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Claudia

Beiträge: 4532

New PostErstellt: 03.11.12, 00:14     Betreff: AKW-Zerlegung dauert bis zu 20 Jahre. WZ vom 02.11.2012

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Seite 1:

Pannenmeiler vor Abriss

Vattenfall stellt Antrag auf Rückbau des Kernkraftwerks Brunsbüttel / Minister Habeck begrüßt Vorstoß

Brunsbüttel/Kiel /höv

Der erste Schritt ist gemacht. Der Abriss des 1976 ans Netz
gegangenen Atomkraftwerks Brunsbüttel rückt näher. Der Energiekonzern
Vattenfall hat beim Energiewendeministerium in Kiel den Antrag auf
Stilllegung und Abbau des Siedewasserreaktors beantragt. Vattenfall
schwenkt damit auf den Weg der Energiekonzerne Eon und RWE ein, die
bereits Anträge zum Rückbau mehrerer der acht nach der Atomkatastrophe
im japanischen Fukushima 2011 stillgelegten deutschen Alt-Meiler gestellt haben.


Streit gibt es bereits über die Bedingungen für den Abriss, der nach
erfolgter Genehmigung im Jahre 2017 zehn bis 15 Jahre dauern wird. Die
Kosten für den Abriss werden zwischen 500 Millionen und einer Milliarde
Euro geschätzt. Vattenfall allerdings sieht die baldige Verfügbarkeit
des Endlagers für schwach- und mittelradioaktive Abfälle als
Voraussetzung für den Rückbau. Ab 2019 soll dazu der Schacht Konrad in
Betrieb gehen. Derzeit wird das ehemalige Erzbergwerk im
niedersächsischen Salzgitter umgebaut. Dass der Zeitplan jedoch zu
halten ist, wird in Branchenkreisen bezweifelt. Eine „deutlich spätere
Verfügbarkeit“ des Lagers Konrad würde eine grundlegende Prämisse (für
den Rückbau) in Frage stellen, unterstrich Vattenfall. Präzisere Angaben
machte das Unternehmen nicht. Klar ist jedoch: Irgendwo müssen die
10 000 Tonnen schwach bis mittelradioaktiver Abfälle gelagert werden .


Einen Zusammenhang zwischen dem Beginn eines Abrisses 2017 und der
Verfügbarkeit von Konrad zwei Jahre später wird beim Bundesamt für
Strahlenschutz jedoch bezweifelt. Ohnehin müssten die hochradioaktiven
Brennelemente nach der Abschaltung mindestens fünf Jahre im Reaktor oder
Abklingbecken bleiben, ehe sie in sogenannte Castor-Lagerbehälter
gebracht werden können, so das Bundesamt für Strahlenschutz. Diese
Zeitvorgabe allerdings ist in Brunsbüttel de facto längst erfüllt; der
Meiler liegt nach einer Panne seit 2007 still.


Auch Schleswig-Holsteins EnergieWendeminister
Robert Habeck (Grüne) erklärte, die ungelöste Endlagerfrage sei kein
Argument gegen den Rückbau. Es sei zwar unbefriedigend, dass es kein
Endlager gebe. Dennoch wäre es falsch, der Bevölkerung die Belastungen
länger als nötig zuzumuten. Habeck begrüßte wie Ministerpräsident
Torsten Albig (SPD) den Antrag Vattenfalls als „wichtigen Schritt“ raus
aus der konventionellen Energieerzeugung. Einen solchen Vorstoß des
Konzerns erwarte er nun auch für das AKW Krümmel, sagte Habeck, der für
die Atomaufsicht zuständig ist.

Seite 5:




AKW-Zerlegung dauert bis zu 20 Jahre

Bedingung des Energiekonzerns Vattenfall:
Schacht Konrad soll von 2019 an für die Endlagerung des atomaren
Schrotts zu Verfügung stehen

Kiel/Brunsbüttel

1976 ging das Atomkraftwerk Brunsbüttel ans Netz. Immer wieder machte
die Anlage nach Störfällen bundesweit Schlagzeilen. Seit 2007 liegt der
„Pannen-Meiler“ still, ein Kurzschluss in Schaltanlage war die Ursache.


Zwar hat der Energiekonzern Vattenfall in den vergangenen Jahren rund
700 Millionen Euro investiert, um die Meiler Brunsbüttel und das
ebenfalls seit langem abgeschaltete Kernkraftwerk Krümmel wieder flott
zu machen. Jetzt aber soll das Aus zunächst für Brunsbüttel endgültig
besiegelt werden. Vattenfall will den Siedewasserreaktor abreißen, hat
dazu gestern beim Energiewendeministerium in Kiel die Genehmigung
beantragt. Ob und wann ein Folgeantrag für Krümmel kommt, ist noch
offen.


Bis das Kraftwerksgelände an der Unterelbe wieder eine grüne Wiese
ist, werden allerdings noch mindestens 15 Jahre vergehen. Vier Jahre
dürfte es nach Einschätzung des Unternehmens allein dauern, bis die
Atomaufsichtsbehörde grünes Licht für den Abriss gibt, weitere zehn bis
15 Jahre wird der Abbau der Anlage in Anspruch nehmen.


Rund 340 000 Tonnen Stahl, Beton und Atommüll werden zu entsorgen
sein. Dazu gehören 10 000 Tonnen schwach- und mittelradioaktive Abfälle.
Weil die Anlage seit fünf Jahren keinen Strom mehr ins Netz geliefert
hat, könnten die 763 Brennelemente nach Angaben von Vattenfall schon
zeitnah in ein genehmigtes Zwischenlager auf dem Kraftwerksgelände
gebracht werden. Allerdings fehlen dazu derzeit noch die nötigen Castor-Behälter.


Offen ist bisher noch, wann der Atomschrott sicher endgelagert werden
kann. Durch alle rechtlichen Instanzen genehmigt ist dazu der Schacht
Konrad. Das ehemalige Erzbergwerk bei Salzgitter in Niedersachsen wird
derzeit umgebaut und soll 2019 – zwei Jahre nach der erwarteten
Abrissgenehmigung für die Lagerung schwach- und mittelradioaktiver
Stoffe zur Verfügung stehen. Vattenfall pocht deshalb darauf, dass der
Schacht Konrad tatsächlich 2019 in Betrieb ist. „Eine deutlich spätere
Verfügbarkeit würde eine grundlegende Prämisse (für den Abbau) in Frage
stellen“, stellte das Unternehmen klar.


Für Schleswig-Holsteins Energiewendeminister
Robert Habeck (Grüne) zieht dieses Junktim nicht. Konrad sei genehmigt.
Für den Fall, „dass es Engpässe gibt, müssen Zwischenlösungen gefunden
werden“, sagte der für die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein
zuständige Minister. So gebe es am Standort Brunsbüttel bereits ein
Zwischenlager für hochradioaktives Material. Daneben existieren bereits
zwei so genannte Transportbereitstellungshallen, in denen schwach bis
mittelradioaktiver Abfall bis zum Abtransport in das Endlager aufbewahrt
würden.


Mit dem Rückbau kerntechnischer Anlagen gibt es nach Angaben des
Bundesamtes für Strahlenschutzes bereits Erfahrungen in Deutschland. An
mehreren Standorten hat er begonnen, etwa in Stade (Niedersachsen) und
Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern).
Anlagenteile werden dabei dekontaminiert, etwa durch chemische,
elektrische oder auch mechanische Verfahren wie Schrubben, Schleifen
oder Bürsten.



Die Zerlegung erfolgt in der Regel durch Schweißen, Sägen, Schneiden,
Wasserstrahlen sowie Sprengtechniken. Schließlich wird geprüft, welche
Stoffe etwa für Recycling oder den Weg zur Müllverbrennung freigegeben
werden können.
Peter Höver







Siedewasserreaktor: Brennstäbe sind von Wasser umgeben 
Beim
Kernkraftwerk Brunsbüttel handelt es sich um einen Siedewasserreaktor.
Bei diesem Reaktortyp sind die radioaktiven Brennstäbe im
Reaktordruckbehälter permanent von Wasser umgeben. Es kühlt und
verlangsamt die bei der Kernspaltung freigesetzten Teilchen, um weitere
Kernspaltungen zu ermöglichen. Im Druckbehälter wird der obere Teil des
Wassers durch die Wärme der Brennstäbe zum Sieden gebracht. Der
entstehende Dampf wird über Rohre auf Turbinen geleitet, die Strom
erzeugende Generatoren antreiben. Der Dampf wird dann abgekühlt und
kondensiert. Das so zurückgewonnene Wasser gelangt erneut in den Reaktor-Kreislauf. Da der Wasser-Dampf-Kreislauf
im Turbinengebäude direkt mit dem Reaktor verbunden ist, kann bei Lecks
leichter Radioaktivität entweichen. In Deutschland gibt es überwiegend
Druckwasserreaktoren, die mit zwei voneinander getrennten
Kühlkreisläufen arbeiten. Aber es gibt auch sechs Siedewasserreaktoren:
Brunsbüttel, Krümmel, Philippsburg I, Isar I sowie Gundremmingen B und
C. Druckwasser- und Siedewasserreaktoren sind zwei Bauarten von
Leichtwasserreaktoren. Sie arbeiten mit gewöhnlichem, „leichtem“ Wasser.

dpa/sh:z





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Kommentar von Seite 2:



Scheinheilig

Vattenfalls Antrag, das Kernkraftwerk Brunsbüttel abzureißen, legt die Inkonsequenz der Energiewende und ihrer Befürworter offen

Helge Matthiesen

Jetzt wird es ernst für alle Politiker, die vollmundig die Segnungen
der Energiewende predigen. Jetzt werden sie beweisen müssen, wie wichtig
ihnen die Sache tatsächlich ist. Denn der Ausstieg aus der Atomtechnik
zieht folgerichtig den Abriss der Kernkraftwerke nach sich. Für die
strahlenden Reste bedarf es aber eines sicheren Endlagers. Danach wird
seit Jahrzehnten gesucht, darüber wird seit Jahrzehnten gestritten. Dass
es dennoch keine Lösung gibt, ist einfach zu erklären. Einige der
Partner am Tisch haben überhaupt kein Interesse, dass es eine Lösung
gibt und das sind vor allem die Grünen.


Sie tun alles, um eine Entscheidung in Sachen Endlager auf die ganz
lange Bank zu schieben. Der jüngste Ausstieg aus den Gesprächen zu
Gorleben war dünn begründet, liegt jedoch ein paar Monate vor der Wahl
in Niedersachsen und ein Jahr vor der Wahl im Bund. Der Streit um die
Endlagerung ist für sie in jedem Wahlkampf nützlich, denn das schließt
jedes Mal die Reihen des grünen Wählermilieus. Darauf mag die Partei
nicht verzichten, auch wenn die Schlacht um die Atomkraft in Deutschland
längst gewonnen ist. Es klingt daher ein wenig scheinheilig, wenn
Energiewendeminister Habeck Vattenfall für die Entscheidung lobt, das
Kraftwerk in Brunsbüttel abreißen zu lassen. Es klingt noch hohler, wenn
er Vattenfall auffordert, den gleichen Antrag doch für Krümmel gleich
nachzureichen.


Soll Vattenfall am Ende sein Kraftwerk in kleine strahlende Päckchen
verpackt auf die grüne Wiese legen? Wenn Vattenfall einen Abriss von
Brunsbüttel und die Inbetriebnahme von Schacht Konrad miteinander
verknüpft, dann ist das mehr als eine Randnotiz. Der Konzern macht klar,
dass er handeln will. Die Politik gerät damit unter Zugzwang – und das
ist gut so. Sie muss die Voraussetzungen schaffen, dass auch gehandelt
werden kann. Ein halber Atomausstieg ist nicht zu machen, haben die
Grünen immer gesagt. Vattenfall sagt im Grunde nichts anderes.







[editiert: 03.11.12, 00:21 von Claudia]
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