Stromtrassenplanung im Dialog
TenneT lud gestern zum Informationsmarkt ins Colosseum ein / Wilster wird Startpunkt der Gleichstromverbindung SuedLink
Wilster
Es war ein ständiges Kommen und Gehen gestern Nachmittag im
Colosseum. Dort startete der Übertragungsnetzbetreiber TenneT einen
Informationsmarkt zum geplanten Trassenkorridor für die
Gleichstromverbindung SuedLink, die von Wilster aus bis in den Süden
nach Bayern reichen soll. Dies war die 19. Veranstaltung dieser Art, „in
der Regel kommen 300 bis 500 Besucher“, so TenneT-Bürgerreferent
Tom Wagner. Und im Schnitt gebe es „um die 100 konkrete Hinweise zu
Alternativen, die wir mitnehmen“. An diversen Stellwänden und auf
Tischen verteilt lagen Karten mit einer möglichen Trassenführung, wobei
die Planungen noch ganz am Anfang stünden.
Denn: „Zielsetzung ist es, zu erklären was wir vorhaben und warum.“
Wagner führte weiter aus, dass es im eigenen Unternehmensinteresse sei,
die Bürger zu ermuntern, sich möglichst frühzeitig zu beteiligen.
Mit einem Team von 20 Leuten, darunter sowohl Technik- als auch
Umweltexperten, suchte TenneT das Gespräch mit den Bürgern aus Wilster
und den Wilstermarschgemeinden. Im Bereich Wilster wird der Startpunkt
der Stromtrasse liegen. Das Umspannwerk Schotten wird ohnehin ausgebaut,
zudem wird eine Konverterstation wie in Büttel gebaut. Auf welcher
Fläche diese errichtet wird, steht noch nicht fest, das könne in einem
Zehn-Kilometer-Radius um Wilster sein, hier müsse es noch Verhandlungen geben.
Wilster werde ein wichtiger Netz-Knotenpunkt. Die Off-Shore-Energie über Büttel spielt hier genauso rein wie der On-Shore-Wind aus den Windmühlen an der Westküste Schleswig-Holsteins.
Dritte Säule – bei Windstille – werde die Einspeisung der in Norwegen
durch Wasserkraft gewonnenen Energie über NordLink-Seekabel sein. Von der Marsch aus gelangt dieser als Gleichstrom bis hinunter ins bayrische Stromnetz.
Doch davor liegt noch das behördliche Planungs- und
Genehmigungsverfahren. Zurzeit geht es rein um die Vorplanung. So
mancher Bürger, der wegen Detailfragen gekommen war, muss sich in Geduld
fassen. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, so Tom Wagner. Auskunft gaben
die Karten allerdings schon über „Raumwiderstände“ wie Vogelzug und
Siedlungen sowie Räume ohne „Vorbelastung, die auch unbelastet bleiben
sollten“ – und damit von vornherein nicht für eine Trassenführung in
Frage kommen. Vielmehr soll die Trasse möglichst schon entlang
bestehender Leitungen angelegt werden, die neuen Masten werden aber etwa
zehn Prozent größer sein als die alten – 60 bis 65 Meter hoch.
„Wir wissen aber noch ganz viele Details nicht, kennen beispielsweise
Einzelgehöfte nicht.“ Aufschluss verspricht sich das Unternehmen durch
die lokalen Gesprächsforen wie gestern in Wilster. Jeder Hinweis werde
ernst genommen. Liegen die Kontaktdaten vor, werde der Betroffene auch
dazu benachrichtigt, ob sein Vorschlag eingearbeitet wurde und was er
gegebenenfalls bewirkt hat. Und auch wenn die Planung konkreter wird,
werde der Dialog mit den Menschen vor Ort weiterhin gesucht.
Durchweg seien die Infogespräche bislang positiv aufgenommen worden,
„es gab selten pauschale Ablehnung“. Wenn in zwei Monaten die Dialog-Veranstaltungen
abgeschlossen sein werden, wird es um die Auswertung der Hinweise
gehen. Die Gleichstromverbindung soll ab 2022 stehen.
Ilke Rosenburg