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Claudia

Beiträge: 4532

New PostErstellt: 14.04.13, 00:42     Betreff: Fracking im Kreis Steinburg. WZ vom 12.04.2013

Das große Los: Wie ich bei Günther J...
Fracking – jetzt doch eine Gefahr

Brokstedt, Hingstheide, Quarnstedt, Wrist und Wulfsmoor liegen im Erlaubnisgebiet Bramstedt / Bürgermeister wehren sich


Kellinghusen/Kreis Steinburg


Das umstrittene Fracking ist jetzt auch im Kreis Steinburg angekommen. Betroffen sind die Gemeinden Brokstedt, Hingstheide, Quarnstedt, Wrist und Wulfsmoor. Diese Orte liegen im so genannten Erlaubnisfeld Bramstedt, für das das Berliner Unternehmen prd energy eine Erlaubnis zur Aufsuchung von Kohlenwasserstoff beantragt hat. Beim Fracking geht es darum, aus den Tiefen des Erdreichs letzte Reste von Erdgas herauszupressen.

Doch dagegen wehren sich die fünf Gemeinden vehement. „Wir haben eine entsprechende Stellungnahme an den Kreis Steinburg übersandt“, sagte Clemens Preine, Bürgermeister der Gemeinde Brokstedt und Amtsvorsteher des Amtes Kellinghusen, gestern gegenüber der Presse. Ein gleichlautendes Schreiben haben ebenfalls das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie als Genehmigungsbehörde und das Umweltministerium erhalten.

Eine Versagung der Erlaubnis ist allerdings nur möglich, wenn überwiegende öffentliche Interessen eine Aufsuchung nicht zulassen. Und diese Interessen sehen die fünf Bürgermeister berührt. Zum einen führen sie – wie viele andere betroffene Orte auch – die Gefährdung des Grundwassers an, zum anderen aber auch einen völlig neuen Gesichtspunkt: 2016 wird die Gasverdichterstation, die sich zur Zeit im Genehmigungsverfahren befindet, in Quarnstedt ihren Betrieb aufnehmen. „Das Gelände grenzt unmittelbar an den für die Aufsuchung vorgesehenen Korridor“, so Quarnstedts Bürgermeister Kurt Lindemann. Und die Gasleitungen laufen direkt durch das betroffene Gebiet.

Die Station ist Bestandteil des Netzentwicklungsplanes und soll zukünftig die Gasversorgung nach Skandinavien gewährleisten. „In Anbetracht der erheblichen Bedeutung dieser Maßnahme, sowohl für die Bundesrepublik Deutschland als auch für Europa, sehen wir hier ganz klar öffentliche Interessen berührt“, betonten die Bürgermeister Günther Biehl aus Wrist und Reimer Kläschen aus Wulfsmoor. Insoweit könne das Bergamt die Aufsuchung für diesen Korridor eigentlich nur versagen, da mögliche Konsequenzen nicht absehbar seien. „Im Genehmigungsverfahren für die Gasverdichterstation werden zwar verschiedene Krisenszenarien beschrieben und geprüft. Jedoch gilt dies nicht für die Aufsuchung und möglicherweise spätere Gewinnung von Kohlenwasserstoffen im Frackingverfahren“, ergänzte Lindemann.

Sauer reagierten die Bürgermeister vor allem auf die kurze Zeit, die ihnen für die Stellungnahme blieb. „Freitag sind wir mit dem Thema konfrontiert worden, Montag sollten die Stellungnahmen schon abgegeben werden“, empörte sich Sven Wilke, Leitender Verwaltungsbeamter des Amtes. Aufgrund der kurzen Wege im Amt seien die Schreiben trotzdem auf den Weg gebracht worden – allerdings ohne die Gemeindevertretungen oder die Bürger gehört zu haben. Dieser Umgang ist für die Gemeindechefs empörend. „Wir sind an der Vorplanung in keiner Weise beteiligt gewesen“, kritisiert Lindemann. Aber nicht nur die Kommunalpolitiker, vor allem auch die Bürger hätten über die Konsequenzen und Auswirkungen des Vorhabens informiert werden müssen. „Nur über Transparenz schafft man Vertrauen.“

In Zeitnot kam auch der Kreis Steinburg bei seiner Stellungnahme, wie Dezernent Dr. Friedrich Stork auf Anfrage bestätigte. Die Kreis-Stellungnahme, die jetzt aber abgeschickt werde, gehe unter anderem auf die schützenswerten Belange von FFH-Gebieten und Grundwasser ein. Im übrigen hatte sich der Steinburger Kreistag in einer Resolution auf Antrag der Grünen bereits im Dezember einmütig gegen das Fracking ausgesprochen – ohne von der aktuellen Situation im Amt Kellinghusen gewusst zu haben.

Dass die Gemeinden und auch der Kreis so kurzfristig reagieren mussten, liegt am Kieler Umweltministerium. Während der Kreis Segeberg – dort liegt die hauptsächlich betroffene Fläche – bereits im vergangenen Jahr um Stellungnahmen gebeten wurden, sind die Randgebiete nicht informiert worden. „Diese Gebiete sind uns erst später aufgefallen“, erklärt Mareike Rehse von der Pressestelle im Umweltministerium. Allerdings erhielten diese Kreise und Gemeinden eine genauso lange Frist wie die restlichen Kommunen, versprach sie.

In Schleswig-Holstein haben in jüngerer Zeit sechs Unternehmen insgesamt 19 Anträge auf Aufsuchungen und Bewilligungen gestellt. Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Clausthal-Zellerfeld als Bergbehörde Schleswig-Holsteins hat sechs Erlaubnisse vergeben, für das Feld Bramstedt steht diese noch aus. Rechtlich möglich ist die Suche nach Öl und Gas durch ein Bergbaugesetz von 1865, dass noch heute in großen Teilen gültig ist. „Damals gab es keine Bürgerbeteiligungen, aber heute müssen wir die Bevölkerung aufklären“, so Lindemann.

Bei den Erlaubnissen geht es angeblich nur um das Abstecken von Rechten, nicht um Eingriffe in den Boden. Wird eine Aufsuchungserlaubnis beantragt, ist auch noch offen, ob der beabsichtigte Rohstoff an der betreffenden Stelle zu finden ist oder nicht. Quarnstedts Bürgermeister glaubt aber nicht, dass keine Bohrungen vorgesehen sind. Ihm liege ein vertrauliches Schreiben der Genehmigungsbehörde vor, dass neben seismischen Messungen und Datensammlungen auch erste Explorationsbohrungen vorgenommen würden.

Die fünf betroffenen Gemeinden des Amtes Kellinghusen werden jetzt nach Angaben von Wilke am Ball bleiben, sich mit anderen betroffenen Kommunen vernetzen und auch ihre Bürger informieren. Und: „Als erste Maßnahme lehnen wir es ab, dass für die Untersuchungen die gemeindeeigenen Flächen betreten werden“, erklärte Günther Biehl.
Joachim Möller


Bergbautechnische Methode

Fracking ist eine bergbautechnische Methode, bei der in technische Tiefbohrungen eine Flüssigkeit („Fracfluid“) eingepresst wird, um im Gestein Risse zu erzeugen, aufzuweiten und zu stabilisieren. Mittels Fracking lassen sich Erdöl oder Erdgas in so genannten unkonventionellen Lagerstätten fördern. Dort befindet sich das Erdgas in gering bis sehr gering durchlässigen Gesteinen, liegt gelöst in Wasser oder gebunden an Feststoffen vor. Zu den typischen unkonventionellen Lagerstätten gehören Schiefergas, Kohleflözgas oder Gashydrat. Dieses Erdgas kann nur durch spezielle Maßnahmen gefördert werden.



[editiert: 14.04.13, 01:12 von Claudia]
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