510
    gerade die Übel, die Du nennst, sind dort noch viel stärker ausgeprägt. Und die gegenwärtige Lage der Weltwirtschaft wird das nicht verbessern. Und Armut in der dritten Welt ist etwas anderes als Armut in Deutschland. Hier bedeutet es wirklich, ohne Obdach oder medizinische Versorgung dazustehen, diversen Formen der Ausbeutung unterworfen zu sein und seinen Kindern nur extrem bescheidene Zukunftsaussichten bieten zu können.
Wie kann jemand ohne Obdach dem Konsumzwang derartig unterworfen sein wie ein Jugendlicher in Deutschland, der sich weigert etwas anderes als die Marke XY zu tragen?
Mir ist klar dass es hier sehr viel Armut gibt, und dass die Möglichkeiten die sich (eben auch uns) bieten von vielen gar nicht wahrgenommen werden können. Das ist aber ein völlig anderes Thema.


    Zitat: 36510
    Nun, dann stell Dir doch mal vor, dass Du krank bist und Dir keinen Arztbesuch leisten kannst, dass Deine Kinder voller Angst zur Schule gehen müssen, weil dort Gewalt, Drogen und bullying an der Tagesordnung sind; wo Schulkinder mit dem Messer aufeinander losgehen; dass Du auf Minibustaxis angewiesen bist, die bewegliche Särge sind und deren Fahrer sich gelegentlich Schusswechsel liefern, weil der eine dem anderen vermeintlich die Fahrgäste wegnimmt; dass Du kein dach über dem Kopf hast, sondern Dir jede Nacht eine neue Bleibe suchen musst; wo Du Dir keinen privaten Sicherheitsdienst leisten kannst, sondern auf den Schutz durch unfähige, unzureichend ausgestattete und schlecht motivierte Polizei angewiesen bist (kürzlich habe ich im Radio gehört, dass in Pretoria von 24 Einsatzfahrzeugen der "flyingsquad", die auf Notrufe reagieren soll, nur 3 einsatzbereit sind).
Du schreibst über Südafrika nehme ich an - dieses Land war nie eine Option für uns.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was du damit sagen willst, außer natürlich du unterstellst mir dass ich glaube, jedem ginge es in jedem anderen Land besser als in Deutschland. Hab ich ja oben schon erklärt dass ich das nie behauptet habe.
Ich hatte das Glück in einer guten Zeit in Deutschland aufzuwachsen, mit Eltern die mich und sich mit stetig wachsendem Wohlstand versorgen konnten, und die mir eine gute Schul- und Ausbildung ermöglichten. Dafür bin ich dankbar.
Hier in Namibia kann man mit einer guten Bildung, Organisationsvermögen, einer guten Planungsfähigkeit und strukturiertem Denken eine Menge erreichen.

    Zitat: 36510
    Und dass man weniger reglementiert ist, halte ich auch nur für bedingt richtig (allenfalls im Hinblick auf Arbeitsschutzbestimmungen). Hier gibt es weit mehr Regulierung als in Deutschland (ich darf mir z. B. nicht mal aussuchen, in welcher Farbe ich mein Haus streiche) - und es ist viel lästiger, damit umzugehen, weil man fast nichts telefonisch regeln kann, sondern immer erst Schalnge stehen muss und weil die Bearbeitungszeiten z. T. unglaublich lang sind. Z. B. war das Bauamt in Kapstadt monatelang nicht in der Lage, die archivierten Baupläne einzusehen, weil die mikroficheverfilmt sind und das Lesegerät defekt war. Entsprechend lang dauert die Bearbeitung von Bauanträgen. Oder versuch doch mal, ein polizeiliches Führungszeugnis zu bekommen (braucht man z. B. für das Visum). Das kann locker 3 Monate dauern, weil die zentrale Dienststelle keine Geld fürs Porto hat, um es zu versenden. Das war sogar die offizielle Begründung. Usw.....
Na, dann stell dir mal folgendes vor: du bekommst Kindergeld. Du ziehst ins Ausland und meldest dich noch nicht ab, weil du noch einen Job (auf unbezahlter Ebene) und ein Haus hast. Nach drei Monaten bekommst du einen Brief von der Kindergeldkasse mit zwei Fragebögen die du wahrheitsgemäß beantwortest und abschickst. Währenddessen beziehst du kein Kindergeld mehr, nach der Bearbeitung bekommst du es noch für ein halbes Jahr. Ein Jahr später erfährst du von deinem zum Glück zuverlässigen Banker dass dein Konto gesperrt wurde. Lange Recherchen führen zu etlichen Behörden: die eine hat die Sperrung veranlasst, die andere die Mahnungen verschickt (die du nie bekommen hast), die nächste ist zwar zuständig für das Kindergeld aber weiß von nichts, und den zuständigen Sacharbeiter gar erreicht man nur über eine Fax-Nummer (die du zufällig noch hattest - mitgeteilt hat sie dir keiner). Hast du dich schon jemals durch den deutschen Behördendschungel gekämpft? Glaub mir, da brauchst du gar nicht erst versuchen mit einem von denen zu reden.
Frag doch mal jemanden, der einen mittelständischen Betrieb führt in Deutschland, oder eine kleine Firma aufmachen will, welche Erfahrungen er gemacht hat. Eine Brieffreundin von mir hat einen kleinen Second-Hand-Laden, dessen Erlöse alle in eine gemeinnützige Organisation fließen. Sie bekam Post, dass sie Beiträge an die IHK zahlen muss. Das Telefonat mit der zuständigen Sachbearbeiterin war sehr unerquicklich; diese meinte unter anderem sie müsste auch zusehen wo sie bleibe - und das in einem äußerst unfreundlichen Ton.
Meine Liste wäre noch länger, aber das würde diesen Rahmen sprengen.
Ich wiederhole mich nur ungern: das Gras ist auch in Deutschland nicht mehr so dunkelgrün und saftig wie es mal war. Das soziale Netz kostet einen Haufen Geld, Geld das nicht mehr da ist. Unter anderem weil zuviele Leute meinten die Rundumversorgung durch den Staat nutzen zu wollen. Man muss doch nur mal überlegen, wieviele Bundesbürger denn überhaupt im Arbeitsleben stehen, im Verhältnis zu denen die es nicht tun (Kinder und Rentner eingerechnet). Dass dieses System irgendwann zusammenbrechen muss, gerade auch weil die Wirtschaft in der Krise steckt, muss doch jedem klar sein. Dann noch von einer "subjektiven" Unzufriedenheit zu reden finde ich nicht gerechtfertigt.


    Zitat: 36510
    Es gibt durchaus Schulen, die das leisten (sogar besser als die meisten Schulen in Deutschland), man muss sie sich aber leisten können - das ist das Problem. Ansonsten finde ich es wirklich unverantwortlich den Kindern gegenüber, sie ins Ausland zu "verschleppen".
Ja, natürlich muss man es sich leisten können. Deswegen sagte ich ja, dass ein gewisser finanzieller Hintergrund da sein muss. Hast du eigentlich auch meine anderen Posts gelesen?
Die Verantwortung den Kindern gegenüber gehen ganz klar vor. Gerade weil wir an die Zukunft unseres Sohnes gedacht haben, haben wir (mit) diesen Schritt gewählt. In Deutschland hatte er keine Freunde die diesen Namen verdient hätten. Hier hat er einige Freundschaften geschlossen, und inzwischen eine sehr nette Freundin. Dort hätte er erhebliche Probleme gehabt das Abitur zu machen, hier hat er beste Noten und wird nächstes Jahr sogar das Deutsche Internationale Abitur ablegen. Wir haben in der ersten Zeit auf einiges verzichtet damit er auf diese Schule gehen kann (wir alle, auch er), was uns als Familie zusammengeschweißt hat.

Ich bin nicht verantwortlich für das Leben anderer. Ich kann niemandem raten auszuwandern oder nicht auszuwandern. Ich kann nur raten, sich möglichst gut in alle Richtungen zu informieren, und sich danach zu entscheiden.


[editiert: 06.03.09, 17:02 von makis]
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