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Claudia

Beiträge: 4532

New PostErstellt: 02.10.14, 23:42     Betreff: Jedes fünfte Atommüllfass ist kaputt. WZ vom 26.09.2014

MARCO POLO Reiseführer Low Budget Ne...


Jedes fünfte Atommüllfass ist kaputt

Rost zersetzt Behälter mit radioaktivem
Abfall im Keller des Kernkraftwerks Brunsbüttel / Bergungsplan soll Ende
des Monats stehen

Brunsbüttel

Zuerst konnte Robert Habeck es nicht glauben. „Als ich auf den
Bildern gesehen habe, dass der eine Fässerstapel kleiner ist als die
anderen, habe ich gehofft, dass unten nur ein kleines Fass steht“, sagt
der grüne Energiewendeminister. Doch kurz darauf zerstob seine Hoffnung.
Auf den Bildern, die die Spezialkamera aus den Kavernen unter dem
Atomkraftwerk (AKW) Brunsbüttel lieferte, konnte er erkennen, dass ein
Fass mit schwach- und mittelradioaktivem Abfall aus der Kaverne I so
verrostet war, dass es unter dem rund 1000 Kilo starken Druck der fünf
darauf gestapelten Behälter schräg auf einer Höhe von 30 Zentimetern
zusammengesunken ist. Auf dem Boden der Kaverne hat sich strahlendes
Material verteilt. In einigen Fällen sei der Übergang zwischen den
einzelnen Behältern, in denen Harze und Filter aus dem Reaktorbetrieb
liegen, kaum mehr zu erkennen, sagt Habeck. „Wir hatten bei Öffnung der
Kaverne I bereits mit größeren Schäden gerechnet. Das Ausmaß übertrifft
aber unsere Befürchtungen.“


Bis gestern hat Betreiber Vattenfall 36 der 120 in Kaverne I
gelagerten Fässer mit einer Spezialkamera untersucht, 17 davon sind
marode. Insgesamt lagern in den sechs Kavernen 631 Stahlfässer. Mit den
nun inspizierten Behältern erhöht sich die Zahl der schwer beschädigten
Fässer auf 55. Bislang wurden 251 Fässer in vier Kavernen untersucht.


„Vattenfall muss das Bergungskonzept nun erneut erweitern, damit auch
die deformierten Fässer sowie die Fassinhalte am Boden aus der Kaverne
entfernt werden können. Der Zustand der Fässer darf sich nicht immer
weiter verschlechtern. Vattenfall muss möglichst früh nach Abschluss der
Kaverneninspektion mit der Bergung beginnen“, fordert Habeck. Bis Ende
des Monats will der Konzern laut Sprecherin Sandra Kühberger ein Konzept
erstellen. Bislang habe Vattenfall damit aber keine Erfahrung, und es
liegt nur ein Plan vor, wie leichter beschädigte Fässer geborgen werden
können. Wann die Bergung gestartet werden kann und was sie kosten wird,
konnte Kühberger gestern nicht abschätzen. Der grüne Landtagsabgeordnete
Detlef Matthiesen sagt dazu: „Die bisherige Bergungstechnik ist
untauglich. Jetzt heißt es: ,Gehe zurück auf Los.‘“


Bis Jahresende sollen alle Kavernen inspiziert sein, darunter auch
die größte Kaverne VI, in der 200 Fässer lagern. Sie ist seit 30 Jahren
nicht geöffnet worden. Habeck sagt nur: „Mit weiteren zerstörten Fässern
ist zu rechnen.“ Außerhalb der Kavernen sei keine erhöhte Strahlung
gemessen worden. In den Kavernen herrscht eine Strahlung von bis zu 500
Millisievert pro Stunde. Ein Arbeiter in einem Kernkraftwerk darf
maximal 20 Millisievert Strahlung im Jahr ausgesetzt sein.


Auch in den anderen AKW in Schleswig-Holstein
lagert schwach- und mittelradioaktiver Müll. Im seit sieben Jahren
abgeschalteten AKW Krümmel liegen in unterirdischen Kavernen 189 Fässer
des Typs, der in Brunsbüttel auffällig geworden ist. „Alle sind
kontrolliert worden und werden weiter kontrolliert: Die Fässer in
Krümmel sind in Ordnung“, sagt Habecks Sprecherin Nicola Kabel. Viele
Behälter sind nicht so alt wie die in Brunsbüttel, die zum Teil seit den
70er Jahren in den Kavernen liegen. Seit 1986 seien Fässer in Krümmel
eingelagert worden, allerdings seien die Abfälle anders als in
Brunsbüttel zuerst getrocknet und dann verpackt worden, so Kabel. Dazu
gibt es ein ebenfalls unterirdisch gelegenes Fasslager, in dem 947
Behälter liegen, die allerdings den Bestimmungen für ein Endlager
entsprechen, und damit offenbar weniger korrosionsanfällig sind.


Im AKW Brokdorf lagern schwach- und mittelradioaktive Abfälle in
überirdischen Hallen – in über 650 Behältern. „Die Fässer sind in
ordnungsgemäßem Zustand“, so Kabel. Es gebe regelmäßige Kontrollen.


Wenn der Inhalt der Fässer in Brunsbüttel in endlagertaugliche
Behälter umgefüllt ist, sollen die in eine Halle auf dem Gelände
geschafft werden. Vattenfall will den Müll ins möglicherweise 2025
fertiggestellte Endlager Schacht Konrad (Niedersachsen) schaffen.


Das bezweifeln Umweltorganisationen wie Robin Wood, die
Sicherheitsbedenken gegen Schacht Konrad haben. „Die Atommüllentsorgung
ist gescheitert“, sagt Sprecherin Ute Bertrand. Das Problem sei, dass
die AKW weiter radioaktiven Müll produzierten. Bertrand: „Wenn ich im
Bad eine Überschwemmung habe, dann drehe ich doch auch erstmal den Hahn
zu.“
Kay Müller

Weitere Infos zu den Fässern unter http://bit.ly/1oj2YcT







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