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Wewelsfleth: Bürger wollen Klarheit über Krebsfälle. WZ vom 18.01.2012

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Claudia

Beiträge: 4532

BI Teilnehmernummer: 106

New PostErstellt: 18.01.12, 17:51  Betreff: Wewelsfleth: Bürger wollen Klarheit über Krebsfälle. WZ vom 18.01.2012  drucken  weiterempfehlen

Rätselhafte Krebsfälle: Bürger wollen Klarheit

Seit Jahren häufen sich die Erkrankungen in Wewelsfleth

Kiel /kim /vm

Die Bevölkerung von Wewelsfleth will endlich wissen, warum es in ihrer 1500 Einwohner-Gemeinde
im Kreis Steinburg mehr Krebsfälle gibt als anderswo. „Die Menschen
sind beunruhigt, schließlich liegen wir genau in der Hauptwindrichtung
des nur wenige Kilometer entfernten Kernkraftwerks Brokdorf“, erklärt
Karsten Hinrichsen von der Bürgerinitiative „Brokdorf-Akut“.
Zusammen mit 30 Mitstreitern samt Bürgermeister des Dorfes in der
Wilstermarsch übergab er gestern im Kieler Sozialministerium eine
Protestnote. „2000 Mensch haben unterschrieben, seit Jahren kämpfen wir
für eine Ursachenklärung, doch das Ministerium weigert sich“, so
Hinrichsen.


Von Weigerung könne keine Rede sein, verteidigte sich die Behörde.
„In den vergangenen zehn Jahren wurde eine Vielzahl von Untersuchungen
durchgeführt, bisher ohne befriedigendes Ergebnis“, sagte ein
Ministeriumssprecher. Und weiter: „Wir haben alle ein Interesse an der
Aufklärung, doch es fehlt derzeit ein wissenschaftlich fundierter Ansatz
für eine weitere Studie.“ Zwar gebe es in Wewelsfleth tatsächlich eine
auffällige Häufung an Krebserkrankungen. Die Quote liege um 49 Prozent
über dem Landesschnitt. Hinweise auf eine Strahlen-Ursache
fehlten jedoch. Die radioaktive Strahlung liege sogar deutlich
unterhalb der natürlichen Belastung. Tabak, Alkoholkonsum, falsche
Ernährung, genetische Veranlagung, aber auch die verstärkte
Inanspruchnahme von Untersuchungen zur Früherkennung könnten genauso gut
Ursache für die Häufung sein. Mit solchen Erklärungen wollen sich die
Wewelsflether nicht länger abspeisen lassen. „Sind die Krebsfälle
statistisch signifikant, muss davon ausgegangen werden, dass sie nicht
zufällig zustande gekommen sind“, so Bürgermeister Ingo Carstens. Er
fordert weitere Studien.


Seit mehr als zehn Jahren sorgen die Krebsfälle in der Gemeinde für
Sorgen und Diskussionen – auch über mögliche Gefahrenstoffe, die auf
einer nahen Schiffswerft verarbeitet werden. Das fast in Sichtweite
gelegene KKW kommt laut Landesregierung aber nicht als Ursache in
Betracht.

Kommentar von Seite 2:



Anspruch auf Aufklärung

Rätselhafte Häufung von Krebsfällen in Wewelsfleth

Volker Mehmel

Für die Menschen in Wewelsfleth ist es eine schreckliche Last. Seit
mehr als zehn Jahren wissen sie, dass in den Grenzen ihrer
Heimatgemeinde deutlich mehr Menschen an Krebs erkranken als irgendwo
sonst im Norden. Die Statistik lügt nicht. Bleibt die Frage nach der
Ursache. Der erste Blick fällt natürlich auf das in Sichtweite gelegene
Kernkraftwerk an der Unterelbe. Alle Messungen aber scheinen zu belegen,
dass Brokdorf als Verursacher der auffällig vielen Tumorerkrankungen
ausscheidet. Seit der Inbetriebnahme würden kontinuierlich alle
möglichen Daten erhoben. Ergebnis: Der radioaktive Ausstoß liege weit
unterhalb jeder natürlichen Belastung. Das jedenfalls versichern
Betreiber und Behörden.


Ungeachtet dessen schreiben sich Atomkraftgegner die Wewelsflether
Krebsrate immer wieder auf ihre Protestfahnen. Das mag Energieversorger
und Ministerien ärgern, hat aber auch sein Gutes. Nur dieser
Beharrlichkeit ist es letztlich zu verdanken, dass alle nur denkbaren
Anstrengungen zur Ursachenforschung unternommen werden. Auch der
Umstand, dass der örtliche Bürgermeister und seine Mitstreiter im
Gemeinderat nicht locker lassen, kann nur im Sinne der Bevölkerung sein.


Wenig hilfreich sind hingegen Feststellungen, die Krebserkrankungen
könnten auch auf Rauchen, Trinken oder eine allgemein ungesunde
Lebensweise zurückzuführen sein. Sicher wäre dies möglich. Dies aber zur
Begründung für statistische Ausschläge heranzuziehen, muss in den Ohren
der Wewelsflether fast schon zynisch klingen. Bemerkenswert ist
allerdings auch, dass ausgerechnet diese Gemeinde so hart getroffen ist,
während sich die Nachbarorte im statistischen Durchschnitt bewegen.
Aber auch die Mutmaßung, dass alles nur reiner Zufall sein könnte, ist
nicht gerade beruhigend. Die Menschen in Wewelsfleth und überall haben
einen Anspruch darauf, dass alles nur technisch und finanziell Mögliche
zur Aufklärung getan wird.







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