Gedankenspiele von Südweststrom für eine neue Nutzung auf dem 3,2 Hektar großen Kohlekraft-Grundstück im ChemCoastPark
Brunsbüttel
Ein Grundstück in bester Lage zwischen Kernkraftwerk und Elbehafen:
die knapp 3,2 Hektar große Fläche, auf der die Tübinger Südweststrom
(SWS) ursprünglich ihr Kohlekraftwerk errichten wollte. Nachdem die
Landesregierung den Optionsvertrag auf das Areal nicht verlängern
wollte, hatte SWS am 19. Juli das Aus für sein in der Region
umstrittenes Kraftwerksprojekt verkündet. Was wird nun aus der Fläche?
Die Option, so Jens Wrede von der Entwicklungsgesellschaft Egeb,
bedeute ein Vorkaufsrecht. Das habe sich Südweststrom für sein Vorhaben
gesichert. Mit Auslaufen der Option zum Jahresende sei grundsätzlich
auch die Option beendet. Allerdings könne sie auch verlängert werden.
Alexander Raithel, Pressesprecher des Tübinger Unternehmens, erklärt
auf Nachfrage, dass es durchaus Ideen gebe, jedoch keine Beschlüsse.
So habe Südweststrom mit dem Kieler Energiewendeminister Robert
Habeck über ein Gaskraftwerk gesprochen, dessen Abwärme als Prozessdampf
an die benachbarte Industrie verkauft werden könnte. Als zweite
denkbare Variante könnte ein Testfeld für Offshore-Windkraftanlagen
auf der freien Fläche installiert werden. Raithel: „Solche Anlagen
müssen getestet werden, bevor sie zertifiziert werden können.“ Erst
danach sei eine Errichtung im Meer möglich. „Dafür ist Brunsbüttel ein
attraktiver Standort.“ Ob aus diesen Ideen aber mehr werden kann als
reine Gedankenspiele, ist völlig offen.
Jens Wrede reagiert skeptisch auf diese Aussagen des SWS-Sprechers.
Die Industrie habe völlig unterschiedliche Voraussetzungen, was die
Nutzung von Prozessdampf angehe. Denn anders als bei Fernwärme genüge
nicht eine Temperatur. Vor allem aber fehle es für ein Gaskraftwerk im
Brunsbütteler Industriegebiet an der wichtigsten Voraussetzung: „Es ist
hier keine Gasleitung vorhanden, die das hergibt.“ Die nächste große
Versorgungsleitung sei „30, 40 Kilometer“ entfernt.
Grundsätzlich gelte aber: „Wir sind ein guter Standort für ein
Kraftwerk, weil hier die Abnehmerschaft ist.“ Allerdings müsse dafür die
nötige Infrastruktur geschaffen werden. Wrede betont: „Wir würden ein
vernünftiges Projekt begrüßen.“
Wenig angetan zeigt er sich von einem Testfeld für Windkraftanlagen.
Immerhin solle in diesem Bereich die vom Land unterstützte Multi-Purpose-Pier
entstehen. Wenn auf dem Areal aber ein Testfeld errichtet würde, „ist
dieses Grundstück blockiert“. Inzwischen rücke die Fläche als
Logistikareal für die geplante Pier ins Blickfeld. Fazit, so Wrede: „Als
Wirtschaftsförderer haben wir damit Bauchschmerzen.“
Und: Südweststrom müsste erneut ein langwieriges Verfahren anschieben,
bis überhaupt auf dem Grundstück gebaut werden kann. Die Fläche dürfte
also ab 1. Januar 2013 wieder verfügbar sein.
Ralf Pöschus