Standort für Flüssiggas-Terminal?
Wirtschaftsministerium, Egeb-Wirtschaftsförderung und Brunsbüttel Ports lassen Machbarkeit prüfen / Ergebnisse im Herbst erwartet
Brunsbüttel
Die Schleusenstadt als Standort eines Terminals, der mit Flüssiggas
(LNG) nicht nur Schiffe bedient, sondern auch die Brunsbütteler
Industrie sowie Verbraucher im Hinterland – diese Idee nimmt Fahrt auf.
Gemeinsam haben jetzt das schleswig-holsteinische Wirtschaftsministerium, die Egeb-Wirtschaftsförderung
und Brunsbüttel Ports ein Gutachten in Auftrag gegeben. Ergebnisse der
Expertise von Fraunhofer CML in Hamburg und ILF Business Consult in
München werden im Herbst erwartet.
Wirtschafts- und Verkehrsminister Reinhard Meyer erklärte: „Mit der Vergabe dieses Gutachtens an das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen gewinnen wir eine gute Grundlage für die weiteren Planungen für ein LNG-Terminal in Brunsbüttel. Das Ergebnis wird maßgeblich für die weiteren Schritte sein.“
Meilenstein für die Westküste
Im Zentrum der Untersuchung steht die Frage nach den Voraussetzungen
für einen wirtschaftlichen Betrieb dieses Terminals. Die Idee zu dessen
Einrichtung treibt Frank Schnabel (Foto)
schon länger um. Der Geschäftsführer von Brunsbüttel Ports lässt keine
Gelegenheit aus, bei den Verantwortlichen in der Politik für das
Vorhaben zu werben. Sogar ein Schreiben an die Bundesregierung hat er
schon veranlasst. Grund für Schnabel, sich so einzusetzen: Gerade der
Elbehafen bietet aus seiner Sicht die nötigen Voraussetzungen durch die
Lage an Elbe und Kanal, durch das Industriegebiet, das immer wieder in
den Wintermonaten Energieprobleme bekommt, wenn plötzlich weniger Erdgas
zur Verfügung steht. Schließlich gibt es einen solchen Terminal, der
auf mehrere 100 Millionen Euro geschätzt wird, in der Bundesrepublik
noch nicht. Die angepeilte Speicherkapazität läge zwischen 200 000 und
400 000 Kubikmetern bei minus 162 Grad verflüssigtem Erdgas. Alleine
stemmen könnte der zur Brunsbütteler Schrammgroup gehörende Hafenbetrieb
diese Investition nicht.
Martina Hummel-Manzau, Geschäftsführerin der Egeb, sieht ebenfalls großes Potenzial für Brunsbüttel als Standort eines Flüssiggas-Terminals. „Durch eine LNG-Infrastruktur
in Brunsbüttel könnte der Standort weiter gestärkt werden. Wir freuen
uns auf die Ergebnisse der Studie – es könnte ein Meilenstein für die
Entwicklung an der Westküste mit bundesweiter Bedeutung entstehen.“
Diese Bedeutung entstünde, weil nach Ansicht der Initiatoren der Untersuchung eine LNG-Infrastruktur
in Brunsbüttel „die Möglichkeit zur Vorhaltung einer strategischen
Gasreserve für Deutschland bieten und die Diversifizierung der
Gasbezugsquellen vorantreiben“ könnte.
Im Vorfeld der Auftragsvergabe für ein Gutachten hatte sich auch die
Stadt hinter die Idee gestellt. Einstimmig beschloss die Ratsversammlung
Ende April, mit einem Schreiben an den Landtag, aber auch an
Bundeswirtschaftsminister Siegmar Gabriel, für das Vorhaben zu werben.
Zumindest auf Landesebene ist der Wunsch nun gehört worden.
Ralf Pöschus