BIAB verbucht einen Teilerfolg
Bürgerinitiative diskutiert Holcim-Genehmigungsverfahren und kündigt an: „Wir werden weiter nachhaken“
Lägerdorf
Als weiteren Teilerfolg hat die BIAB Lägerdorf (Bürgerinitiative zur
Verhinderung gesundheitsgefährdender Abfallbeseitigung) ihren Einsatz im
Rahmen des Holcim-Genehmigungsverfahrens zur
Verbrennung von Klärschlämmen im Ofen 11 verbucht. Bei ihrer
Mitgliederversammlung im Tennisheim berichtete der Vorstand den 25
Teilnehmern vom Erörterungstermin über den Holcim-Antrag,
der vom 22. bis 24. Juni an drei Tagen in Itzehoe statt fand. Um die
Bedenken gegen den Antrag zu ermitteln und sich einen besseren Überblick
zu verschaffen, war das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und
ländliche Räume (LLUR) mit 14 Vertretern, die Firma Holcim gar mit 18
Vertretern und Beratern anwesend – die BIAB war mit fünf Teilnehmern
dabei. „Es war zuvor gelungen, mit Hilfe des Vereins Haus und Grund
Münsterdorf, des BUND Itzehoe und der Bürgerinitiative Brunsbüttel 125
Einzeleinwendungen und insgesamt 1500 Sammeleinwendungen gegen den
Antrag beim LLUR einzureichen“, freute sich Vorstandsmitglied Sabine
Dammann (wir berichteten).
Bei der Besprechung verschiedener Themen seien alle Punkte der BIAB-Einwendung
berücksichtigt worden – schon dies ein Erfolg für die Initiative. „Dr.
Mecklenburg vertrat die Gemeinden Münsterdorf, Sommerland und Brande-Hörnerkirchen
und war glänzend vorbereitet.“ Auch „Dr. Karsten Hinrichsen und Eilhard
Stelzner von der BI Brunsbüttel und Wilstermarsch glänzten mit
Sachverstand.“
Diese wenigen Mitstreiter hätten dem LLUR und Holcim „hervorragend
Paroli geboten“ und zu verstehen gegeben, wie unzufrieden sie mit dem
LLUR und dem unvollständigen Genehmigungsantrag Holcims gewesen seien.
Unvollständige Aktenführung, lückenhafte Unterlagen und falsche
Bewertungsgrundlagen wurden von ihnen bemängelt, darin aber seitens der
Behörde kein Grund gesehen, das Verfahren zu verschieben.
Ihre fachlich vorgetragenen Bedenken führten dann zu dem für die BIAB
zunächst erfreulichen Ergebnis: „Wir wissen, dass die beantragte
Genehmigung von Holcim nicht so genehmigt wird“, sagte Sabine Dammann.
Besonders die noch nicht exakt ermittelte Menge von Quecksilber und
die damit verbundenen Gesundheitsrisiken böten nach wie vor
Diskussionsbedarf. Wie bei einer Einwohnerversammlung in Lägerdorf von
Holcim angekündigt, wolle die Firma dem Wunsch der Einwender nachkommen
und die Quecksilberemissionen reduzieren, und zwar mittels eines
Verfahrens zur Quecksilberabscheidung. „Wir fordern nun aber erst einmal
einen Nachweis der mit Quecksilber belasteten Kreide.“
Im weiteren Verlauf des Verfahrens argwöhnt die BIAB nun Winkelzüge
der Genehmigungsbehörde. „Wahrscheinlich wird die Genehmigung in den
Weihnachtsferien erteilt werden – zu einem Zeitpunkt, an dem die
Menschen mit anderen Dingen beschäftigt sind“, sagte Sabine Dammann, und
kündigte schon einmal an: „Wir werden vorsorglich einen Widerspruch
vorbereiten, falls wir mit dem Inhalt der Genehmigung nicht
einverstanden sein sollten.“
Für einen besseren Durchblick, eine übersichtliche Rückschau und die
Gewähr der Nutzung derselben Daten von allen Beteiligten hat die BIAB
alle verfügbaren Bodenanalysen seit 1990 von Holcim, der BIAB, den
Ämtern Breitenburg und Krempermarsch zusammen getragen. „Diese werden
vom Amt Krempermarsch eingescannt und allen Institutionen sowie dem LLUR
zur Verfügung stehen.“
Um dann zu gültigen Aussagen zu kommen, müsse zunächst der jetzige Ist-Zustand
der Böden in einem „Fingerabdruck“ festgestellt werden. „Dazu fordert
die BIAB toxikologische Studie, da in unserer Region der Verdacht der
überproportionalen Häufung von Atemwegserkrankungen und Auffälligkeiten
durch Quecksilbervergiftungen und deren Langzeitfolgen beobachtet
werden.“
Da die Behörde allerdings kein erhöhtes Krebsrisiko durch die Stoffe
der Firma Holcim fest gestellt habe, fordert die BIAB: „Keine
Sondergenehmigung, keine Klärschlammverbrennung“, so Dammann. „Und wenn
doch, dann nur mit vorgetrocknetem Klärschlamm!“
Weiterhin müsse nach ihrer Auffassung die Genehmigung des
Schlauchfilters in die anstehende Umweltverträglichkeitsprüfung
einbezogen werden, und die Abgasreinigung den strengeren Vorgaben von
Müllverbrennungsanlagen entsprechen. „Eine sichere Vermeidung von
Quecksilber ist nur möglich, wenn dieses über andere Quellen,
insbesondere Brennstoffe, ausgeschlossen wird.“
Kritisiert wurde auch der jährlich von der Firma herausgegebene
Umweltbericht, der in diesem Jahr zurück gehalten werde. Die Ergebnisse
einer Klärschlammversuchsverbrennung, die vom 21. bis 27. Juni statt
gefunden habe, seien so zunächst nicht bekannt geworden. „Wir haben den
Unterlagen entnommen: Der Klärschlamm kam nicht aus Hetlingen, für den
die Analyse eingereicht wurde, sondern aus sieben anderen
Klärschlammwerken“, empörte sich der stellvertretende Vorsitzende Kay
Paschen. „Wir kriegen eine Analyse, was verbrannt werden soll, aber
verbrannt wird letztlich etwas ganz anderes. Das ist nach meiner Ansicht
Beschiss.“ Aber wie bei allen anderen Themen auch gelte hier das Motto
der BIAB auch weiterhin: „Wir werden nachhaken“, kündigte Kay Paschen
an.
Ludger Hinz