Ausbau der Stromnetze an der Westküste. Die Diskussion ist in allen Kreisen in vollem Gange.
Nur im Konsens mit Bürgern
Erste Info-Veranstaltung in Itzehoe: Strom-Autobahn läuft auch durch den Kreis Steinburg
Kreis Steinburg
Auch auf Steinburger Kreisgebiet werden Strom-Autobahnen
einen „erheblichen Eingriff für Mensch und Natur“ mit sich bringen.
Davon jedenfalls geht der amtierende Landrat Dr. Heinz Seppmann aus. Auf
einer ersten Informationsveranstaltung im Itzehoer Kreishaus zum
geplanten Ausbau der Stromnetze forderte er unmissverständlich: „Die
Eingriffe müssen soweit minimiert werden, dass die Betroffenen damit
leben können.“
Ausgangspunkt ist eine der größten Stromumschlags-Stationen
im Norden, die Ende des Jahres in Büttel fertig gestellt sein soll. Von
dort aus soll der Strom über eine bestehende Trasse abtransportiert
werden, die aber auf eine 380-KV-Leitung „ertüchtigt“ wird. Mit anderen Worten: Die Leitung Brunsbüttel-Wilster-Itzehoe-Hamburg-Nord wird aufgerüstet. Am Geld wird das nicht scheitern. „Davon ist für die Projekte in Schleswig-Holstein
genug da“, versicherte Martin Groll, Sprecher des Netzbetreibers
TenneT. Auch Dr. Markus Hirschfeld vom Kieler Energieministerium sieht
die Umsetzung auf einem guten Weg: „Es wird einen Bundesbedarfsplan
geben – mit der Pflicht zum Bau der Netze.“ Bislang, so fügt er hinzu,
sei der Kreis Steinburg dabei noch nicht im Brennpunkt gewesen. „Das
ändert sich aber jetzt.“
Da TenneT verpflichtet ist, alle in der Nordsee entstehenden
Windparks auch anzuschließen, geht an einem Ausbau der Netze kein Weg
vorbei. Dieser könne aber, so versichern alle Verantwortlichen
einhellig, nur im Einvernehmen mit den Gemeinden und der Bevölkerung
geschehen. Groll gab in Itzehoe die klare Zusage: „Es wird keine
Überspannung von Häusern geben. Auch werde man Siedlungsgebiete
weiträumig umgehen.“ Generell, so sagte er weiter, gebe es eine klare
Verpflichtung, einen Konsens zwischen Grundeigentümern, Gemeinden und
Netzbetreibern herzustellen. Von daher werde man sich auch auf die
Nutzung vorhandener Leitungen konzentrieren. Ein Verschwenken von
Trassen, so betonte er noch einmal, sei nur bei freiwilliger Zustimmung
Betroffener möglich. Details könne man im Internet unter tennet-netzausbau.de
einsehen, wobei die Steinburger Pläne aber noch nicht eingearbeitet
seien, weil diese sich noch im Stadium der Vorplanung befänden.
Fest steht aber schon jetzt, dass der Netzausbau auch mit erheblichen
Bauarbeiten verbunden sein wird. So lassen sich zum Beispiel die
vorhandenen Strommasten für stärkere Leitungen nicht nutzen, weil sie
den heutigen statischen Anforderungen nicht mehr entsprechen. Offen sind
offenbar auch noch Entschädigungsfragen. „Da sind wir in den
Vorbesprechungen nicht einvernehmlich auseinander gegangen“, stellte
Bauernverbands-Geschäftsführer Peter Mau-Hansen fest. Bauern-Kreisvorsitzender
Peter Lüschow stellt dabei aber klar, dass es den Landwirten „nicht um
Abzocke geht“. Aber: „Wir wollen eine angemessene Entschädigung.“ Auf
seine Nachfrage hin eröffnete Ministeriums-Sprecher
Markus Hirschfeld dann noch die von vielen betroffenen Bauern
geforderte Möglichkeit, „unter bestimmten Bedingungen einen Strommast
auch einmal hart an einen Knick heransetzen zu dürfen“.
Während alle Akteure versicherten, bei den bevorstehenden Planungen
immer auch die jeweils betroffene Bevölkerung umfassend beteiligen zu
wollen, haderte Dr. Seppmann mit dem Schicksal. „Das ist schon
erstaunlich: Eon zahlt 30 Millionen Euro an Windmühlenbetreiber, die
mangels Netze gar keinen Strom liefern können. Ich hätte auch gerne so
eine Windmühle, lebe aber im Naturpark Aukrug, bin also vom lieben Gott
benachteiligt.“ Dafür bekommt Seppmann auch keinen Strommast vor seine
Fitzbeker Haustür.
Volker Mehmel