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Claudia · Beiträge: 4532 BI Teilnehmernummer: 106

Vom Schiff direkt auf die Bahn
Brunsbüttel Ports reaktiviert Gleis im Elbehafen und schafft sich so ein Alleinstellungsmerkmal
Brunsbüttel

Rund zehn Kilometer Schienen unterhält der Hafenbetreiber Brunsbüttel Ports im Bereich des Elbehafens. Davon werden jetzt 800 Meter Gleis wieder aktiviert, nachdem die Zuganbindung an den Kai seit der Privatisierung des einstigen Landeshafens 15 Jahre lang brach lag. Mit diesem Schritt, den sich der zur Brunsbütteler Schrammgruop gehörende Betrieb rund 800 000 Euro kosten lässt, schafft sich die Hafengesellschaft ein Alleinstellungsmerkmal. Sobald die letzte Asphaltdecke aufgetragen ist, soll das Hafengleis Mitte Mai wieder in Dienst gestellt werden.

Schienen zu unterhalten sei teuer, sagt Geschäftsführer Frank Schnabel. Deshalb hätten immer mehr Häfen schon vor geraumer Zeit davon Abstand genommen, Hafengleise zu unterhalten, die den direkten Umschlag vom Schiff auf die Bahn – und umgekehrt – ermöglichen. Stattdessen werde die Fracht lieber zweimal angefasst und auf der Pier zwischengelagert. Für Kunden bedeutet dies Mehrkosten, weil die Hafenlogistik mehrfach in Anspruch genommen wird. Das, gibt Schnabel zu, habe auch am Elbehafen Kunden gekostet. Denn denen sei es relativ egal, wo sie ihre Güter löschen, Hauptsache günstig. Jetzt könne der Hafen als einziger in der Region eben diesen lang vermissten Service anbieten. Selbst in Hamburg gebe es den direkten Umschlag vom Schiff auf die Schiene nicht mehr, sagt Schnabel. „Wir bieten in Zukunft etwas, was andere nicht können.“

Damit habe der für Massengüter ausgelegte Elbehafen die Perspektive, sich als Transithafen zu empfehlen. Und Dirk Brückner, Leiter der Baubteilung von Brunsbüttel Ports und zugleich Eisenbahnbetriebsleiter im Unternehmen betont: Das Hafengleis ermögliche die Abfertigung eines so genannten Ganzzuges – eines Güterzuges von insgesamt 750 Metern Länge. Nebenher entsteht am Hafen eine neue Lagerfläche von rund 9000 Quadratmetern. Dort stand vorher das alte Verwaltungsgebäude.
Entstanden war die Idee, das brach liegende Gleis wieder nutzen zu wollen, im Zuge der Hafensanierung, die insgesamt 15 Millionen Euro verschlungen und den Elbehafen auch für schwere Lasten ertüchtigt hatte. Natürlich, sagt Schnabel, sei die Investition in das Gleis mit einem gewissen Risiko behaftet. Andererseits: „Wer nicht investiert, ist irgendwann weg.“ Er ist zuversichtlich, mit dem neuen Angebot auch neue Kunden nach Brunsbüttel holen zu können. Ohnehin, in der Logistik gehe eine Entwicklung verstärkt dahin, die Straße zu entlasten. Was jetzt fehle, sei der Ausbau der Strecke Richtung Itzehoe. Hier fordert die Brunsbütteler Industrie seit langem ein zweites Gleis. Die Deutsche Bahn jedoch argumentiert damit, dass die eingleisige Strecke dem jetzigen Bedarf genüge. Falsch, findet Schnabel: „Das ist nicht zukunftsfähig.“ Denn es müsse darum gehen, den Blick nach vorn zu richten und die Schienenanbindung ins Hinterland attraktiver zu machen. Wenn dann die im Elbehafen erwarteten Kunden kämen, müsse der Abtransport reibungslos funktionieren, betont Schnabel. „Wir haben unseren Teil dazu getan.“
Ralf Pöschus

Universalhafen an der Elbe
Der Brunsbütteler Elbehafen gehörte dem Land und wurde vor 15 Jahren privatisiert. Zwischen 2012 und 2014 ließ Hafenbetreiber Brunsbüttel Ports die Anlage für 15 Millionen Euro ertüchtigen, das Land beteilige sich mit 1,35 Millionen Euro. Der Tiefwasserhafen für seegängie Schiffe ist für den Umschlag von Massengütern und Stückgütern aufgestellt, ein Schwerpunkt sind Windkraftanlagen.