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Atommüll-Fässer: Das Schweigen der Verantwortlichen. WZ vom 30.03.2012

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 30.03.12, 23:37  Betreff: Atommüll-Fässer: Das Schweigen der Verantwortlichen. WZ vom 30.03.2012  drucken  weiterempfehlen



Das Schweigen der Verantwortlichen

Rat bittet Vertreter von Atomaufsicht und Vattenfall zur aktuellen Stunde

Brunsbüttel

Was hatte es mit Fass Nummer 1324 auf sich, das auf einem Foto als
teilzerlegter Behälter von radioaktivem Müll traurige Berühmtheit
erlangte? Und wieso wurde die Stadt bislang nicht offiziell über die
Umstände und vor allem das mögliche Risiko des Schadens im Brunsbütteler
Kernkraftwerk informiert? Antworten erhoffte sich die Ratsversammlung
Mittwochabend von Vertretern der Atomaufsicht des Landes und des
Kraftwerksbetreibers Vattenfall. Auch in über 60-minütiger „aktueller
Stunde“ konnte keine befriedigende Antwort auf die schleppende
Informationspolitik der Verantwortlichen gefunden werden.


Schon eingangs hatte Bürgermeister Stefan Mohrdieck, dessen Schreiben
an das zuständige Ministerium bislang nicht beantwortet wurde, seinem
Unmut Luft gemacht. „Das ist ein Zustand, der für einige nicht
akzeptabel ist.“ Die Behörde von Minister Erwin Schmalfuß hatte lapidar
auf ihre Homepage verwiesen. Deutlich reagierte darauf Bürgervorsteherin
Rita Audiger. An die Adresse der Ministeriumsvertreter Dr. Uwe Hoffmann
und Dr. Jürgen Müller sagte sie: „Ich finde das respektlos gegenüber
der Stadt und den Bürgern.“


Die Bevölkerung, so Audiger, sei durch die schlechte
Informationspolitik verunsichert worden. „Der Standort und seine
Umgebung wurden geschädigt. Wird sowas im Vorwege überhaupt bedacht?“


Jens-Christian Magnussen (CDU) legte nach:
„Es ist das Gebot der Stunde, zu informieren.“ Die Bevölkerung dürfe
nicht verunsichert werden. Brunsbüttel habe zudem einen schweren
Imageschaden erlitten. Er forderte von Vattenfall „einen offenen und
ehrlichen Umgang miteinander“.


Die Verlässlichkeit des Kraftwerksbetreibers werde natürlich
untersucht, betonte Hoffmann. Das Ministerium sei aber „schnell zu dem
Entschluss gekommen, dass eine direkte Gefährdung während des Vorgangs
nicht feststellbar war“. Ohnehin sei es nicht Sache der Behörde, „schon
nach zwei oder drei Tagen die Bevölkerung zu beunruhigen“. Erst müsse
ein gesicherter Sachstand vorliegen. Das sei Ende Februar der Fall
gewesen. Nach zwei Monaten.


Fass 1324 erlitt seinen Schaden in einer Absauganlage, die
getrocknete Reststoffe etwa aus Filterrückständen aus 30 Jahre alten
Stahlfässern in endlagerfähige Behälter absaugt. Ein Verfahren, so
Werkleiter Knut Frisch, das bislang ohne Probleme bei 650 dieser
200-Liter-Fässer angewendet worden sei. Weitere
631 Fässer in sechs unterirdischen Kavernen und zehn Fässer im
Reaktorgebäude warten noch auf das Umfüllen in der Pulverabsauganlage.
Dies sei jedoch zunächst ausgesetzt. Die Anlage soll einen zusätzlichen
Greifer bekommen, so dass die einzelnen Fässer auch unten gehalten
werden. Die mechanische Belastung der Behälter tritt beim Entleeren auf.
Frisch verglich dies mit der Trommel einer Waschmaschine beim
Schleudern. Üblicherweise dauere dies drei Stunden, Fass 1324 sei acht
Stunden in der Anlage gewesen. Dabei sei der Schaden entstanden. Eine
Sichtkontrolle im Juni vorigen Jahres habe keine Hinweise auf Mängel
ergeben. „Es bestand zu keiner Zeit irgendeine Gefährdung für das
Personal, die Umwelt oder die Bevölkerung“, betonte Frisch. Er verwies
darauf, dass es sich bei diesem Vorfall keineswegs um ein
meldepflichtiges Ereignis gehalten habe. „Alle Vorschriften sind
eingehalten worden.“


Andreas Wohlert (CDU) stellte fest: „Hier ist der Eindruck
entstanden, als ob man nicht in der Lage wäre, Atommüll ordentlich zu
lagern.“ Dies griff Hoffmann auf: „Es sind Vorsorgemaßnahmen für die
Zukunft erforderlich, wie mit Fässern in Brunsbüttel umgegangen wird.“


Eine Frage blieb in der aktuellen Stunde unbeantwortet: Gerd
Striebinger (WIR) wollte wissen, weshalb nicht umgehend reagiert wurde,
nachdem „so ein Foto“ eines völlig kaputten gelben Fasses in den Medien
die Runde machte. Darüber schwiegen die Verantwortlichen, zogen sich
darauf zurück, dass dieser Vorfall in einer Grauzone unterhalb
meldepflichtiger Ereignisse angesiedelt sei.


Hier sieht Bürgervorsteherin Rita Audiger Handlungsbedarf. Es müssten
gemeinsam Kriterien für schnellen Informationsfluss erarbeitet werden.
„Per Mail kostet das nur zwei Minuten.“ Auch Bürgermeister Mohrdieck
möchte in Zukunft besser informiert werden.


Ralf Pöschus







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