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siggi_siggi_siggi
User mit Goldstatus!!!
Beiträge: 645 Ort: Autonome Republik Krim/Ukraine
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Erstellt: 03.06.06, 07:17 Betreff: Re: viele Gründe, die gegen Deutschland sprechen
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Hallo Antje,
hier ist auch ein extrem großer Unterschied zwischen Stadt und Land. Auf dem Land, da fühle ich mich in meine Kindheit an die Besuche bei der Großmutter im Lipperland (einer der ärmsten Regionen in D) zurück versetzt: Pferdefuhrwerke dominieren, viele Häuser haben das "Häuschen mit Herz", Wasser holt man (wenn man sich keine Pumpe leisten kann) aus dem Brunnen, die alle paar Hundert Meter an der oft nicht asphaltierten Straße stehen. Gänse, Enten und das ganze Viehzeug läuft frei herum, es gibt den Beruf des Kuhhirten, etc. Auf einem Dorf wollen kaum junge Menschen bleiben, Perspektivlosigkeit, da nur geringe Verdienstmöglichkeiten bestehen. Die Preise für Häuser sind ins Bodenlose gefallen, mit ein paar Tausend Dollar ist man dabei. In der Stadt genau das Gegenteil. Die Immobilienpreise sind den letzten zwei Jahren um gut den Faktor 3 angezogen. Aus meiner Sicht ist das im internationalen Vergleich schon überteuert. In Kiew ist man bereits für exzellente Wohnlagen zwischen $2T und $7T pro Quadratmeter angekommen.
Nach der Unabhängigkeit des Landes Anfang der 90er Jahre, wurde das gesamte Wohneigentum privatisiert. Jeder konnte "seine" Wohnung, in der er registriert war, zu seinem Eigentum erklären lassen. Darum haben hier die allermeisten lastenfreien Immobilienbesitz. Wenn ich hier erzähle, dass in D die meisten Menschen ca. 20 Jahre an ihrem Haus abbezahlen, schaut man mich nur verwundert an. Würde und könnte hier niemand machen, die Bankzinsen sind zu hoch. Für Kredite in Landeswährung bezahlt man so um die 20%, knapp unter 15% in USD. Entsprechend hoch sind die Guthabenzinsen. Investieren kann hier jemand nur, wenn er das Geld hat oder es innerhalb sehr kurzer Zeit zurückzahlen kann, d.h. immense Rentabilität hat.
Entsprechend sind die Verdienstmöglichkeiten: Ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis bekommt man wohl (Arbeitslosenquote bei 3%) aber verdient dann vielleicht nur den Mindestlohn ($80) oder ein wenig mehr. Das reicht zum Überleben, aber nicht zum Leben. Hier kann man i.a. nur als Selbständiger so gut verdienen, dass man sich ein Auto leisten kann.
Der positive Effekt von billiger Arbeitskraft ist natürlich der, dass der Druck nicht hoch ist. Da ist Zeit für ein Schwätzchen zwischendurch und der Chef steht daneben und schaut zu. Ich will nicht sagen, dass nicht produktiv gearbeitet wird, aber vielfach einfach viel lockerer als ich dies kenne.
Die niedrigen Löhne machen es möglich, dass man hier wie ein reicher Bürger leben kann: Mit Gärtner, Haushälterin, Fahrer, etc. Bewerber gibt es genug, man muss die finden, die nicht immer etwas mitgehen lassen oder Alkoholprobleme haben.
Gruß Siggi
P.S: Schon verrückt, wie unterschiedlich je nach Wohnort das Leben sein kann.
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Skippy
Ehemaliges Mitglied
Ort: Cairns (Australia)
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Erstellt: 03.06.06, 08:26 Betreff: Re: viele Gründe, die gegen Deutschland sprechen
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Interessant, was sich da für eine Diskussion entwickelt. Ist bestimmt auch für andere mal gut zu lesen, was in einzelnen Ländern so los ist.
Wie gesagt, wir versuchen auch unser Leben nach Möglichkeit nach unserem Standard zu gestalten. Wie Gentleman und andere hier genießen auch wir einen schönen langen Spaziergang im Busch. Man muß einfach mal die Ruhe zum Abschalten haben und nicht ständig hinter irgendetwas herrennen. Aber leider, auch hier, braucht man das Geld, um sich einen ruhigeren Lebensstandard leisten zu können.
Ich finde es immer interessant, wie man hier über die Sea Change oder neuerdings auch über die sogenannte Tree Change im Fernsehen berichtet. Ist ein großer Trend hier. Am meisten amüsiert mich, wie dann total gestreßte Familien oder Partner/Ehepaare vorgestellt werden, die einfach das heiße wilde Leben in Sydney oder Melbourne nicht mehr aushalten. Dann geht es zum Tree Change. Man kauft sich entweder eine Farm (auch wenn man nicht weiß, wie eine Kuh in Natur aussieht) oder einen wunderschönen Landsitz. Und dann wird dem Normalbürger vor der Glotze vorgegaukelt, wie wunderschön entspannt und friedlich man doch leben kann. Wieviel Ruhe man hat, wie einfach alles ist. Nun, dummerweise reden wir hier von Leuten wie Bank Managern, Stockbrokern, freien Unternehmern mit Millionen auf dem Konto. Und nicht von denen, die es wirklich auch nötig hätten, aber es sich niemals leisten können, von ihrem kleinen suburban Block in einer lauten hektischen Siedlung rauszukommen.
Australien hat eine der höchsten Quoten der Welt im Bezug auf Streßerkrankungen oder Todesfälle unter den 85 % arbeitende Bevölkerung (womit ich nicht sage, daß die restlichen 15 nicht arbeiten, aber die können es sich mal finanziell leisten, 4 Wochen oder länger Entspannungsurlaub zu machen). Am Ende, denke ich, kann man nur versuchen, sein eigenes Leben nach eigenem Wunsch zu gestalten. Doch das wird schon schwierig, wenn man als Angestellter in die Arbeitswelt eingebunden ist, und zu gewissem Grad logischerweise mitmachen muß.
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siggi_siggi_siggi
User mit Goldstatus!!!
Beiträge: 645 Ort: Autonome Republik Krim/Ukraine
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Erstellt: 03.06.06, 10:23 Betreff: Re: viele Gründe, die gegen Deutschland sprechen
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Hallo Sibille,
das ist ja irgendwie das verrückte, die Leute, die es sich leisten könnten, die spannen nicht aus. Die sind wahrscheinlich so in ihrem Lebensstil festgefahren, dass sie meist gar nicht wissen, wie man sonst noch leben kann. Dann sind da natürlich noch die anderen, die haben einfach gar keine finanziellen Reserven, um als "Rentner" leben zu können. In D, könnte ich auch nicht ausbrechen, ich bin erst Mitte 40 und habe keine Millionen. Daher habe ich für mich den Weg in ein "armes Land" gewählt. Durch das Wohlstandsgefälle könnte hier jeder sorgenfrei leben, der in D eine schuldenfreie Immobilie besitzt. Aber solche Leute begegnen meiner Idee nur mit Unverständnis, sie thematisieren Dinge wie die Reaktionszeit der Rettungshilfe im Notfall, Schlaglöcher in den Straßen, dass vieles nicht so akkurat wie in D aussieht. Diese Dinge sind sicher sachlich richtig, aber meiner Meinung nach nicht wirklich wichtig für die Lebensqualität. Aber das kann ja jeder für sich entscheiden.
Die meisten Personen, die sich dafür interessieren hier hin zu ziehen, sind dann solche, die auch dann im Land das Geld verdienen müssen. Das wird dann wirklich schwierig, i.a. für Ausländer (oft ohne Sprachkenntnisse) noch viel schwieriger als in Westeuropa. Also zusammengefaßt: Die, die es können, die wollen es nicht und die, die es schwer haben, die fassen diese Idee ins Auge.
Und zu guter letzt noch die "interessanten" Beiträge im deutschen Fernsehen: Da wird eine deutsche Familie begleitet, wie sie in Sibirien wie die Großmutter auf dem Land unter einfachsten Verhältnissen lebt und den lieben Daheimgebliebenen somit vorgeführt, wie gut doch das Leben in D ist. Ich frage mich dann immer: Ist das alles nur Show oder wer tut so etwas wirklich freiwillig? Als Masochist kann man ja auch gleich all sein Habe verschenken und in ein Slum auswandern!
Gruß Siggi
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Gentleman
User mit Elitestatus!
Beiträge: 221 Ort: Deutschl.-Ostsee/MV u. Dom.Rep
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Erstellt: 03.06.06, 16:33 Betreff: Re: viele Gründe, die gegen Deutschland sprechen
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Ja Siggi . Das sind dann die ,die u.a. in diesem Forum versuchen was "aufzureissen". Stichwort: ich bin freier Journalist ,arbeite für Pro7,Sat1,RTL u.s.w. und suche Leute die auswandern ... u.s.w. . Und dann kommt dann so ein getürkter Schwachsinn raus ,den sie hinterher im Fersehen bringen. ---- Zurück zum Thema: Sag mal wenn du da so in den Weiten "russsichen Förderation" wohnst ist es da nicht schwer. Ich mein Kriminalität (Mafia und das drumherum) und wird man nicht angemacht (vielleicht auch gelegentlich) vonwegen "deutsches A***och, nemetski Faschist" und so was ? Ich frage das mit vollem Ernst. Denn in London ist mir sowas öfter passiert. Ich habe eine Bekannte aus der gemeinsamen Schulzeit besucht die dorthin ausgewandert ist und plötzlich auf der Straße wir unterhielten uns über ganz banale Sachen da wurde dann plötzlich losgestänkert. Sie meinte das kommt öfter vor ... . Zum anderen mit den Wohnungen die dann dort zu Eigentumswohnungen nach der Unabhängigkeit des Landes wurden. Das nenne ich ja korrekt. Warum ich das meine ? Hier in der ehemal. DDR genauso wie in den anderen Ostblockstaaten gab es ja das VOLKSEIGENTUM (sowie die VEB's u.s.w.). Anscheinend sind dann nach Auflösung des Sozialismus tatsächlich die Sachen bzw. wie in diesem Fall die Wohnungen an das Volk abgegeben worden ? Bitte korrigier mich wenn ich da was falsches interpretiert habe , ja !? Wenn's dort so wäre, dann ist ja wirklich gut. Im Gegensatz zu hier in den neuen Bundesländern wo z.B. in Mecklenburg Vorpommern (mit "offiziellen" 27% Arbeitslosigkeit) in Rostock mittlerweile die Mieten zu 95% so hoch wie Hamburg als reiche Stadt sind. Da bekommt man doch sehr,sehr große Augen , die dann anschließend schmaler werden
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antje_fi
User mit Silberstatus!!
Beiträge: 255 Ort: Finnland
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Erstellt: 03.06.06, 19:15 Betreff: Re: viele Gründe, die gegen Deutschland sprechen
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Ja, das mit der Kriminalität im Osten wuerde mich auch einmal interessieren. Hier im Westen hört man in den Medien immer mal wieder Horrorstories von Westlern, die auf Urlaubsreise im Osten unterwegs waren und ausgeraubt + ermordet wurden. Zumindest hier in Finnland profitieren Reiseunternehmen davon, die gefuehrte, "sichere" Reisen nach Russisch-Karelien, St. Petersburg etc. anbieten. Alleine traut sich eigentlich kaum jemand los wegen all der "Stimmungsmache". Ich war mal mit einer Unigruppe auf der Kolahalbinsel unterwegs und wir sind erstaunlicherweise weder zusammengeschossen noch totgebombt worden . Mag es sein, dass sich die Kriminalität auf bestimmte Orte konzentriert (wie ja auch Deutschland in bestimmten Stadtbezirken etc.) und die ganze Sache hauptsächlich von den Medien hochgepuscht wird?!
@Sibille, Deine Erzählungen aus Australien haben mich ehrlich gesagt etwas ueberrascht. Hier bekommt man hauptsächlich ein friedfertiges Bild von Australien mit Kangaroos, Natur und interessanter moderner Architektur in den Städten. So einen Stress hätte ich nur von Japan erwartet ... . Aber das gehört wohl auch zu den Ueberraschungen, mit dem ein blauäugiger Immigrant in Australien plötzlich konfrontiert wird.
Hier in Finnland (und soweit ich weiss auch in den anderen Nordischen Ländern) spielen die Sommerferien eine grosse Rolle. Traditioneller Weise verbringt man sie mit der ganzen Familie in seiner Ferienhuette am See. Juli ist der Hauptferienmonat. Das ist so heftig, dass man im Prinzip nicht krank werden darf, da es wegen allgemeiner Ferien fast unmöglich ist, einen Termin beim Arzt zu bekommen.
Fuer Schueler und Studenten ist der Monat praktisch zum Erfahrungensammeln und Aufbessern der Taschengeldkasse, weil viele Läden und Firmen fuer sie Sommerarbeitsplätze fuer 1 bis ein paar Monate während der Ferien (als Ersatz fuer die verschwundenen Mitarbeiter) und in der hektischen Zeit danach anbieten. Auf den Sommer und die Ferien wird schon immer eine längere Zeit hingefiebert. Nach Weihnachten ist es auch noch relativ ueblich, im Februar, März eine Woche Skiferien zu nehmen. Die Zeit ist dann Hochsaison fuer die Skizentren in Lappland, die zu der Zeit vermutlich ihren Hauptumsatz machen.
Ein weiterer wichtiger Feiertag bzw. Feierzeit sind Vappu (1. Mai), das Mittsommernachtsfest und halt die auch bei uns ueblichen wie Weihnachten, Ostern und so.
Durch die Auszeit im Sommer und die vielen anderen Ferienzeiten, auf die die Leute hinzufiebern, ist die Auftragslage fuer viele Unternehmer alles andere als gleichmässig verteilt.
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siggi_siggi_siggi
User mit Goldstatus!!!
Beiträge: 645 Ort: Autonome Republik Krim/Ukraine
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Erstellt: 03.06.06, 21:52 Betreff: Re: viele Gründe, die gegen Deutschland sprechen
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@Gentelmann "Russische Föderation"! Das ist aber ein Fettnäpfchen! Die Menschen haben hier einen ausgeprägten Nationalstolz und sind glücklich nach den Jahrzehnten der Unterdrückung durch die Sowjetunion einen eigenen Staat zu haben. Das ist ungefähr so, als würde man die Schweiz als einen Teil des "großdeutschen Reiches" sehen.
Mafia: Die gibt es schon aber das ist nicht wie im "Paten" sondern das sind Seilschaften aus Politikern und Wirtschaftsbossen, die sich die eigenen Taschen gegenseitig füllen (auf Kosten der Allgemeinheit). Beispiel: Verkauf eines großen Stahlwerks für $800M an den Schwiegersohn des ehemaligen Präsidenten obwohl ein ausländischer Invester $1500M geboten hatte. Da wurde dann schnell das Gesetz geändert, so dass der Ausländer das Stahlwerk nicht erwerben durfte. Seit der "orangen Revolution" sind Skandale dieser Art selten geworden. In jedem Fall betreffen sie das Alltagsleben des Normalbürgers unmittelbar nicht.
Kriminalität: Das auswärtige Amt gibt keinen Sicherheitswarnungen für Reisen in die Ukraine. Somit ist das Reisen hierhin zumindest sicherer wie z.B. nach Paraguay. Da ich erst 2 Jahre hier wohne, hier die Kriminalitätgeschichte mit der meine Verwandtschaft aus den letzten 30 Jahren:
- Blumen, Äpfel wurden aus dem Garten gestohlen
- Einmal wurde von der Wäscheleine Unterwäsche und ein Handtuch entwendet
- Vom Auto wurden die (schon eingerissenen!) Radkappen gestohlen
- In den Wintergarten wurde eingebrochen (Scheibe eingeschlagen) und ein Teekessel gestohlen (kann man hier zum Altmetall bringen)
- Versuch in eine Wohnung einzudringen (vermutlich Teenager, Profis hätten es geschafft), ein Schloß wurde zerstört
Also wie man sieht: Es gibt die Kleinkriminalität. Für die nächste Flasche Wodka bringen die Leute sogar Gullideckel oder Fallrohre von Dachrinnen zum Altmetall. Deswegen fehlen auf der Straße zum Teil Gullideckel, es stecken dann Bäume als Warnung drin. Von einigen Häusern fehlen die letzten 2-3 Meter der Fallrohre.
Natürlich kann man sich durch falsches Verhalten (wie überall auf der Welt) in Gefahr bringen. Beispiel: In D an meinem alten Wohnort (Kleinstadt mit 30000 Einwohner im bayerischen Wald) durfte man sich spät nachts auch nicht mehr in die Gassen trauen, da Skin Heads ihren Aggressionstrieb auslebten. Wenn man das weiß, dann tut man es halt nicht. Aber ich laufe hier nicht als "armer Mann" verkleidet durch die Gegend, ich trage meine Rado, meine Frau ganz normal ihren Schmuck, unser Auto hat $40T gekostet. Da muss man keine Bedenken haben. Vor 8 oder 10 Jahren, da war die Situation noch eine ganz andere. Sogar vor 6 Jahren stand noch ein Sicherheitshinweis beim auswärtigen Amt, dass sich Räuber als Polizisten verkleiden, man solle Nachtfahrten Überland vermeiden etc. Seit es mit der Wirtschaft bergauf geht und man die Polizeipräsenz verstärkt hat, ist dies Vergangenheit.
Faschist: Habe mich neulich noch mit jemanden unterhalten, der in Polen wohnt. Er erzählte mir von Ereignissen in diesem Jahr wo jemand vor ihm unmotiviert ausgespuckt hatte und "scheiß Deutscher" gesagt hatte. In einem anderen Fall war die Bar "für Deutsche geschlossen". Ich kenne soetwas von hier nicht. Ich feiere den 9.Mai ganz normal mit den anderen und das obwohl die Familie meiner Frau (Großvater Partisan) sicher den großen vaterländischen Krieg nicht bester Erinnerung hat. Aber ich identifiziere mich auch nicht mit dem dritten Reich, der 9.Mai ist für mich auch ein Befreiungstag vom Faschismus und kein Trauertag, so wie es rechtskonservative Kreise in D sehen.
Privatisierung: Korrekt, Wohnungen und Häuser gingen in das Eigentum der Bewohner über. Produktionsmittel hingegen wurden veräußert. Beispielsweise ist das größte Kaufhaus seinerzeit hier für $20T privatisiert worden. Heute ist es mindestens das hundertfache wert. Wer damals Geld und die richtigen Kontakte gehabt hat, der gehört heute zur unermeßlich reichen Elite des Landes. Das sind die Oligarchen, die die wirkliche Macht im Staat haben.
Gruß Siggi
[editiert: 04.06.06, 11:19 von siggi_siggi_siggi]
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Skippy
Ehemaliges Mitglied
Ort: Cairns (Australia)
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Erstellt: 04.06.06, 08:54 Betreff: Re: viele Gründe, die gegen Deutschland sprechen
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Zitat: antje_fi
@Sibille, Deine Erzählungen aus Australien haben mich ehrlich gesagt etwas ueberrascht. Hier bekommt man hauptsächlich ein friedfertiges Bild von Australien mit Kangaroos, Natur und interessanter moderner Architektur in den Städten. So einen Stress hätte ich nur von Japan erwartet ... . Aber das gehört wohl auch zu den Ueberraschungen, mit dem ein blauäugiger Immigrant in Australien plötzlich konfrontiert wird.
<hr> |
Hallo, Antje,
da hast Du völlig Recht, so stellen sich die meisten Australien auch nicht vor, aber sagt man ihnen die Wahrheit, wird man als Spinner und Miesmacher dargestellt. Leute wie Fuchsberger haben Australien auch anders dargestellt. Da sind die Filme von Rainer Erler wesentlich mehr an der Wahrheit gewesen. Tja, Zeiten aus den Serien wie Skippy sind hier lange vorbei (es gab sie wirklich mal, abgesehen vom fotografierenden Känguruh :D) , und die neuen wie McLeod's Daughters sind ein Witz, weil sie nun wirklich ein Bild von Australien zeichnen, vor allen Dingen dem Farmleben, wie es nicht mehr von der Wirklichkeit entfernt sein könnte. Aber wer träumt nicht gerne mal.
Klar, Sydney oder Melbourne oder in Teilen auch Brisbane sind Vorzeigestädte fürs Fernsehen, aber fahr da mal 10 Minuten aus der Innenstadts raus. In Brisbane reicht da schon ein Spaziergang aus der Fußgängerzone raus) und man wundert sich. Der Gegensatz könnte krasser nicht sein. Da stehen hochmoderne Hochhäuser und Appartmentblocks vor völlig vergammelten Häuserzeilen mit alten, verfallenden Queensländern (Haustyp). Ich weiß nicht, ob Du jemals die Serie Royal Flying Doctor Service gesehen hast. Nun, wir sind in Broken Hill gewesen, und haben mal gesucht, wo denn da gedreht wurde. Broken Hill ist ein absolut trostloses Pflaster, verstaubt, trocken, verrostet (Corrugated Iron Homes), kaum grün. Gedreht hat man so ziemlich alles auf der Hauptstraße, die zu diesem Zweck mit Pflanzenkübeln eg aufgemöbelt wurde. Und das kombiniert mit geschickten Schnitten, voila, man hat ein Broken Hill der modernsten Klasse, das es in Wirklichkeit so nicht gibt. Aber kann man ja keinem zeigen.
Man kann hier noch seine ruhigen Plätze finden, aber nicht in der oder dicht an der Stadt. Hier oben in Cairns geht es noch, da gibt's dicht bei semi-rural Areas, wo man besser leben kann, und man hat einen recht hohen Freizeitwert. Wenn man in die Tablelands fährt, ungefähr 1 Stunde Fahrt von uns - nicht wegen der Entfernung, sondern weil die Straße so den österreichischen Bergstraßen von 1920 entspricht , fühlt man sich gleich in eine andere Welt versetzt. Es gibt auch noch so manche nette Städtchen im Country, wo es sich ruhig leben läßt. Allerdings gibt's da auch große Probleme. Hohe Preise für Benzin und Lebensmittel, nichts zu tun und oft viel zu weit weg vom nächsten Flughafen oder der nächsten großen Stadt (oft 500 - 1.000 km), wenig Auswahl zum Einkaufen, schlechter Internetzugang, was nunmal für viele auch die Existenz ist, eingeschränkter Fernsehempfang, oft Probleme mit dem Telefonnetz, dazu noch extreme Wasserknappheit (Australien hat bereits seit über 12 Jahren Dürre, in vielen Gegenden gibt es Kinder, die nicht mal wissen, wie sich Regen auf dem Dach anhört oder aussieht) und für Ausländer in der Regel Akzeptanzprobleme. In solchen Städtchen werden oft nicht mal Australier, die nicht dort geboren wurden oder wenigstens Verwandte haben, akzeptiert. Es iust auch schwierig, sich dort eine Existenz aufzubauen. Es ist ja nicht jedermans Sache oder Geschick, ein Cafe zu leiten, Fastfood zu verkaufen oder Kräuter zu züchten. Man muß also zwangsläufig versuchen, irgendwie dicht an Ballungsgebieten zu bleiben.
Mit der Arbeit - nun, das ist natürlich für so manchen auch ein finanzielles Problem. Und es gehört natürlich zum guten Ton, sich abzuhetzen, denn damit wird die eigene Wichtigkeit nach oben gepuscht.
Trotz allem, wir würden Australien nicht mit Deutschland tauschen wollen. Wir fühlen uns hier wohl und halten den Streß soweit wie möglich draußen. Und wenn es zu schlimm wird - dann fährt man halt an den Strand oder in die Tablelands oder den Rainforest. Es gibt hier genug, wo man entspannen kann.
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antje_fi
User mit Silberstatus!!
Beiträge: 255 Ort: Finnland
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Erstellt: 04.06.06, 11:00 Betreff: Re: viele Gründe, die gegen Deutschland sprechen
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Moin!
@Siggi Mag sein, dass eine mögliche Gefährlichkeit beim Reisen dann einfach darin liegt, dass man die Regeln des fremden Landes nicht unbedingt kennt. Vermeidet man bestimmtes Verhalten und bestimmte Gegenden, ist die Gefahr, dass einem etwas passieren kann, recht gering. Das gilt wohl mehr oder weniger fuer alle Länder ... . Ich glaube, hier in Finnland ist die Gefahr, sich im Wald zu verirren jedoch grösser, als Opfer einer Gewalttat zu werden :D. Fahrräder werden hier jedoch ueberraschend gerne gestohlen.
@ Skippy Ich habe die Serie "Flying Doctors" vor längerer Zeit mal gesehen und mir ist dabei im Hinblick auf Häuser wirklich nichts Besonderes aufgefallen. Hier sind Gebäude in der Regel gut in Schuss. Leider gibt es allerdings weniger schöne Stadtkerne mit bunten Holzhäusern und so wie in Schweden und Norwegen, sondern immer wieder unschöne Betonblockhäuser dazwischen. Die sind halt billiger zu bauen bzw. zu pflegen und weniger brandgefährdet.
Mir geht es aber ansonsten genauso: Ich fuehle mich hier wohl und wuerde trotz hoher Steuern und ein paar anderer Probleme nicht daran denken, nach D zurueckzugehen. Mag sein, dass ich ein paar Kompromisse eingehen und mir einen anderen Beruf suchen muss - aber das ist dann halt der Preis fuer die anderen schönen Dinge, die ich hier ausleben kann.
Gruss, Antje
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siggi_siggi_siggi
User mit Goldstatus!!!
Beiträge: 645 Ort: Autonome Republik Krim/Ukraine
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Erstellt: 04.06.06, 11:37 Betreff: Re: viele Gründe, die gegen Deutschland sprechen
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Hallo Antje,
es war vor Jahren aber auch tatsächlich anders. Hat ein Land erst einmal einen schlechten Ruf, dann ist es schwer diesen wieder los zu werden. Ich kann auch nur etwas über meinen Wohnort sagen, Osteuropa ist sehr groß, ich war beispielsweise noch nie in Weißrussland oder in der russischen Föderation.
Seit 2004 gibt es hier keinen Visazwang mehr. Nun kommen einfach ganz normale Tagestouristen über die Grenze, total uninformiert. Die fahren dann meist vorschriftsmäßig und sehen dann, dass die Ukrainer wie die "Wildsau" fahren. Dann werden sie mutiger, kennen aber die Stellen nicht, wo die Polizei steht und werden erwischt. Alles halb so wild, man gibt der Polizei 3 Euro "Geschenk" und die Sache ist vergessen. Aber das wissen die Touristen nicht und die Polizei weiß, dass die Touristen uninformiert sind. Also erzählen sie Horrorgeschichten von Verweigerung der Weiterfahrt (illegal), Einbehalten des Führerscheins (dürfen sie überhaupt nicht), schwersten Vergehen (stimmt nicht), warten bis Montag am Ort, bis das Gericht entscheidet (auch falsch). Vor diesem Drohszenario zahlen dann die Touristen bis zu mehreren Hundert Euro. Gut in Westeuropa kann einem das auch passieren, nur im Westen ist es die normale gesetzlich Strafe, während hier das Geld direkt in die Tasche des Polizisten wandert. Mit ein wenig Information im Vorfeld läßt sich das alles vermeiden, denn dann weiß man das die offizielle Strafe für zu schnelles fahren 2 Euro nicht übersteigen kann!
Genauso ist im dem Parken der KFZs. Tagüber kein Problem, aber nachts sind die Straßen der größeren Städt praktisch keine Autos zu finden. Man parkt halt auf bewachten Parkplätzen. Wenn man dies nicht weiß, dann macht man ggf. einen Fehler. Nicht das gleich das ganze Auto gestohlen ist, aber vielleicht fehlen die Wischblätter, die Räder, das Radio, etc. In ländlichen Regionen, da funktioniert die sozial Kontrolle noch, da sind solche Vorsichtsmaßnahmen nicht notwendig.
Gruß Siggi
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Sveni
Top-User *****
Beiträge: 135
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Erstellt: 04.06.06, 12:42 Betreff: Re: viele Gründe, die gegen Deutschland sprechen
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Ok, Leute das reicht. Ich bleib hier !
[editiert: 04.06.06, 12:44 von Sveni]
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