Totgesagte leben länger, das meint auch Alexander Raithel,
Pressesprecher der Tübinger Südweststrom. Während die Brunsbütteler
Kohlekraftgegner gestern eine Pressemitteilung verbreiteten, nach der
das geplante Kraftwerk im Industriegebiet vor dem Aus steht, betont
Raithel gegenüber unserer Zeitung: „Die Kollegen in Brunsbüttel arbeiten
weiter an der Genehmigung.“ Wie von Südweststrom-Chefin
Bettina Morlok bereits vor einem Jahr verkündet, werde weiter „aktiv
abgewartet“ – wohl bis Ende 2012. Schließlich, so Raithel, habe die
Bundesregierung das Tempo zu Überlegungen heruntergefahren, mit fossilen
Brennstoffen betriebene Kraftwerke zu fördern. Auf den von der
Bürgerinitiative erhofften Abgesang des Kraftwerksbaus muss wohl länger
gewartet werden. Die Hoffnung beruht auf einer von Dow Jones
verbreiteten Aussage des Tübinger Oberbürgermeisters. Der soll am Montag
gesagt haben, der Bau neuer Kohlekraftwerke in Deutschland habe absolut
keine Perspektive mehr, das gelte auch für das Projekt in Brunsbüttel.
Tags darauf ruderte die Presseabteilung zurück, zur Schleusenstadt sei
nichts gesagt worden. „Das sind die letzten Regungen des bereits seit
Jahren zum Scheitern verurteilten Projektes“, sagt Stephan Klose von der
Bürgerinitiative. Er fordert: „Wenn schon der frühere Hauptverfechter
des Vorhabens öffentlich die Unwirtschaftlichkeit von Kohleblöcken
proklamiert, ist es höchste Zeit, dass die Kraftwerksgesellschafter die
Reißleine ziehen. „Aktives Abwarten“ werde die Perspektivlosigkeit für
neue Kohleblöcke bei der Energiewende nicht ändern.