Fracking in Dithmarschen abgelehnt
Umwelt- und Agrarausschuss bleibt bei Vorstellung des Verfahrens durch die kanadische PRD skeptisch
Heide
In Dithmarschen wird es kein Fracking geben. Vorerst. Davon ist
jedenfalls Dr. Markus Hirschfeld, Referatsleiter Energiepolitik im
Kieler Wirtschaftsministerium, überzeugt. Dafür hat er zwei Gründe: Zum
einen ist es politisch nicht gewollt – zum anderen „geologisch
unwahrscheinlich“. Die umstrittene Förderung von Gas unter Einsatz
hochgiftiger Chemikalien wird bei Tongestein eingesetzt, das in
Dithmarschen kaum vorkommt.
So richtig glauben wollen es die Dithmarscher nicht. Im Agrar- und
Umweltausschuss des Kreises wurde das Thema eineinhalb Stunden
diskutiert, obwohl zurzeit noch niemand über den Einsatz von Fracking
nachdenkt. Vorsorglich rief Johann Heinrich Karstens (CDU) schon Mal zum
„zivilen Ungehorsam“ auf, sollte es doch dazu kommen. Denn viel
ausrichten kann Dithmarschen nicht. Die Entscheidung fällt auf
Bundesebene: Fracking wird nach Bergbaurecht geregelt. „Schleswig-Holstein
ist nur ein kleiner Fleck auf der Landkarte“, machte Karstens deutlich.
Auch Hirschfeld sieht das so und erklärte, dass das Land Verbündete wie
Bayern benötige.
Wilhelm Malerius (SPD) stemmt sich ebenfalls mit aller Macht gegen
Fracking und rief in seiner letzten Sitzung als Ausschussvorsitzender
dazu auf, das Thema nach der Kommunalwahl genau im Auge zu behalten.
Denn die Ängste konnte die PRD Energy GmbH nicht aus dem Weg räumen.
Die kanadische Explorations- und Produktionsgesellschaft für
Kohlenwasserstoffe hat seit 2008 einen Firmensitz in Berlin und seit dem
1. April dieses Jahres für Ostrohe die Erlaubnis zur Aufsuchung von
Kohlenwasserstoffen.
Bohrungen wird es vorerst noch nicht geben. Dafür ist eine
Betriebserlaubnis notwendig. Zuerst steht das Sammeln von Daten auf dem
Programm, die darüber Aufschluss geben sollen, ob eine Förderung
wirtschaftlich sinnvoll ist.
Fracking hat nach Aussage von Dr. Fritz von Hammerstein für PRD keine
Priorität. Vollkommen ausschließen konnte es der Hamburger Anwalt für
Verwaltungsrecht nicht. Von Hammerstein vertritt das kanadische
Unternehmen und übernahm bei der Ausschusssitzung für PRD-Geschäftsführer Mark Hornett die Übersetzung.
Ziel von PRD ist es, ehemalige Öl-Lagerstätten
mit horizontalen Bohrungen – wie sie auch beim Ölfeld Mittelplate
angewendet werden – anzuzapfen. Ob dies in Ostrohe der Fall sein wird,
ist offen. Nicht selten stelle sich bei den Untersuchungen heraus, dass
sich eine Förderung nicht lohne, so von Hammerstein. Kritisch wird aber
allein schon die 3-D-Seismik gesehen, die
ähnlich wie ein Echolot funktioniert und Strukturen im Untergrund ohne
Eingriff in den Boden sichtbar macht. Dabei, so die Befürchtung im
Ausschuss, können Erschütterungen ausgelöst werden.
PRD versuchte dennoch, den Ausschussmitgliedern die Förderung
schmackhaft zu machen , betonte die enge Zusammenarbeit mit den Menschen
vor Ort, versprach eine sichere Technologie bei der Ölförderung und
verwies auf Arbeitsplätze, Gewerbesteuer und Förderabgaben für das Land.
Genützt hat es nicht. Karstens: „Ich will gar keine Lösung.“
A. Schmid