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wksamoa
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New PostErstellt: 05.07.07, 16:20     Betreff: Re: Französisch-Polynesien

Aus der Überschrift war mir schon klar, dass Du Dich vorwiegend auf Französisch-Polynesien beziehst, aber Deine weitere Wortwahl war dann ja doch recht missverständlich. Aber das ist ja nun erschöpfend geklärt.

Was einem gefällt, wo es einem gefällt und warum, ist sicher sehr persönlich und schwer zu verallgemeinern. Und daher sollte man das auch besser nicht tun. Wenn es für Dich ein Paradies ist, nun gut. Aber Du hast auch Familie dort - das ist eine völlig andere Situation als für "normale" Auswanderer. Das merke ich auch selbst mit meiner samoanischen Familie.

Warum es mir persönlich in Tahiti so gar nicht gefällt, liegt an den Franzosen. Gegen die habe ich an sich gar nichts, ganz im Gegenteil. Ich war viel und lange in Frankreich, sprach zumindest früher recht gut Französisch und habe es dort sehr genossen. Dass sie aber ein fremdes polynesisches Gebiet (Tahiti und seine Nachbarinseln) so hartnäckig als das ihre betrachten, finde ich mehr als betrüblich. Denn ich kenne eben auch ein polynesisches Land (Samoa), das seit nunmehr 45 Jahren wieder unabhängig ist. Damit kenne ich dann sozusagen beide Originale, Frankreich und Polynesien. Und habe eine lebendige Idee davon, wie Tahiti sein könnte, ohne den französischen Druck und die fremde Herrschaft.

Man kann zwei Kulturen miteinander verbinden und sozusagen das Beste aus beiden zusammenfügen. Im Privatleben geht so etwas ja auch, wie Du und ich wissen. Aber das bedeutet Respekt voreinander und den sehe ich in Französisch-Polynesien nicht, mindestens nicht seitens der Franzosen. Das ist nicht Frankreich, absolut nicht, und Polynesien ist es leider auch nicht (mehr) wirklich. Nur noch geographisch.

Und genau das fand ich dann doch ziemlich zum Grausen. Eben weil ich es anders kenne. Hier in Samoa sprechen alle Leute miteinander Samoanisch - mit Fremden auch Englisch, aber untereinander nur ihre eigene Sprache. Im Parlament wird nur Samoanisch gesprochen (Englisch ist nicht erlaubt), alle regulären Gottesdienste sind in Samoanisch, außer einer Messe für Ausländer in der Hauptstadt. Jeden Abend gibt es eine einstündige Nachrichtensendung auf Samoanisch, wo manche Meldungen auch ins Englische übersetzt werden. Im Gegenzug zeigt man eine Zusammenfassung der BBC-Weltnachrichten mit samoanischem Kommentar.

Alle Angehörigen des öffentlichen Dienstes tragen eine Kleidung, die einheimischen Traditionen angelehnt und nicht europäisch ist. In allen Familien werden traditionelle Tänze und Zeremonien lebendig gehalten - es gibt viele Feste, auf denen sie gepflegt werden. Jeder kann sie. Man ist stolz auf seine Kultur, hat eine eigene Identität als Volk und man ist stolz darauf.

So etwas gefällt mir persönlich sehr, überall in der Welt, und den erzwungenen Schwund dieser kulturellen Identität in Tahiti empfinde ich als schmerzlich. Ich würde nicht im Leben auf die Idee kommen, mich dort anzusiedeln. Na ja, außer vielleicht in Tahiti Iti, da ganz hinten, wo die Straße nicht mehr weitergeht. Da fand ich dann doch noch etwas Polynesien, nicht nur "Französisch". Denn wenn ich das wollte (Frankreich), würde ich in die Provence ziehen.

Aber Papeete? Nein, es wird nie Nizza werden, so sehr es sich auch quält. Und warum auch? Wirklich Papeete zu sein, würde doch auch reichen. Als ich 1982 zum ersten Mal nach Tahiti kam, war gerade die Autobahn eingeweiht worden, von Faaa nach Papeete. Voll nach französischem Standard, wie man stolz in einem Merkblatt verkündete. Sogar frostsicher. Im Fernsehen kam eine Stunde Nachrichten aus Frankreich - Streik in Marseille, Schneesturm in Roubaix. Dann fünf Minuten Nachrichten aus Tahiti. Im Café kostete Zucker reichlich extra, denn das war aus Frankreich eingeführter Würfelzucker. In einem Land voll riesiger Zuckerrohrplantagen ...

Ich weiß sehr genau, aus vielen Gesprächen, dass das alles vielen Leuten in Französisch - Polynesien auch nicht so wunderbar gefällt. Und ich würde es ihnen wünschen, endlich zu mehr echter Autonomie und damit auch zu mehr Chancen auf die Wiedergewinnung der polynesischen Identität zu kommen. Damit man dann Tahiti auch mit Recht wieder als "Polynesien" bezeichnen kann, nicht nur auf der Landkarte.



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