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Rückbau wirft neue Probleme auf. WZ vom 13.11.2013

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Autor Beitrag
Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 13.11.13, 22:44  Betreff: Rückbau wirft neue Probleme auf. WZ vom 13.11.2013  drucken  weiterempfehlen



Rückbau wirft neue Probleme auf

Kernkraftwerk-Abriss: Vattenfall befürchtet, auf 291 000 Tonnen Bauschutt sitzen zu bleiben / 9000 Tonnen sind strahlender Abfall

Brunsbüttel

Den Rückbau des Kernkraftwerks Brunsbüttel hat Vattenfall als
Betreiber der seit 2007 vom Netz genommenen Anlage beantragt. Sollte
2017 der Abriss beginnen, wird es rund 15 Jahre dauern, bis das
Kernkraftwerk an der Otto-Hahn-Straße
verschwunden ist. Doch der Abriss wirft neue Probleme auf. Es geht um
die Zwischenlagerung abgebrannter Brennelemente. Und es geht um den
größten Teil des anfallenden Bauschutts. Der gilt zwar als unbedenklich,
doch sieht Pieter Wasmuth, Geschäftsführer Vattenfall Europe Nuclear
Energy, emotionale Hindernisse, bei der Wiederverwertung von 97 Prozent
der 300 000 Tonnen Gesamtmasse des Kraftwerks.


Der Rückbau eines Kernkraftwerks an sich sei kein Neuland, betont
Wasmuth im Gespräch mit unserer Zeitung. Er verweist auf Stade als ein
Beispiel für den umgesetzten Rückbau. „Die Technik ist nicht die primäre
Herausforderung“, so Wasmuth. Das Beispiel Stade mache aber auch
deutlich, dass es schwer werden dürfte mit dem Traum von der Rückkehr
zur grünen Wiese in Brunsbüttel dort, wo vorher das Kraftwerk über 40
Jahre lang gestanden hat. In Stade werde der unbedenkliche Bauschutt nun
schön verpackt gelagert, weil ihn niemand haben wolle. 90 Prozent des
Betons könnten wiederverwertet werden, ebenso die sieben Prozent Metalle
aus dem Kraftwerk. Strahlender Rest falle lediglich in einer
Größenordnung von drei Prozent an.


„Emotional ist das ein Riesenthema“, weiß Pieter Wasmuth. Denn selbst
landeseigene Deponien wollten den Schutt nicht haben. Dies, obwohl
zunächst eine behördliche Freigabe erfolgen müsse, die Unbedenklichkeit
also offiziell bescheinigte werde, bevor das Material das Gelände in
Brunsbüttel verlasse. Wenn also der Rückbau gesellschaftlich gewollt
sei, dürften diese Abfälle nicht stigmatisiert werden, findet Wasmuth.
„Alle finden den Rückbau toll, aber keiner will den Müll.“


Grundsätzlich einfacher verhält es sich mit den leicht- bis
mittelradioaktiven Abfällen. Die sollen in Brunsbüttel so lange
zwischengelagert werden, bis sie ins geplante Endlager Schacht Konrad
gebracht werden können. Ohne Bau eines neuen Zwischenlagers werde dies
aber nicht gehen, so Wasmuth. Denn Dieses Endlager soll nicht vor 2021
in Betrieb gehen.


Der hochradioaktive Abfall, die Brennstäbe, könnten ins Zwischenlager
gebracht werden, das bereits besteht. Das hat allerdings einen Haken:
Das Oberverwaltungsgericht Schleswig hatte im Juni einer Klage Recht
gegeben und die Genehmigung für das Zwischenlager aufgehoben. Da sei der
Bund gefordert, Rechtssicherheit zu schaffen, erklärte Schleswig-Holsteins
Energiewendeminister Robert Habeck vor zwei Wochen bei der Vorstellung
des Sicherheitsberichts durch Vattenfall in Kiel. Der Bericht liefert
die Grundlage für den geplanten Rückbau. Noch eine Hürde: Die 512
Brennelemente aus dem Kraftwerk müssen in neue Castoren verpackt werden.
Die – zehn Stück – seien zwar geordert, aber sie seien noch nicht
zugelassen. Die Diskussion um Zwischen- und Endlagerung veranlasst
Wasmuth zu der Vermutung, „dass am Ende die Provisorien eine ganze Weile
da sein werden“.


Neue Perspektiven für die Mitarbeiter

Eng verknüpft mit dem Abriss der Anlage ist die Frage nach der Zukunft für die 350 Mitarbeiter am Vattenfall-Standort
in Brunsbüttel. Da sieht Wasmuth keinen Grund zur Sorge. Einerseits sei
das Fachpersonal auch in den Jahren des Rückbaus vor Ort notwendig.
Andererseits betont er: „Brunsbüttel bleibt ein wichtiger
Energiestandort.“ Schließlich sei die Schleusenstadt „einer der
zentralen Netzknotenpunkte in Deutschland“. Und daraus werde sich der
Konzern nicht zurückziehen. Somit böten sich auch dort Perspektiven für
die Vattenfall-Mitarbeiter. Letztlich, macht
Pieter Wasmuth deutlich, gehe es am Ende nur darum, eine alte Anlage
durch „eine neue, andere Form der Stromerzeugung“ zu ersetzen – in einem
auf Energieerzeugung ausgerichteten Unternehmen nichts ungewöhnliches.


Mit den Menschen in der Region wolle Vattenfall auch unabhängig von
gesetzlich vorgeschriebenen Informationswegen im Gespräch bleiben. So
ist ein weiterer Info-Abend Anfang Dezember im
Brunsbütteler Elbeforum geplant. Zudem verweist Wasmuth auf eine
spezielle Internetseite zum geplanten Rückbau. Transparenz sei „in
unserem ureigensten Interesse“.
Ralf Pöschus

Infos: www.perspektive-brunsbuettel.de







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