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"Kohlekraftwerke: Mit Volldampf in die Klimapleite", Interview mit Prof. Dr. Olav Hohmeyer - 06.05.

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Arne

Beiträge: 539

BI Teilnehmernummer: 98

New PostErstellt: 08.05.09, 11:00  Betreff: "Kohlekraftwerke: Mit Volldampf in die Klimapleite", Interview mit Prof. Dr. Olav Hohmeyer - 06.05.  drucken  weiterempfehlen

Interview mit Prof. Dr. Olav Hohmeyer

Kohlekraftwerke: Mit Volldampf in die Klimapleite

Prof. Dr. Olav Hohmeyer ist Professor für Energie- und Ressourcenwirtschaft an der Universität Flensburg, Europavertreter im UN-Weltklimarat und wurde als Vice-Chair der Arbeitsgruppe III („Verminderung des Klimawandels“) des Vierten Sachstandsberichts des IPCC mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet

In letzter Zeit häufen sich die Nachrichten über neue Kohlekraftwerke, die unbedingt gebaut werden müssen, damit die Lichter nicht ausgehen und der Ausstieg aus der Kernenergie planmäßig weitergehen kann. Sogar der Altgrüne Joschka Fischer lässt sich aus Angst vor dem (Atom-)Tod (genauer: dem Ausstieg aus der Kernenergie) zum Klimaselbstmord, dem Bau neuer Kohlekraftwerke, überreden. Ist es wirklich so, dass wir das Klimaproblem ohne die neuen Kohlekraftwerke in Moorburg, Brunsbüttel und anderswo nicht lösen können?

Bei genauer Betrachtung ergibt sich, dass wir weder den Tod (Weiterbetrieb der Kernkraftwerke) noch den Selbstmord (Bau neuer Kohlekraftwerke) brauchen, um das Klimaproblem im Elektrizitätsbereich zu lösen. Die Lösung heißt vielmehr, auf Effizienz und regenerative Energiequellen wie Sonne und Wind zu setzen. Nur so kommen wir zu einer Elektrizitätsversorgung, die auch in tausend oder hunderttausend Jahren noch zuverlässig funktioniert und klimafreundlich ist.

Setzen wir aber auf die Regenerativen, so können wir die alten Grundlastkraftwerke auf Atom- und Kohlebasis nicht mehr gebrauchen. Dies zeigt sich besonders deutlich an der deutschen Küste. Hier ist fest eingeplant, dass die Windenergie in den nächsten Jahren durch den Ausbau ihrer Nutzung in der deutschen Nordsee einen erheblich größeren Beitrag zur Elektrizitätsversorgung leistet. Konkrete Planungen gehen in den Bereich von mehreren zehntausend Megawatt installierter Windenergieleistung. Diese Elektrizität kommt an der norddeutschen Küste (z.B. nahe Brunsbüttel) an Land und muss dann zu den großen Verbrauchszentren im Westen und Süden der Republik weitergeleitet werden. Der Strom aus diesen Anlagen wird für 3.500 bis 5.000 Stunden im Jahr die Netze im Küstenbereich auslasten. Andere Kraftwerke können während dieser Zeit nicht laufen, da die Netze ausgelastet sind und konventionelle Kraftwerke im Vergleich zum Wind zu teuer Strom produzieren. Über den Betrieb eines Kraftwerks entscheiden dabei nur die sogenannten variablen Kosten, deren Höhe sich durch die Betriebsentscheidung beeinflussen lassen. Windenergie hat keine Brennstoffkosten und daher keine variablen Kosten. Konventionelle Kraftwerke haben erhebliche Brennstoffkosten für Kohle, Uran oder Gas. Deshalb sind sie nicht konkurrenzfähig, wenn der Wind bläst.

Neue Kohlekraftwerke und bestehende Atomkraftwerke benötigen für einen wirtschaftlichen Betrieb mindestens 6.000, besser 8.000 Betriebsstunden im Jahr. Analysen an der Universität Flensburg haben gezeigt, dass die in Brunsbüttel geplanten Kraftwerksblöcke nur gut 4.000 Betriebsstunden im Jahr erreichen werden. Kohlekraftwerke in Norddeutschland, die heute geplant oder gebaut werden, fahren deshalb mit Volldampf in die Pleite.

Jedes neue Kohlekraftwerk ist ein Anreiz für seinen Betreiber, den Ausbau der Windenergie vehement zu behindern. Jedes neue Kohlekraftwerk gefährdet eine tragfähige Klimaschutzstrategie. Gleiches gilt für den verlängerten Betrieb der Atomkraftwerke. Erlauben wir diesen, schaffen wir extrem starke Anreize für die Betreiber, einen langfristig wirksamen Klimaschutz zu unterlaufen.

Selbstmord aus Angst vor dem Tode à la Fischer taugt wirklich nicht für den Klimaschutz.

Quelle: http://www.klima-magazin.de/interviews/artikel/prof-dr-olav-hohmeyer.html





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