Brunsbüttel
Bayers Millionen, die Produktionsumstellung auf das für harte
Schaumstoffe benötigte MDI, steht in den Startlöchern. Nach einjähriger
Planungsphase sind jetzt die Genehmigungsunterlagen eingereicht worden.
Die Entscheidung aus dem Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und
ländliche Räume wird Mitte kommenden Jahres erwartet. Dieser Schritt ist
für BayerMaterialScience (BMS) zugleich der Start einer
Öffentlichkeitskampagne für das 120-Millionen-Projekt.
Die Belegschaft wurde gestern informiert, die Ratsversammlung steht
in der kommenden Woche auf dem Plan, Bürgermeister der umliegenden
Gemeinden sowie Naturschutzverbände und auch die Bürgerinitiative
Gesundheit und Klimaschutz Unterelbe sollen über das Vorhaben auf dem
Laufenden gehalten werden, erklärte Werkssprecher Günter Jacobsen.
Die Umstellung des Standorts auf die alleinige Produktion von MDI wird das Brunsbütteler Werk neben Shanghai und dem US-amerikanischen Werk in Baytown zum Globalplayer machen. „Wir spielen dann in der Championsleague der MDI-Produktion
weltweit“, umriss Werkleiter Dr. Klaus Gebauer die Neuausrichtung am
Standort Brunsbüttel. Zudem sei dies ein wichtiger Schritt zur Sicherung
der rund 600 Arbeitsplätze, darunter 100 Auszubildende. In großer Zahl
würden jedoch keine neuen Stellen entstehen, machte Jacobsen deutlich.
MDI wird für harte Schaumstoffe benötigt. Die finden ihren Einsatz
unter anderem in Dämmstoffen für Kühlgeräte und Gebäude. Ein
Wachstumsmarkt, so Gebauer, durch den immer stärker werdenden Zwang zum
Energiesparen. Die jetzige Produktion wird von 200 000 auf 420 000
Jahrestonnen mehr als verdoppelt. Dafür gibt das BMS-Werk die Produktion von TDI für weiche Schaumstoffe komplett an das Werk in Dormagen ab.
Projektleiter Ulrich Hollmann, der bereits das MDI-Werk
in Shanghai aufbaute und seit einem Jahr mit der Planung für die
Brunsbütteler Neuausrichtung befasst ist, erwartet keine Probleme mit
der Genehmigung.
Grenzwerte würden unterschritten, so dass auch für bestehende
Anlagen, die umgebaut werden müssen, keine neuen Genehmigungen
erforderlich seien. In einem Bereich von 50 Quadratkilometern um das
Werk seien keine Auswirkungen zu erwarten – auch nicht auf
Naturschutzgebiete bis hin zum Vaaler Moor. Kühlwasser wird im
geschlossenen Kreislauf vom Nord-Ostsee-Kanal
in die Elbe durchgeleitet, Abwasser fließe erst entsprechend
aufbereitet in die Elbe. Nach Aussage Hollmanns stelle es auch kein
Problem dar, dass kochsalzhaltiges Abwasser (0,35mg/Liter) in den Fluss
eingeleitet werde. Bei bestimmten Gezeitenlagen spüle die Nordsee
erheblich mehr Salzwasser in die Elbe.
Die erforderlichen Gutachten hat der TÜV-Süd
erstellt, sie sind Teil der Genehmigungsunterlagen. Hinsichtlich
Energieeffizienz, Umweltverträglichkeit und Produktivität sei die neue
Produktionsanlage ein Meilenstein, so der Werkleiter. Über allem, so
Klaus Gebauer, stehe die Zusage: „Bei uns gilt safety first – Sicherheit
an erster Stelle.“ Immerhin werden für die MDI-Herstellung Stoffe wie Chlor und Phosgen benötigt.
Wenn alles wie geplant verläuft, wird ein öffentlicher Erörterungstermin
Anfang kommenden Jahres vom Landesamt angesetzt. Zwischen 2014 und 2016
ist die Bauphase vorgesehen. Einen konkreten Termin für den ersten
Spatenstich mochte Gebauer mit Verweis auf die ausstehende Genehmigung
noch nicht nennen.
Ralf Pöschus