Hafenausbau für 33 Millionen Euro
Brunsbüttel als Standort für die Versorgung der Offshore-Windparks etablieren / Planer versprechen Anwohnern geringe Beeinträchtigungen
Brunsbüttel
Millionenbeträge werden in den Ausbau des Elbehafens sowie in den Bau
eines neuen „Mehrzweckhafens“ zwischen Elbehafen und Kernkraftwerk
Brunsbüttel investiert. Die Projekte wurden am Donnerstagabend auf einer
Sitzung des Ortsbeirates für die Südseite vorgestellt. egeb-Sprecher Volker Ziedorn bezifferte allein die Kosten für den Bau der neuen „Multi-Purpose-Pier“,
wie der Mehrzweckhafen offiziell bezeichnet wird, mit 33 Millionen
Euro. Im Elbehafen werden zurzeit – so berichtete der Geschäftsführer
der zur Schramm-Group gehörenden Brunsbüttel
Ports GmbH, Frank Schnabel – fünf Millionen Euro in das neue
Verwaltungsgebäude und 15 Millionen Euro in die Erneuerung der Spundwand
sowie in eine neue Beton-Pierplatte mit Kaigleis investiert.
Mit der Multi-Purpose-Pier,
die über 200 Meter Liegeplatzlänge für Schiffe bis zu elf Meter
Tiefgang verfügen soll, will sich Brunsbüttel als wichtiger Standort für
die Versorgung der Nordsee-Windparks
etablieren. Ziedorn sieht Chancen für den Mehrzweckhafen vor allem in
der Produktion, Lagerung und Montage der Fundamente und Türme für
Offshore-Windparks. Von diesen sollen in der
deutschen Nordsee 82 entstehen. Nach Angaben Ziedorns sind vier in
Betrieb und 24 weitere genehmigt. Für 54 Windparks laufen die Verfahren.
In der Nordsee sollen rund 10 000 Windkraftanlagen entstehen.
Für die Multi-Purpose-Pier
hat das Land Fördermittel von 25 Millionen Euro zugesagt, die
restlichen acht Millionen muss die egeb tragen. Allein 26 Millionen Euro
werden, so Ziedorn, in den Hafenbau fließen, die restlichen Mittel in
die Infrastruktur und Grunderwerb.
Wer als Hafenbetreiber die neue Pier übernehmen wird, sei noch offen. Bei einem Interessen-Bekundungsverfahren
habe es mehrere Rückmeldungen gegeben, dabei auch von „durchaus
bekannten Unternehmen“. Frank Schnabel machte keinen Hehl daraus, dass
sich die Brunsbüttel Ports GmbH gute Chancen ausrechne.
Wie Volker Ziedorn sagte, soll Mitte des Jahres mit den
Detailplanungen für die neuen Pieranlagen und das angrenzende
Hafengelände begonnen werden. Die Wohnbebauung der Südseite, so
beruhigte er die Bürger, sei so weit entfernt, dass keine
Beeinträchtigungen zu befürchten seien. Im Übrigen, sicherte
Beiratsvorsitzender Wilhelm Malerius als Mitglied der Ratsversammlung
zu, werde es ein Planfeststellungsverfahren geben. Die Südseiten-Bewohner würden auf jeden Fall frühzeitig informiert.
Kurzzeitige Lärmbelästigungen schloss dagegen Elbehafen-Geschäftsführer
Frank Schnabel beim Setzen einer neuen Spundwand vor der über 40 Jahre
alten jetzigen Spundwand des Elbehafens nicht aus. Diese ist nötig, weil
die Standsicherheit der alten nicht mehr gewährleistet ist. Mit dem Bau
soll im Mai/Juni begonnen werden. Dabei müssten bis August/September 77
Schrägpfähle mit einer Länge von je 60 Metern zur Stabilisierung
eingerüttelt werden. „Auf den letzten vier Metern wird wohl gerammt
werden müssen“, kündigte Baufachmann Diethard Kleist an. Es müsse auch
an Wochenenden mit Bauarbeiten gerechnet werden. Nach Einbringen des
Füllbodens zwischen alter und neuer Wand sollen bis Jahresende die
Betonarbeiten abgeschlossen werden. Im nächsten Jahr folgen die
Erneuerung der Pierdecke mit dem Einbau des Kaigleises. „Bis Oktober
2013 soll alles fertig sein“, so Schnabel.
„Wir wollen Lärm vermeiden und regelmäßig informieren“, versprach er
den Bürgern. Diethard Kleist sicherte offene Baustellentage für die
Anwohner zu. „Die werden wir auch nutzen“, betonten die Nachbarn.
Verkehrsbelastungen, ergänzte Schnabel, würden weitgehend vermieden.
Baumaterial werde auf dem Wasserweg angelandet.
Gut im Zeitplan liegt der Bau des neuen Verwaltungsgebäudes am
Elbehafen, in das im Februar 2013 neben der Brunsbüttel Ports GmbH auch
die egeb und die Firma Sartori & Berger als Miteigentümer einziehen
werden. Der auf 89 Pfählen gegründete dreigeschossige Bau solle ein
Schmuckstück aus Dithmarscher Klinker werden, versicherte Schnabel. Im
Erdgeschoss solle ein Veranstaltungsraum für rund 100 Besucher
vorgehalten werden, der auch zur Kommunikation in der Region beitragen
solle.
Nach Fertigstellung des Neubaus sollen das Altgebäude abgerissen und
die frei werdenden Flächen als Lagergelände für Container und Stückgut
oder als Bunker für Flüssigerdgas zur Versorgung der Schiffe genutzt
werden.
Jochen Schwarck