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Bürgeranleihe Westküstenleitung. WZ vom 15.06.2013

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 16.06.13, 19:37  Betreff: Bürgeranleihe Westküstenleitung. WZ vom 15.06.2013  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Seite 1:

Stromautobahn soll Anwohnern Geld bringen

Heide /sh:z

Die bundesweit erste Bürgeranleihe für den Stromnetzausbau wird in Schleswig-Holstein
ausgegeben. Es geht um eine 150 Kilometer lange Höchstspannungsleitung
entlang der Nordseeküste, die ab 2018 vor allem Strom aus Windenergie
transportieren soll. Erstmals können Bürger damit am Bau und späteren
Betrieb der „Stromautobahn“ verdienen. „Das Projekt hat Modellcharakter
für ganz Deutschland“, sagte Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU)
gestern in Heide. Altmaier begrüßte ebenso wie Schleswig-Holsteins
Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) das Projekt als Chance, dass
Menschen nicht nur die Lasten der Energiewende mit Windanlagen und neuen
Stromleitungen tragen, sondern auch an der Wertschöpfung teilhaben. Die
Mindestanlage liegt bei 1000 Euro. In der Planungsphase soll die
Anleihe mit 3 Prozent und mit Beginn der Bauphase mit 5 Prozent verzinst
werden. Erwerben dürfen sie aber nur Bewohner und Grundstückseigentümer
aus den Kreisen Nordfriesland und Dithmarschen.


Seite 3:



Anleger unter Strom

Erstmals in Deutschland: 160 000 Haushalte an der Westküste können sich an der Hochspannungsleitung beteiligen und mitverdienen

Heide

Schon um 5.30 Uhr ist Peter Altmaier in Berlin aufgestanden, um
rechtzeitig um 10 Uhr in Heide zu sein. Doch nicht mal die kurze Nacht
konnte ihm die Laune verderben. „Fast die gleiche Frisur haben wir
schon“, witzelt der Bundesumweltminister beim Anblick auf die ebenfalls
kahlen Schädeldecken von Ministerpräsident Torsten Albig und Tennet-Geschäftsführer
Lex Hartmann. „Wenn die beiden anderen noch ein bisschen mehr essen
würden, könnten wir uns gegenseitig vertreten“, macht der
schwergewichtige Politiker heiter weiter. Und ist beim Thema: „Um
Gemeinsamkeit – darum geht es heute.“


Eine neue Form der Partnerschaft zwischen Bürgern und Energiewende:
Die wollen die drei Offiziellen mit dem Startschuss im
Veranstaltungssaal „Tivoli“ einläuten. Ab sofort bietet der
Netzbetreiber Tennet den Anwohnern der künftigen 380KV-Freileitung
zwischen Niebüll und Brunsbüttel die Chance, an der Trasse zu
verdienen. Alle 160 000 Haushalte in Nordfriesland und Dithmarschen
bekommen dazu heute Post. Bis zum 30. August haben sie die Möglichkeit,
Bürgeranleihen an der 150 Kilometer langen Höchstspannungsleitung zu
zeichnen. Die Mindesteinlage beträgt 1000 Euro.


Zum ersten Mal in Deutschland ist so etwas möglich. „Schleswig-Holstein
schreibt Geschichte“, rühmt Altmaier dieses Modell, für das sowohl er
selbst als auch Tennet die Urheberschaft beanspruchen. Beide versprechen
sich dadurch eine erhöhte Akzeptanz der die Landschaft verändernden
Stromautobahn. Der Umweltminister bildet das Beispiel der Oma, die für
ihre Enkelin einen Anteilsschein erwirbt – und dem Mädchen nach 20
Jahren einen Grundstock für den Start ins Studium mitgibt.


Um zu zeigen, dass es nicht in erster Linie um Kapitalbeschaffung,
sondern um Bürgerbeteiligung geht, soll die Anleihe nicht mehr als 15
Prozent der Investitionssumme einsammeln. Angesichts von schätzungsweise
210 Millionen Euro Gesamtkosten geht es um eine Summe von rund 31,5
Millionen Euro.


Für Ministerpräsident Torsten Albig geht es „keineswegs darum, die
Menschen zu kaufen“. Manchen Einwand, der gegen die Freileitung auf
vielen Diskussionsveranstaltungen formuliert worden sei, wolle er gar
nicht wegdiskutieren. Aber: Die Bürgeranleihe solle zeigen, „dass der
Leitungsausbau nicht nur individuelle Nachteile, sondern ebenso
individuelle Vorteile bieten kann“. Bundesweit plant Tennet 500
Kilometer Höchstspannungsleitungen. Dass es die finanzielle Beteiligung
zunächst nur für die 150 Kilometer in Schleswig-Holstein
anbietet, erklärt Geschäftsführer Lex Hartmann damit, dass die
Diskussionen an der Westküste „realitätsnäher“ als anderswo verlaufen
seien.


Gleichwohl erhofft sich Altmaier, dass ein Erfolg des Modells auch
bei Bürgern anderenorts eine entsprechende Nachfrage hervorbringt.
Selbst aus Japan und anderen fernen Ländern sei er schon auf das Modell
angesprochen worden.


Am frühen Abend haben sich 100 erste Interessenten auf der Internetseite der Bürgerleitung registriert.
Frank Jung






Bürgeranleihe Westküstenleitung Bedingungen, Zinsen, Laufzeit
Nur
wer in Nordfriesland und Dithmarschen wohnt oder dort Grundeigentum
besitzt, kann Anteile an der „Bürgeranleihe Westküstenleitung“ erwerben.
Anrainer aus dem Fünf-Kilometer-Radius
der Stromtrasse werden bei der Zuteilung von Wertpapieren bis zur Höhe
von 10 000 Euro bevorzugt. Die Anleger erwerben eine Hybridanleihe der
staatlichen Tennet-Holding. Das Risiko von
Hybridanleihen liegt zwischen dem von Aktien und Staatsanleihen. Sie
sind börsennotiert und können Kursschwankungen unterliegen. Bei einer
Insolvenz müssen die Besitzer damit rechnen, ihr Kapital komplett zu
verlieren, weil vorrangige Gläubiger zunächst bedient werden. Während
der Planung garantiert Tennet drei Prozent Zinsen. Ab Baubeginn erwartet
es etwa fünf Prozent Zinsen, garantiert sie aber, nicht zuletzt wegen
des Börsenhandels, nicht. Nach 20 Jahren will Tennet anbieten, die
Wertpapiere zurückzukaufen.
Details unter www.buergerleitung.de






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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 16.06.13, 19:43  Betreff: Re: Bürgeranleihe Westküstenleitung. WZ vom 15.06.2013  drucken  weiterempfehlen

Kommentar von Seite 2:




Beruhigungspille mit Chancen

Startschuss für die „Bürgeranleihe Westküstenleitung“

Frank Jung


Ob es sich finanziell für einen Klein-Investor lohnt, eine Bürgeranleihe für die Westküstenleitung zu zeichnen – das wird sich nur in jedem Einzelfall im Gespräch mit einem Finanzexperten klären lassen. Und wie bei jedem Wertpapier ist ein Stück Spekulation dabei. Denn die Hybridanleihe, die der Netzbetreiber Tennet Nordfriesen und Dithmarschern bietet, ist nicht frei von Handels- und anderen Risiken.

Dennoch lässt sich schon sagen: Politisch ist es einen Versuch wert. Die Energiewende gestaltet sich als „Marathon mit vielen Kurven“, wie es Ministerpräsident Torsten Albig bildhaft formuliert. Da ist der Test von Instrumenten, die den Atem beschleunigen können, eine Daueraufgabe. Natürlich macht ein Gewinn im Portemonnaie den Hochspannungsmast vor der Haustür nicht schöner. Aber doch erträglicher, wie die Erfahrungen mit Bürgerwindparks zeigen. Seitdem es diese breite finanzielle Beteiligungsform gibt, ist der Widerstand gegen Rotoren zwar nicht auf Null gesunken, hat sich aber spürbar verringert.

Dass es Tennet nicht um Kapitalbeschaffung geht, erkennt man schon daran, dass nicht jeder Bundesbürger zeichnen kann und unter den Anwohnern auch nur 15 Prozent der Investitionssumme gestreut werden sollen. Nein, die Bürgeranleihe ist eine Beruhigungspille. Aber wenn sie denn wirkt wie gedacht, lässt sich ein Nutzen für die Allgemeinheit kaum bestreiten. Selbst wenn die Verzinsung letzten Endes auch aus dem Netzentgelt und damit teils über den Strompreis finanziert wird – mehr als aufgewogen wird das volkswirtschaftlich, sofern die Anleihe die Akzeptanz für die Stromautobahn erhöht und die Trasse schnell fertig wird. Das passiert umso eher, je weniger Einsprüche und Klagen es gibt. Derzeit fallen Unsummen von Entschädigungen für Windmüller an, deren Energie sich mangels Leitungen nicht abführen lässt. Von 29 auf 36,9 Millionen Euro stieg diese Summe im Norden binnen Jahresfrist. Dieses Fiasko zu beseitigen, muss im Vordergrund stehen. Und dann kommt ja erst noch die Ernte der neuen Windeignungsflächen an Land und der Offshore-Parks. Zehn Prozent des deutschen Energiebedarfs soll Schleswig-Holstein in wenigen Jahren liefern. Tempo ist also oberstes Gebot. Davon haben alle etwas, egal ob Besitzer einer Bürgeranleihe oder nicht.



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