„Groteske Falschinformation“
Zum Artikel „Kritik aus dem Kraftwerk“ (Ausgabe vom 9. Februar)
Erstaunt. Oder
vielleicht eher „blind vor Wut“? Der Leiter des AKW Brokdorf, Herr
Jorden, scheint sich so sehr über die Initiative „Brokdorf akut“ zu
ärgern, dass er nicht mehr richtig lesen kann. Anders ist sonst nicht zu
erklären, dass er die Äußerung der Initiativensprecher so versteht,
dass diese das AKW für die überdurchschnittlich vielen Krebsfälle in
Wewelsfleth nicht verantwortlich machen wolle. Die Originalaussage der
Initiative lautet: „Die Initiative hat keineswegs behauptet, das AKW
Brokdorf sei dafür verantwortlich,...“. Wir haben die Formulierung
gewählt, weil wir nicht wissen, ob der Betrieb des AKW Ursache ist.
Deshalb fordern wir eine Erforschung der Ursachen. Und anders als Herr
Jorden, achten wir bei öffentlichen Stellungnahmen darauf, dass wir
keine Unwahrheiten verbreiten. Der hatte als Reaktion auf unseren Besuch
im Gesundheitsministerium öffentlich behauptet, das „Krebsregister
stelle fest, dass das Kernkraftwerk Brokdorf nicht der Grund für die
Krebsfälle in Wewelsfleth sei.“ Da hat er entweder nicht richtig gelesen
oder er hat wissentlich die Wahrheit verdreht, wie es übrigens die
„Informationsabteilungen“ der AKW-Betreiber
aller Länder schon lange machen. Kein seriöser Wissenschaftler würde bei
derzeitigem Stand der Untersuchung eine solche Aussage treffen, und so
heißt es vom Krebsregister nur, dass „aus den Daten keine schlüssigen
Hinweise auf das AKW Brokdorf abzuleiten seien. Damit ist es aber als
Ursache keineswegs ausgeschlossen, auch wenn Herr Jorden das gerne
hätte. Diese den Sinn verdrehende Umformulierung durch Herrn Jorden
nennen wir „groteske Falschinformation“, nicht wie er es darstellt, dass
ein Jahre alter Messwert den erlaubten Grenzwert nur zur Hälfte
erreicht hätte. Mit dem Beispiel wollten wir aufzeigen, wie lässig Eon
in seinen öffentlichen Äußerungen mit der Wahrheit umgeht: Angeblich
würden die Grenzwerte ausnahmslos um das tausend-bis
zehntausendfache unterschritten. Er beklagt, dass wir aus unseren
Sitzungen „Kraftwerksmitarbeiter ausgeschlossen“ hätten. Wir hatten
seinen Pressearbeitsleiter und den Sicherheitsbeauftragten nach einer
Dreiviertelstunde Gespräch gebeten, uns für den Rest des Treffens
alleine zu lassen, um Internes bereden zu können. Wenn wir ohne
Vorankündigung bei der EonVorstandssitzung auftauchen und weggeschickt
würden, würden wir uns nicht öffentlich darüber beklagen. Wir sind nicht
gegen die Menschen, die in AKW arbeiten, wir können ihre Sorge um ihre
Arbeitsplätze nachvollziehen. Aber wir arbeiten für die
schnellstmögliche Stilllegung aller Atomanlagen. Aktuell bereiten wir
eine Großdemonstration am AKW Brokdorf aus Anlass des Fukushima-Jahrestages am 11. März vor.
Carsten Orth,
Initiative Brokdorf Akut