Sturmflut: Wanderausstellung will für Risiken und Schutzmaßnahmen sensibilisieren
Marne/rp
„Sturmflut – wat geiht mi dat an?“ lautet der provokante Titel einer
Wanderausstellung, die seit gestern bis Januar 2013 im Marner Rathaus zu
sehen ist. Provokant ist die Überschrift, weil landesweit ein Viertel
der Fläche sturmflutgefährdet ist. Doch viele der 350 000 Menschen in
diesem Gebiet machen sich über Hochwasserschutz und die Risiken in den
Niederungen gar keine Gedanken. Die letzte groß Flut nach 1962 liegt
inzwischen 36 Jahre zurück. „Das ist mehr als eine Generation“, sagt Dr.
Johannes Oelerich, Leiter des Landesbetriebs für Küstenschutz,
Nationalpark und Meeresschutz.
Wie sicher sich auch Dithmarscher Küstenbewohner hinter den Deichen
fühlen, weiß Oelerich durchaus. Er hat, als die Ausstellung in Heide
Station machte, erfahren, dass jedes zehnte Kind noch keinen Deich
gesehen hat. Das öffne die Augen dafür, dass die Situation auch in
Dithmarschen bewusster gemacht werden müsse.
Gleichwohl betont er: „Das Land hat einen hohen Standard für den
Küstenschutz entwickelt.“ In Brunsbüttel nähert sich die
Deichverstärkung der Vollendung, in Büsum wird daran gearbeitet. Kaiser-Wilhelm-Koog
ist eine kommende Baustelle im Generalplan Küstenschutz. Allerdings
sagt Oelerich auch: „Eine absolute Sicherheit gibt es nicht.“
Damit der Blanke Hans nicht über die Deiche kommt, werden landesweit
pro Einwohner und Jahr 15 Euro investiert. Die Verstärkung der Deiche
soll dem erwarteten Anstieg des Meeresspiegels bis Ende des Jahrhunderts
um 20 bis 60 Zentimeter Rechnung tragen. Ziel für die nächsten Jahre
sei es, den Schutz vor dem Hochwasser vor und hinter den Deichen unter
einen Hut zu bekommen. Denn auch die Binnenentwässerung sei unerlässlich
für die tiefen Landesteile.
Marnes Bürgermeister Hans-Joachim Möller
fragte bei der Ausstellungseröffnung: „Wer fühlt sich eigentlich
angesprochen, wenn wir über den Schutz vor Sturmfluten reden?“ Die
Antwort legte er gleich nach: „Es geht uns alle an.“
Deshalb empfahl Johannes Oelerich, gerade auch in den Schulen für den
Besuch der Ausstellung im Marner Rathauses zu werben. Damit schon Kinder
ein Verständnis für den aufwendigen Schutz vor den Launen der Natur
bekommen.