Auswandern-Uruguay ! Die Alternative zu Europa ?
Ein Forum über das Auswandern nach, bzw. Einwandern und Leben in Uruguay
Über Uruguay gibt es kaum Informationen in Bezug auf die Einwanderung und das Leben als Europäer dort. Falls man sich entschließt aus Deutschland wegzuziehen, ist unserer Meinung nach Uruguay eine echte Alternative zu den typischen europäischen Auswanderländern am Mittelmeer, wie z.B. Spanien, Italien, Frankreich etc. Die Bevölkerung besteht zu 100% aus europäischen Einwanderern und das Klima entspricht dem in Südspanien bzw. dem in Südafrika (Western Cape - Kapstadt).
 
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Fortsetzung Reisebericht

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eddy
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Beiträge: 15



New PostErstellt: 12.01.06, 18:43  Betreff: Fortsetzung Reisebericht  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Hola todos!

San Gregorio de Polanco:

Seit nunmehr einer Woche sind wir in San Gregorio de Polanco, der Ort liegt direkt am Stausee des Rio Negro und ist praktisch eine Art Halbinsel. Auf der einen Seite herrscht eine Fischerortidylle, auf der anderen tobt das Leben durch die sich gerade fuellenden Badestraende (weisser Sand, warmes Wasser). Endlich ist auch mal in einem kleineren Ort eine funktionierende Infrastruktur zu erkennen, bis jedoch auf eine kleine aber wichtige Ausnahme: es gibt hier zwar eine Bank, aber noch keinen Geldautomaten. In der Bank selbst kann man mit den komischen Plastikkarten (Maestro, American Express) auch nichts anfangen.
Mittlerweile sind wir im ganzen Ort bekannt: wenn wir mit unseren
Fahrraedern (kurzfristig gekauft) unterwegs sind, kommen wir aus dem
Zuwinken und Gruessen gar nicht mehr heraus, weswegen ich mir schon
uberlegte eine Art automatische "Winkmuetze" aus Deutschland kommen zu lassen.
Mehrfach wurden wir bereits zu privaten Grillfeiern (uruguayischer
Nationalsport) eingeladen. Das Essen wird hier generell ungewuerzt serviert.
Was man seltsamerweise ueberhaupt nicht kennt, sind scharfe Gewuerze. Aufgrund der gerade beginnenden Hauptsaison muessen wir staendig umziehen, da hier alle Unterkuenfte ausgebucht sind, und nur hier und dort noch gelegentlich ein oder 2 Tage frei sind.
Aber nun zum Wichtigsten: nach einem Besuch bei der hiesigen Maklerin
begutachteten wir saemtliche vakanten Immobilien, dabei stiessen wir auf ein Objekt, welches dummerweise nicht zum Verkauf anstand: etwas erhoeht, direkt am Sandstrand angrenzend, mit vielen uralten riesigen Eukalyptusbaeumen...
Die Maklerin hatte nun eine Art Detektivarbeit zu verrichten, um den
Eigentuemer zu ermitteln. Nach 2 Tagen schliesslich verliess ein ca. 75
Jahre alter Herr den Bus (aus Tacuarembo kommend) - ein motivierter Verkaeufer!
Ueber den Preis wurden wir uns schnell einig, der Vertragsabschluss steht kurz bevor.

Momentan kommen wir gar nicht mehr dazu, alle Eindruecke zu schildern: wir sind hier staendig in Bewegung und haben jede Menge netter Leute kennengelernt.
Selbst ein einfacher Besuch beim Metzger wird hier zum Erlebnis: in der
Absicht freundlich zu sein, wird hier fuer uns beim Kauf von 2 Stueck
Rinderlende der Kuehlraum geoeffnet, eine Rinderhaelfte geschultert und vor unseren Augen Stuecke nach unserem Gusto heraustranchiert. Nebenbei haelt man ein Schwaetzchen ueber die Krise im uruguayischen Fussball, sowie darueber, dass Deutschland ganz bestimmt Weltmeister wird!

Heute beginnt hier ein 3taegiges Musikfestival; der ganze Ort ist bereits
gewappnet: an den Strassenraendern Imbissbuden, Melonenstaende,
Brennholzverkauf (fuer die eigenen Grillfeiern), Bier- und Whisky-Staende...
Die Straende fuellen sich mit Fussball spielenden Urus, Argentiniern und
Brasilianern, Europaer oder Nordamerikaner sind hier absent, weswegen wir immer noch die "Exoten" sind.

Morgen geht´s weiter nach Paysandu, anschliessend zu den Thermalquellen, da wir erst wieder eine Unterkunft ab dem 17.01. in San Gregorio haben: eine kleine Cabaña (strohgedecktes, angenehm kuehles Haeuschen mit kleinem Bad und Kochgelegenheit) direkt am Sandstrand.

Paysandu:

Auf dem Weg zu den Thermen von Almiron kamen wir ab Paysandu am selben Tag nicht mehr weiter. Nach dem Verlassen des klimatisierten Busses stellten wir schnell fest, dass wir wieder einen Breitengrad noerdlicher gekommen waren.
Eine grosse Digitalanzeige am Strassenrand zeigte abwechselnd die aktuelle Uhrzeit und Temperatur: 23.00 Uhr und 39 Grad Celsius!
Da wir uns mittlerweile von den deutschen Krankenhausabendessenszeiten auf hiesige Gewohnheiten umgestellt haben, war nun genau die richtige Zeit fuer unsere taegliche Ration Fleisch (das ganze Land ist auf Atkins-Diaet).
Ein paar Mac Pays (neben Dunbar der populaerste uruguayische Whisky)spaeter schepperte uns schliesslich die Klimaanlage in den Schlaf.

Die Thermen von Almiron:

Nach anderthalb Stunden Fahrt durch Eukalyptuswaelder stiegen wir am
naechsten Morgen bei den Thermalquellen von Almiron (nach Auskunft eine von nur 2 salzhaltigen weltweit) aus. Vorbei war es mit der
klimatisierten Fahrt und den noch frisch zu nennenden Temperaturen der
vergangenen Nacht: jetzt brannte die Sonne und es ging ein entsprechend
heisser Wind.
Die Anlage besteht aus 2 Aussen-, 2 Innenbecken, einem Pool mit Chlorwasser, einem aufgestauten Bach, einem grossen Campingplatz und einigen Cabañas. Die spaerlich gesetzten Baeume waren voll von laermenden Papageien.
Wir mieteten die einzig freie Cabaña und gingen uns sofort im warmen Thermalwasser abkuehlen.
Die Ausstattung der Anlage weckte in Kati gleich nostalgische Gefuehle aus Sozialismuszeiten im Thermalbad Zalakaros (Ungarn).
Am Eingang des Badehauses prangt ein Schild mit Seltenheitswert: "Mate
trinken verboten!" Und tatsaechlich, innen bot sich dem Betrachter mit
Urubrille ein komisches Bild: eine Ansammlung von Menschen ohne jegliche Thermoskanne unter den Armen, bzw. Trinkkalebassen in den Haenden!
Am Abend wollten wir noch zum Essen in den nahegelegenen Ort Guichon. Beim Verwaltungsgebaeude erfuhren wir von den Wahlmoeglichkeiten zwischen Bus und Taxi: der Bus kaeme in 1 Stunde und 20 Minuten...
Wir liessen uns das Taxi rufen. Nach 1 Stunde und 10 Minuten war es auch
schon da: ein Gefaehrt, welches als Personenbefoerderungsmittel zunaechst nicht zu erkennen gewesen war, und zu welchem es anscheinend auch gar keine Lust hatte: die Tueren liessen sich naemlich erst durch die Ueberlistungstaktik des 76 Jahre alten Fahrzeughalters oeffnen.
Die Fahrt war durch die moderate Reisegeschwindigkeit angenehm, nebenbei erfuhren wir noch durch die Redseligkeit des Fahrers, das es in Guichon gar kein geoeffnetes Restaurant gaebe...
Kurz nachdem uns der Bus ueberholt hatte, waren wir auch schon da.
Unser Chauffeur organisierte nach einigen Telefonaten die Oeffnung des
einzigen Restaurants. Nachdem er uns dort abgesetzt hatte, vereinbarten wir gleich sicherheitshalber fuer 2 Stunden spaeter die Rueckfahrt.
Nach einigen Bestellversuchen wussten wir, was es alles von der Karte
"heute" nicht gab. Wir bestellten die Empfehlung des Hauses, und keine 2 Minuten spaeter fuhr die Bedienung mit der Vespa zum Einkaufen.
Unsere Ration Fleisch schmeckte hervorragend, und auch der Fahrer holte uns wieder ab.

Andresito:

Kurz vor der letzten Garstufe bestiegen wir um 14.30 des naechsten Tages den klimatisierten Bus. In der Hoffnung einen weiteren netten Ort am Stausee zu finden, fuhren wir nach Andresito. Dort angekommen vergewisserte ich mich beim Schaffner, ob es in diesem Ort wohl Uebernachtungsmoeglichkeiten gaebe.
Als er bejahte stiegen wir aus, liessen unsere Rucksaecke entladen, und
schauten danach einem der wenigen hier haltenden Busse bei der Abfahrt hinterher...
Im einzigen Laden des Ortes sorgten wir fuer mit unserer Frage nach einem Hotel fuer verstaendliche Belustigung.
Wieder an der Strasse angekommen, wurden wir schliesslich bis zum ca. 5 km entfernten Campinglatz mitgenommen, wo es zwar auch Cabañas, diese aber nur in belegtem Zustand gab.
Gluecklicherweise gab es an diesem Tag noch einen Bus, der uns nach 4,5
Stunden wieder einsammelte.

Trinidad:

Wenn im weiteren Reiseverlauf keine Ortsbeschreibungen mehr gegeben werden, so kann man fast immer von folgender Variante ausgehen: 2 parallele Hauptstrassen (25. Mai und 18. Juli) mit einem begruenten Zentralplatz mittendrin, dieser immer mit Buesten, Statuen und anderen Denkmaelern des Superhelden General Artigas versehen.
Trinidad verfuegt zusaetzlich noch ueber eine alte Kirche mit 2 Tuermen.

Colonia del Sacramento:

Ueber Rosario kommend ist die Strasse nach Colonia del Sacramento gesaeumt von unzaehligen grossen Palmen.
Zahlreiche Gebaeude der wirklich interessanten Altstadt wurden von der
UNESCO zum Weltkulturerbe erklaert. So ruhig wie aus unseren bisherigen Infos (Internet, Diavortrag) geht es aber nicht zu. Der Tourismus (hier auch international) hat das Strassenbild voellig gepraegt: ein Restaurant reiht sich an das naechste, Cafeterias, Souvenirlaeden, Bars, etc.
Die Preise sind dementsprechend astronomisch hoch, auch fuer Immobilien.

Nueva Helvecia

Mittags ging es mit dem Bus weiter durch landschaftlich sehr
abwechslungsreiche Gegend nach Nueva Helvecia: hier wird der uruguayische Kaese hergestellt. Eine Ortschaft davor befindet sich Colonia Suiza: kilometerlang reihen sich hier links und rechts der Hauptstrasse (Ruta) gepflegte Einfamiliehaeuser mit 8 mm Rasen...
Als wir in Nueva Helvecia ausstiegen fielen uns gleich einige deutsche Namen ins Auge, beispielsweise wohlklingende Strassennamen wie "Calle Frau Vogel" oder "Calle Alfred Schultz", jedoch keine Schilder, die darauf hindeuteten, dass es hier eine Uebernachtungsmoeglichkeit gibt.
Auf Nachfragen leitete man uns direkt wieder aus dem Ort heraus,
kilometerlang, bis hin zurueck zur Ruta, wo wir jetzt in den Genuss kamen, alle die bereits mit dem Bus abgefahrenen schmucken Haeuschen aus direkter Naehe zu betrachten: fast jedes ist mit einem Wappen versehen, welches eindeutig auf die urspruenglich europaeische Herkunft der Bewohner schliessen laesst.
Seltsamerweise liess sich keiner von ihnen blicken; fast alle Rollos waren
herunter gelassen, Autos waren auch nicht zu sehen. Wo waren alle (wenn
nicht gerade beim Kaesemachen), wer maehte den Rasen?
Fragen, die uns ein Passant auch nicht beantworten konnte, zumindest wusste er den Namen des Hotels: "Nirvana" - dabei deutete er auf das durch einen Huegel ersichtliche Ende der Ruta. Wir wussten zwar nicht, ob wir es hier mit einem sarkastischen Zeitgenossen zu tun hatten, dankten aber fuer die Auskunft und machten uns aufgrund mangelnder Alternativen auf zu weiteren Kilometern Fussmarsch. In der Ferne zog ein Gewitter auf.
Am Scheitelpunkt des Huegels angekommen, sahen wir tatsaechlich das Gaeste lockende Schild "Nirvana"! Als wir durch die sehr lange parkaehnliche Einfahrt auf das grosse Hauptgebaeude zuschritten, dachten wir noch trockenen Fusses dort anzukommen. Ein Platzregen 50 m vor dem Eingangsportal machte jedoch diese Hoffnung zunichte. Ein Portier hielt uns freundlich gruessend die Tuer auf.
Waehrend wir in der eindrucksvollen Empfangshalle an der Rezeption eine Pfuetze bildeten, wurde uns nach der Nennung des Preises fuer ein
Standardzimmer klar, dass wir heute nicht im Nirvana verschwinden wuerden.
Der freundliche Portier hielt uns wieder die Tuer auf und fragte, ob er
unseren Wagen vorfahren sollte. Wir dankten fuer das freundliche Angebot und sagten, dass wir lieber in der naechsten Regenpause einen kleinen Spaziergang machen wollten.
Zurueck auf der Ruta kamen wir alsbald am "Landhaus" vorbei, von wo aus wir notgedrungen mit einigen Cervezas auf den Bus nach Montevideo warteten...
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Grinsebacke
Neuling


Beiträge: 9
Ort: Wutöschingen



New PostErstellt: 12.01.06, 20:23  Betreff: Re: Fortsetzung Reisebericht  drucken  weiterempfehlen

Hallo Eddy

wow, was für ein Bericht. Echt wieder super zu lesen. Was Ihr so alles erlebt ist ja echt der hammer.

Bin schon sehr auf Eure Fortsetzung gespannt.

liebe grüsse

Ute



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tschicki
Ehemaliges Mitglied

Ort: Dep.Maldonado/Uruguay


New PostErstellt: 12.01.06, 21:37  Betreff: Eddy, der Gringo vom Rio Negro......  drucken  weiterempfehlen

Hallo Eddy,

ich schließ mich Grinsebäckchen an: Auch wir haben schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung Deines Reiseberichtes gewartet. Macht Spass zu lesen was Du berichtest. Weiter so!

Liebe Grüsse.............und bis bald......
Tschicki



.......home is where my heart is.....
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richardkoch
Vielschreiber


Beiträge: 88
Ort: Atlantida



New PostErstellt: 14.01.06, 12:06  Betreff: Re: Fortsetzung Reisebericht  drucken  weiterempfehlen

Hallo Eddy

dein Reisebreicht ist sehr interessant, zumal wir in etwa einem Jahr etwas Ähnliches planen. Hilfreich wäre aber, wenn du die Begriffe "billig" und "teuer" durch Beträge konkretisieren könntest. Wenn du es nicht als indiskret empfindest, würde es mich auch interessieren, was du für das Haus bezahlt hast. Danke!

MfG, Richard



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