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Electrabel „Keine gesundheitliche Belastung“ DLZ 11.9.08

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Wunschtraum Dreckmann

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Ort: Brunsbüttel

BI Teilnehmernummer: 108

New PostErstellt: 11.09.08, 11:14  Betreff: Electrabel „Keine gesundheitliche Belastung“ DLZ 11.9.08  drucken  weiterempfehlen

„Keine gesundheitliche Belastung“

Electrabel will deutlich unterhalb aller gesetzlichen Grenzwerte bleiben

Von Beate Meißner

Brunsbüttel – Zum ersten Mal öffentlich vorgestellt hat das Unternehmen Electrabel seine Pläne für den Bau eines 800-Megawatt-Steinkohlekraftwerkes in Brunsbüttel. Der Andrang von interessierten Zuhörern im Bauausschuss war aber nicht so groß wie erwartet.

Irgendwann musste der stellvertretende Ausschussvorsitzende Rolf Fischer die Fragestunde abbrechen, sonst hätten die Kritiker des Projektes gar kein Ende gefunden. Es waren zwar nicht viele, die nachhakten und/oder ihre Befürchtungen äußerten, aber einige Fragen hatten es in sich.

Vertreter von Electrabel Deutschland stellten das geplante Steinkohlekraftwerk am Dienstagabend im Bauausschuss vor. Die Sitzung war extra in die Aula des Bildungszentrums verlegt worden – doch die blieb halb leer. Das 800-Megwatt-Werk im Industriegebiet Elbehafen ist nach dem Projekt von Südweststrom das zweite Steinkohlekraftwerk in der Schleusenstadt.

Die brennendste Frage war natürlich die nach einer Gesundheitsbelastung der Menschen – durch Lärm, Gerüche und Stäube. „In dem nicht weit entfernten Wohngebiet leben viele junge Leute mit kleinen Kindern; was kommt auf die zu?“, wollte eine Zuhörerin wissen. „Keine gesundheitlichen Belastungen“, versprach Frank Albers, Projektkoordinator für das Werk. Zum Lärm: Die gesetzlichen Grenzwerte für Wohngebiete würden deutlich unterschritten, das Kraftwerk sei „sehr leise“. Und auch die Emissionen aus den Schornsteinen blieben alle unter den Grenzwerten (siehe neben stehenden Kasten). Zwar sei die Luft in Brunsbüttel schon belastet, aber die Zusatzbelastung durch das Werk sei laut Luftgutachten des TÜV Nord „außerordentlich gering“.

Aufklärung musste Albers in Sachen Emissionszertifikatehandel treiben und damit die irrige Meinung, durch den Bau eines modernen Kraftwerkes werde einfach ein altes abgeschaltet, widerlegen. „Das geht so nicht“, betonte er, sondern funktioniere nur über den Preis für jede Tonne Kohlendioxid, die emittiert werde. „Alte Kraftwerke, die mehr ausstoßen als unseres, werden zu teuer“, erklärte der Projektleiter.

Zur Kühlung im Kraftwerk wird das Wasser der Elbe genutzt. „Warum wird die Wärme nicht für die Stadt und die Industrie genutzt?“, wollte ein Besucher der Ausschusssitzung wissen. Die so genannte Kraft-Wärme-Kopplung hatte Electrabel natürlich auf der Rechnung, so Albers, und hat auch geklärt, ob Unternehmen bereit sind, Wärme abzunehmen. „Wir haben bedauerlicherweise keinen Kunden gefunden, der das in nennenswerter Menge tun würde“, musste der Projektleiter gestehen. Aber: „Wir versuchen es weiter.“ Auch die Stadt ist kein Abnehmer – die Entfernung ist zu weit und es gibt nicht genügend Mehrfamilienhäuser.

Die Herkunft der Steinkohle, die Ausmaße verschiedener Kraftwerksteile und der Unterschied zwischen modernster Technik und bester verfügbarer Technik waren weitere Fragen.

Dem Unternehmen ist wohl bewusst, mit welchen Widerständen es beim Bau des Steinkohlekraftwerks rechnen muss, dass bei vielen Menschen erhebliche Vorbehalte bestehen. Deshalb zählt es in einer Hochglanzbroschüre für die Bürger in Brunsbüttel die Vorteile auf: bis zu 1000 Arbeitsplätze in der Bauphase, etwa 110 Arbeitsplätze im Kraftwerk, rund 190 indirekte Arbeitsplätze bei Zulieferern und in der Konsumgüterbranche, außerdem Gewerbesteuer für die Stadt.

Außerdem hat Electrabel ab heute ein Bürgertelefon eingerichtet, um offene Fragen zu klären und Bedenken zu äußern: Tel. 0800/22 33 88 277

Das Kraftwerk: Zahlen und Fakten

Das Steinkohlekraftwerk hat eine Bruttoleistung von 800 Megawatt und einen Wirkungsgrad von über 46 Prozent. Nach Unternehmensangaben ist das der höchste Wert, der zurzeit möglich ist (der Durchschnitt in Deutschland liegt bei 38 Prozent).

Bei Vollauslastung sollen 295 Tonnen Steinkohle pro Stunde (1,5 Millionen Tonnen/Jahr) verarbeitet werden. Das ist wegen des Wirkungsgrades weniger als in alten Kraftwerken. Deshalb und wegen „der besten verfügbaren Technik“, so Albers, wird auch weniger Kohlendioxid ausgestoßen, sogar 21 Prozent weniger als der Durchschnitt der Kraftwerke in der Bundesrepublik.

Diese beste verfügbare Technik macht es auch möglich, dass die Emissionen von Staub, Stick- und Schwefeloxiden weit unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte liegen – zwischen 50 und 65 Prozent.

Eine Milliarde Euro investiert das Unternehmen in das Brunsbütteler Projekt und rechnet mit dem Baubeginn im ersten Quartal des nächsten Jahres. Ab 2011 soll das Werk im Probebetrieb fahren, 2012 dann in Betrieb gehen. Den Standort hat sich Electrabel schon Ende 2005 gesichert, die Zusage von Vattenfall für den Netzanschluss liegt vor und drei Kraftwerksblöcke sind auch schon bestellt. Der Antrag nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz ist in einer überarbeiteten Form Anfang September gestellt worden. Was noch geschehen muss, ist die Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes und die Genehmigung vom Staatlichen Umweltamt in Itzehoe (nach Prüfung). Also das selbe Prozedere wie bei Südweststrom. Und vorher steht ein öffentlicher Erörterungstermin an, bei dem Einwände vorgebracht werden können.

Offen hält sich das Unternehmen die spätere Möglichkeit der Abscheidung von Kohlendioxid aus dem Abgas. „Das wäre von den Anlagen und vom Standort her möglich“, so Albers. Er rechnet aber erst 2020 damit, weil sich Verfahren noch im Forschungs- und Versuchsstadium befänden. Klar ist aber, dass dann der Wirkungsgrad sinkt und mehr Kohle benötigt wird. Die Forschung wird’s zeigen.

 





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