Hallo, ich bin freier Fernsehjournalist und möchte hiermit eine Anfrage an alle Auswanderer richten.
Für eine mehrteilige Reportagereihe auf Kabel1 suchen wir Familien und Paare, die spätestens im August 2006 auswandern – ob Belgien oder Brasilien, Norwegen oder Neuseeland, egal wohin. Wir möchten die Menschen mit der Kamera begleiten, um zu dokumentieren, was es bedeutet, ein neues Leben in einem anderen Land anzufangen. Wir möchten von Ihren Beweggründen erfahren und für etwa 12 Drehtage an Ihrem Leben teilhaben. Das heißt konkret: die Menschen stehen im Mittelpunkt unserer Fernsehreihe. Wir dokumentieren das, was Sie erleben während Sie auswandern und wie Sie sich in ihrer neuen Heimat zurechtfinden. Wir sind zum Beispiel dabei, wenn Sie Ihre alten Möbel auf einem Flohmarkt verkaufen oder wenn Sie Ihre Hab und Gut packen und verschiffen. Wir begleiten Sie bei der Job- und Wohnungssuche im neuen Land und schauen nach, wie es Ihnen dabei ergeht. Jede Familie ist anders und jedes Paar hat andere Hoffnungen und Träume. Das finden wir spannend!
Uns ist jedoch wichtig, Familien, Freunde oder eine Gruppe zu finden, die daran Spaß hat, beim Auswandern gefilmt zu werden. Es wird niemand negativ dargestellt, es geht uns darum zu zeigen, was Sie erleben und wie Sie es schaffen, in der Fremde Fuß zu fassen. Anhand dessen wollen wir darüber zu informieren, worauf man beim Auswandern achten muss, welche Hürden und Unwegsamkeiten bewältigt werden müssen. Und vielleicht fühlt sich der eine oder andere Zuschauer daraufhin ermutigt diesen Schritt auch zu wagen – oder auch nicht…
Und weil wir wissen, dass Auswandern viel Geld kostet, ist für die Dreharbeiten eine Aufwandsentschädigung möglich.
Über Zuschriften, Anrufe, Fragen und Anregungen freue ich mich.
Erstellt: 05.05.06, 13:08 Betreff: Re: Auswanderer für TV-Reportage gesuchtdruckenweiterempfehlen
Ich bezweifle, dass es die Menschen sind, die im Mittelpunkt solcher Beiträge stehen, sondern vielmehr die Einschaltquoten dieser momentan gefragten Sendungen. Solche Anfragen sind auf jedem Auswanderer Forum zu beobachten.
Erstellt: 05.05.06, 16:35 Betreff: Re: Auswanderer für TV-Reportage gesuchtdruckenweiterempfehlen
Genau Schoolar , einmal reicht ! Ansonsten "..über deren Beweggründe berichten...." ha,ha - es laufen wie in meinem vor kurzen eröffneten Beitrag momentan fast täglich "Auswandererreportagen". Doch nie wird in Klartext über die Beweggründe der Leute geredet. Da steckt eindeutig Zensur dahinter. Die Beweggründe passen nicht in das so schöne "Globalisierungsgefühl" hiesiger (Fernseh-)Medien - gerade wenn es sich um die Pro7Sat1-Media AG handelt, gerade die !!!
PS: Habe damals auch mitbekommen als es um die sogenannten "Sauf, Gröhl- Mallorca - Reportagen" ging und wie die entstehen. Da gehen Reporter- Trupps in Arenal rum und sagten zu den Leuten "wir machen eine Reportage und ....". Sie haben jeden 10 Mark in die Hand gedrückt damit die Leute dann besoffen und verrückt spielen. "Alles klatschi,klatschi und schön blöde ! Wenn ich den Arm hebe geht's los - klar ?" In der Reportage wurde dann berichtet was für Caoten die Deutschen alle doch wären und alle im Grunde nur auf's saufen aus sind u.s.w. . Nee danke ! Null Vertrauen !
Erstellt: 07.05.06, 19:07 Betreff: Re: Auswanderer für TV-Reportage gesuchtdruckenweiterempfehlen
Hallo,
'türlich gibt es "solche und solche". Auch bei den Lokomotivführern und Autofahrern. Aber deswegen das Schienennetz und die Autobahnen abschaffen? Und auch - oder gerade - bei den Medien formt der Job (besser der Arbeitgeber) die Menschen. In diesem speziellen Fall:
Der Sender legt fest, dass "auch wir nun was über Auswanderer bringen sollten". Entweder als Ausschreibung an freie Produzenten oder ein hauseigenes Team beschäftigt sich damit. Aber immer sind es Menschen, die sich allwöchentlich mit völlig neuen Themen befassen müssen. Es sind also keine "Auswanderungs-Experten", sondern Leute, die erst morgen damit beginnen, zu recherchieren, wer wohin und warum eigentlich auswandert. Ein Job. Kein leichter Job, und der eine erledigt ihn, wie oben geschrieben, halt so, der andere auf seine Art.
Die Beweggründe der Auswanderer stehen dabei meist klar im Vordergrund (sie gehören zu den 5 Journalismus-"W": Wer, Wo, Wann, Warum, Wie) und dazu müssen nun mal auch Bilder geliefert werden, die der Zuschauer angucken will.
So ist das. Ich kenne ein, zwei solcher TV-Reportagen und zahlreiche Presseberichte (Stern, Stuttgarter, FAZ) und die waren allesamt recht ordentlich gemacht. Wer so was kritisiert (die Auswanderer würden im falschen Licht erscheinen) hat wohl nie einen der Auswandererberichte v o r 1990 gelesen. Damals galten Auswanderer als absolute Exoten; im besten Fall wurden sie als schillernde und Abenteuer-geile Typen dargestellt. Aber immer fielen sie am Ende im Ausland auf die Fresse und nagten (wenn nicht kriminell) am Hungertuch. Das war ätzend, Freunde!
Heute werden sie als Leute dargestellt, die nicht mehr vor einer Realität fliehen, welche sie nicht in den Griff bekamen, sondern als Leute, die von der hoffnungslos erscheinenden staatlichen / wirtschaftlichen Realität resignieren und deshalb, trotz guter Qualifikation, auswandern.
Grobes Motto: Der Staat verjagt seine besten Leute.
Das ist ganz sicher ein Trend, aber doch auch einer, den Tausende in diesem Forum nachvollziehen können (bis 4 Mill. Seitenaufrufe!) Und auch ein (vergänglicher) Trend, der sich wieder negativ verändern kann. Also was soll's? Erzählt den Leuten doch, dass ihr in Eurem Land keine Möglichkeiten mehr seht, ein halbwegs erfülltes Leben leben zu können. Hier macht ihr das doch auch. Und wenn ihr anderer Meinung seid und diese passt nicht ins Redaktionskonzept, werdet ihr rausgeschnitten. Na und...? Job ist Job. Und der eine macht ihn so und der andere halt so...
Anderer Meinung...? Hier könnt ihr drüber diskutieren!
Erstellt: 07.05.06, 21:48 Betreff: Re: Auswanderer für TV-Reportage gesuchtdruckenweiterempfehlen
Walter,
ist ja alles ganz nett, wie Du das schreibst. Ich finde allerdings, daß Du die Dinge etwas zu locker siehst.
Auch hier bei uns sind Reportagen dieser Art bereits ausgestrahlt worden, mal in der ABC, mal bei SBS (unserem mulikulti Sender). Von allen habe ich nur eine einzige 3/4 Stunden Sendung (von der BBC in zusammenarbeit mit einem deutschen Sender), die von 2 deutschen Familien (einer in Kanada, einer in Neuseeland) berichtet hat. Sehr sachlich, sehr menschlich, und man konnte sich damit identifizieren. Man zeigte Hardship genau wie Freude, die Probleme, aber ohne dabei gleich großen emotionalen Mist drauszumachen. Und Progress.
Ich halte es für sehr gefährlich, wie geschnitten wird. Oft werden Dinge völlig aus dem Contens gerissen, und Leute werden als die ewigen Nörgler, Whinger und Whiner dargestellt, die nix besseres zu tun haben, als ihr schreckliches Schicksal im Ausland zu bejammern. Die Serie (leider auch von der BBC und nur über britische Familien in Australien) war eines der besten Beispiele, wo eine Familie bereits von der Nachbarschaft harrassed wurde, weil sie "angeblich Aussiehasser" ist. Das war Blödsinn, kam aber daher, daß der Filmstoff so geschickt geschnitten wurde, daß am Schluß nur noch der negative Ton übrigblieb.
Wir reden hier meistens von Medienprofis. Die wissen genau, wie man am besten Zuschauer vor die Kamera lockt. Den wenigsten geht es da um den Wahrheitsgehalt, das wäre doch viel zu langweilig. Einschaltquoten will man. Man sollte darüber nachdenken, daß diese Leute, einmal in solchen Sendungen dargestellt, im Land ihrer Wahl u.U. sehr schnell wiedererkannt werden können, und dann bitter dafür bezahlen. Geht mal nicht davon aus, daß diese Sendungen nur in Deutschland ausgestrahlt werden.
Am Ende muß jeder selbst für sich entscheiden, ob er sich dafür hergibt.
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