Zum Leserbrief von Telse Mehlert aus Nortorf
vom 22. November zum Bericht „Knappe Mehrheit auch gegen abgespeckte
Windkraftnutzung“.

In Neuendorf-Sachsenbande sind vor der
Kommunalwahl Programme von Parteien und einer Wählergemeinschaft
veröffentlicht worden. Je nach Auffassung unterschiedliche
Vorstellungen hinsichtlich der weiteren Industrialisierung des Dorfes
wurden dort beschrieben. Es gab bekanntlich harte Diskussionen und
erhebliche Auseinandersetzungen.

Die Bürgerinnen und Bürger haben sich bei der Kommunalwahl mit
deutlicher Mehrheit für die Gruppierungen entschieden, die
kompromisslos für den Erhalt der dörflichen Struktur ohne weitere
Windindustrie-Ansiedlung einstehen.

Nun hat die neu gewählte Gemeindevertretung ihren Auftrag
durchgeführt. Unbeugsam haben Gemeindevertreter einschließlich des
Bürgermeisters in Neuendorf-Sachsenbande den
Angriffen interessierter Kreise und dem Druck eines Teils der
öffentlichen Meinung widerstanden und ihre angekündigte Linie verfolgt.
Das ist gut so, wird zwar manchem nicht gefallen, ist aber Teil einer
neuen politischen Kultur in der Gemeinde.

Jetzt wird in übler Weise versucht, dieses gute demokratische
Verhalten zu diskreditieren. Und nicht nur das: der Gemeindevertretung
wird vorgeworfen, gesundheitliche Beeinträchtigungen der Bürgerinnen
und Bürger in Kauf zu nehmen. Dazu wird eine absurde
Argumentationsreihe vorgetragen, auch die Bürgerinnen und Bürger werden
diffamiert. Und das geschieht durch die 1. Stellvertretende
Bürgermeisterin einer Nachbargemeinde!

HARTMUT MEINKE

Hinter-Neuendorf

Mit großem Erstaunen habe ich zur Kenntnis genommen, dass eine
Leserin „erschüttert“ ist, wenn eine Gemeindevertretung Beschlüsse
fasst zum Wohle ihrer Gemeindemitglieder und Wähler. Ich dagegen war
begeistert zu lesen, dass es auch im Kreis Steinburg Politiker gibt,
die ihre Wahlversprechungen in Beschlüsse umsetzen, und kann den Leuten
in Neuendorf-Sachsenbande nur zu ihren
Gemeindevertretern gratulieren! Traurig nur, dass es auch dort, wie in
Eggebek, nun zu öffentlichen Beleidigungen der Gemeindevertreter durch
die Lobbyisten und Anhänger der Windenergieerzeugung kommt. Ob es bei
Beschimpfungen bleiben oder auch noch zum Versuch, die Gemeinde zu
verklagen, kommen wird, werde ich mit Interesse verfolgen. Wäre sehr
schade um ein echtes Stück gelebte Demokratie in der Nachbarschaft. A.
BEHRENDT

Mehlbek

Hätte die Verfasserin des Leserbriefes geschrieben: „Ich, Telse
Mehlert, stellvertretende Bürgermeisterin von Nortorf, aktives Mitglied
der Bürgerinitiative Gesundheit und Klimaschutz (BI), eng verbandelt
mit der Firma GEO, beteiligt an Windkraftanlagen in Nortorf, finde
Windindustrie toll, weil ich daran gut verdiene. Darum möchte ich, dass
auch meine Familie in Neuendorf-Sachsenbande, Ex-Bürgermeister
Rehder und sein Sohn, das familiäre Einkommen mittels WKA zu unserem
persönlichen Wohl mehrt. Nun bin ich sehr wütend auf die dortigen
Gemeindevertreter, weil sie durch ihren Beschluss unsere familiären
Pläne vereitelt haben.“

Dann hätte man sie vermutlich für egoistisch gegenüber Natur und
Landschaft, der Gesundheit und Lebensqualität ihrer Mitbürger und deren
Immobilienwerten gehalten. Möglicherweise hätte man sie auch als
„profitorientiert um jeden Preis“ bezeichnet, auf jeden Fall hätte man
sie als knallharte, aber aufrichtige Person wahrgenommen.

Leider hat sie sich für die Variante entschieden: „Ich kenne zwar
die Zusammenhänge nicht, beleidige aber trotzdem die Gemeindevertreter
von Neuendorf-Sachsenbande, weil diese sich gegen meine Privatinteressen und – wie versprochen – für das Wohl ihrer Wähler entschieden haben.“

Damit Sie Ihren nächsten Leserbrief in Zeiten von Windstille oder
bei Sturm nicht etwa per Hand vor der Petroleumlampe schreiben müssen,
Frau Mehlert, wird die Energieerzeugung auch Ihrer WKA durch ständig
mitlaufende konventionelle Kraftwerke (Atom, Kohle, Gas) gestützt.
Soviel zu Ihrem Windkraftmärchen vom Heilsbringer Ökowindstrom, an das
heute höchstens noch Ignoranten oder Faktenverdreher aus Eigennutz
glauben.

Die gleichen Sprüche von der Petroleumlampe und dem offenen Feuer
haben wir bereits vor 30 Jahren von der Atomlobby gehört, als wir gegen
Brokdorf demonstrierten. Finden Sie es nicht lächerlich, dass Sie diese
heute als Windlobbyistin nachplappern?

Und wieder einmal hat uns jemand erklärt, dass wir Gegenwindler
natürlich per se nicht nur für Atomkraft, sondern auch für Kohlekraft
sind.

Unsere Unterschriftenlisten und persönlichen Einwendungen aus Neuendorf-Sachsenbande
gegen die Planungen in Brunsbüttel und unsere Geldspende haben Sie für
die BI im Januar 2008 allerdings gerne angenommen…

Erinnern Sie sich an die Werbeveranstaltung Ihrer BI für die Firma
GEO im Mai 2008, als Herr Jensen seine Industrialisierungspläne durch
WKA und Biomasseanbau in der Wilstermarsch vorstellte und Sie von Ihrer
Beteiligung an WKA in Nortorf berichteten? Auf den Hinweis, dass mit
der Trockenlegung der Marschböden die Artenvielfalt der Avifauna in der
Region zerstört wird, kam von Ihnen lapidar: „Was interessieren mich
die Viecher, Hauptsache meinen Kindern geht es gut.“

Dass, gerade im Hinblick auf nachfolgende Generationen, also auch
auf Ihre Kinder, auf einen intakten Ökohaushalt geachtet und
unwiederbringliche Eingriffe in die Natur verhindert werden müssen,
scheint Sie nicht zu interessieren. Oder heißt „gut gehen“ für Sie viel
Geld verdienen, egal womit, in welcher Umgebung auch immer und auf
wessen Kosten?

Sie unterstellen unseren Gemeindevertretern einen fahrlässigen
Umgang mit der Gesundheit ihrer Mitbürger. Haben Sie sich schon mal
schlau gemacht, welche Erkrankungen Sie Ihren Mitbürgern durch Lärm,
Infraschall, Schlagschatten und optische Unruhe, ausgehend von den
durch Sie mitbetriebenen WKA, zumuten? Oder sind Erkrankungen wie z.B.
Schlafstörungen, Ohrgeräusche, Atemwegserkrankungen wie Geschwüre in
Bronchien und Rachen und Herz-Rhythmusstörungen das von Ihnen erwähnte „kleinere Übel“? Da fragen Sie mal die Betroffenen!

Gibt es in Ihrem „Energiedenken“ wirklich nur Atom-, Kohle- und
Windkraft? Oder haben Sie z.B. auch schon mal von Geothermie gehört?
Eine Energieform, mit der Sie zwar nicht so viel Geld verdienen können
wie mit Ihren Beteiligungen an Windindustrieanlagen, aber mit der wir
alle sparen können. Stromkosten und Steuergelder für die
subventionsgestützten Energieerzeuger wie z.B. Ihre WKA.

Machen Sie, was Sie anderen empfehlen, doch einmal selbst! Schauen
Sie über Ihren Tellerrand und machen Sie sich künftig schlau, z.B. auf
unserer homepage oder der Ihrer BI, bevor Sie die Mitglieder unserer
demokratisch gewählten Gemeindevertretung samt ihrer Wählerschaft
beleidigen und verunglimpfen.

Apropos Zukunft, ein Wort, welches Sie in Ihrem Leserbrief gern
benutzen: „Die Zukunft der Energie – Die Antwort der Wissenschaft“ Ein
Report der Max-Planck-Gesellschaft.
Ein Buchtipp für Sie und alle Interessierten, geschrieben nicht von
Energielobbyisten, sondern von unabhängigen Wissenschaftlern, in deren
Energieformen der Zukunft die Windkraft gar nicht mehr als solche
vorkommt. Die Zeichen der Zeit, wie Sie es nennen, sind also bei
unseren Gemeindevertretern von ABV und SPD in Neuendorf-Sachsenbande sicher besser aufgehoben als bei Ihnen!

JUTTA REICHARDT

Neuendorf-Sachsenbande