Hochspannungstrasse mit Bürgerbeteiligung
Heide/ala
Der Kreis Dithmarschen unterstützt einen beschleunigten Ausbau der
Stromnetze auf allen Spannungsebenen. In einer gemeinsamen Sitzung des
Agrar- und Umweltausschusses sowie des Wirtschafts- und
Planungsausschusses sprachen sich die Kommunalpolitiker dafür einstimmig
aus. „Dies ist eine große infrastrukturelle Herausforderung und ein
Verfahren mit Konfliktpotenzial“, so Erk Ulich, zuständig für die
Regionalentwicklung des Kreises. Wichtig: Statt wie bisher die Bürger
erst am Ende der Planungen vor vollendete Tatsachen zu stellen, sollen
die Menschen in der Region daher von Anfang an involviert werden.
Gemeinsam mit Nordfriesland wird Dithmarschen damit bundesweite
Modellregion. Entwickelt und durchgeführt wird dies von der Deutschen
Umwelthilfe. Damit solle eine größere Akzeptanz bei den Bürger erreicht
werden, so Dr. Peter Ahmels, der vor zwei Jahren zum Leiter des neu
aufgebauten Bereichs Erneuerbare Energien bei der Deutschen Umwelthilfe
berufen wurde und sich mit der naturverträglichen Integration von Strom
aus Erneuerbaren Energien in das sich wandelnde Stromnetz widmet. Ziel
sei auch, Erfahrungen mit der Bürgerbeteiligung zu sammeln, die von der
Bundesnetzagentur genutzt werden sollen, erklärte Ahmels den
Kommunalpolitikern. Geschäftsbereichsleiter Christian Rüsen hofft, dass
damit auch langwierige Klagen vermieden werden – „auch wenn man nicht
den Letzten überzeugen kann“.
Hintergrund der Infrastrukturmaßnahme ist der massive Ausbau der
erneuerbaren Energie, mit der schon jetzt die Netze vollkommen
überlastet sind und immer wieder zur Abschaltung von Windenergie-Anlagen
führt. Und ein Ende des Ausbaus an Wind- und Sonnenenergie ist nicht
absehbar. Für Dithmarschen wird mit einer Leistung von 2000 Megawatt
gerechnet, die eine 380-KV-Trasse von Niebüll nach Brunsbüttel, 110-KV-Leitungen
als Zubringer sowie mehrere Umspannwerke notwendig machen. Erdleitungen
wird es bei der Höchstpannungsebene wegen der damit verbundenen
technischen Anforderungen und hohen Kosten nicht geben. Auch eine
Kombination mit der Elektrifizierung der Bahntrasse wurde verworfen.
Dafür plant die Arbeitsgemeinschaft Netz eine Bürgernetzgesellschaft.
Ähnlich wie bei Windparks sollen die Bürger sich an dem Ausbau der
380-KV-Netze beteiligen können.
Die Speicherung der Energie kann nach Ausführungen des Kreises zwar
zur Optimierung der Netze beitragen. Für Großspeicher stünden im Land
keine ausgereiften Techniken zur Verfügung. Ein Beitrag zur Beseitigung
von Kapazitätsengpässen ergebe sich nicht.
„Wir müssen die Botschaft aussenden, dass wird den Netzausbau und die
Bürgerbeteiligung benötigen“, so Ausschussmitglied Karsten Wessels
(SPD). Der Kreis habe auch ein wirtschaftliches Interesse daran, dass es
funktioniert.
Ende September werden die vom Ausbau betroffenen Gemeinden informiert.
Für Oktober sind Regionalkonferenzen mit den Netzbetreibern für die
Öffentlichkeit geplant.