Auswandern

Atahualpa · * Beiträge: 6 Ort: fränkische Pampa

Hi Leute,

auch ich spiel mit dem Gedanken auszuwandern, und das schon seitdem ich vor 5 Jahren das erstemal nicht urlaubsmäßig im Ausland (damals Baustelle in Finnland) war.
Die bisher wohl prägensten (Kurz-)Aufenthalte waren sowohl ne Baustelle in Vietnam als auch mein Rucksacktrip nach Spanien-Portugal.
Lange Zeit war Spanien mein favorisiertes Ziel, aber mit dem Bewußtwerden der kommenden Gleichschaltung aller EU-Staaten rückte für mich immer Südamerika und da
vor allem Peru in den Blickpunkt.
Meine gegenwärtigen finanziellen und famillären Umstände hindern mich noch an der Umsetzung meiner Pläne, auch hab ich beschlossen erstmal n Schlußstrich unter
meiner bisherigen Berufslaufbahn zu ziehen und als Spätzwanzger nochmals die Schulbank zu drücken und danach zu studieren. Meine Berufslaufbahn brech ich deswegen
ab, weil ich in meiner Firma und ind dem Bereich Industrie für mich keine Zukunftsperspektiven seh: Gute Arbeit und Einsatz werden nicht anerkannt, während andere sich durch geschicktes Arschkriechen
und gegenseitiges Verkaufen nach oben arbeiten. Letzteres hatt in meiner Firma zwar Erfolgsaussichten, aber mir war/ist eine gewisse Neutralität zu Vorgesetzten
von hohem Wert, gerade im Bezug auf die Selbstachtung. Meine Leistung soll Indikator sein und nicht das was ich bin und was ich sag! Wohl ein Deutschland-weites
Problem. Zumal ich obendrein noch auch einer der jüngeren und zuletzt eingestellten Arbeitnehmer bin und im Zuge der Belegschaftsverkleinerung (Hauptaktionäre
wollen mehr für ihr Geld sehen) mich sowieso irgendwann (in dem Geschäftsjahr interessanterweise noch nicht) vor die Tür setzen werden. Warum soll ich mich mit
Alteingessenen und den Verkäufern bis zum Finale rumärgern und meine Nerven aufarbeiten. Neeee, nicht mit mir!!!
Mit ein Knackpunkt war auch die Tatsache, das mein jüngster Bruder letztes Jahr tragischerweise ums Leben kam und sein geplanter Dachbodenausbau und Übernahme
des Elternhauses (meine Eltern selbst sind mit dem Abzahlen in etwa 20 Jahren fertig - dann ist mein alter Herr 77 - wow, was für ein Leben, lebenslanges Zahlen
fürs Eigenheim und für ne mickrige Rente - das hatt sich rendiert). Natürlich kam ich in den Blickpunkt meiner Eltern (mein mitllerer Bruder lebt seit 2 Jahren
in Madrid) die von meinem jüngsten Bruder angefangne Sache zu vollenden. Da ich nix hatte zu jenem Zeitpunkt, hätte ich mich auf Jahre hinaus an das deutsche
Bank-, Bauspar- und Versicherungswesen versklaven müssen, damit ich dann irgendwann mal mit 50-55 (sofern ich nicht arbeitslos werden würde) alles abbezahlt hätte.
Und für was? Für n Haus - abgeschieden am Arsch der Welt (würdet ihr mein Kaff kennen, wißt ihr was ich mein) - schön als braver Steuerzahler mit Familie, Auto,
Fernseher und Hund, nach dem Schema wie es meine Eltern von ihren auferlegt bekommen haben und sie es auch so weiter vermitteln. Selbst mein Bruder hatte einen
schweren Stand, sich letzendlich aber durchgesetzt. Auswanderungsgedanken werden sofort als wahnwitzige Idiotie abgewiesen und man wolle ja nur das Beste...
Ich denk mal so oder ähnlich gehts in zigtausend Kleinfamilien in Deutschland ab, besonders aufm Land. Neee, nicht mit mir!!!
Aber warum nicht einfach Arbeitsplatz wechseln und die Umgebung innerhalb D und woanders sein Glück versuchen? Gründe findet man durch Erfahrungen im eigenen
Umfeld und zuhauf auch hier. Bei mir ist der Deutschland-Verdruß schon lange da und nach dem anvisierten Fachabitur nächstes Jahr, möcht ich mir Peru erstmal 2-3 Monate
angucken, erste Kontakte knüpfen, Spanisch- und Quechua-Kenntnisse vertiefen und dann schau mer mal, wie es weitergeht. Auf jeden Fall ein Stück mehr Seelenfrieden!

Nur wer wagt, gewinnt... :-)

Greets Atahualpa