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Claudia

Beiträge: 4532

New PostErstellt: 08.01.14, 22:32     Betreff: Re: Sonnenkraftwerk in der Marsch. WZ vom 23.11.2013

Almased Vitalkost pflanzlich 500 gr,...
WZ vom 07.01.2014:



Im Spannungsfeld zwischen Energiewende und Denkmalschutz

Wind- und Solarkraftwerke prägen jetzt das
Bild der Krempermarsch / Denkmalpfleger machen sich für einen Wandel mit
Augenmaß stark

Neuenbrook/Bahrenfleth

Die Energiewende sorgt auch im Amtsgebiet Krempermarsch für deutlich
sichtbare Veränderungen. In Neuenbrook entsteht eine Photovoltaikanlage.
Und in der Gemeinde Bahrenfleth wird derzeit ein Windpark für
Versuchsanlagen erstellt. Auf Gittermasten, die von der Kremper Firma
Butzkies entwickelt wurden, werden Windkraftanlagen montiert. Mit den
Rotorblättern der Windkraftanlage erreichen die Masten eine Höhe von
imposanten 150 Metern.


„Die städtebauliche Planung der Anlagen erfolgte im Rahmen eines
Zielabweichungsverfahrens“, erklärt der Leitende Verwaltungsbeamte Jörg
Bucher. „Von einem Ziel der Raumordnung kann in einem besonderen
Verfahren abgewichen werden, wenn die Abweichung unter raumordnerischen
Gesichtspunkten vertretbar ist und die Grundzüge der Planung nicht
berührt werden.“ Dies sei in der Gemeinde Bahrenfleth der Fall. Die
Flächen seien im Regionalplan nicht als Windeignungsflächen ausgewiesen.
Nach 15 Jahren sei die Testphase beendet und die Anlagen müssten wieder
abgebaut werden.


Gittermasten können im Gegensatz zu den Elementen herkömmlicher
Stahlmasten leichter transportiert und vor Ort zusammengebaut werden.
Bei den immer größer werdenden Windkraftanlagen stellt der Transport zu
den Standorten eine besondere Herausforderung dar. Die maximale Größe
der einzelnen Segmente wird durch die Höhe und Breite vorhandener
Brücken und Straßen begrenzt. Ein Gittermast kann in vielen kleineren
Teilen angeliefert und vor Ort montiert werden. Besondere
Herausforderung für einen Gittermast stellen die Stabilität und die
Verschraubungen dar. Diese Details sollen bei den Windkraftanlagen
getestet werden. Nebenbei liefern die Masten auch noch Strom, der in das
Netz der Schleswig-Holsteinischen Netz AG eingespeist wird. Eine Anlage kostet 3,5 Millionen Euro und hat eine Leistung von 2,5 Megawatt.


Nur den sprichwörtlichen Katzensprung entfernt, im benachbarten
Neuenbrook, entsteht derzeit eine riesige Photovoltaikanlage. Hier hat
die Gemeinde auf einer Fläche von rund 110 Metern mal 1100 Metern ein
„Sondergebiet Solar“ ausgewiesen, auf dem ein Investor Photovoltaik-Freiflächensysteme errichtet. Insgesamt rund 23000 Photovoltaik-Module
sollen montiert werden. Das „Kraftwerk“ hat dann eine Leistung von rund
sechs Megawatt. Die Investitionskosten für die Anlage belaufen sich auf
rund 6,5 Millionen Euro.


Eine der größten Erzeugungsanlagen für grünen Strom in der Region ist
kurz jetzt vor der Fertigstellung. Im Vorfeld hatte es im Rahmen der
Genehmigungsverfahren allerdings reichlich Aufregung gegeben – auch rund
um die Windkraftanlagen. Dabei entwickelte sich insbesondere die Untere
Denkmalschutzbehörde beim Kreis Steinburg fast schon zu einem roten
Tuch für Planer und Investoren.


Im neuesten Steinburger Jahrbuch widmet sich Steinburgs oberste
Denkmalpflegerin Beate von Malottky in einem ausführlichen Beitrag der
Gemeinde Neuenbrook als einer Gemeinde auf dem Weg von der Land- zur
Energiegewinnung. Ausgangslage: Gewachsene Kulturlandschaften seien
durch die Errichtung von Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energie
einem erheblichen Veränderungsdruck ausgesetzt. Von Malottky kann dem
Konflikt zwischen wirtschaftlichen und denkmalpflegerischen Interessen
dabei aber auch etwas Positives abgewinnen – „die Wieder- oder
Neuentdeckung geschichtlich wertvoller Bau- und Siedlungsstrukturen“.


So sei das um 1200 gegründete Neuenbrook der „Idealtyp einer
holländischen Marschhufensiedlung“. Die Autorin bezieht sich dabei auf
eine Einschätzung des Glückstädter Gymnasialprofessors Detlefsen. Eine
befristete Steuerbefreiung und die Aufgabe der Leibeigenschaft hätten
damals erste Siedler angelockt. Am Ende sei eine holländische
Mustersiedlung in verkehrsgünstiger Lage im Festungsdreieck zwischen
Glückstadt, Krempe und Steinburg. Erhebliche Einschnitte habe dann der
Strukturwandel in der Landwirtschaft mit sich gebracht. Trotz
erheblicher baukultureller Einbußen habe Neuenbrook aber seine
„mustergültige Siedlungsstruktur erhalten“. Die allerdings sieht Beate
von Malottky nun massiv bedroht.


Schon die Stromtrassen im Zuge des Baus der Kernkraftwerke in
Brokdorf und Brunsbüttel hätten in den 80er Jahren aber zu einer
„massiven Zersiedelung der reliefarmen Elbmarschen geführt“. Hinzu kamen
später Windkraftstandorte in Neuenbrook Ost und im benachbarten
Grevenkop, die zu einer „visuellen Störung“ des idealtypischen
Marschhufen- und Kirchdorfes führten. Geplantes Repowering vorhandener
Windkraftanlagen, der Solarpark sowie weitere Windkraftanlagen in
Nachbargemeinden, so das Fazit von Malottky, würden einen
zusammenhängenden Kulturlandschaftsraum in einer Ausdehnung von etwa
sechs Kilometern überformen. Wörtlich schreibt sie: „Es stellt sich die
Frage, ab welchem Maß die technische Überprägung und Uniformierung die
Oberhand über die Lesbarkeit einer Kulturlandschaft erlangt und wie viel
Lebensqualität dieser Lebensraum dann noch bereithält.“


Zahlreiche bauliche Kulturdenkmale, die besondere Siedlungsstruktur
und auch die ortsbildprägende Kirche würden, so Malottky weiter, in
ihrem Denkmalwert geschwächt. Sie räumt ein, dass die Gewinnung von
grünem Strom zeitlich begrenzt und für den Klimaschutz notwendig sei.
Auch hätten bei der einstigen Landgewinnung sicher auch wirtschaftliche
Interessen den entscheidenden Impuls gesetzt. Auch sei der Wandel,
ausgelöst durch gesellschaftliche Veränderungen und die technologische
Weiterentwicklung, ein Wesensmerkmal von Landschaften. Dabei, so ihr
dringendes Plädoyer, müsse „dieser Wandel im Interessenausgleich
verantwortlich gestaltet werden“. Öffentliche, private und
wirtschaftliche Belange müssten gerecht gegeneinander abgewogen werden.
Beate von Malottky macht sich am Ende für einen Wandel mit Augenmaß
stark. Schließlich müsse die jetzige und die folgende Generation für die
nächsten 30 Jahre damit leben.


Carsten Wittmaack

Volker Mehmel






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