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Claudia

Beiträge: 4532

New PostErstellt: 14.02.12, 19:45     Betreff: Energiewende: Aktueller Stand im Norden. WZ vom 14.02.2012

Eve und der letzte Engländer
ENERGIEWENDE
Wir berichten in einer neuen fünfteiligen Serie über den aktuellen Stand der Entwicklung im Norden. Im ersten Teil dreht sich alles um die Windkraft - Potenziale, Befürworter, Gegner.




Momentaufnahme eines Kraftaktes

Sie schafft Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und sauberen Strom: Die Windkraft-Branche im Land boomt – und ist gleichzeitig hart umkämpft

Kiel

An ihr hängt viel Hoffnung – zugleich zieht sie aber auch viel Wut
auf sich. Die Windkraft ist eine der tragenden Säulen der Energiewende.
Ihr Ausbau in ganz großem Stil ist beschlossene Sache. Ein ehrgeiziges
Vorhaben, das für die Menschen in Schleswig-Holstein
große Veränderungen mit sich bringen wird – viele Möglichkeiten, aber
auch Probleme, Sorgen, Nöte. Eine regionale Momentaufnahme des
nationalen Kraftaktes.


Bundesweit drehen sich aktuell rund 22 297 Windräder (installierte
Leistung knapp 29 075 Megawatt), davon knapp 2700 in Schleswig-Holstein
(installierte Leistung 3271 Megawatt). Dabei dürfte die Zahl der
Anlagen als auch die installierte Leistung im hohen Norden in den
kommenden Jahren rasant nach oben schnellen. So ist in diesem Jahr der
Baubeginn für zwei Offshore-Windparks vor der schleswig-holsteinischen Küste geplant. Etwa 35 Kilometer nördlich von Helgoland soll der Park Nordsee-Ost
entstehen, etwa 70 Kilometer vor Sylt der Park DanTysk. Für weit
stärkere Aufmerksamkeit sorgen aktuell aber die Pläne der
Landesregierung, nach denen der Umfang der Windkrafteignungsgebiete von
0,78 auf 1,5 Prozent der Landesfläche fast verdoppelt werden soll.
Politik und Branchenverbände geben sich ungeachtet der Proteste in
Teilen der Bevölkerung zuversichtlich, dass das Verfahren noch vor der
Landtagswahl im Mai abgeschlossen sein wird.


„Wir reden über 9000 Hektar zusätzlich. Darauf könnten beispielsweise 1000 neue Zwei-Megawatt-Anlagen aufgestellt werden“, sagt Windcomm-Manager
Martin Schmidt. Die Planungen für die Aufstellung neuer Windräder
laufen in einigen Orten bereits auf Hochtouren. „Die normale Vorlaufzeit
beträgt zwei bis drei Jahre. Es gibt aber Projektplaner und
Betreibergesellschaften, die haben bereits im Vorwege alle Gutachten
eingeholt. Die benötigen – sobald die zusätzlichen Flächen zur Verfügung
stehen – nur noch eine Baugenehmigung. Die könnten Ende dieses Jahres
bereits mit dem Bau neuer Windparks beginnen“, so Schmidt.


Die zusätzlichen Windräder bringen nicht nur die Energiewende voran,
sondern auch die regionale Windwirtschaft. Schätzungen zufolge hängen
bereits heute Tausende Jobs daran. Die Palette der Firmen reicht von
großen Windkraftanlagenbauern, die hier Standorte oder auch
Produktionsstätten haben, bis hin zu Baufirmen, Service- und
Wartungsbetrieben, Planungsbüros, Versicherern und Banken.


Große Geschäfte,
große Konkurrenz, großer Protest

Nicht zuletzt profitieren Schiffszulieferer, Werften und Häfen vom Offshore-Geschäft.
„Ich gehe von Gesamtinvestitionen der Windbranche im Bundesland von
zirca zehn Milliarden Euro in den kommenden sechs bis sieben Jahren
aus“, sagt Hermann Albers, der Präsident des Bundesverbandes Windenergie
(BWE).


Doch das Windgeschäft ist hart umkämpft. Hamburg hat sich als
Deutschlands „Hauptstadt“ der Windenergie positioniert. So haben viele
große Konzerne der Branche in den letzten Jahren ihre Zentrale in die
Hansestadt verlegt. Zudem soll dort 2014 erstmals eine internationale
Windmesse ausgerichtet werden – notfalls auch in Konkurrenz zu dem
etablierten Standort in Husum. Dass es darüber einen offenen Streit
gibt, sagt viel aus. Auch das Windgeschäft auf dem Meer ist nicht
leicht. Lange hatten fast ausschließlich Häfen in Niedersachsen, der in
Bremerhaven und auch das europäische Ausland bei der Windbranche im
Fokus gestanden. Aber der Zug sei für Schleswig-Holstein noch nicht abgefahren, heißt es in der Branche. Inzwischen kann man auch hier auf erste Erfolge verweisen.


Auf gute Geschäfte mit dem Wind setzen nicht zuletzt auch Bürger, die
sich an Windparks beteiligen oder dafür ihre Felder verpachten. Denn
der verkaufte Strom kann ihnen eine satte Rendite bescheren – und den
Gemeinden eine satte Gewerbesteuer. Eine Garantie gibt es dafür aber
nicht. Selbst in Orten, in denen es gut läuft, heißt es, dass viel vom
Standort abhängt, von der Qualität der Anlagen, vom Wetter. Ohne Risiko
läuft es nicht.


Der BWE verbindet mit Bürgerwindparks auch eine breite Akzeptanz der Technologie. „Mittlerweile gibt es in Schleswig-Holstein
Hunderte solcher Bürgergesellschaften mit jeweils Hunderten von
beteiligten Bürgern. Ich vermute, dass die Zahl der direkt und indirekt
Beteiligten bei mehreren Zehntausend liegt. Die Beteiligung an
Windprojekten ist für viele Bürger möglich, da die Einstiegsbeträge oft
nur bei einigen hundert Euro liegen“, sagt Hermann Albers. Andernorts
wird kritisiert, dass die Beteiligung an einem Windpark meistens erst
bei 5000 Euro beginnt. Nicht jeder hat so viel. Und: Bürgerwindpark ist
nicht gleich Bürgerwindpark. Einige werden nur von Bürgern betrieben, an
anderen beteiligen sich auch Großinvestoren. Die Modelle sind
unterschiedlich. Auch gibt es Parks, die ausschließlich in der Hand von
Fondsgesellschaften sind.


Doch trotz Konkurrenz und wirtschaftlichem Risiko könnte die
Energiewende viele Gewinner mit sich bringen – wären da nicht noch so
viele ungelöste Fragen, wie die des dringend erforderlichen Netzausbaus
(siehe Infokasten). Wie die massiven Probleme mit dem Bau der Windparks
auf dem Meer. Wäre da nicht der stark gewachsene Protest in der
Bevölkerung. So haben sich im Aktionsbündnis Gegenwind-SH inzwischen 60 Bürgerinitiativen zusammengeschlossen. Sie kritisieren die „Verspargelung“ der Landschaft, Geräusch-Belästigungen,
Schattenwurf, sorgen sich um den Naturschutz, bringen Wertverluste
ihrer Häuser und Grundstücke an. Sie sehen die wirtschaftlichen
Interessen einiger weniger im Vordergrund stehen. Sie fühlen sich von
der Politik nicht gut informiert und mitgenommen. Und auch wenn Politik
und Wirtschaft von klaren Mehrheiten für die Windkraft sprechen – die
Kritik dieser Bürger findet bei ihnen Gehör.


Tanja Nissen

Der zweite Teil der Serie erscheint am 21. Februar und beschäftigt sich mit der Kohlekraft im Land.







Herausforderung Netzausbau
/kea

Was
nützt der ganze saubere Windstrom, wenn er am Ende „weggeworfen“ wird?
Gar nichts, darin sind sich Windmüller, Verbraucher,
Stromtrassenbetreiber und Umweltschützer einig. Trotzdem ging im
vergangenen Jahr Windstrom im Wert von 20 Millionen Euro verloren, weil
die Kapazität der Netze nicht ausreichte, um ihn aufzunehmen. Häufig
dauert es mehr als zehn Jahre, bis die Planungen für neue Stromtrassen
abgeschlossen sind. In Schleswig-Holstein müssen
nach Angaben der Netzbetreiber rund 700 Kilometer neue Hoch- und
Höchstspannungsleitungen gebaut werden; fertiggestellt ist bisher nur
die 110 KV-Leitung zwischen Breklum und
Flensburg. Es gilt den Balanceakt zwischen schnellerer Planung auf der
einen und mehr Bürgerbeteiligung auf der anderen Seite zu schaffen. Im
Land wurde zu diesem Zweck im Sommer 2011 eine
Beschleunigungsvereinbarung zwischen dem Wirtschaftsministerium und den
beiden großen Netzbetreibern E.ON-Netz und Tennet geschlossen. Neben mehreren 110 KV-Leitungen soll im Jahr 2015 mit dem Bau einer 380 KV-Leitung
an der Westküste begonnen werden. Im Bund wurde mit dem neuen
Netzausbaubeschleunigungsgesetz der Weg für eine zügigere Planung von
großen Stromtrassen über Ländergrenzen hinweg bereitet.






[editiert: 28.02.12, 19:24 von Claudia]
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